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Michael erschrak zu Tode, als er die letzten Worte des Fremden
hörte. Er wusste zwar, dass es irgendwo einen Mitwisser außer
ihm, Jennifer und ihrem Onkel gab, doch war er trotz allem davon
ausgegangen, ihn nie zu treffen. Er hatte viel zu viel Angst,
der Fremde könne versuchen, ihm den Spiegel zu entreißen. Daher
hatte er diesen Gedanken weit weg geschoben.
Der Fremde blickte ihnen einen Moment schweigend an, kramte in
seiner Hosentasche und förderte eine Zigarettenpackung hervor.
Demonstrativ hielt er sie Michael entgegen:
"Rauchst du? Dann bitte bedien' dich!"
"Eigentlich nicht", sagte Michael und nahm sich eine. Er hatte
das Gefühl, die beruhigende Wirkung, die ihm von so vielen
Leuten beschrieben worden war, testen zu müssen.
"Woher wissen sie von dem Spiegel?", fragte er dann, nachdem er
an seiner Zigarette gezogen und sich tatsächlich ein wenig
besser gefühlt hatte.
Der Fremde tat es ihm gleich und sah Michael dann direkt in
übermüdete und vom Schock gezeichneten Augen:
"Genau so wie du, habe ich den Spiegel einstmals gekauft. Und
wir Beide waren nun wirklich nicht die Einzigen, es gab einige
Dutzend."
Michael bekam das Gefühl, sich übergeben zu müssen. éEinige
Dutzend Menschen sollten den Spiegel gehabt haben? Davon würden
ihn sicherlich gerne einige wieder besitzen. Anscheinend war er
doch in Gefahr.' "Und du bist also auch der Brief Schreiber?"
wollte Michael wissen, als er gleichzeitig den Übelkeitsreiz
bekämpfte.
Er entschied sich, den Fremden zu duzen. Sie kannten wohl das
größte Geheimnis von einander. Kurz schoss Michael die Frage
durch den Kopf, warum er sich überhaupt darüber Gedanken machte,
dass es falsch sein könnte, jemanden zu duzen.
"Ich bin der Autor des kurzen Briefes, das ist richtig. Und
deine Antwort hat mich sehr besorgt. Du läufst Gefahr, ihr in
die Falle zu gehen."
Michael wurde hellhörig, endlich hatte er etwas konkretes gehört
. "Ihr? Du sprichst über eine Frau? Wen meinst du?"
Der Fremde schluckte und seine Augen ließen auf einen
innerlichen Kampf schließen. Als ob er sich an ein
zurückliegendes Ereignis nur noch mühsam erinnern könnte. Dann
zog er an seiner Zigarette und die aufglimmende Asche schien
symbolisch für den aufzubringenden Mut zu stehen, den er
benötigte, Michael zu antworten.
"Sie ist die Herrin des Spiegels! Die Urheberin des Ganzen. Und
diejenige, die dafür gesorgt hat, dass du den Spiegel und deinen
Spaß am Dienen bekommen hast."
Zu seiner eigenen großen Überraschung behielt Michael diesmal
die Fassung. Zu groß war das Gefühl der Erleichterung, endlich
etwas Handfestes über diesen mystischen Spiegel erfahren zu
haben.
"Es steckt also wirklich ein menschliches Wesen hinter dem
Spiegel? Du sagst, eine Frau? Und was soll das Ganze? Warum habe
ich den Spiegel bekommen?"
Der Fremde rieb sich sein Kinn.
"Er soll dich verändern. Er soll dich darauf vorbereiten, ihr zu
gehören. Dich süchtig nach ihr machen. Wenn es wie bei mir war,
bist du in dem wenigen Schlaf, den du bekommen hast, des öfteren
einer ziemlich rabiaten Dame begegnet, die dich für sich
wollte."
Das saß! Er hatte Michael gerade viele seiner letzten Träume
recht passend zusammen gefasst, ohne, dass er jemals ein Wort
mit ihm gesprochen hatte. Michael wusste nicht, ob der Fremde
die Wahrheit sprach und ihm tatsächlich versuchte zu helfen oder
aber, ob er durch Lügen schaden wollte. Vielleicht war er ja
auch für all das, was ihm passierte, verantwortlich. Egal was zu
traf, der Fremde wusste mehr über den Spiegel und war daher
interessant für Michael.
Er hatte inzwischen seine Zigarette aufgeraucht und zerdrückte
den letzten Stummel mit seinem Schuh auf dem Fußgängerweg. Das
Angebot einer erneuten Zigarette nahm er mit dankbarem Blick
wahr.
"Also, nur damit ich das jetzt auch wirklich verstehe. Der
Spiegel, den ich gekauft habe und der mir diese Erlebnisse mit
den herrlichen Dominas geschenkt hat, welche mich an nichts
anderes mehr denken lassen, ist mir in Wirklichkeit von
irgendeiner Herrin des Spiegels zugespielt worden, um mich so zu
verändern, dass ich ihr dienen will. Und diese Herrin des
Spiegels ist die nicht sympathische, aber dennoch erregende Dame
in meinen Träumen. Sehe ich das richtig?"
Der Fremde machte eine Faust, zerdrückte dabei seine
Zigarettenpackung und nickte.
Michael musste darüber nachdenken und spielte einen kurzen
Moment mit dem Gedanken, dass er vielleicht doch schlafen
könnte. Zu unglaublich klang das eben Gehörte. Er wusste nicht,
was er davon halten sollte. Er dachte einen Moment nach, war
dann sehr froh, dass ihm noch einige offene Fragen einfielen,
die etwas Licht in das große Dunkel seiner Unwissenheit bringen
könnten:
"Was ist mit den Erlebnissen selbst? Ist hier irgendeine Art von
Magie im Spiel, oder wie lässt sich das alles erklären?"
Der Fremde schien für einen kurzen Moment fast zu lächeln:
"Nein, Magie ist wirklich nicht im Spiel. Das lässt sich alles
wissenschaftlich erklären."
Michael wollte den Mund aufmachen und nach der Erklärung fragen,
als er auf einmal wahrnahm, wie alles in seinem Körper zu
schreien schien, er solle das nicht tun, das würde ihn ins
Unglück stürzen. Der Gedanke allein, die Frage auszusprechen,
schien ihm so große Schmerzen zu bereiten, dass er nur sein
Gesicht verziehen konnte, um die Schmerzen zu ertragen und
schwieg, um den Schreien Folge zu leisten und die Schmerzen so
loszuwerden.
Der Fremde sah ihn entsetzt an, fasste ihn dann an den Schultern
und drehte seinen Kopf, der immer noch mit dem Schock kämpfte,
zu sich:
"Gerade ist etwas mit dir passiert nicht, nicht wahr?"
"Was?" Michael schüttelte sich und versuchte verzweifelt das
drückende Gefühl wieder los zu werden. Er war schockiert und
bekam lähmende Angst. So bewusst hatte er nie erlebt, dass er
die Kontrolle über seinen Geist und seinen Körper verloren
hatte. Er wurde wirklich verändert und verlor die Kontrolle,
ohne sich wehren zu können. Er bekam Furcht davor, wie weit das
alles schon gegangen wäre und was es ihn noch zwingen könnte, zu
tun! Er war in Gefahr!
"Gerade wolltest du mich nach der wissenschaftlichen Erklärung
für das Spiegelphänomen fragen und dann hat irgendwas in dir das
verhindert! Richtig?", wollte der Fremde wissen.
"Eine Veränderung des Spiegels?" wollte er mit immer noch
brüchiger Stimme wissen.
"Ja, eine der Veränderungen, die man durchmachen muss. Das man
nicht mehr schläft, ist auch eine indirekte Folge davon. Erstens
schwächt das deine Konzentration, zweitens wirkt dein Körper so
der Angst vor neuen Träumen entgegen. Was aber nicht hilft, da
durch den Schlafentzug deine Abwehr so geschwächt wird, dass ein
neuer Traum nur um so heftiger wirkt. Und irgendwann musst du
schlafen."
Michael nickte, das klang logisch für ihn.
"Wer ist die Herrin des Spiegels? Ich habe sie in meinen Träumen
nie ganz gesehen."
Das schien den Fremden sehr zu überraschen. Er runzelte die
Stirn und blickte einen Moment irritiert auf den Fluss, der so
ruhig neben den Beiden strömte, als versuche er zu lauschen.
"Nein? Das verstehe ich nicht. Ich habe sie vom ersten Tag an
komplett gesehen. Irgendwas muss bei dir anders sein."
"Kannst du mir sie beschreiben?", ging Michael dazwischen, wobei
er nervös von einer Stelle auf die andere trat.
"Ja, das heißt nein. Also, ich könnte schon, nur das würde dir
nichts nützen. Der Spiegel soll vor ein paar Jahren an eine
neue, junge Herrin weitergegeben worden sein. Ich habe sie nur
flüchtig gesehen. Sie ist ungefähr dein Alter. Aber ich würde
sie wieder erkennen, wenn ich sie sehe."
"Dann lass uns gemeinsam alle Frauen in meinem Umfeld
kontrollieren und wenn wir die richtige gefunden haben, gehen
wir zu ihr."
Der Fremde blickte betroffen zu Boden. Sein Blick füllte sich
von einem Augenblick zum anderen mit Angst. "Das geht nicht."
"Wieso nicht?"
"Weil ich nicht unbedingt das war, was man einen folgsamen
Sklaven nennen würde. Daher wurde ich schließlich aus dem Dienst
entlassen, mit der ausdrücklichen Warnung, nie jemandem über den
Spiegel und die Herrin zu berichten. Sonst würde es mir schlecht
ergehen."
"Warum hat man dich entlassen, so bist du doch immer eine Gefahr
für sie?", wollte Michael wissen, dessen mulmiges Gefühl in der
Magengegend nicht verschwinden wollte.
"Freiwilligkeit. Es geht um Freiwilligkeit. Der Spiegel kann
dich verändern, dich beeinflussen, aber nicht brechen und dich
zu nichts zwingen. Du musst alles freiwillig machen. Das fängt
schon damit an, dass du den Spiegel freiwillig benutzt. Und so
sollst du auch dienen. Freiwillig."
Michaels Gesicht machte deutlich, dass er nicht verstand, was
der Fremde damit ausdrücken wollte.
"Jeder von uns war ohne Zwang dort. Wir hatten jederzeit das
Recht zu gehen. In diesem Fall durften wir aber nie
wiederkommen. Ich war der Allererste, der tatsächlich gegangen
ist. Davor und danach hat die Herrin nie wieder jemand
verlassen. Und mir hat man noch glaubhaft versichert, dass es
der schlimmste Fehler meines Lebens werden würde. Und oft genug
habe ich das auch wirklich gedacht." Der Fremde sah mit einem
sehr unglücklichen Ausdruck auf den Boden.
"Warum bist du denn dann überhaupt dort weg?"
Der Fremde blickte Michael nach dieser Bemerkung verständnislos
an. Scheinbar hatte er diese Frage nicht erwartet.
"Warum ich gegangen bin? Was meinst du?"
"Ja, aber wenn es dir gefallen hat? Ganz ehrlich, ich finde die
Vorstellung schon erregend, dauerhaft einer jungen Frau zu
dienen."
Der Fremde schaute ihn entsetzt an:
"Offenbar ist die Wirkung des Spiegels bei dir wirklich schon
weiter, als ich dachte. Wie erregend findest du es denn, alles
aufzugeben? All deine Freunde, deine Familie, deine Freundinnen,
dein Geld, dein Leben?"
Natürlich, daran hatte Michael nicht gedacht. Es war nicht wie
ein Studiobesuch, vor dem er immer wegen Natalie
zurückgeschreckt hatte. Nicht rein, raus, fertig, hallo zurück
in Freiheit.
"Alles aufgeben?", flüsterte er leise und dachte an Julia. Sie
aufgeben, vielleicht niemals wieder sehen. Nein! Niemals! Er
schüttelte sich:
"Entschuldigung, du hast recht, ich habe nicht nachgedacht. Was
ist denn nun die wissenschaftliche Begründung für das
Spiegelphänomen?"
In dem Moment geschah es. Der Fremde stockte, hielt sich eine
Hand an sein linkes Ohr, um besser hören zu können, dann wurde
sein Gesicht eine bleiche Fratze.
Rufe und das Geräusch von laufenden Männern! Sie kamen näher.
Schnell!
"Die wollen, wollen mich.", stotterte er.
Michael überlegte kurz. Jogger? So früh am Morgen? Nein! Höchst
unwahrscheinlich! Der Fremde war in Gefahr! Dieser schaute
Michael noch einen Moment verängstigt an und wandte sich dann
um, um wegzulaufen.
"Einen Moment noch, bitte.", hielt Michael den Fremden zurück,
obwohl er Verständnis für dessen Fluchtbestrebungen hatte.
"Was denn noch?" Die Stimme des Anderen klang sichtlich gehetzt.
"Wie bleiben wir in Kontakt?" Michael ließ sich von der Stimmung
anstecken und sprach seinerseits immer schneller.
"Gilt deine Emailadresse, die du dem Hotel gegeben hast?"
