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Kerstin atmete im Seminar deutlich hörbar aus vor Langeweile und
stützte sich demonstrativ auf ihre Ellenbogen. Die Frau neben
ihr, sie hieß Alice, kicherte bei diesem Anblick. Der Referent
drehte sich um und fixierte Kerstin. "Sie möchten etwas
beitragen?", fragte er in einem neutralen Ton, die Augen zu
Schlitzen verengt.
"Eh... ich habe mich nur gefreut, dass mein Buch stimmt. Es sagt
dasselbe wie Sie, Herr Dr. Reuther." Kerstin richtete sich auf,
strahlte ihn an und hielt ihr Marketing-Lehrbuch hoch. Das hatte
sie sich vor mehr als zehn Jahren gekauft, im ersten Semester.
Anscheinend hatte der Mann mit dem Backenbart und dem scheußlich
grün gemusterten Jackett nicht viel mehr zu bieten.
Dr. Reuther starrte sie einen Augenblick lang an und wandte sich
kommentarlos wieder der Produktpolitik zu. Kerstin wechselte
einen schnellen Blick mit Alice und verdrehte die Augen nach
oben. Die kicherte erneut, und auch ein paar der anderen
Teilnehmer grinsten.
Genau so etwas hatte sie befürchtet. Dieses Marketing-Seminar,
zu dem ihr neuer Arbeitgeber sie verdonnert hatte, stellte sich
als komplette Zeitverschwendung heraus. Es wärmte nur ein paar
Standards auf, die sie schon vor langer Zeit verinnerlicht
hatte. Für einen Moment strömte Lust auf offene Rebellion durch
Kerstins Adern. Dieser Dr. Reuther hing hier den Experten raus.
Sie war sich sicher, dass sie ihn mit ein paar gezielten Fragen
ganz schön zum Stottern bringen konnte.
Sie unterdrückte den Impuls. Es war schwierig genug gewesen,
nach vier Jahren gesundheitsbedingter Unterbrechung wieder eine
Stelle zu ergattern. Die wollte sie nicht aufs Spiel setzen.
Wenn ihr neuer Chef dachte, sie müsse ihre Marketing-Kenntnisse
auffrischen, bevor er sie auf seine Kunden losließ, dann würde
sie eben die drei Tage in diesem Seminarhaus absitzen. Nicken,
lächeln, und ganz die dankbare, strebsame, unschuldige
Assistentin geben. Mit dieser Masche war sie früher schon gut
gefahren, in ihren ersten zwei Jobs. Vor der Krankheit.
Dr. Reuther bekritzelte das Flipchart, ohne seinen Monolog zu
stoppen. Der Mann schräg vor ihr drehte sich um und zwinkerte
ihr kurz zu. Sie musste ihn einfach verschwörerisch angrinsen,
es ging nicht anders. Seine Augen glommen in einem
ungewöhnlichen Eisgrau. Das Bild eines Huskys ging ihr durch den
Kopf. Nein, das passte nicht ganz. Er strahlte ganz und gar
nicht die Unterwürfigkeit eines Hundes aus.
Er zwinkerte nochmals und wandte sich wieder nach vorne. Seine
lange Gestalt hing in einer betont entspannten Haltung auf dem
Stuhl. Vermutlich verbarg sich dahinter eine Geisteshaltung, die
ihrer eigenen ähnelte. Sie musterte sein rückseitiges
Halbprofil, dankbar für die Ablenkung. Groß und breitschultrig
unter dem neutralen Hemd. Sehnige Arme, braun gebrannte Haut.
Die kurz geschnittenen Haare in einem undefinierbaren Ton
zwischen blond und dunkel wirkten ein wenig struppig. Aus der
Linie seines Nackens las sie verhaltene Energie. Er lauerte.
Bestimmt kein Hund. Wenn schon, dann eher ein Wolf.
Alice war ihrem Blick gefolgt und zog eine Augenbraue hoch.
Schnell sah sie wieder zum Flipchart. Der Typ mochte interessant
aussehen, aber sie war nicht wegen eines Abenteuers hier. Mal
ganz abgesehen von der Tatsache, dass sie einen Ehering am
Finger trug.
Der Minutenzeiger an der Wanduhr bewegte sich mit sadistischer
Gemächlichkeit vorwärts. Sie unterdrückte erneut ein Seufzen.
Noch eine halbe Stunde bis zur ersten Kaffeepause.
"Pass auf dich auf. Und überanstrenge dich nicht, hörst du? Lass
es langsam angehen, nach allem."
Das hatte Bernd zu ihr gesagt, als sie nach dem Frühstück ins
Auto gestiegen war. Sie hatte gelächelt und sich von ihm umarmen
und küssen lassen. Dabei fühlte sie sich wie eine Katze, die man
gegen ihren Willen herzt. Sie wollte weg, wollte raus, wollte es
ganz und gar nicht langsam angehen. Fast vier Jahren zu Hause
gehockt! Jetzt lechzte sie nach Aktivität. Nach Freiheit.
Dieses neue Medikament hatte die Muskelkrankheit bezwungen,
durch die sie ewig ans Bett gefesselt war. Die Ärzte wagten
anfangs kaum zu glauben, dass sie so gut auf den Wirkstoff
ansprach. Sie hatte trainiert, lange und eisern. Erst in der
Reha, dann im Sportstudio. Jetzt war sie gesund,
hundertprozentig fit und brannte auf Action! Zurück ins Leben,
endlich!
Doch ihr Mann behandelte sie wie ein rohes Ei, immer noch. Genau
wie bisher. Wie in der Zeit, die ihr fast schon wie ein böser
Traum vorkam. Seine Aufmerksamkeit und seine Sorge verstand sie.
Er liebte sie eben und hatte sich für sie aufgeopfert,
jahrelang. Dennoch spürte sie seit Wochen eine wachsende
Ungeduld. Sie wollte endlich runter vom Parkplatz, und wieder
auf die Autobahn! Am besten gleich auf die Überholspur. Sie
hatte genug Zeit verloren.
Sie studierte das Flipchart und las ausschließlich bekannte
Stichworte. Reine Zeitverschwendung! Nichts von wegen
Überholspur. Das hier ähnelte dem Kriechen hinter einem LKW, an
dem man nicht vorbeikam.
Aus den Augenwinkeln sah sie wieder zu dem Mann hin. Er schrieb
etwas auf seinen Block, sehr konzentriert. Was immer es war, mit
hundertprozentiger Sicherheit hatte es nichts mit den Inhalten
zu tun, die Dr. Reuther vor der Gruppe ausbreitete.
Zu dem weißen Hemd trug er eine Jeans und schwarze Halbschuhe.
Standard.
Eine Vision blitze in ihrem Kopf auf. In seinem Kleiderschrank
lagerten große Stapel mit gleichartig weißen Hemden, identischen
Jeans und neutralen Schuhen. Kein Anzeichen von individueller
Ausdrucksform, von einer Neigung zu einem gewissen Geschmack,
aus dem man eine Botschaft hätte lesen können. Nur Kleidung,
schlicht und praktisch, preislich ebenso unbestimmbar wie
stilistisch.