"Ja, die stimmt.", bestätigte Michael.
Der Fremde lief los, scheinbar so schnell er konnte und drehte
im laufen noch einmal den Kopf: "Ich schreibe dir. Keine Sorge!"
Michael stand still und wartete einige Minuten. Die Geräusche
der laufenden Männer kamen näher und näher. Schließlich traten
sie aus dem Halbdunkel des Mondlichtes und er konnte sehen, was
auf ihn zu kam. Seine Herz schlug immer heftiger, beruhigte sich
dann wieder.
Tatsächlich nur eine Gruppe Jogger, die wohl die frühen Stunden
nutzten wollten, um ungestört ihr Training zu absolvieren. Sie
liefen fröhlich an Michael vorbei und einer wünschte ihm noch
einen schönen guten Morgen. Gerade als Michael sich in Richtung
seines Hotels drehte, fuhr er zusammen, als er hörte was einer
der Männer zu einem Anderen sagte:
"Doch! Hier irgendwo muss er sein! Du hast doch den Anderen
gerade gesehen."
Der Schock hatte gesessen. Scheinbar war die Gruppe Jogger
tatsächlich hinter dem Fremden und Michael her. Wohl nur hinter
dem Fremden, überlegte Michael, denn ihn hatten sie ja als "den
Anderen" in Ruhe gelassen! Michael ging durch Mark und Bein
erschüttert und von Angst erfüllt los. Ziellos.
Michael schlenderte den Fluss entlang, bewunderte die Brücke,
die Julius Caesar einstmals hatte errichten lassen und versuchte
seine Gedanken zu ordnen. Das fiel ihm überaus schwer, da er
nicht verstand, wie er reagieren sollte. Nie war er in ein
solchen Lage gewesen. Das war eine Situation fürs Fernsehen oder
für 2. klassige Geschichten irgendwelcher 3. klassigen Autoren,
aber nicht für sein Leben.
Als die Sonne langsam aufzusteigen begann und er seine Hände vor
seine Augen legen musste, um nicht von der Spiegelung der Sonne
im Fluss geblendet zu werden, entschied er sich, ins Hotel
zurückzukehren.
Das Beste, dachte er, würde wohl sein, einfach wegzufahren.
Zurück nach Hause. Das lag ja weit genug entfernt. Aber was
sollte er Julia sagen? Würde sie es verstehen oder würde sie
nicht als erneute Verletzung betrachten, dabei war sie doch so
wunderbar zu ihm.
Das Problem, wie er es Julia sagen sollte, stellte sich ihm
schneller, als er gedacht hatte. Als er die Tür zu seinem Zimmer
aufschließen wollte, öffnete sich diese ganz wie von selbst.
Dahinter stand Julia, die ihn mit zornigem Gesichtsausdruck
ansah.
"Wo warst du? Ich habe mir Sorgen gemacht! Du warst verdammt
lange weg!" kam ihm entgegen, als er das Zimmer betrat.
Michael war nun wirklich nicht in der Stimmung, sich zu
erklären.
"Ich war spazieren. Konnte nicht schlafen." Das letzte hatte er
nur gebrummelt.
"Du hättest etwas sagen können!" Michael drehte sich sofort um
und schämte sich, als er ihre besorgte Stimme hörte. Sie hatte
ihm Gestern einen wunderbaren Tag geschenkt und er war ihr für
so vieles dankbar, trotzdem fühlte er sich schon dadurch
gestört, dass sie sich Sorgen machte. Egal welche Probleme er
hatte, er dachte, dass er sich nicht so benehmen dürfe. Sonst
wäre er nichts als ein Schwein.
"Es tut mir leid. Ich war einfach genervt, weil ich unter dieser
Schlaflosigkeit leide."
"Ist schon in Ordnung, Hauptsache dir geht es gut.", erwiderte
Julia liebevoll, presste sich an seinen Körper und drückte ihm
einen tiefen Kuss auf.
Michael merkte erst jetzt, dass sie ihm schon die ganze Zeit
barbusig gegenüber gestanden hatte. Diese Brüste rieben nun an
seinem Körper, als sie während ihres Kusses leicht ihren Stand
veränderte. Das erregte ihn sofort wieder und ließ ihn zum
ersten Mal an etwas Anderes, als das kürzlich erlebte, denken.
"Die Fesseln hängen noch da.", flüsterte sie und deutete in
Richtung des Bettes. Allein die Erinnerung an deren Gebrauch
ließ Michaels Erregung ins Unermessliche steigen.
"Wollen wir sie noch mal benutzen?" wollte er in einem fast
verschwörerischen Ton wissen.
"Wann immer du willst."
"Dann jetzt." Danach versuchten Beide, während sie sich küssten,
zum Bett zu gelangen.
"Eine Frage noch", begann Julia, während sie ihn küsste und
sanft einen seiner Arme herunterdrückte.
"Alles", antwortete Michael, dessen Erregung aufgrund der
Reizüberflutung und der Vorfreude Julia fröhlich entgegen
pulsierte.
"Ich stand vorhin auf dem Balkon. Und da habe ich dich mit einem
Fremden reden sehen. Du sahst sehr besorgt aus. Wer war das und
was hat er dir erzählt?"
Michael gefror augenblicklich. Eine fremde, ungeheuerliche Idee
breitete sich in ihm aus. Er war wie paralysiert, so stark war
diese Idee! Nein, das konnte nicht sein, das durfte nicht sein.
Er dachte weiter nach und hörte auf Julia zu berühren. Seine
Gedanken kreisten immer nur um den neuen Verdacht. Es würde
alles einen Sinn ergeben, alles würde zusammenpassen.
"Warum willst du wissen, wer es war und was er gesagt hat?",
fragte er und hoffte, dass die Antwort Erklärung bringen würde.
Und dass sein schrecklicher Verdacht sich in Schall und Rauch
auflösen würde.
Julia stockte, so als würde sie die Frage irritieren. Als sei es
eine gänzlich unangemessene Frage.
"Weil es mich interessiert, weil ich mir Sorgen gemacht habe."
Aufgrund ihrer zögernden Reaktion zerbrach etwas in Michael.
Sein Vertrauen in sie, vielleicht sogar in ihn oder sein Leben.
Er hatte Angst. Das war zum ersten Mal in seinem Leben wirklich
das Gefühl von Angst! Gerade nach den Erfahrungen mit dem
Fremden! So etwas und so eine Furcht hatte er noch nicht erlebt.
Und sie war daran Schuld!
éNatürlich hast du dir Sorgen gemacht, das glaube ich sofort',
schoss ihm dann durch den Kopf, als er Julia wegstieß. Und immer
wieder kamen die Schlussfolgerungen, die ihm zu seinem
schrecklichen Verdacht gebracht hatten:
éWer hat dich nach Trier eingeladen, als gerade mit Natalie
Schluss war? Wer ist scheinbar schon ziemlich lange hinter dir
her? Wer hat dich lange genug alleine durch die Stadt laufen
lassen, dass du auf den Laden mit dem Spiegel stoßen musstest?
Wer hat dir immer wieder genug Zeit gegeben, um den Spiegel zu
benutzen, ohne dass du gestört worden wärest? Wer hat dir
gestern völlig überraschend seine dominante Seite gezeigt? Wer
wollte dich denn jetzt gerade schon wieder ans Bett fesseln?
Immer nur sie! Julia, Julia und wieder Julia! Sie musste es
sein!' Es gab für Michael keine andere logische Erklärung. Und
das sie jetzt wissen wollte, was der Fremde gesagt hatte, passte
in das schreckliche Bild! Genau wie der wohl nur vorgetäuschte
Streit mit Jennifer in dem Spiegelladen. Oh, er war so blind
gewesen!
Er gab Julia erneut einen kräftigen Stoß, die ihn immer noch
berühren wollte. Diese beschwerte sich lauthals, schien es aber
noch für ein Spiel zu halten. Michael dagegen kannte nur noch
einen Gedanken. Raus! Weg von ihr! Dann würde er vielleicht
wieder klar denken können. Er musste sich in Sicherheit bringen,
er wollte nicht wie der Fremde enden. Ein ganzes Leben in Angst,
weil er versuchte, andere Menschen vor Schaden zu bewahren. Er
wollte nie wieder eine Veränderung mit solchen Schmerzen, wie
vorhin mit dem Fremden, durchleben. Und er musste verstehen, wie
er derartig auf Julia reinfallen konnte. Es war doch alles so
offensichtlich. Gestern ließ sie ihn sogar einen Sklaventanga
tragen. Warum hatte er das alles nur nicht verstanden? In
Verbindung gebracht?'
Er begann sich wieder anzuziehen und bemerkte nicht, wie Julia
starr neben ihm lag, so als würde sie nicht verstehen, was vor
sich ging.
Ab und zu sprach sie ihn an. Nur noch ignorieren, dachte er und
hielt sich die Ohren zu. Er wollte nichts mehr davon hören, was
die Schlange sagte. Er hatte schon genug von ihrem süßen
Gesäusel gehört und sich täuschen lassen. Mit schnellen
Handgriffen fand er seine Reisetasche und begann seine Klamotten
ungeordnet und so eilig wie möglich in die Tasche zu werfen. Ab
und zu blickte er vorwurfsvoll zu Julia:
"Ich war ja so ein Vollidiot, so unendlich bescheuert, dass ich
dir geglaubt habe, dass ich etwas für dich gefühlt habe, du Gott
verdammte Schlampe.", sagte er, noch immer unter Schock, wieder
und wieder und bemerkte dabei nur am Rande, dass sie nichts mehr
sagte, seinen Blick mied und ihre Augen sich mit Tränen gefühlt
hatten. Er wertete es als das Schuldeingeständnis einer
überführten Frau.
Als seine Sachen vollständig waren und Julia noch immer
regungslos weinend auf dem Bett lag, wandte er sich entschlossen
zur Tür. Er öffnete, sah noch einmal kurz zurück und schrie sie
an:
"Warum machst du das mit den Männern? Warum machst du das mit
mir?"
Sie zuckte kurz, sah Tränen überströmt auf und gab wimmernd
Antwort:
"Ich weiß nicht wovon du sprichst, bitte bleib. Ich verstehe das
alles nicht."
"Gott verdammte Lügnerin!"
Dann wandte er sich um und ging. In die Freiheit und mit dem
Selbstverständnis richtig gehandelt zu haben.
Eiligen Schrittes nahm er die Treppen, um in die Lobby und von
dort ins Freie zu gelangen. Er brauchte Bewegung. Er drehte mit
gequältem Gesicht seine Schultern, um seine stark angespannten
Muskeln entspannen. Und, um das Bild der weinenden,
zusammenkauernden Julia, dass ihn doch mehr beeindruckt hatte,
als er bereit war, zuzugeben, zu verdrängen. Nein, nur sie
konnte die Herrin des Spiegels sein. Das war die einzige
logische Erklärung!
Mit einem Mal fühlte er in seiner Reisetasche, die aufgrund
seines hohen Tempos wackelte, etwas Hartes immer zu gegen seinen
Körper prallen. Er konnte sich das nicht erklären. Eigentlich
hatte er so etwas nicht bei sich.
Nachdem er in der Tasche eilig gesucht hatte, musste er
unwillkürlich lächeln, als er ihn sah. Vermutlich hatte er ihn
wie in Trance mit eingesteckt!
In seiner Tasche lag seelenruhig der Spiegel, so als würden ihn
die Ereignisse der letzten Minuten gar nichts angehen. Michael
überlegte, was er jetzt tun sollte und je länger er nachdachte,
desto schneller verschwand sein Lächeln. Dort lag kein Spiegel
und kein Liebesobjekt und ganz sicher nicht die Erlösung all
seiner Träume, dort lag die Ursache all seiner Probleme! Er
wollte den verdammten Spiegel nicht mehr haben, er kam von
Julia! Und sowohl sie als auch der verdammte Spiegel hatten ihn
betrogen und ihn große Gefahr gebracht! Er wollte nicht alles
aufgeben, nur um irgendeiner abstrusen sexuellen Fantasie von
sich nachzujagen und er wollte schon gar nicht in so großer
Angst, wie der Fremde leben! Und all das würde das schwarze
Ungeheuer bedeuten. Und die Schlange auf dem Zimmer, dachte er
grimmig!
Er war es sich und dem Fremden, der sich wohl tatsächlich für
ihn in Gefahr gebracht hatte, schuldig, den Spiegel loszuwerden.
Er blickte sich kurz um und sah im Treppenhaus einen großen
grünen Mülleimer stehen, auf dem sorgsam
"BITTE ENTSORGEN SIE IHREN ABFALL HIER! PLEASE GIVE US YOUR
TRASH!"
geklebt war. Michael sah die ungenaue englische Übersetzung und
grinste zufrieden.
éIhr wollt meinen Abfall, dachte er, den könnt ihr haben.' Dann
warf er, so kräftig er konnte den Spiegel in den Mülleimer. Es
gab einen lauten Knall, dann folgte Stille. Michael wusste
nicht, ob er das Zerspringen von Glas gehört hatte, aber es war
ihm auch egal. Er war nun auch den zweiten Verräter los.
éMoment, noch nicht ganz', dachte er eilig und fasste sich an
den Kopf.
éDie Kerzen! Die Kerzen gehörten auch dazu.' Irgendwo in seiner
Tasche mussten sie sein.
Er kramte eilig und dort kam der Stapel, den er nach seiner
letzten Spiegelbenutzung mit einem Gummiband fixiert hatte, zum
Vorschein. Er brach voller Überzeugung jede Kerze einzeln durch
und zum aller ersten Mal konnte er die gewaltigen Stimme in
sich, die im Einhalt gebieten wollen, s erklären, weil er
wusste, woher sie kamen und was sie bezweckten. Das genügte ihm,
um diese erfolgreich zu bekämpfen.
Nachdem die Arbeit getan war, blickte er zufrieden auf die
Überreste der Kerzen, die er schemenhaft auf dem Boden des
Mülleimers sehen konnte. Jetzt war er frei!
In der Lobby eilte er zur Rezeption und schlug energisch auf die
Klingel. Ein freundlich aussehender Mann kam auf ihn zu. Ein
anderer als der, dem Michael die Antwort auf den ersten Zettel
gegeben hatte. Das war ihm egal. Er hatte sich frei von der
Herrin des Spiegels und ihrer Teufelsschöpfung gemacht, jetzt
wollte er nur noch weg. Der Mann sah ihn erwartungsvoll an:
"Ja, bitte? Was kann ich für sie tun?"
Michaels Stimme wurde überhastet:
"Hier ist meine Schlüsselkarte, rufen sie mir bitte ein Taxi,
ich reise ab!"
"Unser hauseigener Fahrdienst arbeitet seit 20 Minuten. Wäre das
etwas für sie?"
Michael war zufrieden:
"Ausgezeichnet, den nehme ich! Um die Rechnung kümmert sich die
Zurückgebliebene!"
Der Portier nickte, nahm den Telefonhörer und rief einen der
Fahrer des Hotels an.
Fünf Minuten später saß Michael in einem der luxuriösen Autos
des Hotels und wurde zum Bahnhof gefahren. Er war zufrieden.
Endlich kam er weg. Weg von dem, was er jetzt nur noch vergessen
wollte.
Michael lehnte sich mit seinem Kopf gegen das Fenster des Zuges.
Er wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich mal wieder zu
schlafen. Auf einmal berührte ihn eine fremde Hand. Sie stand in
einer gewissen Verbindung zu seinem Sitznachbarn.
"Sie möchten schlafen, was?" wollte dieser wissen.
"Sieht man mir das an?" entgegnete Michael kurz angebunden. Er
legte keinen Wert auf Konversation. Der Andere ließ sich davon
nicht abschütteln:
"Ich fahre auch schon so lange Bahn. Früher konnte man noch im
Zug schlafen. Das Rattern und das Wackeln haben einen sehr schön
müde gemacht. Heute, bei all diesem neumodischen Quatsch geht
das nicht mehr. Wissen sie das Gleise heutzutage lückenlos
verschweißt sind? Da rattert nichts mehr. Ausgenommen, man
überfährt Weichen."
"Hoch interessant.", gähnte Michael und drehte dem Fremden
seinen Rücken zu.
Dieser verstand den Hinweis und verstummte. Michaels Körper
begann ihm zu signalisieren, dass er kein Rattern brauchen
würde. Der Schlaf kam auch so näher und näher. Michael hatte
Angst, als er an die mahnenden Worte des Fremden vor dem Hotel
dachte. Aber der Wunsch zu schlafen wurde übermächtig. Nach
kurzem Kampf gab er nach und schloss die Augen.
Als er die Augen aufmachte, bemerkte er, dass er gefesselt auf
einem Bett lag. Er schaute sich kurz um, es war das Bett des
Hotelzimmers. Dann spürte er einen plötzlichen Schmerz an seiner
Brustwarze. Sein Blick schnellte sofort in die entsprechende
Richtung. Dort sah er eine Hand, geschützt von einem edlen
Lederhandschuh, die seine Brustwarze mit voller Kraft zu
zwirbeln schien. Er versuchte, dem Arm zu folgen und wieder
konnte er den Körper einer wunderschönen Frau, verpackt in einem
Ledercatsuit und hohen Lederstiefeln sehen. Als er versuchte,
ihr ins Gesicht zu sehen, misslang es aus einem unerfindlichen
Grund. Auf irgendeine Art und Weise wusste Michael schon, dass
er träumte. Er war aber nicht in der Lage, diesem Bewusstsein
etwas logisches folgen zu lassen.
Mit einem Mal gesellte sich die zweite Hand zur ersten und der
Schmerz ließ ihn erschreckt aufschreien.
"Habe ich jetzt vielleicht deine Aufmerksamkeit, mein kleiner
Sklave?"
Da war sie wieder, diese geheimnisvolle und erotische Stimme.
Die Stimme der Herrin des Spiegels. Michael versuchte,
selbstbewusst zu antworten:
"Die Aufmerksamkeit schon. Aber auch mein Unverständnis. Ich
weiß jetzt, wer du bist und habe mich von dem Spiegel getrennt!
Ich bin jetzt frei von dir!"
Er bekam augenblicklich rechts und links eine Ohrfeige:
"Wie sprichst du denn mit deiner Herrin?"
Michael wollte sich die heißen Wange reiben, musste aber
feststellen, dass er gefesselt war und zappelte nur ein wenig
hilflos herum. Die Herrin lachte ihn aus:
"Sieh nur, wie erbärmlich du aussiehst, wenn du versuchst, dich
zu befreien. Wie lächerlich du herumzappelst. Und du denkst, du
bist frei von mir." Dazu hielt sie vor einem Spiegel vor die
Augen, der ebenso schwarz und böse wie das Original wirkte und
Michael seine erfolglosen Versuche, sich zu befreien, zeigte.
"Ich bin frei von dir", stöhnte Michael, als die Herrin ihm 2
schnelle Schläge auf seinen Schwanz gab und sich darüber zu
amüsieren schien. Darauf ließ sie von seinem Schwanz ab und eine
Hand drückte seinen Mund zusammen:
"Du Narr! Glaubst du wirklich, weil du ein Stück Glas
weggeschmissen hast, bist du jetzt frei?"
"Weil ich dich enttarnt habe!"
"Hast du das?"
Michael schreckte hoch und stieß sich seinen Kopf am Sitz des
Vordermanns. Was sollte dieser Traum bloß bedeuten? Er verstand
ihn nicht und er machte ihm große Angst.
Dann kamen die Zweifel. Wieder und wieder war da der letzte Satz
der Herrin:
"Hast du das?"
Hatte er Julia etwas Falsches unterstellt? War sie doch nicht
die Herrin? Doch, sie musste es sein, es passte alles so gut.
Auch wenn es scheinbar sein schlimmster Alptraum war, den er
erlebt hatte, so hatte ihm diese Erkenntnis doch geholfen, frei
von den ganzen Fragen der letzten Tage zu werden. Von den Fragen
und den Sorgen.
Er schlug sich mit der flachen Hand zwei Mal schnell gegen den
Kopf:
"Doch, sie ist es! Es ist alles logisch! Sie ist eine gute
Schauspielerin! Nur so kann es sein!"
Die Mitreisenden im Zug drehten sich fragend zu ihm um und ein
kleines Kind erwachte und begann zu weinen. Die Mutter des
Kindes sah erbost zu Michael. Sie hatte es wohl genossen, das
Kind schlafen zu sehen. Denn der Kleine entwickelte sofort eine
erstaunliche Aktivität.
Michael erhob sich von seinem Sitz.
Kaffee! Genau das würde er jetzt brauchen. Einen Kaffee und ein
neues Leben ...
Endlich stand Michael vor seiner Tür und wankte. Die
Anstrengungen der Nacht und die sechsstündige Zugfahrt, die er
hinter sich gebracht hatte, waren nicht spurlos an ihm
vorbeigegangen. Als er auf die Uhr schaute, erschrak er.
Mittag. Der ganze Tag lag vor ihm. Vermutlich wäre es eine gute
Idee, etwas zu essen, merkte sein Bauch durch ein tiefes Knurren
an. Es erschien vernünftig. Leute, die normale Tage hinter sich
brachten, essen doch gegen Mittag, dachte er.
In seinem Kühlschrank entdeckte er ein Sixpack Bier und Senf. Er
runzelte kurz die Stirn und nahm sich das Bier. éEgal, dann war
es halt erst Mittag.' Er war schon zu lange auf, um sich darüber
Gedanken zu machen oder sich zu schämen. Er hatte es verdient.
Als das Wanken sich partout nicht abstellen lassen wollte,
spielte er kurz mit dem
Gedanken, sich hinzulegen und zu schlafen. Alleine der Gedanke
an seinen Traum im Zug, ließ ihn diese Alternative schnell
vergessen.
Nachdem er das Fernsehprogramm durchgezappt hatte und
feststellte, dass wirklich nichts im Fernsehen kam, setzte er
sich vor seinen PC und wartete darauf, dass dieser seinen
Internetzugang bereitstellen würde. Vielleicht war ja in der
weiten Welt etwas passiert, was ihn ablenken würde. Er fühlte
sich, seit er wieder in seiner Wohnung war, als würde er in den
Seilen hängen. Die ganze Situation war unwirklich. Hier zu Hause
war es wie immer, während er vor noch sehr kurzer Zeit die
unglaublichsten Erfahrungen seines Lebens gemacht hatte. Und nun
war mit einem Schlag das alles vorbei und es war ihm gelungen zu
erreichen, was er wollte. Mit einer Zugfahrt hatte er sein Leben
wieder in die normalen Bahnen geführt. Als er diese Gedanken
wälzte, öffnete er sein Emailprogramm und beobachtete, wie sich
eine Zahl aufbaute, die ihm sagen würde, wie viele Mails er in
seiner Abwesenheit bekommen hatte. Er schluckte. 42 Nachrichten.
Als er sie einzeln betrachtete, kam die Enttäuschung, zumindest
2 Drittel war nichts als Abfall des www Nachrichtensystems. Bei
der vorletzten neuen Mail blieb er dann hängen und musste
mehrere Male wieder hinschauen, um zu sehen und zu verstehen,
was ihm dort entgegen blinkte. Der Absendername lautete
DeepThroat.
DeepThroat überlegte er. Eigentlich musste eine Mail mit einem
solchen Absender Spam sein, aber der Betreff lautete:
"gespiegeltes Trier." Mit einem Mal fiel ihm dann auch ein, wer
DeepThroat war: Die Watergate Quelle, die Nixon gestürzt hatte.
Dann verstand er, die Nachricht musste vom Fremden sein, der
sich so auch im Internet schützen wollte. Michael musste
lächeln. Er begann zumindest den Humor des Fremden zu mögen.
DeepThroat war schon ein besonders dreister Deckname, wenn man
nicht ertappt werden wollte, aber bereit war, Informationen zu
verraten. Er öffnete die Mail und las den Inhalt:
"Hallo, ich bin meinen Verfolgern entkommen. Wenn du das liest,
schreibe mir bitte zurück und schreibe mir auch, was wir außer
dem Spiegel geteilt haben, damit ich weiß, dass wirklich du es
bist. Grüße."
Michael überlegte kurz, schrieb ihm zurück, dass sie Zigaretten
geteilt hätten und das er den Spiegel weggeschmissen habe, aber
nun glaube zu wissen, wer die Herrin des Spiegels sei und wie er
in diese ganze Geschichte rein gerutscht wäre. Mit einem Mal
fiel ihm etwas ein. Der Fremde hatte gesagt, er habe die neue
Herrin des Spiegels kurz gesehen und würde sie wieder erkennen.
Irgendwo musste er doch noch ein Foto von Julia haben, was er
ihm schicken könnte. Dann würde er all seine Zweifel zerstreuen
und Michael würde vielleicht aufhören, das Gefühl zu haben, in
einer surrealen Welt zu leben, welches vielleicht nichts anderes
war, als die Verdrängung seines schlechten Gewissens. Dann fiel
ihm ein, dass er ja schon in Trier feststellen musste, dass er
überhaupt kein Foto von Julia besaß. Er überlegte fieberhaft, wo
er trotzdem ein Foto finden könnte, stellte dabei die Wohnung
auf den Kopf, öffnete alle Schubladen, durchwühlte alte Bücher,
klemmte sich unter sein Bett und sah sich schließlich dem
Jahrbuch seines Abiturjahrganges gegenüber. Er öffnete es eilig
und blätterte. Sein Abitur war zwar schon einige Jahre her, aber
mit ein wenig Glück würde das Foto von Julia schon reichen, um
sie wieder zuerkennen. Vermutlich war es ja auch schon einige
Zeit her, dass der Fremde sie gesehen hatte.
Er hatte Glück. Als er die entsprechende Stelle fand, atmete er
erleichtert auf. Sie sah damals schon fast genauso aus, wie
heute. Nur heute war sie noch schöner.
éVerdammt, was war das?' Michael boxte sich in die Seite. So
etwas durfte er nicht denken. Auf keinen Fall. Dazu war sein
Verdacht viel zu schlimm und zu begründet. Wenn er jetzt
anfangen würde, wieder ihre positiven Seiten zu bemerken, war er
in großer Gefahr.