Aus irgendeinem Grund weckte das Kerstins Aufmerksamkeit. Sie
studierte die Gestalt vor ihr mit ungleich mehr Interesse, als
sie dem Lehrstoff entgegenbringen konnte. Der Mann saß aufrecht
auf seinem Stuhl und schrieb, mit gleichmäßigen, sorgfältig
abgezirkelten Bewegungen. Seine Schrift musste gut aussehen,
nicht wie das Gekritzel auf ihrem eigenen Papier. Wie
Druckschrift.
Eine kleine Vertiefung an seinem Ohrläppchen fiel ihr auf. Ah!
Er hatte also mal einen Ohrring getragen, tat dies jetzt aber
nicht mehr. Warum wohl?
Die Entdeckung dieses winzigen Geheimnisses befriedigte und
fesselte sie gleichermaßen. Die restlichen fünfundzwanzig
Minuten bis zur Kaffeepause malte sie sich Gründe für den
Verlust des Ohrrings aus, einer dramatischer und romantischer
als der andere.
Die Zeit verging trotzdem kaum.
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"Kaffee?"
Felix lächelte und hielt der dunkelhaarigen Frau eine der beiden
Tassen hin, die er an der Schlange vor den Thermoskannen vorbei
balanciert hatte.
"Oh... vielen Dank, sehr nett! Ja, das ist dringend nötig."
Sie erwiderte das Lächeln, was ein Strahlen in ihre Kirschaugen
zauberte, und nahm sich einen der Humpen. Dann stutzte sie, als
sie die Farbe des Getränks und die leeren Zuckertütchen auf der
Untertasse sah.
"Zwei Zucker, mit viel Milch. So okay?", meinte er unschuldig.
"Woher wissen sie..." Sie starrte ihn an.
"Reine Vermutung. Sie sehen aus, als ob Sie Ihren Kaffee am
liebsten so hätten."
Sie nickte, ohne den wachsamen Blick von ihm zu lösen, und nahm
einen Schluck. Er trank selbst, zufrieden mit dem Effekt. Die
Frau war so ziemlich das Erste gewesen, was ihm auffiel, als er
kurz vor Beginn des Seminares in den Vorraum kam. Keine Ahnung,
warum eigentlich. Er hatte sie nicht aus den Augen gelassen,
ohne sich etwas anmerken zu lassen. Sie hatte zwei Zucker
genommen und ordentlich Milch eingeschenkt. Das war vor zwei
Stunden.
"Felix Hintzen." Er streckte ihr eine Hand entgegen.
"Kerstin Brockhoff."
Ihr Griff fühlte sich fest an. Sie warf die Haare zurück und
blies über den heißen Kaffee. Die Geste drückte dieselbe
natürliche Eleganz aus wie alle ihre Bewegungen.
Er setzte eine neutrale Miene auf und nahm einen weiteren
Schluck. Sie mochte Ende zwanzig sein, und damit ein paar Jahre
jünger als er selbst. Mittelgroß und schlank und auf eine
unaufdringliche Art hübsch. Wenig Schminke, dunkler Teint und
Augen, die bestimmt sprühen konnten vor Begeisterung. Oder vor
Zorn. Unter der Oberfläche verbarg sich ein Kern aus
Leidenschaft und Energie, das spürte er genau.
"Sie machen nicht den Eindruck, als ob die Weisheiten von Dr.
Reuther Sie besonders interessieren würden", begann er den
Smalltalk.
"Stimmt." Sie seufzte. "Aber wenn einem jemand ein Seminar
bezahlt, dann sagt man ´Danke schön´ und macht es."
Er lachte leise und nickte.
"Warum sind sie hier?", wollte sie wissen und sah ihm direkt in
die Augen. "Sie haben sich auch mit anderen Dingen beschäftigt,
nicht?"
"Oh, sieht man das?" Er legte die Stirn in übertriebene Runzeln.
"Verdammt, dann muss ich das wieder üben. In der Schule war ich
ziemlich gut darin. Die Lehrer dachten immer, man passt auf,
wenn man schreibt."
Sie lächelte nicht, nickte aber interessiert.
"Ich bin Ingenieur", erläuterte er und spürte die bekannte
Unsicherheit. Wie weit sollte er seinen Lebenslauf hier
ausbreiten, vor einer Unbekannten? Er entschied sich für die
Kurzform. "In letzter Zeit habe ich aber immer weniger Spaß am
Konstruieren und Entwerfen. Ich will mich neu orientieren. Dazu
besuche ich gerade ein paar Seminare, um Ideen zu kriegen. Ganz
unterschiedliche. Heute Marketing, übernächste Woche eines über
die Arbeit der Entwicklungshilfe. Kürzlich war ich sogar bei
einer Info-Veranstaltung für angehende Heilpraktiker. Aber das
ist sicher nichts für mich."
"Verstehe", sagte sie. "Und was halten sie von den Geheimnissen
des Marketings?"
"Weiß ich noch nicht." Er deutete ein Grinsen an. "Das hängt
wohl auch vom Dozenten ab, nicht wahr?"
Sie lachten. Gemeinsam. Das hörte und fühlte sich gut an.
"Und? Was haben Sie vorher geschrieben?", fragte sie weiter.
Felix zögerte, erwog eine Ausrede, eine Flachserei. Doch an dem
Mädchen war irgendetwas, das ihn zur Wahrheit bewog.
"Den Entwurf einer Rede, die ich demnächst halten muss. Die Rede
des Bräutigams."
"Oh, sie heiraten bald? Na, dann schon mal im Voraus herzlichen
Glückwunsch."
Er las Aufrichtigkeit in den dunklen Pupillen, als sie ihm
gratulierte. Doch sie lächelte nicht dabei. Stattdessen schien
sich ihr Blick nach innen zu drehen.
"Danke sehr. So bald ist es nicht, erst im Oktober. Ein großes
Fest, über hundert Leute. Da sollte mir schon was Vernünftiges
einfallen."
"Ja, das ist wichtig." Sie umfasste den Ring an ihrem eigenen
Fingern. "Ich bin auch verheiratet" fügte sie an.
Felix nickte, leicht erschrocken. Was sollte dieser
unvermittelte Kommentar? Erweckte er etwa den Eindruck, als
würde er sie am liebsten sofort vernaschen? Wollte sie ihm damit
ihre Grenzen signalisieren? War ihm sein Interesse so
überdeutlich anzumerken?
Er trank. Langsam, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. Dabei
ließ er seine Augen heimlich über die Gestalt vor ihm wandern.
Kerstins ebenholzfarbene Haarmähne fiel ihr bis auf die
Schultern und bildete einen hübschen Kontrast mit ihrer
Hautfarbe. Ob sie wohl spanische oder italienische Gene
mitbrachte? Mit den vollen Lippen und dem breiten Mund wirkte
sie unbestimmbar südländisch.
Und sehr attraktiv! Gute Figur, kein Zweifel. Die dunkelblaue
Bluse fiel locker, doch die Wölbung ihrer Brüste zeichnete sich
deutlich darunter ab. Apfelgröße, schätzte er mit dem Auge des
Kenners. Schlank, aber eindeutig feminin. Ihre Hüften und
Schenkel bildeten elegante Kurven in der weißen Hose.
Unwillkürlich tauchte das Bild von Daria in seinem Kopf auf.