Vermutlich ist es alles nur eine Veränderung des Spiegels
gewesen, die du jetzt versuchen musst, rückgängig zu machen,
versuchte er sich einzureden, während er ihr Bild einscannte und
in der Mail fragte, ob sie die Herrin des Spiegels sei.
Nachdem er in den ersten 15 Minuten nachdem er seine Mail
abgeschickt hatte, bestimmt vier Mal nach einer Antwort gesehen
hatte, beschloss er, sich etwas hinzulegen. Mit einem Satz
landete er auf der Couch, auf der nicht mehr gewesen war, seit
Natalie mit ihm Schluss gemacht und Julia ihn zur Reise
eingeladen hatte. Es war logisch, sie musste es sein. Er begann
auch schon wieder genau dieselben Kopfschmerzen wie damals zu
bekommen.
Schließlich fielen ihm die Augen zu und er versicherte immer
wieder, dass es alles logisch sei, dass es keine andere
Erklärung gebe.
Eine Stunde später raste er aus seinem dösenden Zustand hoch und
fluchte laut, wobei er mit seinen Fäusten auf die Couch
einschlug. Sein Kopf wurde knallrot und er brüllte noch einmal
einen lauten Fluch. Es war nicht alles logisch! Eine Sache hatte
er übersehen, etwas war ganz und gar nicht logisch! Eine
Tatsache widersprach all seinen Annahmen und ließ ihn ein
wirklich schlechtes Gewissen bekommen:
Der 1.Zettel! Der 1. Zettel war nicht logisch zu erklären! Warum
zur Hölle hätte Julia ihm einen Zettel des Fremden geben sollen,
durch den er gewarnt wurde, wenn sie die Herrin des Spiegels
war?
"Ich bin so ein Riesenarschloch und der größte Vollidiot!",
brüllte er aus Leibeskräften in Richtung des Fernsehers, so als
würde dieser die Schuld tragen.
"Warum Zur Hölle kann ich nicht einmal nachdenken, ich Arsch,
bevor ich etwas tue? Jetzt habe ich aber einen verdammten Haufen
Scheiße gebaut!"
Er sah zu seinem PC, der immer noch online war. Seine Wut über
sich selbst pulsierte in all seinen Adern. Er war zu voreilig
gewesen, hatte nicht nachgedacht und einfach gehandelt. Und war
damit auf die Schnauze gefallen.
Der PC Schirm zeigte ihm, dass eine neue Nachricht auf ihn
warten würde. Er stand mühsam auf, fühlte sich noch immer
unsicher auf seinen Beinen und hatte Schwierigkeiten, klar zu
sehen, zu sehr füllten sich seine Augen schon mit Tränen der Wut
und der Verzweiflung, wie leichtfertig er alles weggeschmissen
hatte. Ein Mauseklick später konnte er den Absender sehen:
DeepThroat.
éNatürlich', dachte Michael und ahnte auch schon genau, was er
schreiben würde. Er wusste nicht recht, welchen Inhalt er sich
wünschen würde, aber die Gewissheit einen großen Fehler gemacht
zu haben, nahm mehr und mehr zu. Langsam öffnete er mit
unruhiger Hand die Mail und las sie. Sie war ziemlich kurz
gehalten:
"Nein, sie ist es unter keinerlei Umständen! Die Herrin des
Spiegels sieht völlig anders aus! Vermutlich hast du dich durch
die neuen Erkenntnisse und die Veränderungen des Spiegels irre
führen lassen. Hast du dich überzeugt, dass der Spiegel wirklich
zerstört ist? Das wäre wunderbar!"
Michael sank auf die Knie und begann hemmungslos zu schluchzen.
Seine schlimmste Angst: Bestätigt! Er hatte den liebsten
Menschen, den er kannte, nur wegen seiner eigenen Angst und
einer unglücklichen Reaktion des Anderen verlassen, gedemütigt,
verletzt und beleidigt. Und alles nur weil er sich nicht getraut
hatte, ihr die Wahrheit zu sagen. Und nun war sie aus seinem
Leben verschwunden. Er war ganz allein.
Die Tränen liefen Michael in den Mund und er fühlte sich
hilflos, als er auf dem Boden kauerte und sich selbst
bemitleidete und verfluchte. Nach einiger Zeit, als er seine
Emotionen so weit kontrollieren konnte, um wieder einigermaßen
klare Gedanken zu fassen, wollte er nur noch eins. Sich
entschuldigen. Ihr sagen, wie Leid ihm das alles tun würde. Und
wenn sie ihm die Chance gäbe, zu sprechen und zu erklären, dann
würde er die ganze Wahrheit sagen. Gestehen und so vielleicht
etwas von der Verletzung wieder gut machen und Vergebung, die er
nicht verdient hatte, erhalten.
Hastig wählte er ihre Nummer und als er nur noch auf die grüne
Taste drücken musste, um sie zu erreichen, stoppte er.
Ihm war etwas eingefallen.
éWie sollte er beweisen, was er sagte?' Seine Geschichte würde
so unglaublich klingen, dass er schon größtes Glück hätte, wenn
sie ihm soweit glauben würde, um Beweise zu verlangen. Und er
hatte keine mehr. Er hatte den Spiegel und die Kerzen
weggeworfen.
"Nicht mal einen blöden Kassenbon habe ich bekommen", sagte er
laut mit verächtlicher und verzweifelter Stimme. Er hatte sie
weggestoßen und sich auch noch gleich alle Möglichkeit zur
Entschuldigung genommen. Er hatte wirklich ganze Arbeit
geleistet.
Fünf Minuten hockte er tatenlos auf dem Boden seiner Wohnung,
das Handy ruhte nach wie vor in seiner Hand und er überlegte,
was er tun könnte. Schließlich ließ er trotzdem wählen. Gebannt
wartete er, während sich die Verbindung aufbaute und konnte die
Spannung fast nicht ertragen.
"Ja?" Das war ihre Stimme. Sie klang sichtlich gezeichnet und
hatte einen Unterton tiefer Trauer. Jetzt musste er etwas sagen,
die richtigen Worte finden, damit sie nicht gleich auflegen
würde.
"Julia. Bitte, hör mir zu, hier ist Michael ..."
Die Leitung war tot. Sie hatte sie gekappt, als er seinen Namen
gesagt hatte. Fassungslos starrte er auf sein Handy und auf den
Schriftzug "Verbindung beendet." Da ihm nichts besseres einfiel,
wählte er erneut und wartete. Schließlich hörte er ihre Stimme,
aber wurde bitterlich enttäuscht:
"Hi, das ist die Mailbox von Julia. Ich bin wohl gerade nicht
erreichbar, bitte hinterlasst mir eine Nachricht."
Sie klang so fröhlich, fast wie in den ersten Tagen in Trier.
éUnd was jetzt', dachte er dann. Er war ratlos, aber der Schmerz
brannte höllisch in seiner Brust ...
"Frauen und Schmerz sind eine gefährliche, wenn auch nicht
seltene Kombination. Wollen sie noch Einen?", fragte der
Barkeeper seiner Stammkneipe, in der er sich zurückgezogen
hatte, um etwas zu trinken und sich zu beschäftigen. Da es noch
recht früh am Tag war, hatte die Kneipe fast keine Kundschaft.
Nur zwei Handwerker, die wohl Mittag machten, saßen in der
hinteren Ecke und unterhielten sich. Michael beobachtete, wie
sein Glas sich zum 7. Mal mit Whiskey füllte. Er hatte vorher
zwei Bier versucht, aber die Wirkung reichte ihm nicht. Der
herbe Geschmack des Whiskeys auf seiner Zunge und die Wirkung,
die direkt in Blutkreislauf durchzuschießen schien, waren da
hilfreicher. Jedes Glas linderte den Schmerz und half zu
vergessen.
Der Barkeeper sah ihn mitleidig an und spülte seine Gläser.
Michael hasste es von Fremden bemitleidet zu werden, aber in
diesem Fall spielte er mit. Er wusste, dass der Barkeeper ihm
ansonsten den Alkoholhahn würde zudrehen können.
"Waren sie mit der Frau lange zusammen?"
Michael zuckte mit den Achseln, mehr und mehr die Fähigkeit
verlierend, sinnvolle Antworten zu geben:
"Lange genug, um zu wissen, dass ich mächtig große Scheiße
gebaut habe."
"Bitten sie sie um Verzeihung."
"Habe ich versucht, seit Stunden geht nur die Mailbox ran."
Der Barkeeper schüttelte den Kopf:
"Nicht am Telefon. Gehen sie direkt zu ihr."
"Sie wird mich abweisen, sie hat allen Grund dazu."
Der Barkeeper lächelte:
"Vielleicht tut sie das. Aber vielleicht auch nicht. Denn
vielleicht ist sie ein besserer Mensch als sie."
"Das ist sie sicher. Nicht nur vielleicht. Noch Einen."
3 Stunden später hing Michael über seiner Toilette und
verabschiedete sich von dem, was kürzlich noch seinen Schmerz
gelindert hatte. Sein Kopf war immer noch eingenebelt und er
konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. In einer hinteren und
letzten Ecke seines Kopfes wusste er, dass er eigentlich trauern
sollte, vielleicht weinen, aber dazu war er unfähig.
Nach einiger Zeit richtete er sich auf wackeligen Beinen auf,
wusch seine Hände, sein Gesicht und spülte den Mund aus. Dann
blickte er mit glasigen Augen in seinen Badezimmerspiegel, indem
er mit aller Mühe noch Umrisse erkennen konnte.
"Du bist an allem Schuld!" schrie er aus voller Kehle und
deutete auf den Spiegel und sein Spiegelbild. Selbst nicht
wissend, wenn er jetzt wirklich meinte. Er wusste nur, dass dort
der Schuldige hing und alleine diese Anwesenheit schien ihn zu
verspotten und seinen Schmerz unerträglich zu gestalten.
"Ich werde dir schon zeigen, wer hier nicht frei ist", stammelte
er weiter, immer noch nicht wissend, ob er den Spiegel als
Ersatz für den echten oder sich selbst meinte. Dann nahm er
seinen Badezimmerhocker und warf ihn mit der letzten ihm
verbliebenen Kraft in den Spiegel und sah zufrieden zu, wie sein
Spiegelbild in viele Einzelteile zerbrach und zu Boden flog.
"So ist besser", gab er von sich, gähnte und wankte in sein
Wohnzimmer, wo er auf der Couch einschlief.
Michael erwachte und hielt sich seinen Kopf, indem er eine 747
vermutete. Er fuhr sich mit seiner Zunge durch den Mund und
bekam angewidert vom Geschmack eine Gänsehaut. Nur langsam kamen
die Erinnerungen wieder und er begann sich schämen, obwohl
niemand außer dem Barkeeper seine Exzesse erlebt haben dürfte.
Michael war sich auch sicher, wieder etwas schlimmes geträumt zu
haben, aber konnte sich nicht erinnern. Entweder arbeitete
Alkohol effektiv gegen die Wirkung des Spiegels, oder diese ließ
langsam nach. Egal was stimmte, auf eine gewisse Weise war es
positiv. Michaels Magen knurrte und meldete sich bedenklich zu
Wort. Die Vibrationen ließen ihn wieder den großen Schmerz in
seinem Kopf verspüren und aufjaulen. Schließlich überlegte er
sich, dass es vermutlich das Beste wäre, erst einmal
herauszufinden, wie lange er überhaupt geschlafen hatte. Ein
Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es 20 Uhr sein würde. Das
wären ungefähr vier Stunden gewesen, aber als er sein Handy
nahm, um zu sehen, ob Julia vielleicht doch ein Einsehen gehabt
haben könnte, fuhr ihm der Schreck gehörig in die Glieder. Es
war ein Tag später! Er hatte 28 Stunden seinen Rausch
ausgeschlafen und 10 Anrufe seiner Mutter, irgendwelcher Freunde
und einen von der Deutschen Bank verpasst. Das interessierte ihn
alles nicht! Julia war nicht darunter, das tat weh, außerdem
hatte er wirklich Kopfschmerzen.
Eine Stunde später saß er auf seiner Couch, der Schmerz im Kopf
begann gegenüber der chemischen Keule, die er auf ihn
losgelassen hatte, zu kapitulieren und der zweite Döner, den er
im Begriff war zu verspeisen, bekämpfte effektiv das flaue
Gefühl in der Magengegend. Er fühlte sich wieder etwas besser
und überlegte, wie sein weiteres Vorgehen ausfallen würde. Was
könnte er tun, um mit Julia zu sprechen, ging ihm immerzu im
Kopf herum. Es schmerzte ihn sehr, es sich einzugestehen, aber
die Antwort war eindeutig. In der nächsten Zeit gab es keine
Chance. Sie würde ihn nicht an sich heran lassen. Er musste
einige Zeit warten und hoffen, dass sie dann wieder bereit sein
würde, mit ihm zu reden. Frustriert gestand er sich ein, dass
sie diese Zeit auch verdienen würde. Blieb die Frage, was er
jetzt aus seinem Leben machen sollte. Er war ungefähr eine Woche
weg gewesen und trotzdem war nichts mehr wie vorher. Keine
Natalie, keine Freundschaft, geschweige denn mehr mit Julia,
kein Geld, weil er es für den Spiegel verprasst hatte und nicht
einmal mehr einen Badezimmerspiegel, stellte er zum Schluss
mühsam lächelnd fest. Außerdem war er relativ nahe dran, von
einer Irren, die sich selbst als Herrin des Spiegels
bezeichnete, gefangen und zum Sklavendienst überredet zu werden.