Seine Verlobte war kleiner, sie maß kaum 1,55. Mit ihren
ausgeprägt weiblichen Formen ähnelte sie prähistorischen
Muttergott-Figuren. Er mochte das! Er stand auf volle, runde
Brüste und einen richtigen Hintern. Auf Rundungen und auf
üppiges Fleisch in seinen Händen.
Er liebte es, Daria zu umfassen, zu streicheln, zu greifen, sich
in ihrer weichen Fülle zu versenken. Doch nun starrte er
verstohlen auf die Gestalt vor ihm und es juckte ihm förmlich in
den Fingern. Einmal diese rassige junge Frau berühren, diese
straffen Brüste zu umfassen ...
Verdammt! In vier Monaten würde er Daria zum Altar führen. Warum
reizte ihn plötzlich eine andere so sehr? Das kam überraschend.
Er dachte weiter zurück. An Sophie. Die dünne Blondine, mit der
er eine unglaublich heiße Nacht verbrachte. Das geschah
ebenfalls unvermutet, vor etwa vier Jahren, als er einige Monate
mit Daria zusammen war. Der reine Wahnsinn! Er hatte es Daria
gebeichtet, und wie erwartet war sie völlig ausgerastet. Gut,
damals hatte sie sich wieder beruhigt, und er gewann sogar den
Eindruck, dass die Krise sie letztendlich enger verband. Aber
heute, mit bereits anberaumtem Hochzeitstermin, da sah das
anders aus.
Er registrierte den fragenden Blick der jungen Frau vor ihm. Das
Schweigen hatte sich einige Sekunden zu lange gezogen.
"Äh... sie hatten sicher auch eine große Hochzeitsfeier", sagte
er rasch und hoffentlich mit richtigem Anschluss an ihre letzten
Worte.
"Nein, eigentlich nicht." Ein Schatten zog über ihre Miene. "Wir
haben... im engsten Kreis geheiratet. Ich war krank."
"Oh."
Felix drehte seine Tasse in den Händen. Was konnte man darauf
antworten? Nach der Krankheit wollte er sich nicht erkundigen,
schließlich kannte er Kerstin nicht. "Ich glaube, es geht gleich
weiter."
Sie trank aus und stellte die Tasse weg. Nach einem letzten
flüchtigen Lächeln wandte sie sich ab und schlenderte in den
Seminarraum zurück. Als Einzige. Der Rest der Gruppe stand noch
herum und betrieb Pausenkonversation.
Seine Augen folgten ihr wie magnetisch angeheftet. Er bewunderte
das Spiel ihrer Hinterbacken in der eng geschnittenen Hose, ihre
ganze grazile Gestalt. Dabei fluchte er innerlich vor sich hin.
Vermutlich hielt sie ihn für einen Langweiler, bei dem Mist, den
er da plapperte.
Nun ja. Sie war verheiratet. Er war verlobt. Was machte es also
für einen Unterschied, was sie von ihm dachte?
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Kerstin trat aus der Seitentür des Seminarhauses und blinzelte
in die tief stehende Sonne. Endlich war der Tag vorüber, oder
zumindest die Schulung. Dr. Reuther konnte sich nur unwesentlich
steigern. Der Nachmittag hatte sich gedehnt wie weicher Teig.
Sie atmete ein und genoss die frische Luft. Wenigstens lag das
Seminarzentrum vor den Toren des Dorfes, direkt am Waldrand.
Gleich gegenüber begann ein Waldweg und führte in einer Runde um
den Hügel, sagte die Karte im Rezeptionsraum. Mit einem Ruck
schloss sie den Reißverschluss ihres Trainingsanzuges. Jetzt ein
wenig Joggen, das würde ihrer Laune ebenso guttun wie ihrer
Gesundheit. Früher stellte Sport ein notwendiges Übel für sie
dar, unumgänglich für einen attraktiven Körper. Aber nach der
ewigen Bettlägerigkeit genoss sie jede Art von Bewegung als ein
Geschenk.
Sie bog um die Hausecke. Da stand Felix, ein Fuß auf den
Lattenzaun gestellt, und band sich die Laufschuhe zu. Auch er
hatte sich in Sportkluft gestürzt. Die Shorts enthüllten die
Muskeln seiner Beine, und unter dem Funktionsshirt zeichnete
sich ein wohl definierter Brustkorb ab.
"Oh... hallo." Er sah auf, und ein spontanes Lächeln durchbrach
die Zurückhaltung, die er üblicherweise an den Tag legte. Das
ließ sein Gesicht förmlich aufleuchten. Er wirkte plötzlich
jünger, verspielter. Ein juveniler Wolf, der das Herumtollen der
Welpenzeit noch nicht vergessen hatte.
"Hallo." Sie lächelte automatisch zurück und blieb vor ihm
stehen. In der Mittagspause hatte Alice sie in Beschlag
genommen, sie hatte kaum ein weiteres Wort mit dem Mann
gewechselt. Doch im Schulungsraum, da waren ihre Blicke immer
wieder zu der gelassenen Gestalt vor ihr gewandert.
"Eh... sie wollen auch laufen? Hätten Sie Lust auf eine
gemeinsame Tour?"
"Gerne", hörte sie sich sagen, bevor sie überhaupt über die
Frage nachgedacht hatte. He, was war denn das? Woher kam diese
Antwort, und warum spürte sie plötzlich ihren Puls viel
deutlicher?
"Schön!" Wieder dieses jugendliche Lächeln. "Kommen sie, wir
haben ein paar Kilometer vor uns."
Sie trabten los. Über die Straße, und direkt in den Wald. Die
laue Luft des Juniabends strich an ihren Wangen entlang, und der
Waldgeruch füllte ihre Nase wie ein schweres Parfum. Sie sah
nach rechts und in eisgraue Augen. Felix grinste, nickte und zog
das Tempo um eine Winzigkeit an. Sie passte sich seinem
Bewegungsmuster ohne Probleme an.
Zuerst sprachen sie nicht. Nicht mit Worten zumindest. Doch die
Art, wie sich ihre Bewegungen automatisch anglichen, der
gemeinsame Atemrhythmus, und die Gesten, die sie an
Wegverzweigungen tauschten, stellte eine eigene Art der
Kommunikation dar.
Kerstin fühlte sich pudelwohl. Das Training zahlte sich aus, sie
hielt auch nach einer halben Stunde noch mit. Das Laufen, der
Weg, der Wald, all das schabte die Kaugummispuren des Tages von
ihrer Seele und hob ihre Stimmung.
Auch die heimlichen Seitenblicke, die sie immer wieder auf ihrem
Körper spürte, störten sie nicht. Im Gegenteil, sie genoss
Felix´ Aufmerksamkeit. Der Trainingsanzug lag etwas zu eng an
ihrem Leib, das Teil war einige Jahre alt. Sie wollte schon
länger neue Laufkleidung kaufen, doch nun war sie froh, dass sie
nicht dazu gekommen war. Das brachte Po und Beine hübsch knackig
zur Geltung, und ihr Busen hüpfte unübersehbar im Rhythmus ihrer
Bewegungen.
Herrlich, sich endlich wieder so richtig attraktiv vorzukommen!
Als sie den Kamm des Hügelzuges erreichten und das Tal sich vor
ihnen ausbreitete, da stieß sie einen spontanen Freudenschrei
aus.
Felix zuckte zusammen, fiel aus dem Tritt, und lachte. Sie
ließen den Trab auslaufen und schlenderten tief atmend weiter.