Über die anhaltende Schlaflosigkeit, wie sie sich nur die
letzten 28 Stunden nicht gezeigt hatte, wollte er gar nicht
nachdenken. Wenn er richtig überlegte, konnte er nur
feststellen:
Er war ganz unten!
Das löste einen positiven Effekt bei ihm aus. Er war der festen
Überzeugung, dass es von nun an nur noch aufwärts gehen könnte.
Einen Anfang wollte er machen, indem er beschloss, seinen Körper
und die Wohnung auf ein akzeptables, lebenswürdiges Maß zu
bringen.
Nachdem einer Dusche fegte er die Überreste seines Spiegels
zusammen und erinnerte sich mit einem Mal daran, welch
befriedigtes Gefühl es gewesen war, sein Spiegelbild zerbrechen
und fallen zu sehen. Das machte ihm Angst. Er schaute mit
traurigen Augen zu Boden und wurde sich bewusst, dass er einen
Halt brauchte. Irgendjemand, den er mochte und der ihn mochte,
mit dem man mal wieder unbeschwerte Zeit verbringen könnte.
Irgendwer, der für ihn da sein würde. Eigentlich musste er nicht
lange überlegen, wer in Frage kam, aber er zweifelte, ob er ihm
die ganze Wahrheit erzählen sollte.
Er schlug mit beiden Händen entschlossen gegen seine Wand.
Selbst wenn er nicht mit ihm über alles sprechen könnte, wäre es
schön wieder Zeit mit ihm zu verbringen.
Er suchte sich sein Handy und gelangte zu der Nummer seines
kleinen Bruders Sebastian. Er hatte seinen ihn gern, er war wie
er in dem Alter. Nur, das Michael hoffte, dass er nicht auch
Dominas bevorzugte. Er hatte mit seinem Bruder das erste Bier
getrunken, ihn vor 3 Jahren mit 14 das erste Mal sein Auto auf
einer abgelegenen Landstraße fahren lassen, ihm die ersten Tipps
in Bezug auf Frauen gegeben und dafür eine ehrliche
Freundschaft, die je älter Sebastian wurde, immer intensiver
wurde, erhalten. Sein Bruder war auch zugleich einer seiner
besten Freunde. Darum tippte er im einen kurzen Text ein,
bemühte sich durch seine Anrede, "Moin Seb" ,möglichst nicht
durchklingen zu lassen, das er Sorgen hatte und lud seinen
Bruder zum Laufen und zu Bier ein. Im Moment beinhaltete die
Vorstellung von erneutem Alkoholgenuss zwar nur Abscheu, aber
das konnte sich ja ändern.
Es dauerte einige Zeit, aber dann kam eine bestätigende SMS, in
der sein Bruder schrieb, er würde sich auf das Treffen freuen...
Michael keuchte und musste schwer um Atem zu kämpfen, als er
sich bemühte, mit seinem Bruder Schritt zu halten. Normalerweise
war er in besserer Form als sein Bruder, nur hatte er wieder die
ganze Nacht kein Auge zu getan und fühlte sich eigentlich zu
schwach zum Laufen. Aber, gepackt vom sportlichen Ehrgeiz, dem
trotz allem seinem Bruder gegenüber empfand, bemühte er sich,
mitzuhalten.
Dafür genoss er das Gespräch, was er mit seinem Bruder führte.
Es ließ ihn sein eigenes Leben vergessen und sich als großer
Bruder und Freund fühlen. Denn sein Bruder hatte sich verliebt
und seine neue Freundin hatte ihn an diesem Abend für sein
erstes Mal zu sich bestellt. Und nun machte er sich
verständlicherweise Sorgen um den Ablauf und um ein mögliches
Versagen. Michael versuchte, ihn zu beruhigen und versicherte er
ihm, wie sehr er sich für ihn freuen würde. Was zwar wirklich
zutraf, aber wohl nicht besonders überzeugend klang, da er
zeitgleich mit dem Sprechen versuchte, nicht an Sauerstoffmangel
einzugehen. Als er diese Gedanken hatte, schnitt sein Bruder mit
einem Mal ein weiteres Thema an:
"Mike, da ist noch was. Es ist mir unangenehm, es zu sagen."
"Keine Hemmungen. Ich kann einiges ab."
Sein Bruder schluckte:
"Ich habe gestern auch Natalie getroffen."
Das überraschte Michael zwar ein bisschen, aber schockierte ihn
nicht. Schließlich lebten sie alle zusammen in einer Kleinstadt.
Da lief man sich von Zeit zu Zeit über den Weg.
"Und, was hat sie gesagt?"
"Sie hat sich nach dir erkundigt. Sie will dich wohl auch bald
kontaktieren."
"Wirklich? Hat sie bisher nicht gemacht. Du siehst aus, als wäre
da noch mehr."
"Nun ja, sie hat mir geholfen, Maries Interesse auf mich zu
ziehen." Marie war das Mädel, in das sich sein Bruder verliebt
hatte. Er empfand sie aus den Erzählungen sehr sympathisch.
"Wie hat sie dir denn geholfen?", wollte Michael wissen.
"Sie hat mit mir getanzt. Ehrlich gesagt, eher um mich herum."
Der Kopf seines Bruders wurde knallrot.
Michael blieb stehen und begann aus voller Kehle zu lachen.
Natalie hatte einstmals auch mit ihm getanzt. Er wusste wovon
sein Bruder sprach und warum er sich so schämte. Das einzige
Wort, was ihm wirklich dazu einfiel, um zu beschreiben, wie
Natalie tanzte, war Trockensex. Er hatte vorher noch nie etwas
so erregendes ohne eigentlichen sexuellen Akt erlebt.
"Ey Mike, lachst du mich etwa aus?", wollte sein Bruder wissen,
der über die Reaktion sichtbar froh war.
"Nein, keine Sorge. Ich lache mit dir. Ich weiß, wie sie tanzt.
Ich nehme mal an, dir hat es gefallen?", gab Michael zurück und
lief langsam wieder los.
Sein Bruder nickte beschämt.
"Mach dir keine Sorgen, Seb. Das ist schon okay, du wärest kein
menschliches und vor allem kein männliches Wesen, wenn es
spurlos an dir vorbeigegangen wäre. Passt schon."
"Wirklich? Immerhin ist eure Trennung ja erst kurz her."
Michael dachte kurz darüber nach. Sollte er sich wirklich
betroffener fühlen, nur weil Natalie mit anderen Männern tanzte?
Er musste sich eingestehen, dass es ihm egal war. Seine Gedanken
kreisten einzig und allein um Julia. Er entschied sich, wieder
über das Mädel seines Bruders zu sprechen und ihm Mut zuzureden.
Aber dann kehrten seine Erinnerungen an Julia doch wieder
zurück. Denn als er wissen wollte, ob das Mädchen, Marie,
irgendetwas besonders gerne mögen würde, antwortete ihm dieser:
"Sie hat es gern, wenn ich ihr beim Küssen und wahrscheinlich
auch beim Sex in die Augen schaue."
Er erschrak kurz und musste dann lachen. Genau wie Julia. Sein
Bruder begann sich sogar Frauen mit ähnlichen Vorlieben, wie
seine eigenen Freundinnen, auszusuchen.
"Die Männer in unserer Familie suchen anscheinend gezielt Frauen
mit dieser Leidenschaft aus!" sagte er etwas unbedacht. Dann kam
das Unvermeidliche. Das Gespräch ging über zu Julia und zu dem
was passiert sei. Michael hatte seinem Bruder nichts wirklich
erklärt und wusste auch jetzt nicht, was er ihm sagen sollte. Er
versuchte sich rauszureden:
"Komm, wir reden in meiner Wohnung bei einem Bier weiter. Sind
genug gelaufen, ich bin ziemlich kaputt."
Sein Bruder stimmte sofort zu.
Leider hatte dieser seine Fragen über Julia auch nicht auf dem
Weg zu Michaels Wohnung vergessen. Michael versuchte das
Kunststück fertig zu bringen, mit möglichst wenig Sätzen
möglichst wenig zu sagen und es so klingen zu lassen, als hätte
er möglichst viel gesagt. Es gelang ihm nicht wirklich und sein
Bruder musste auch sein trauriges Gesicht bemerken, was er
bekam, als er an Julia dachte und an die Perspektive, mit ihr
zusammen zu sein, dachte. Sein Bruder hatte im Laufe der Jahre
ein gutes Gespür entwickelt, wenn Michael in Problemen steckte,
so fragte er:
"Willst du darüber reden, Mike?"
Michael wollte es. Michael wollte ihm alles erzählen, ihm
mitteilen, wie schrecklich sein Leben verlaufen war, wie dumm er
sich angestellt und alles verloren hatte, aber er konnte es
nicht. Er hatte Angst, sein Bruder würde ihm nicht glauben und
er würde so ihre Freundschaft gefährden. Außerdem war das heute
der große Tag seines Bruders. Dieser würde heute sein erstes Mal
haben und das mit einem Mädchen, in das er sich auch noch
verliebt hatte. Wenn er aufhören wollte, sich wie ein
egozentrisches Arschloch aufzuführen, musste er zurückstecken.
So verneinte er. Sein Bruder wollte nicht so leicht aufstecken,
ließ sich aber schließlich doch vom Thema abbringen, indem
Michael ihn unter die Dusche schickte, damit er einen
vernünftigen Eindruck bei seinem abendlichen Treffen
hinterlassen würde.
Ungefähr 20 Minuten später kam sein Bruder frisch geduscht
zurück und stellte ihm eine Frage, die ihn sofort hochfahren
ließ:
"Mike, was ist denn mit deinem Spiegel? Jetzt weiß ich gar
nicht, ob ich auch gut aussehe."
Natürlich! Sein Spiegel. Der musste ja Fragen aufwerfen.
Glücklicherweise hatte sein Bruder ihm ja mit dem 2.Teil der
Bemerkung einen Ausgang zugewiesen. Er versicherte ihm, dass er
gut aussehen würde und schickte ihn dann los, nicht dass er zu
spät zu seinem großen Abend käme.
Gerade als er dachte, er hätte den Schreck über den zerbrochenen
Spiegel gut genug kaschiert und könnte seinen Bruder jetzt mit
positiven Gefühlen entlassen, verabschiedete sich dieser mit
Worten, die ihn zu tiefst erschütterten:
"Danke. Die Zeit mit dir hat mich echt gut abgelenkt. Schön,
dass du wieder da bist. Und eine Bitte habe ich an dich. Leg
dich mal schlafen. Du siehst aus, als könntest du es brauchen."
Michael blieb bewegungslos stehen und starrte still seinem
Bruder nach. In seinem Kopf begann Panik. Konnte man es ihm
wirklich schon so schlimm ansehen oder war es nur brüderliche
Sorge? Wenn man es ihm ansehen konnte, dann könnte man ihm
vielleicht noch viel mehr ansehen? Beispielsweise die Angst, die
er ganze letzte Zeit gehabt hatte. Und auf Dauer würde er nicht
erklären können, warum er nicht schlief. Was sollte er dann tun?
Musste er dann alles beichten? Schließlich drehte er sich um und
ging zurück in seine Wohnung.
Gerade als er seine Tür zugezogen hatte, klopfte es von der
anderen Seite. Michael grinste. Seb musste etwas vergessen
haben. Er vergaß immer etwas. Als er die Tür öffnete, blieb ihm
vor Überraschung der Mund offen stehen. Dort stand nicht Seb.
Dort stand Natalie! Die ihn fröhlich anlächelte, fast
herausfordernd.
"Hallo.", sagte sie schließlich.
Michael versuchte zu antworten. Dazu wurde ihm klar, dass er
erst seinen Mund würde schließen müssen, bevor er ihn wieder
öffnen könnte, um zu sprechen:
"Ähm, ja. Hallo. Entschuldige meine Reaktion, aber mit dir habe
ich überhaupt nicht gerechnet."
Sie lachte:
"Das macht nichts. Das bin ich ja noch aus unserer gemeinsamen
Zeit gewohnt. Hey, nur ein kleiner Scherz. Darf ich rein?"
Michael nickte:
"Sicher, komm rein."
Dann betrachtete er sie und stellte fest, dass sie merkwürdig
gekleidet war. Sie trug Stiefel und alles darüber wurde von
einem langen, schweren Wintermantel bedeckt. Und das bei
Hochsommer. Selbst jetzt, halb sieben am Abend, war es nur knapp
unter 30 Grad warm.
"Willst du nicht ablegen? Warum trägst du im Sommer einen langen
Wintermantel?" wollte er dann wissen.