Kerstin sog die Idylle der sacht gewellten Landschaft in sich
auf wie Medizin. Dann bemerkte sie, dass der Mann nicht zum
Horizont sah, sondern sie betrachtete.
"Ist was?", fragte sie.
"Sie sehen toll aus, wenn sie so erfüllt sind." Er lächelte,
dann riss er die Augen auf, als ihm der Doppelsinn seiner Worte
auffiel. "Ich meine... das heißt... so lebendig, meinte ich."
"Ja, das stimmt. So fühle ich mich auch." Sie lachte erneut,
diesmal über seine Verwirrung. "Lebendig ist gut. Endlich
wieder! Ich lag zwei Jahre praktisch nur im Bett. Es ist immer
noch ein halbes Wunder für mich."
"Sie erwähnten es", nickte er. "Eine Krankheit."
"Mitochondriale Myopathie", seufzte sie. "Genetisch bedingt, und
nicht heilbar. Aber für meine spezielle Variante wurden kürzlich
neue Wirkstoffe entwickelt. Ich verdanke also der Bioforschung
mindestens meine Gesundheit, vielleicht sogar mein Leben."
"Ein Hoch auf den Fortschritt." Er betrachtete sie ernsthaft.
"Man merkt Ihnen das nicht an."
"Wirklich? Sehr schön!" Kerstin feixte. "Na los, dann weiter.
Warum stehen wir hier eigentlich herum?"
Sie trabten wieder los.
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Eine halbe Stunde später bogen sie um eine Kurve, immer noch
nebeneinander. Vor ihnen lag das letzte Stück des Waldweges.
Noch zwei- oder dreihundert Meter, dann kam die Straße und der
Zaun des Seminarzentrums. Wie abgestimmt wechselten sie in ein
geruhsames Gehen. Anscheinend hatte ihr Laufpartner es genauso
wenig eilig wie sie selbst, diese schöne Tour zu beenden,
überlegte Kerstin.
"Vielen Dank. Das war eine tolle Runde mit dir", meinte er und
blieb stehen. Kerstin blinzelte. Er ging zum Du über? Hm...
störte sie das. Nein. Eindeutig nicht. Im Gegenteil.
"Das finde ich auch. Ich danke dir." Sie wandte sich ihm zu. Das
Lächeln kam automatisch, sobald sie sich in die Augen sahen. Sie
holte tief Luft und genoss das hauchzarte Prickeln, das an ihrem
Rücken hinab lief. Der Augenblick dehnte sich, schwoll an. Wurde
zu etwas Anderem, etwas Wichtigem.
Sie trat einen Schritt vor. Genau wie Felix. Sah zu ihm auf.
Seine Wolfsaugen leuchteten in der Dämmerung. Die Umarmung
entstand ohne weiteres Zutun, aus sich selbst heraus. Plötzlich
lag ihre Wange an seiner Brust, sie spürte die Feuchtigkeit
seines durchgeschwitzten Shirts. Ihre Hände hatten sich um seine
Mitte geschlungen, ebenso wie er sie umfasst hielt. Sie holten
tief Luft, ein gemeinsamer Atemzug in perfekter Synchronität,
und die Umarmung mutierte zu einer engeren Verbindung, zu einem
gegenseitigen Klammern.
Kerstin schluckte und schauderte innerlich, als sie ihre volle
Vorderseite gegen den Mann rieb. Ganz anders als bei Bernd.
Nicht sanft, verständnisvoll, umsorgend. Herrlich, die Brüste an
seine Rippen zu pressen, seinen harten Griff zu spüren, seine
Schenkel an ihrem...
Wie verabredet ließen sie los, wiewohl zögernd, und lösten sich
voneinander. Fast, zumindest. Er hielt ihre Hände umfasst und
sah sie an. In seinen Augen las sie dieselbe Erschütterung,
deren Wucht sie selbst in sich vibrieren spürte.
"Puh." Er lächelte, unsicher. "Das ist... schön."
Sie nickte und atmete bewusst durch. "Aber... es kann ja nichts
passieren. Wir sind... klar miteinander, oder?"
"Ja. Wir sind klar", wiederholte er tonlos, ohne den Blick von
ihr zu lösen. "Es wird nichts passieren."
"Gut." Sie drückte seine Hände los. "Gut."
"Es wird nichts passieren." Seine Stimme war zu einem Flüstern
abgesunken. Er beugte sich vor und küsste sie auf den Mund.
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Felix knallte die Tür seines Zimmers ins Schloss und fuhr sich
durch die verschwitzten Haare. Er setzte sich auf die Bettkante,
nur um im nächsten Moment aufzuspringen und in dem Raum hin und
her zu tigern. Drei Schritte bis zum Fenster, drei Schritte
zurück zur Wand.
"Du verdammter Idiot!", knirscht er. "Was denkst du dir
eigentlich, sie einfach zu küssen? Hast du ihren Blick gesehen?
Morgen wird sie kein Wort mit dir reden, verlass dich drauf. Und
überhaupt... was ist mit Daria? Deine Verlobte, schon
vergessen?"
Er blieb stehen, schloss die Augen, und spürte dem feinen
Prickeln nach, das auf seinen Lippen saß. Fast konnte er sie
noch spüren. Ihre warme Haut. Ihren Körper in seinen Armen.
Ihren Geruch, frisch wie neu gefallener Schnee.
"Idiot", seufzte er. Dann musste er grinsen. Wenn er schon keine
neuen Erkenntnisse im Marketing mit nach Hause nehmen würde,
dann wenigstens die kleine, süße, verbotene Erinnerung an einen
geraubten Kuss. Eine letzte, lässliche Sünde, bevor er in den
heiligen Stand der Ehe eintrat. Ab diesem Zeitpunkt würden
solche Ausrutscher endgültig ein Ding der Vergangenheit sein.
Diese Kerstin war schon ein Feger. Wie sie sich an ihn
geschmiegt hatte! Ob sie sich im Bett wohl ebenso an ihn
klammern würde, wenn sie unter ihm lag und er sie stieß?
Das Bild führte sofort zu Wärme und Enge in seiner Sporthose.
Sein Grinsen verbreiterte sich. Er warf sich auf das noch
makellose Bett und rieb träge über die Beule in seinem Schritt.
Na gut, dann hatte er es mit Kerstin eben versaut. Das spielte
keine Rolle. Er würde sie übermorgen zum letzten Mal sehen und
danach nie wieder. Die Gedanken zumindest waren frei. Was sprach
dagegen, wenn er jetzt von ihr träumte und sich dabei in aller
Ruhe befriedigte? Er musste ohnehin noch duschen. Nachher.
Mit diesem Entschluss schob er die Hose tiefer und schloss die
Augen. Er stellte sich vor, wie die dunkelhaarige Frau ins
Zimmer trat, neben sein Bett. Wie sie die Lippen öffnete und den
Morgenmantel über die Schultern gleiten ließ. Ihr einziges
Kleidungsstück. Wie sie auf ihn nieder sah und näherkam.
Sein Riemen ragte steinhart hoch. Er umfasste ihn und schob die
Haut vor und zurück. Sehr langsam. Der Traum hatte gerade erst
begonnen und sollte noch lange anhalten. Das Zeitlupentempo
entspannte und erregte ihn gleichzeitig. Lust sickerte durch
seinen Unterkörper, zähflüssig und schwer.