"Wegen dir", kam zurück.
"Jetzt bin ich verwirrt."
Natalie drehte unruhig ihre Schultern, so als versuchte sie,
diese zu lockern.
"Hast du über uns nachgedacht?", wollte sie wissen. "Ich meine,
seit wir uns getrennt haben?"
Michael nickte:
"Sicher, ziemlich oft sogar."
"Und, hast du es dabei bereut, dass wir nicht mehr zusammen
sind?"
"Ja, natürlich. Aber ich habe mich ja nicht getrennt. Du hast es
ja beendet."Michael dachte, dass es klüger sei, zu verschweigen,
dass er mit Julias Hilfe doch recht gut über sie weg gekommen
war.
"Das war vielleicht etwas zu voreilig", sagte Natalie mit
schuldbewusster Stimme. Michael seufzte, um dann zu sagen:
"Eine schöne Erkenntnis. Nur, an meiner sexuellen Neigung hat
sich nichts geändert."
Natalie pustete durch:
"Ich weiß. Aber ich habe darüber nachgedacht. Und eigentlich
wolltest du ja nichts anderes, als mich für immer glücklich zu
machen."
"Freut mich, dass es du es so siehst. Bringt uns aber nicht
weiter."
"Unterbrich mich nicht. Daher habe ich mich entschieden, etwas
zu tun." Als sie das gesagt hatte, öffnete sie ihren Mantel,
dieser segelte zu Boden und Michael stockte der Atem und seine
Augen wurden riesig. Zum ersten Mal seit Trier stieg seine
Erregung wieder soweit an, dass er seinen kleinen Freund spüren
konnte. Vor ihm stand Natalie. Aber was aus ihr geworden war,
konnte Michael nicht fassen. Sie trug ein enges schwarzes
Ledercatsuit, welches zwischen ihren Beinen zusammenlief.
Darunter keine Hose oder Rock. Irgendwann, knapp über dem Knie
begannen ihre Stiefel, welche so blank poliert waren, dass sie
blitzten. Außerdem trug sie einen Gürtel, in dessen linker Seite
eine Peitsche klemmte und auf der anderen Seite waren
Handschellen. Zusammen mit ihrem wilden Haar und er ihrem stark
geschminkten Gesicht sah sie unglaublich erregend aus. Als
Michael sie sah, erinnerte er sich schmerzlich daran, wie er sie
früher begehrt hatte.
Sie lächelte süffisant, als sie auf seinen Schritt schaute:
"Anscheinend gefalle ich dir. Los, Hose runter! Will doch mal
sehen, ob das, was dir Spaß macht, nicht auch mir Freude
bereiten kann."
Michael musste nur kurz nachdenken, um sich dann auf das Spiel
einzulassen. Natalie wollte ein großes Opfer für ihn bringen und
in gewisser Hinsicht war er ungebunden. Warum sollte er nicht
mitspielen? Vielleicht war das ja die Lösung all seiner
Probleme, vielleicht tat er es auch nur, um sich jetzt von
Natalie über Julia hinweg helfen zu lassen.
Langsam zog er seine Hose runter und genoss ihren Blick, der
voller Geilheit auf den sich offenbarenden, voll aufgestellten
Schwanz gerichtet war.
"Da ist ja mein kleines Spielzeug", sagte sie voller Erregung
und ging mit ihrer Hand an seinen Schwanz, um ihn einige Male zu
wichsen.
"Gefällt dir das?", wollte sie wissen. Michael beschloss sie zu
reizen, wollte er doch wissen, wie weit her es mit ihrer
neugefundenen dominanten Neigung sei.
"Hört man das nicht an meinem Stöhnen?" Bei einer echten Herrin
hätte er sich auf eine satte Strafe für so eine Bemerkung
gefasst machen dürfen. Natalie schwieg und wichste noch ein paar
mal weiter. Schließlich sah sie ihm in das leicht enttäuschte
Gesicht:
"Los, zieh dich weiter aus. Ich will dich nackt vor mir sehen."
Michael folgte, die große Euphorie aber war verflogen. Auch dies
sagte sie mehr als wäre sie seine Freundin oder sein One - Night
Stand, nicht aber seine Herrin. Während er sich auszog, begann
sie langsam mit ihren Händen seinen Körper entlang zu streifen
und genüsslich zu stöhnen.
Als er nackt vor ihr stand und sein Schwanz alleine wegen ihres
Anblickes pulsierte, sah sie ihn zufrieden an:
"Ja, das sieht doch geil aus. Ich glaube, ich werde meinen Spaß
mit dir haben. Auf die Knie, bitte."
Bitte? Aber sie versucht es ja, dachte Michael. Und ging langsam
auf die Knie, um erwartungsvoll zu ihr hoch zu blicken:
"Und nun küss mir die Stiefel."
Michael machte sie eilig daran, so oft hatte er davon geträumt,
sie genau das sagen zu hören und endlich, nach all der Zeit,
sagte sie es. Er küsste ihren linken Stiefel und den rechten,
wollte dann beginnen, sie genüsslich zu lecken, wurde aber von
ihr unterbrochen:
"Das reicht. Steh auf und geh zum Stuhl." Michael war
frustriert, erkannte sie denn nicht, wie sehr er sich gewünscht
hatte, diesen Moment noch ein bisschen zu genießen. Ein
entfernter Teil seines Hirns, den er erfolgreich verdrängen
konnte, gestand sich ein, dass sie immer weniger die Frau wurde,
mit der er es genießen wollte. Aber er hatte sie lange geliebt,
versuchte er sich selbst zu verdeutlichen, diese Gefühle könnten
in der Kürze der Zeit nicht wirklich auf Julia übergegangen
sein, sie mussten nur verschüttet sein.
Er stellte sich vor den Stuhl und spreizte die Beine, als sie
von unten durch dieselben an seinen Schwanz ging und ihn sanft
massierte. Mit der anderen Hand reizte sie seine Brustwarzen.
Schließlich flüsterte sie ihm ins Ohr:
"Hände auf den Stuhl." Er tat wie geheißen und sah zu, wie sich
mit einem leisen Klick das kalte Metall der Handschellen um
seinen Hände und den Stuhl legte. Er war gefangen. Sie sah ihn
lächelnd an und zeigte ihm die Peitsche:
"Du hast gesagt, du stehst auf Schmerzen. Du sollst sie haben."
Dann hörte er das Geräusch ihrer Absätze, was ihm sagte, dass
sie sich 2 Schritte entfernt hatte. Sie begann die Peitsche
durch die Luft zu wirbeln. Er spürte den kalten Lufthauch an
seinem Rücken und wünschte sich, Julia zu sehen. Er konnte die
Erinnerung an sie einfach nicht aus seinen Gedanken verbannen.
Irgendwann schüttelte er den Kopf und so gelang es ihm, sich
zumindest kurzzeitig auf die Situation zu konzentrieren. Er
bemerkte, dass er den Lufthauch der wirbelnden Peitsche zwar
schon ziemlich lange spürte, aber bisher keinen Schlag bekommen
hatte. Er wartete noch ein bisschen, dann schlug sie. Es war
mehr ein Streicheln. Schmerz verursachte der Treffer in keiner
Weise. Michael verstand nicht, was passierte und wartete. Er
wagte nicht, den Kopf zu drehen. Vielleicht war das alles nur
eine Falle, ihn zu reizen. Er wünschte sich, es wäre so. Der
Gedanke erregte ihn.
Er wartete noch einige Sekunden, in denen nichts geschah. Er
begann die Luft anzuhalten, schließlich hörte wieder das
Geräusch ihrer Absätze, das näher kam und von hinten machten ihn
ihre Hände los. Er drehte sich um und erschrak.
Ihre Haare waren ihr ins Gesicht gefallen und die Tränen rannen
ihr in Sturzbächen die Wangen herunter. Sie schüttelte wieder
und wieder den Kopf, verzog dabei den Mund zu einer Fratze und
versuchte zu schluchzen, brachte aber keinen Laut hervor.
"Ich kann es nicht. Ich kann es einfach nicht. Es tut mir so
leid, ich wollte das so gerne für dich tun. Aber ich kann es
einfach nicht. Ich habe dich so unendlich lieb, da kann ich dich
doch nicht schlagen."
Michael verstand. Er bewunderte sie dafür, dass sie es versucht
hatte, dass sie es für ihn tun wollte, aber es lag nun mal nicht
in ihrer Natur. Der Teil von ihm, der sie geliebt hatte, der sie
wohl immer lieben würde, wollte jetzt für sie da sein. Er musste
wieder der starke Mann sein, wie immer in ihrer Beziehung. Aber
er ahnte auch, dass es vermutlich das letzte Mal wäre, dass er
auf dieser Ebene für sie da sein könnte.
Daher nahm er ihre traurig herunterhängenden Hände und begann
sie zu streicheln:
"Es ist schon gut. Es wirklich in Ordnung. Ich bin so dankbar,
dafür, dass du es für mich tun wolltest. Du hast mir damit
gezeigt, dass ich dir wirklich wichtig bin, dass dir unsere Zeit
etwas bedeutet hat. Du bist ein großartiger Mensch und ich kann
wirklich glücklich sein, dass ich eine zeitlang dein Partner
sein durfte." Er nahm sie in den Arm und sie begann aus ganzer
Seele zu weinen und sich zu entschuldigen. Seine rechte Hand
drückte ihren Kopf an seine Brust und Michael wurde auch
traurig, als er völlig verstand, was gerade passiert war. Das
Kapitel Natalie in seinem Leben wurde durch die Ereignisse
endgültig beendet. Insgeheim hatte er auch schon lange ein neues
Kapitel aufgeschlagen.
Die Beiden standen einige Minuten still und gaben sich ihrer
Trauer hin. Sie berührten sich, streichelten sich, aber es war
nicht mehr, um sexuelle Lust zu erzeugen, sondern, um einander
zu trösten. Schließlich blickte Natalie mit verheulten Augen in
seine:
"Ich schätze, das heißt wohl, wir sind nicht kompatibel, was?"
Michael gab ihr mit seiner Faust einen sanften Klaps auf die
linke Wange:
"Wir sind es nicht mehr. Die erste Zeit in unserer Beziehung war
ich der glücklichste Mensch und du warst der, sagen wir,
passendste Mensch dazu. Das ist ein schöneres Wort als
kompatibel."
"Warst du lange in unserer Beziehung unglücklich, wegen deiner
unerfüllten sexuellen Wünsche?", wollte sie mit schuldbewusster
Stimme wissen. Er nahm sie wieder zwischen seine Hände und
drückte sie fest an sich:
"Das darfst du dir nie einreden! Niemals! Ich war nicht
unglücklich. Schön, mir hat was gefehlt und ich hatte gehofft,
das auch noch zu bekommen. Aber du hast mich immer sehr
glücklich gemacht!"
Sie lachte:
"Danke, das ist wirklich lieb. Von ganzem Herzen wünschte ich,
dass ich dieser Mensch sein könnte, der die totale Erfüllung
bringen kann. Aber ich kann es nicht. Hoffentlich findest du
eines Tages diesen einen Menschen."
Michael sah betreten zu Boden und musste an seine letzte normale
Nacht mit Julia und an ihre sehr überzeugende dominante Seite
denken. Er musste es Natalie erzählen. Er musste jetzt reinen
Tisch machen, bevor er wieder irgendwem weh tun würde:
"Vielleicht habe ich das schon."
Natalies Antwort klang ehrlich entsetzt:
"Wie meinst du das?"
"Du weißt ja, dass ich weg war. Ich war mit Julia weg. Ein paar
Tage in Trier. Und dort sind wir uns näher gekommen und sie hat
aus freien Stücken diverse Spielchen mit mir gemacht."
Natalie drehte sich weg:
"Julia, ausgerechnet diese dumme Schlampe. Du warst so lange mit
ihr befreundet, da ist nie was gelaufen. Warum jetzt?"
Gute Frage, dachte Michael.
"Anfangs, weil sie mich wirklich über dich hinweg getröstet hat.
Aber dann sind wir uns näher und näher, auch emotional, gekommen
und es wurde wirklich schön."
Natalie mied immer noch seinen Anblick:
"Liebst du sie?"
Michael begann einen wirklich dicken Kloß im Hals zu bekommen.
Er hatte diese Frage oft weggeschoben und nun musste er sie doch
beantworten. Offenkundig hatte alles weglaufen nichts genutzt.
Er holte tief Luft:
"Ja, das tue ich!" Es war ausgesprochen, seit so langer Zeit
schwebte es und nun war es endlich ausgesprochen. Und er konnte
es nicht Julia sagen, sondern musste es als erster Natalie
sagen. Das war einfach nicht richtig.
Natalie drehte sich um, ihre Augen waren wieder voller Tränen:
"Und wo ist sie dann? Warum bist du nicht bei ihr?"
Michael sagte nichts, aber sein Gesichtsausdruck beantwortete
die Frage. Natalie lachte ihn darauf hin verkrampft an:
"Hast du wieder Scheiße gebaut, was?" Dabei schlug sie ihn sanft
an die Schulter.
"Das habe ich. Wirklich verdammt große."