Kerstin kniete sich neben ihn, mit einer anmutigen Bewegung. Sie
strich die Haare zurück und schloss ihre Finger um die seinen.
Jetzt massierte sie seinen Schwanz mit ihm, spürte die Härte,
die Hitze darin. Sie beugte sich vor, leckte sich über die
Lippen, warf ihm einen lockenden Blick zu. Dann legte sich ihr
Mund um seine Eichel...
Felix stöhnte und spannte den Po an. Ein forderndes Prickeln
breitete sich in ihm aus, floss um die Bilder in seinem Kopf,
warf den Schatten der Explosion voraus...
Und dennoch!
Unruhe erfüllte ihn. Unzufriedenheit. Etwas stimmte nicht. Etwas
sollte nicht so sein.
Mit einem missmutigen Brummen schob er diese Gefühle beiseite.
Er wollte sehen, wie es weiter ging mit seiner Fantasie. Er
wollte das Mädchen haben! Wenn schon nicht in der Realität, dann
wenigstens in seinen Träumen.
Seine Faust fuhr schneller auf und ab, drängte voran. Doch die
seltsame Störung ließ sich nicht verdrängen. Die kleine
Masturbation-Orgie fühlte sich hohl an und leer. Eine Sehnsucht
ohne jede Chance auf wirkliche Erfüllung. Eine
Geschenkverpackung, aber kein Inhalt.
"Scheiße!"
Er rappelte sich auf und stopfte das harte Rohr zurück in seine
Hose. Nein! Das stimmte nicht, er konnte es nicht ignorieren.
Wenn er sich jetzt einen runterholte, dann würde er es später
bereuen. Warum, das war ihm nicht ganz klar. Nur das vage
Gefühl, dass diese Weggabelung in die falsche Richtung führte.
Gut. Keine Ersatzbefriedigung. Was dann? Felix nahm seine
Wanderung zwischen Fenster und Wand wieder auf und achtete nicht
auf den Protest des eingezwängten Ständers.
Die meisten der Gruppe wollten essen gehen, zu einem Italiener
im Dorf. Denen konnte er sich natürlich anschließen. Doch der
Gedanke an oberflächliche Gespräche und den Öldunst einer
Pizzabäckerei schreckten ihn, darauf verspürte er nicht die
geringste Lust. Außerdem war er noch satt vom Mittagessen.
Abends aß er nie besonders viel.
Lesen? Er hatte einen Roman dabei. Und drei Bücher über
Marketing. Äh... nur das nicht!
Fernsehen? Auf der Kommode stand ein altes Röhrengerät mit der
Diagonalen eines Kochtopfs. Nein.
Runter gehen ins Erdgeschoss? Bei Kerstin anklopfen? Warten, bis
sie aufmachte? Eintreten...
"Lass es sein, du Riesenblödmann", schnaubte er und rieb sich
die Augen. "Lass es einfach, ja?"
Er stürzte zur Tür und die Treppe hinunter. Nach draußen. Die
Sonne war bereits hinter den Horizont der Hügel im Westen
gerutscht, das Gezwitscher der Vögel beinahe verstummt. Die
friedvolle Stimmung kratzte an dem Aufruhr in seinem Inneren wie
eine Kreide über die Schiefertafel.
Ohne nachzudenken rannte er los. Nicht auf den Pfad von vorhin.
Nach rechts, der Straße entlang. Und geradeaus. Im steten Takt
prallten seine Füße gegen den Asphalt und sandten Schockwellen
durch seine Beine. Ja, das war gut. Weiter, schneller! Mit
angespannten Kiefermuskeln beschleunigte er noch mehr.
Den Bildern in seinem Kopf konnte er nicht davonrennen. Doch die
schlichte körperliche Anstrengung führte zu einer Betäubung.
Einem angenehmen Schleier, der sich über seine überreizte
Fantasie breitete.
Drei Stunden später kam er wieder beim Seminarzentrum an, völlig
ausgepumpt. Natürlich hatte er sich in der hereinbrechenden
Dunkelheit verlaufen und musste drei Mal nach dem richtigen Weg
fragen. Selbst das war ihm nicht unrecht. Die zusätzlichen
Kilometer würden ihn umso besser schlafen lassen.
Das Haus lag im tiefen Schatten. Nur an der Rezeption zeigte
sich ein Licht. Alle anderen Fenster reflektierten das
Nacht-grau des Himmels, nirgends die Lichtzuckungen eines
laufenden Fernsehers oder das Blau eines Notebooks. Die Gruppe
schien noch im Dorf zu feiern.
Ob sie wohl mitgegangen war?
Felix stellte sich vor, wie Kerstin zwischen den anderen in der
Kneipe saß und sich unterhielt, mit blitzenden Augen und rosig
angehauchten Wangen... Nein, unmöglich! Das stimmte ebenso wenig
wie die Masturbation, vor der er weggerannt war. Dieser
irrwitzige Kuss hatte sie genauso erschüttert wie ihn selbst,
das hatte er gesehen.
Wie unter Zwang wandte er sich nach rechts und huschte mit
lautlosen Schritten um das Gebäude herum. Sie hatte Zimmer
Nummer vier, das hatte er in der Pause vom Messinganhänger ihres
Schlüssels abgelesen. Also das vierte Fenster.
Er duckte sich und schlich unter den ersten drei Fensterbrettern
vorbei. Das Gras verschluckte die Geräusche seiner Tritte. Die
Rückseite des Hauses lag in tiefem Schatten. Nur der Halbmond
spendete ein wenig Licht, das diffus durch ein paar
Schleierwolken drang.
"Felix Hintzen, du bist ein hirnverbrannter Idiot!", warf er
sich innerlich vor und nickte dazu, während er auf sein Ziel zu
kroch. Das vierte Fenster war gekippt. Er verharrte reglos,
atmete mit weit offenem Mund, um jedes Geräusch zu vermeiden,
und lauschte.
Stille. Ein Vogel, irgendwo. Dann ein Laut. Von innen.
Mit trockenem Mund und schmerzenden Waden richtete er sich halb
auf. Die Kühle der Nacht drang durch das klatschnasse Shirt,
doch er achtete ebenso wenig darauf wie auf die zeternde Stimme
in seinem Kopf.
Das Geräusch wiederholte sich. Es klang wie ein ... Seufzen?
Er musste es einfach wissen! Und er musste etwas sehen!
In extremer Zeitlupe brachte er seinen Kopf halb über das
Fensterbrett. Die Vorhänge waren zugezogen, doch in der Mitte
zeigte sich ein Spalt. Seine an die Finsternis gewöhnten Augen
erkannten kantige Umrisse im Inneren. Ein Tisch. Ein Schrank.
Ein Bett.
Eine Bewegung, im Bett. Sie wiederholte sich. Ebenso wie das
Seufzen.
Sofort schoss ihm das Blut in die Lenden, ein Wasserfall aus
flüssigem Blei. Er sah praktisch nichts und hörte nicht kaum
etwas. Doch seine Fantasie füllte die Lücken augenblicklich mit
Bildern im Breitwandformat.