"Willst du drüber reden?"
Michael schüttelte den Kopf:
"Nicht heute. Ich bin schon dankbar, dass du mir zugehört hast."
Natalie schwieg einen Moment:
"Ich freue mich, dass du scheinbar jemanden gefunden hast, den
du liebst und der dir das geben kann, was du brauchst. Ich kann
es nicht. Und ich liebe dich so sehr, aber ich weiß, dass dir
mit mir immer etwas vermissen würdest, darum sieh bloß zu, dass
du sie wieder bekommst, du süßer Holzkopf." Das Letzte hatte sie
versucht humorvoll zu sagen. Ihre Augen funkelten.
"Danke", sagte Michael, nahm sie in die Arme und küsste sie ein
letztes Mal. Als sich ihre Lippen und ihre Zungen trafen, war
es, als würde für einen Moment die Welt stehen bleiben und sich
die Zeit drehen, um ihnen ihren ersten Kuss, alle Küsse ihrer
Beziehung und wieder diesen letzten Kuss zu zeigen. Schließlich
wich Natalie als erste zurück:
"Ich gehe jetzt."
"Warum denn?"
"Weil ich es muss, weil es besser ist und weil wir beide allein
sein sollten."
Dann drehte sie sich um, holte ihren Mantel, lächelte, warf ihn
über den Arm, öffnete die Tür und ging hinaus. Michael lief ihr
hinterher und sah sie im Treppenhaus.
"Versprich mir, dass wir in Kontakt bleiben werden", rief er,
als er tiefe Verzweiflung spürte.
Sie drehte sich um, ihr Gesicht war eine seltsame Mischung aus
tiefer Traurigkeit und neuer Fröhlichkeit:
"Werden wir."
"Aber meine es auch so! Ich will dich nicht ganz verlieren!"
Michael wusste nicht, was er tun sollte. Er war sich im Klaren
darüber, dass sie nie wieder ein Paar sein könnten. Aber empfand
Natalie als wertvollen Menschen. Als einen Menschen, der lange
Jahre der wichtigste Bezugspunkt in seinem Leben gewesen war.
Sie zu verlieren und nicht mehr zu sehen, würde sein Herz
zerreißen, das spürte er. Auch wenn sie kein Pärchen mehr sein
konnten.
"Ich meine es so. Ich muss dir doch helfen, deine Freundin
zurückzugewinnen." Beim Letzten schluckte sie so laut, dass
Michael es durch das Treppenhaus hören konnte. Dann wand sie
sich um und ging.
Michael ging in seine Wohnung und sank in seine Couch. Das war
zu viel für ihn. Er musste nachdenken und seine Gefühle ordnen.
Er hatte nicht nur Natalie verabschiedet, sondern auch
zugegeben, dass er Julia liebte. Nun war er in Problemen.
Er lag etwa eine halbe Stunde auf seiner Couch und wälzte seine
Gedanken wie ein schweres Buch. Die Suche nach Ideen, was er tun
könnte, blieb erfolglos. Er wusste nicht, was er jetzt tun
sollte. In seine Gedanken hinein, klopfte es an der Tür. Michael
stand auf und fluchte.
"Hier geht es ja zu wie im Taubenschlag", grummelte er. Er
wollte lieber noch länger allein sein.
Er ging zur Tür, öffnete sie, sah, wer draußen wartete und wurde
bleich. Er wankte zwei Schritte zurück und fiel auf den
Fußboden.
Draußen vor der Tür hatte er direkt auf den Spiegel und seine
scheinbare pechschwarze Seele geblickt.
Michael lag auf sein Fußboden und blickte immerzu auf den
Spiegel, der sich begann, auf ihn zu zu bewegen. Michael sah ihn
angsterfüllt an und schüttelte wieder und wieder den Kopf:
"Das kann nicht sein. Du bist doch weg, zerstört, kaputt! Wie
kommst du hierher?"
Der Spiegel blieb stehen und fiel zu Boden. Es gab einen lauten
Knall, der Michael aufschreien ließ. Dann prasselten langsam die
Überreste der Kerzen der Hydra auf den Spiegel. Michael konnte
seinen Blick nicht vom Spiegel abwenden, aber mitten in seine
Angst hörte er eine weibliche Stimme:
"Kannst du mir erklären, was das hier ist?" Seine Mund wurde
augenblicklich trocken, seine Hände dafür feucht und er sah auf.
Da war sie! Julia! Sie stand vor ihm und sah ihn mit fragendem
und vorwurfsvollem Gesicht an. Michaels Blick wechselte schnell
zwischen dem Spiegel und ihr. Er war verwirrt, verstand nicht
was vor sich ging. Wie konnte sie den Spiegel haben und
herbringen?
"Wie ist das möglich?", stammelte er.
"Wie ist was möglich?" Sie ging mit einem energischen Schritt
auf ihn zu. Anscheinend war sie nicht in der Stimmung für
langwierige Ausreden. Michael versuchte seine Gedanken zu ordnen
und eine halbwegs sinnvolle Antwort zu geben:
"Wie kannst du den Spiegel haben?" Dabei stand er wieder auf.
"Weil ich dir in diesem Hotel an dem Abend, als du, ich weiß
auch nicht, was da war und wie ich es bezeichnen soll, als du
mir meine Seele rausgerissen hast, nachgelaufen bin! Um dich
zurückzuhalten. Und da habe ich gesehen, wie du den Spiegel und
die Kerzen voller Wut, aber scheinbar auch befreit, weggeworfen
hast. Das sah nicht normal aus, da habe ich sie mitgenommen.
Ohne genau zu wissen, was ich damit tun soll. Was hat es mit
diesen Dingern auf sich?"
"Das hättest du nicht tun sollen.", flüsterte Michael.
Julia begann zu schreien:
"Was ist das?"
Michael seufzte und sah sie voller Trauer an, wollte er ihr doch
so viel lieber sagen, dass er sie liebte:
"Warum willst du das noch wissen? Du hast zwar eine Antwort
verdient, aber was willst du denn noch von mir? Ich habe mich
wie ein Arschloch benommen und verdiene nicht einmal deine
Anwesenheit. Vielleicht solltest du gehen, denn das mit dem
Spiegel führt länger und weiter und vermutlich würdest du mir
nicht glauben." Michael konnte nicht glauben, was er sich da
sagen hörte. Er war einerseits dankbar, dass sie da war und nun
hörte er seine Stimme sie auffordern zu gehen.
Julia war aber offensichtlich nicht mehr in der Stimmung für
Ausflüchte:
"Eigentlich hast du Recht. Eigentlich verdienst du nicht, dass
ich hier bin und am liebsten würde ich dir wegen deines
Verhaltens den Kopf abreißen und die ganze Nacht vor Trauer
weinen. Aber dann war dieser Spiegel. Und du hast mich
angerufen, daraus habe ich geschlossen, dass du doch wieder mit
mir reden willst. Dann musste ich Stunden mit mir ringen, ob ich
mit dir sprechen soll. Schließlich bin ich heute Nachmittag
ziellos gewandert und hier gelandet, den Spiegel unter meinem
Arm. Erst habe ich deinen Bruder rauskommen sehen, dann kam
Natalie und ich habe gedacht, du bist wieder mit ihr zusammen.
Aber schon kurze Zeit später kommt sie mit verheulten Augen und
diesem wirklich scharfen Lederoutfit aus deiner Wohnung und
beteuert sich selbst, dass es richtig sei, dich gehen zu lassen,
weil du mich lieben würdest. Dann war ich verwirrt und wusste
nicht, was ich tun soll. Und jetzt hätte ich gerne ein paar
Antworten! Stimmt das? Liebst du mich?"
Michael gab auf. Lügen und leugnen nutzten nichts. Er hatte sie
verlassen. Sie konnte auch nicht mehr machen, als weg zu
bleiben, wenn er ihr die Wahrheit sagte:
"Ja. Das ist richtig. Ich liebe dich."
Julia gab ihm eine Ohrfeige und brüllte ihn an:
"Und warum hast du zur Hölle dann das getan, was du getan hast?
Warum? Dir muss doch auch klar gewesen sein, dass ich viel für
dich fühle!"
Er griff sie am Arm:
"Ich werde dir alles erzählen. Von vorne bis hinten und
versuchen zu erklären, wofür es keine akzeptable Erklärung gibt.
Dir wird vieles gelogen und erfunden vorkommen, hör bitte bis
zum Ende zu. Aber es wird dauern."
Er sah sie gespannt an. Jetzt würde sich entscheiden, ob er eine
Chance bekommen würde. Aber er war schon froh, als er gehört
hatte, dass er ihr auch viel bedeuten würde.
Sie ging zur Couch und setzte sich.
"Dann holst du uns vielleicht was zu trinken und beginnst..."
Nach einer Stunde beendete er seinen Vortrag, nahm einen Schluck
von dem Tee, den er gekocht hatte und wartete. Es war alles
gebeichtet, erzählt und versucht zu erklären. Seine Leidenschaft
für Dominas, wie er den Spiegel gekauft und benutzt hatte, jede
kleine Lüge ihr gegenüber, was der Zettel damals bedeutete,
seine Unterhaltung mit dem Fremden, seinen schrecklichen
Verdacht, wie er zwischenzeitlich merkte, dass er mehr und mehr
für sie fühlte, bis er am Schluss dazu kam, wie sie geklopft
hatte. Er blickte sie an. Sein Herz war erleichtert, dass alles
gestanden war. Sie schüttelte ungläubig den Kopf:
"Es fällt mir schwer das alles zu glauben. Es klingt zu
verrückt."
Er hatte eine Idee, sprang auf und überrumpelte sie damit:
"Was machst du denn jetzt?"
Die Emails! Er hatte doch die Emails des Fremden.
"Komm bitte her. Ich möchte dir etwas zeigen.", bat er sie. Sie
stand mit zweifelndem Ausdruck auf.
"Hier.", sagte er und zeigte ihr die ein- und ausgegangen Mails.
Sie las die Nachrichten in aller Ruhe und räusperte sich:
"Na schön. Das macht deine Geschichte etwas glaubwürdiger. Unter
einer Bedingung wäre ich bereit, dir zu glauben."
Michael konnte sein Glück kaum fassen, diese eine Bedingung
würde er gerne erfüllen, egal was es war:
"Was? Was willst du? Ich mache es."
Sie faltete ihre Hände.
"Ich will den Spiegel benutzen. Ich will es erleben."
Michael schüttelte energisch den Kopf:
"Nein! Das geht nicht! Ich habe dir doch gesagt, dass es
gefährlich ist. Das der Spiegel einen verändert und süchtig
macht!"
Sie nahm seine Hände und sah verzweifelt aus:
"Ich habe zwar zum ersten Mal das Gefühl, dass du mir wirklich
die ganze Wahrheit sagst. Aber wie soll ich dir das nach alldem
glauben? Wie soll ich nicht glauben, dass deine Verweigerung
heißt, dass du schon wieder lügst?"
Als sie dies sagte, reifte in Michael ein Entschluss. Er bekam
mit einem Mal große Angst, sie wieder zu verlieren. Diese war um
einiges größer als die Furcht vor den Auswirkungen des Spiegels.
"Na schön, dann benutzen wir den Spiegel.", sagte er
entschlossen.
"Wir? Du hast mir doch gerade gesagt, dass du Angst vor dem
Benutzen hast. Du musst nicht."
"Ich habe viel größere Angst, dass du gehst und nicht mehr
zurück kommst. Und ich weiß, dass der Spiegel bei mir
funktioniert."
Julia nickte:
"Also gut. Was müssen wir tun?"
Michael überlegte kurz, es war nun doch schon eine Weile her,
dass er den Spiegel das letzte Mal benutzt hatte.
"Es muss dunkel werden und wir brauchen ein Foto vom
Spielpartner. Ein Handybild geht."
"Machen wir eins von uns.", schlug Julia vor, deren Stimme
wieder mehr Zutrauen gefasst hatte. Vermutlich, weil er bereit
war, den Spiegel zu benutzen.
Kurze Zeit später war die Wohnung verdunkelt, Michael hatte ein
Foto von sich und ihr gemacht, es unter den Spiegel gelegt und
sie sahen sich erwartungsvoll an.
"Warum passiert nichts?" wollte Julia wissen.
"Ich muss eine der Kerzen anzünden.", antwortete Michael . "Dann
bitte mach es." Darauf nahm Michael den größten Überrest einer
Kerze und zündete ihn an. Es dauerte nicht lange, dann musste er
blinzeln und Julia gähnen.
Als er wieder klar sehen konnte, war er in einer dunklen Höhle.
Die Wände wurden ab und zu von wenigen Fackeln erhellt. Es fiel
Pfahles Licht auf ihn und die Höhle. Er sah an sich herunter. Er
war nackt, trug diesmal nicht einmal einen Sklavenlendenshorts.
Als er sich in der Hölle umsah, entdeckte er einen großen Bock,
an dem sich einige Peitschen, ein Rohrstock, einige brennende
Kerzen und viele Fesseln befanden. Als sein Blick weiter
schweifte, verschlug es ihm den Atem. Dort stand Julia. Sie trug
einen rot - schwarzen Latexanzug, die eine Hälfte war schwarz
und traf sich mit der roten anderen Hälfte in Form eines
Dreiecks zwischen ihren Brüsten. Sie trug sogar einen schwarzen
und einen roten Stiefel und sah sich fasziniert um und lächelte
dabei.