Ja, kein Zweifel! Da drin, keine drei Meter von ihm entfernt,
lag Kerstin unter ihrer Decke und tat genau das, was er selbst
sich verweigert hatte. Mit jagendem Herzen starrte er durch das
Glas, unsicher, was seine Sehnerven wirklich wahrnahmen, und was
ihm das eigene Gehirn vorgaukeln mochte.
Sie atmete ein, stockend. Der fast unhörbare Laut transportierte
so viel unterdrückte Lust, dass er um ein Haar aufgesprungen
wäre. Stattdessen verharrte er regungslos, lauschte mit weit
aufgerissenen Augen. Sein Rohr pochte schmerzhaft in der engen
Hose, doch die Pein beinhaltete eine eigentümliche Süße. Er
genoss sie, ebenso wie das Zittern in den Beinmuskeln nach den
Kilometern.
Eine neue Bewegung, und Atmen. Ein Schimmern an der Grenze
seiner Wahrnehmungsfähigkeit, das Restlicht des Mondes auf der
Bettdecke. Hatte sie ein Knie hochgestellt? Wo waren ihre Hände?
Felix biss die Zähne aufeinander und versuchte, die verdammte
Dunkelheit durch blanke Willenskraft zu bezwingen. Er hatte eine
Hand auf seine rasende Erektion gelegt und tätschelte sie wie
ein Tier, das man beruhigen musste. Der Gedanke, wie Kerstin
dort im Bett ihre Finger über ihre Vorderseite gleiten ließ,
verwandelte sein Hals in ein Trockengebiet.
Sie seufzte laut. Dann das Knarren des Rostes, und Licht flammte
auf. Felix´ Herz setzte für einen Schlag aus. Sie hatte die
Nachttischlampe angeknipst, und der Schein beleuchtete auch sein
Gesicht. Er verharrte als Steinfigur. Wenn er sich jetzt duckte,
konnte die Bewegung ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Als
unbeweglicher Umriss hinter den fast geschlossenen Gardinen
würde sie ihn hoffentlich übersehen.
Kerstin lag im Bett und starrte nach oben. Ihr Blick drohte die
Farbe an der Zimmerdecke zu verkohlen, solche Intensität
spiegelte sich in ihrer Miene. Sie holte tief Luft und
schnaubte. Dann schlug sie das Deckbett zurück und stand auf.
Felix blinzelte. Für einen Sekundenbruchteil blitzten lange,
nackte Schenkel auf, bevor das Nachthemd darüber fiel. Ein
sichtlich teures Teil aus Seide.
Sie ging die zwei Schritt zum Schreibtisch und öffnete die
Minibar darunter. Beim Vorbeugen zeichnete sich ihr Po unter dem
dünnen Stoff ab. Felix stierte genauso hungrig darauf wie auf
die Konturen ihrer Brüste, als sie den Kopf zurücklegte und aus
einer Flasche trank. Die Nippel stachen verdächtig groß und hart
durch das Hemd. Das sanfte Schaukeln beim Abstellen trieb ihn
beinahe in den Wahnsinn.
Sie schlüpfte wieder unter die Decke, das Licht erlosch. Felix
sah nichts mehr. Er unterdrückte einen Fluch. Jetzt würde es
Minuten dauern, bis sich seine Augen so gut an die Dunkelheit
gewöhnt hatten, dass er sich zumindest einbilden konnte, etwas
zu erkennen. Die Sekunden tickten dahin. Kein Laut drang an sein
Ohr, nicht einmal Atemzüge.
Schließlich wich er zur Seite, richtete sich mit brennenden
Schenkeln auf, und schlich sich um die Ecke. Wenige Minuten
später lag er in seinem Bett, körperlich erschöpft, im Kopf
hellwach. Seine Latte klopfte und pochte unter dem Laken und
jammerte um Aufmerksamkeit, doch er hielt die geballten Fäuste
weg davon.
Es dauerte sehr lange, bis der Schlaf kam.
-----
Die dicke Frau vom Zentrum war schon am Abräumen des
Frühstücksbuffets, als Kerstin herein huschte. Die Uhr zeigte
fünf nach neun, das Seminar hatte gerade begonnen. Sie hatte
nicht verschlafen, sondern absichtlich gewartet. Die letzte
halbe Stunde schlug sie in ihrem Zimmer tot und hieß sich dabei
eine feige Memme. Doch der Gedanke an eine Begegnung mit Felix
erschien ihr einfach zu... ja, zu was? Zu fürchterlich? Zu
anstrengend? Zu gefährlich?
In letzter Sekunde zog sie sich außerdem noch einmal um. Nicht
wieder die Hose vom Vortag, sondern ein Kleid. Das grüne.
Züchtig hochgeschlossen, und bis über die Knie gehend, brachte
es doch ihre schlanke Gestalt hübsch zur Geltung.
Rasch schenkte sie sich einen Kaffee ein. Auf ein Brötchen
musste sie heute eben verzichten. So bewaffnet drückte sie die
Klinke zum Schulungsraum und warf Dr. Reuther ein
Entschuldigungslächeln zu. Der dozierte bereits wieder über
Positionierung und Kundennutzen und hatte ein halbes Blatt am
Flipchart vollgekritzelt.
"Ah, guten Morgen, Frau Brockhoff", rief er aus, als er sie sah.
"Schön, dass sie auch den Weg gefunden haben. Dann wären wir ja
endlich vollzählig."
Sie biss die Zähne zusammen und reagierte weder auf die
höhnischen Worte, noch auf die Kicherlaute oder die Blicke der
anderen. Wenigstens Alice warf ihr ein Lächeln zu, als sie sich
neben sie setzte und blind in ihrem Block blätterte.
Wie erwartet saßen alle an denselben Plätzen wie am Vortrag,
Felix also schräg vor ihr. Er hatte sich bei ihrer Ankunft nicht
umgesehen, aber irgendetwas an seiner Haltung verriet ihr, dass
ihre Anwesenheit ihn keineswegs gleichgültig ließ. Er trug auch
heute die Jeans, dazu ein blau gestreiftes Hemd. Die Farbe
harmonierte perfekt mit seinen Haaren.
So ein Mist! Was hatte dieser Typ bloß, dass er sie so aus der
Fassung bringen konnte? Nicht nur diese Umarmung gestern nach
dem Joggen, deren Nachhall sie immer noch in sich spürte. Dann
musste er sie auch noch küssen, und sie damit in ein Chaos aus
gegensätzlichen Impulsen und Gefühlen stürzen. Am Vorabend war
sie so durcheinander gewesen, dass sie sich nur einmal aus dem
Zimmer schlich, um ein belegtes Brot aus dem Automaten im Keller
zu ziehen. Ansonsten hielt sie sich verschanzt, hinter der
abgeschlossenen Tür, und hinter ihrer Arbeit.
Leider waren ihre Gedanken alle fünf Minuten abgedriftet, bis
sie das Notebook zuklappte und ins Bett ging. Doch das stellte
sich schnell als falscher Schritt heraus. Die Bilder, die sie
verfolgten, nutzten diese neue Umgebung schamlos aus. Erst als
sie sich genüsslich über den Bauch strich, da dämmerte ihr, dass
sie nicht an die Hände von Bernd dachte, sondern an die von
Felix.
Mehrfach hatte sie es sich verboten, doch irgendwann nach
Mitternacht, als die weinseligen Stimmen der Pizzeria-Rückkehrer
im Treppenhaus schon wieder verstummt waren, da streichelte sie
sich unter der Decke zu einem verstohlenen Orgasmus.
Erbittert schob sie die Erinnerung beiseite und konzentrierte
sich auf die Ausführungen des Dozenten. Zwecklos. Dr. Reuther
hätte genauso gut über theoretische Quantenphysik sprechen
können, sie hätte nicht weniger aufgenommen.
Also gut! Sie seufzte stumm und fixierte die Gestalt vor ihr.
Dann eben frontal!
Sie konnte es nicht leugnen: Felix nahm ihr ganzes Denken und
Fühlen in Beschlag. Bernd dagegen kreiste irgendwo am Rand. Ein
Satellit, der hilflose Notsignale piepte. Ihr Handy hatte sie
nach der Schulung gestern nicht wieder eingeschaltet. Vermutlich
warteten drei oder vier besorgte Bitten um Rückruf auf der
Mailbox. Später! Sie würde ihn später anrufen.
Sie rutschte auf dem Stuhl hin und her und spielte mit dem
Bleistift, kritzelte abwesend auf dem Papier herum. Felix
bildete einen Umriss am Rande ihres Gesichtsfeldes, doch sie
nahm jede Bewegung aus seiner Richtung überdeutlich wahr. Heute
schrieb er nichts. Weder Hochzeitsreden, noch Notizen über die
Geheimnisse des Online-Marketings, die Dr. Reuther gerade
enthüllte. Er brütete vor sich hin, offenbar voll in einer
eigenen Welt gefangen.
Zum tausendsten Mal stellte sie sich die Frage, was wohl
passiert wäre, wenn sie nach diesem markerschütternden Kuss
nicht davongelaufen wäre. Was, wenn sie ihn wieder umarmt hätte?
Ihn angelächelt, ermutigt, eingeladen? Felix hatte von seiner
anstehenden Heirat erzählt. Wie weit wäre er gegangen? Hätte er
sie berührt, über den engen Sportdress gestreichelt? Sie
vielleicht gegen einen Baum gedrängt?
Und, viel wichtiger: Wie hätte sie selbst dann reagiert? Hätte
sie zugelassen, dass sie er bei der Umarmung nicht nur am Rücken
streichelte, sondern auch tiefer? Am Hintern? Dass er vielleicht
die Hand unter den Bund der Jogginghose geschoben hätte? Ihre
nackten Pobacken umfasste? Erst über dem Slip, dann darunter?
Hätten sie sich irgendwann schnaufend und keuchend im Laub
gewälzt, die Kleider vom Leib gestrampelt?
Sie schluckte und hob die Schultern, um das Kleid bequemer
zurecht zu ziehen. Der BH spannte, und der Stoff rieb über die
plötzlich empfindsamen Knospen. Sie zupfte verstohlen an sich
herum. Doch das brachte genauso wenig Erleichterung wie ein
Übereinanderschlagen der Knie unter dem Tisch. Sie fühlte sich
nervös und aufgekratzt. Hungrig, irgendwie.
Sie hielt inne und dachte nach. Die Selbstbefriedigung hatte
nicht geholfen wie erhofft. Ärgerlich, einerseits. Doch
andererseits war es lange her, dass sie diese bestimmte Form der
Aufregung gespürt hatte. Diese prickelnde Unruhe, so als ob
jeder Quadratzentimeter ihrer Haut direkt mit dem Bauch
verbunden wäre. Als ob ihr Körper völlig selbständig auf Signale
antwortete, die ihr Kopf überhaupt nicht wahrnehmen konnte.
Wann hatte sie das eigentlich das letzte Mal gehabt? Das musste
mehr als vier Jahre her sein. Vor der Krankheit, mit Bernd.
Obwohl... sie konnte sich nicht genau erinnern.
Sehr viel schärfer war ihr dieses Gefühl von Timo gewärtig,
ihrer großen Liebe an der Schule. Gott, war das aufregend
gewesen, als er zum ersten Mal die Hand auf ihre Brust gelegt
hatte. Beim ersten Streicheln wäre sie um ein Haar in Ohnmacht
gefallen...
Mist! Sie veränderte ihre Position auf dem Stuhl, spreizte die
Beine, so weit es das Kleid zuließ. Es half nicht. Sie fühlte
sich heiß und zittrig, und in ihrem Schoß saß ein eigentümlicher
Juckreiz. Abwesend spannte sie die Muskeln dort ein paar Mal an,
bevor sie sich erschreckt zur Ordnung rief. Das fehlte noch,
dass sie sich hier in so schwülstige Fantasien hineinsteigerte,
bis ihr Kätzchen sabberte und sich ein verräterischer Fleck auf
ihrem Kleid bildete!
"...über die effizienteste Organisation eines Vertriebsprozesses
sprechen wir nach der Pause. Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit."
Vereinzeltes Klopfen von Knöcheln auf Tischplatten und die
ausbrechende Unruhe riss sie aus ihren Gedanken. War die
Lehreinheit etwa schon vorüber?
Vor ihr erhob sich Felix und setzte zu einer Drehung in ihrer
Richtung an. Sofort fuhr sie hoch und stürzte nach draußen. Ihr
Herz tobte los wie ein Schmiedehammer. Draußen in der Lobby
kippte sie einen Kaffee in eine der bereitstehenden Tassen und
balancierte ihn auf fahrigen Händen durch die Tür. Auf der
Terrasse hinter dem Haus war es still und sonnig. Sie atmete auf
und streckte die Nase in die leichte Brise.
"Kerstin?"
Heißer Kaffee schwappte über ihre Finger, als sie zusammenfuhr.
Sie fluchte und schüttelte die Flüssigkeit ab.
"Oh, war das meine Schuld? Sorry, wirklich."
Das klang ehrlich. Sie nickte, nahm sich zusammen, und sah Felix
in die Augen. Auch er umklammerte eine Tasse und drehte das
weiße Porzellan hin und her. In den hinreißenden Wolfsaugen
stand Sorge, und noch etwas anderes.
"Ja?" Sie stieß das Wort hart hervor, beinahe abweisend, und
überdeckte damit das Gefühl von Panik in ihrem Inneren.
"Ich... ich wollte mich entschuldigen", sagte er. "Nicht nur
wegen dem Kaffee, meine ich. Auch wegen gestern. Wir... ich
hätte dich nicht küssen sollen. Keine Ahnung, was da in mich
gefahren ist."
"Schon gut." Sie wich seinem Blick aus.
"Nein. Nichts ist gut." Das klang verzweifelt. "Es war so toll,
mit dir zu laufen. Mit dir zu reden. Und ich Idiot ruiniere das
so."
Was wollte er von ihr? Sah er nicht, dass sie die Finger nur
deshalb so hart um die Tasse krampfte, um das Zittern zu
verbergen?
"Tja, das hättest du eben früher überlegen sollen", rutschte ihr
heraus, im Tonfall einer beleidigten Göre. "Ich... ich bin
verheiratet, schon vergessen?"
"Ich kann nur wiederholen: Es tut mir leid."
"Schon gut, schon gut."
"Kerstin..."
"Schon GUT, sagte ich!"