"Es ist also wirklich war", flüsterte sie dann.
"Julia, bist du es wirklich?" fragte ein beeindruckter Michael,
der bis eben noch große Zweifel gehabt hatte, ob es überhaupt
möglich sei, ein Spiegelerlebnis zu zweit zu haben.
Sie lachte:
"Und ob ich es bin. Denkst du, ich bin ein Resultat deiner
Fantasie? Da muss ich dich enttäuschen. Ich bin echt und das
hier ist wirklich faszinierend. Nein, heiß."
Michael sah Julia an und merkte, wie seine Erregung sichtbar
anstieg. Sie sah so erregend aus. Als sie auf seinen Schwanz
sah, lachte sie noch immer:
"Du stehst also wirklich auf das alles hier. Habe ich mir schon
länger gedacht. Übrigens, wie kommen wir hier wieder weg?"
Michael zuckte mit den Schultern, bemerkte aber, wie Julia auch
immer erregter wurde. Langsam hatte er ein Auge dafür
entwickelt. Sie fand das alles wirklich geil.
"Ich habe das Spiegelerlebnis immer verlassen, nachdem ich durch
die Domina gekommen bin."
Julia lachte:
"Ist das auch wirklich war? Hoffst du nicht nur, dass ich hier
mit dir spiele?"
Michael bemerkte, wie sehr er diese Frau liebte. Seit er ihr
seine Leidenschaften gestanden hatte und sie so gut damit
umgehen konnte, war er endlich in der Lage angstfrei darüber zu
reden. Und das mit einem Menschen, der zumindest nicht ganz
abgeneigt war. Er lächelte verkniffen:
"Ich würde sofort mit dir hier spielen. Aber ich kann nicht von
dir erwarten, dass du schon bereit dazu bist, nach all dem, was
ich dir angetan habe."
Julia lachte hinterhältig:
"Ich glaube, ich habe da eine Lösung für Beides. Und jetzt komm
her. Wenn wir schon hier sind, dann nutzen wir die Zeit. Nein,
du sollst nicht so kommen. Auf allen Vieren!" Das letzte kam im
Befehlston. Michael kroch auf allen Vieren zu ihr, sein Schwanz
stand in aller Blüte.
"Dann wirst du jetzt die Rechnung bezahlen für dein mieses
Verhalten. Das habe ich mir seitdem so oft gewünscht und jetzt
kann ich es wahrmachen. Los, lecke meine Stiefel, zeig mir, wie
erbärmlich dein Verhalten war!"
Michael begann zu lecken und es zu genießen. Es fühlte sich gut,
als Entschuldigung richtig an. Und diesmal konnte er es
genießen. Sie war die Richtige. Nachdem er beide Stiefel geleckt
hatte, stoppte er. Das war ein Fehler, schon explodierte ein
Schmerz auf seinem Hintern. Erschrocken blickte er auf. Julia
hatte sich eine Peitsche genommen und ließ sie sanft durch ihre
Finger gleiten. Sie sah ihn herausfordernd an:
"Habe ich etwas von aufhören gesagt? Ich meine nicht."
Sofort senkte er den Blick und machte weiter.
"Ich hoffe, dass macht dir Spaß. Bis zu unserer Aussprache warst
du auch nicht mehr als Dreck an meinem Stiefel", kam von ihr und
heizte Michael an.
Nach einiger Zeit schlug sie noch einmal mit ihrer Peitsche auf
seinen Hintern.
"Das reicht jetzt! Zum Bock!" Michael sah im Aufstehen, wie ihre
Hände kurz ihren Intimbereich streiften.
Dann schnallte sie Michael nach allen Regeln der Kunst auf dem
Bock fest, er war überrascht, dass sie das konnte, und zeigte
ihm fröhlich eine neue Peitsche.
"Das, mein Süßer, ist mein neues Spielzeug, was mir helfen wird,
meine angestauten Aggressionen an dir abzubauen. Und wenn es
wahr gewesen ist, was du mir über deine Schuldgefühle erzählt
hast, dann glaube mir, wird diese Peitsche dich von deinem
Leiden durch ein anderes Leiden befreien. Bist du bereit? Ach,
das ist eigentlich egal."
Sie lachte laut auf und erregte Michael so noch mehr. Davon
hatte er immer in Trier, als er den Spiegel benutzt hatte,
geträumt. Er hatte erwartet, wie bei Natalie, wieder lange
nichts zu spüren. Nicht bei Julia! Der erste Schlag traf mit
voller Wucht. Danach schmetterte Julia einen Schlag nach dem
Anderen und der Schmerz auf Michaels Hinterteil explodierte.
"Der ist dafür, dass du mich so behandelt hast, der ist dafür,
dass ich zu Hause saß und gedacht habe, mich in dem Mann, den
ich über alles liebe, getäuscht zu haben und der ist dafür, weil
der Mann, den ich liebe, es gerne hat und dieser ist dafür, weil
ich es auch gerne hab."
Sie sprach am Ende sehr liebevoll und beendete einige Zeit
später ihren Schlägehagel. Michael, der durch den Schmerz
begonnen hatte, zu schreien, hörte auf und schluchzte:
"Danke."
Julias Hand knallte gegen sein Arsch:
"Danke? Wofür danke? Das ich aufgehört habe, zu schlagen?"
Michael schüttelte den Kopf:
"Nein, danke dafür, dass du mich auch liebst. Dafür das du mir
vergeben hast und dafür, dass du meine Leidenschaft teilst."
Sie stellte sich vor ihn, beugte sich zu ihm herunter und sagte:
"Tja, so wie es aussieht, lieben wir uns. Das ist doch was
schönes, auch wenn wir es einfacher hätten haben können. Du
Dummkopf, ich liebe dich schon so lange." Dann küsste sie ihn
zärtlich.
"Hast du mir wirklich verziehen?", wollte er wissen.
"Hast du dir wirklich verziehen?", entgegnete sie grinsend.
"Denn ich habe meine Wut abgebaut. Du warst bereit mir die
Wahrheit zu sagen und hast dich für mich und gegen die
Spiegelangst entschieden. Das wiegt deine Feigheit in Trier
wieder auf."
Michael schluckte:
"Aber ich habe mir wirklich noch nicht ganz verziehen." Julia
grinste ihn darauf hin an:
"Glaube ich nicht. Ich glaube, du willst nur noch mal geschlagen
werden und spüren, dass ich jetzt auch so für dich da bin."
Sie hatte recht. Michael musste sich das eingestehen. Er wollte
wirklich spüren, dass sie der perfekte Partner für ihn war, dass
sie seine gesamten Leidenschaften teilte und er scheinbar auch
ihre.
"Und? Stimmt es?", wollte sie wissen.
Er nickte und bekam eine Ohrfeige.
"Ich will Antworten, wenn ich etwas frage. Den Teil, dass wir
nicht miteinander sprechen, haben wir doch jetzt hinter uns."
Dann gab sie ihm noch eine Ohrfeige.
"Ja, es stimmt", sagte er eilig.
"Na also", sagte sie zufrieden, trat wieder hinter ihn und
begann ihn erneut zu schlagen.
"Von jetzt an, mein süßer kleiner Sklavenschatz, merke dir, dass
du, wenn du Sehnsucht nach deiner Herrin und ihrer Behandlung
hast, du es mir einfach sagen musst. Ich werde mir dann
überlegen, ob du es dir verdient hast und ob du es bekommst."
Die Schläge und die Worte gaben Michael Vertrauen. Zum wirklich
ersten Mal in seinem ganzen Leben fühlte er sich wirklich
komplett frei und glücklich. Dann hörte sie auf zu schlagen und
befreite ihn.
"So, jetzt komm her und zieh mir diesen Anzug aus, damit wir
endlich mal zum Abschluss kommen!"
Michael ging zu ihr, küsste sie zärtlich und half ihr aus dem
Anzug, dabei umspielten seine Hände ihren Körper und ihre
Brüste. Als sie vom Anzug befreit war, revanchierten sich ihre
Hände und kneteten seinen geschundenen Arsch. Ihre Lippen
bedeckten seinen Hals mit Küssen, während sein Mund an ihren
Schultern entlang glitt. Sie drückte ihn sanft zu Boden. Er
setzte sich vorsichtig hin und genoss es, wie sie auf seinen
Schoss kletterte.
Mit einem Mal zwirbelte sie ihm die Brustwarzen, er schrie
schmerzvoll auf. Sie lachte:
"Nur als Erinnerung, dass jetzt einiges anders ist, zwischen uns
Beiden. Oh, ich sehe schon an der Reaktion deines Schwanzes, du
findest das immer noch gut."
Dann glitt sie auf seinen Schwanz, ihre Oberkörper pressten sie
dicht aneinander und sie begann ihn zu reiten.
Sie fing bald drauf an, laut zu stöhnen und er gab ebenfalls
laute Töne der Lust von sich.
Kurze Zeit später keuchte sie:
"Ja, das Peitschen hat mich schon ganz heiß gemacht, gleich
komme ich." Ihm ging es nicht viel anders und zwei Stöße später
kamen Beide zum Orgasmus. Diesmal brauchte sie nichts zu sagen,
er blickte ihr dabei auch so in die Augen. Dann schrieen es
Beide heraus.
Und als die Schreie verstummten, waren sie wieder in Michaels
Wohnung und lagen nackt aufeinander. Sie blickten sich kurz an
und begannen zu lachen.
Julia sah ihn fröhlich an:
"Es tut so gut, dass jetzt endlich alles geklärt ist, das wir
nun zu einander gefunden haben."
Michael nickte:
"Endlich. Ich liebe dich so sehr. Und nun ist es geschafft." Sie
begannen sich zu küssen und es für einige Minuten zu genießen,
einfach wie Teenager den Spaß daran zu empfinden.
"Eines würde mich ja nun doch interessieren", begann sie.
"Was?" fragte er.
"Ob das in echt auch so viel Spaß wie im Spiegel macht?" Sie
setzte sich auf und sah ihn an:
"Leg dich bitte mal über meine Knie." Er tat es ohne weiter zu
fragen. Er genoss es, wie sie die Initiative übernahm. Als er
über ihren Knien lag, musste er sofort stöhnen, als er den
Schmerz auf seinem Hintern erneut verspürte und sie ihm den
Allerwertesten mit der flachen Hand versohlte. Sie quiekte
zufrieden auf:
"Ja, es macht fast sogar noch mehr Spaß, als im Spiegel. Und
dein geiles Zucken. Hach, ich werde es genießen, das von nun an
oft zu machen. Aber jetzt reicht es. Jetzt will ich Sex."
Sie hörte auf und sie taten es erneut miteinander. In der ganzen
Nacht waren es sieben Mal.
Michael konnte zwar wieder nicht schlafen, aber sie blieb die
ganze Nacht mit ihm auf und die Beiden hatten Sex, unterhielten
sich über alles mögliche und genossen ihr gefundenes Glück.
Am nächsten Morgen piepste Michaels Handy. Da es neben der
Kaffeemaschine lag und Julia sowieso gerade damit beschäftigt
war, Kaffee zu kochen, brachte sie es ihm.
"Hier, Süßer. Da hat dir jemand geschrieben."
Michael las die SMS und begann breit zu grinsen.
"Die ist von meinem Bruder. Hör dir das an:
Hi Mike. Hier ist alles wunderbar. Hatte eine heiße Nacht und
ein gutes erstes Mal mit Marie. Bin jetzt mit ihr zusammen und
irre happy. Seb."
Julia lachte:
"Da hatten die Brüder wohl beide eine heiße Nacht, in gewisser
Hinsicht ein erstes Mal und eine neue Freundin."
"Genau das schreibe ich ihm jetzt zurück", grinste Michael.
Später am Tag, als Beide aufräumten, stieß Julia an PC Tisch und
der Bildschirmschoner verschwand, um das Emailprogramm, was
nicht ausgeschaltet worden war, freizugeben.
Michael war in der Küche und hörte sie rufen:
"Komm mal her, das Internet war die ganze Zeit an, da ist eine
neue Email. Von DeepThroat."
Michael eilte ins Wohnzimmer und sah sie vor dem PC stehen.
Langsam ging er an den Computer und öffnete die Email, wurde
bleich, drehte sich um und sagte:
"Lies und sag mir, was du davon hältst."
Er selbst las die Mail auch noch einmal:
"Hallo mein kleiner Sklave.
Diese Quelle hier ist kalt gestellt. War gar nicht so schwer.
Warum glaubst du eigentlich so bereitwillig, dass es eine
wissenschaftliche Erklärung für das schöne Geschenk gibt, dass
du von mir erhalten hast und nicht, dass es doch die Magie der
Herrin ist? War es nicht reine Magie, die du durch den Spiegel
erfahren hast? Ich denke, du solltest nach Trier kommen, damit
wir uns in Ruhe unterhalten können.
Lady Jennifer."
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