Sie starrten sich an. Kerstin sah, wie die Hoffnung in seinen
Augen verwelkte. Er spannte die Kiefer an, nickte knapp, und
wandte sich auf der Stelle um. Hilflos blickte sie seinem
kerzengerade aufgerichteten Rücken nach, als er zurück ins Haus
schritt. Irgendetwas presste ihr Herz zusammen und nahm ihr den
Atem.
-----
Felix schloss die Zimmertür sehr sacht hinter sich. Dabei hätte
er sie am liebsten zu geschmettert und dazu laut geschrien. Er
stemmte die Hände in die Hüften und stierte durch das Fenster,
ohne das Grün der Bäume gegenüber wahrzunehmen.
Sie war ernsthaft sauer auf ihn. Kein Wunder, wenn er sich schon
wieder benahm wie ein Hornochse. Ihr Zuspätkommen und die
überstürzte Flucht in die Pause hatten ja mehr als deutlich
signalisiert, dass sie ihre Ruhe haben wollte. Und er? Er hatte
nichts Besseres zu tun als ihr nachzulaufen und alles noch
schlimmer zu machen.
Er atmete durch und zwang sich zu einer nüchternen Betrachtung.
Eigentlich sollte er ihr dankbar sein. Wenigstens sie vergaß
nicht, dass sie beide in festen Händen waren. Und dass ein Kuss
die trügerisch harmlose Vorstufe zu etwas sehr viel
Gefährlicherem sein konnte. Schließlich hatte er nicht die
geringste Absicht, Daria zu verlassen oder sie zu hintergehen.
Oder?
Oder???
Mit einem Seufzen lockerte er alle Muskeln in seinem Körper und
ließ die Luft aus den Lungen strömen. Er horchte in sich hinein.
Das lautlose Echo von dort veranlasste ihn zu einem Nicken. Es
stimmte, das spürte er. Daria war seine Partnerin. Seine Braut.
Sie war diejenige, die er wollte, zweifellos.
Andererseits... sobald er das Bild von Kerstins dunklen Augen
zuließ, von ihrem spöttischen Lächeln, und sobald er sich an den
Duft ihrer Haare erinnerte, da...
Ein Klopfen an der Tür. Schüchtern.
"Ja?"
Die Klinke senkte sich. Kerstin streckte ihren Kopf herein. Ihr
Gesicht wirkte blass. Felix brachte kein Wort heraus, konnte sie
nur anglotzen. Sie schob sich ins Zimmer und schloss die Tür,
die Hände hinter dem Rücken. Das grüne Kleid saß wie eine zweite
Haut auf ihrem Leib und betonte ihre tolle Figur. Er riss seinen
Blick mit Gewalt von der angedeuteten Wölbung im Dekolleté.
"Jetzt muss ich mich wohl entschuldigen", flüsterte sie und rang
mit einem Lächeln. "Normalerweise bin ich nicht so eine Zicke.
Nur..." Sie brach ab und zuckte die Schultern.
Unwillkürlich trat er auf sie zu und nahm ihre Hände. Sie sah
ihn an. Die Offenheit und die Verletzlichkeit in ihren Augen
berührte ihn.
"Wieder Freunde?", raunte er mit einem angedeuteten Lächeln. Sie
nickte, ruckhaft wie ein Vögelchen.
"Wieder Freunde."
Sie hielten sich an den Fingern, blickten sich an. Auf ihrem
Gesicht breitete sich ein Lächeln aus und verwandelte sie von
einem verhärmten Mädchen zurück in eine wunderschöne junge Frau.
Felix spürte, wie sich seine Mundwinkel immer weiter nach oben
zogen. Er konnte nichts gegen das Grinsen machen, wollte es auch
nicht. Schließlich lachte er auf. Ein Laut der Befreiung, der
Freude.
"Was ist?", grinste sie, mitgerissen von seiner guten Laune. Das
brachte ihr Gesicht zum Leuchten wie einen Sonnenaufgang.
"Nichts. Oder doch. Alles." Neues Lachen.
Sie nickte, verstand wohl irgendwie, was er meinte. Und dann,
ungeplant, lag sie in seinen Armen. Felix erstarrte, doch als
sie ihm die Hände auf den Rücken legte und sich leicht an ihn
drückte, da wagte er eine Erwiderung der Geste. Mein Gott, sie
fühlte sich so gut an in seinem Griff. Ganz sacht strich er ihr
über die Schulterblätter und schwelgte in ihrer Nähe und ihrem
Duft. Sie erzitterte und klammerte sich fester an ihn. Der
Moment zerfloss, weitete sich zu einer Ebene stillen Glücks.
Kerstin legte den Kopf zurück und blickte ihn an, aus nächster
Nähe. In ihren Augen leuchtete es wie hinter fast geschlossene
Ofentüren.
"Wirst du mich jetzt wieder küssen?", murmelte sie mit einer
hochgezogenen Augenbraue.
"Nein." Er räusperte sich und straffte den Rücken. "Fehler
sollte man nicht wiederholen."
"Hm." Sie zwinkerte unmerklich und barg den Kopf an seiner
Brust. "Schade eigentlich..."
Er blinzelte überrascht. Verstand er das jetzt richtig? Er legte
ihr zwei Finger unter das Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. In
ihrer Miene las er dieselbe Mischung aus Hoffnung und
Zurückhaltung, die er selbst empfand. Sie öffnete die Lippen und
sog die Luft in Schüben ein. Ihr Körper bebte.
"Freunde?", hauchte sie tonlos.
"Freunde."
"Nur Freunde?"
"Nur." Er nickte und beobachtete verzaubert, wie sich etwas
Hexenhaftes in ihre Pupillen schlich.
"Dann kann ja nichts passieren, oder?", hakte sie nach.
"Überhaupt nichts."
"Sehr gut." Sie schloss die Augen und streckte das Gesicht hoch.
Er beugte den Nacken wie unter einem fremden Zauberbann. Diesmal
küsste er sie. Ganz leicht. Nur ein Streifen der Lippen, ein
Kontakt, ein warmer Hauch. Sie rührte sich nicht, sondern hielt
ihn, hielt sich fest. Ein zweiter Kuss, länger.
"Mh."
Mit einem unterdrückten Laut klammerte sie sich an seine
Schultern. Ihre Lippen verschmolzen, sie reagierte, antwortete.
Ihr Atem schmeckte so gut, dass ihn ein Schwindel ergriff. Dazu
das unbeschreibliche Gefühl ihrer Brüste an seinen Rippen, ihrer
Schenkel an seinen. Das Wiesel in seiner Hose bäumte sich auf,
drängte vor. Für eine halbe Sekunde zögerte er. Dann schob er
die Hüfte nach vorne, ließ sie sein Rohr spüren. Sofort presste
sie ihren Schoß dagegen und rieb sich an ihm. Ihr Mund wurde
weich, öffnete sich, und...
Mit einem lauten Schmatz riss sie sich los und staunte ihn mit
wildem Blick an. Sie atmeten beide schwer, und keiner machte
Anstalten, die enge Umarmung zu lockern.
"Tun Freunde so was?", murmelte sie und stupste seine Erektion
mit dem Leib an.
"Manchmal anscheinend schon", gab er mit flacher Stimme zurück
und bewunderte das Schimmern ihrer feuchten Lippen, den
herzzerreißend eleganten Schwung der Wimpern. Sie betrachtete
ihn nachdenklich.
"Du bist verlobt", meinte sie dann. "Ist das für dich okay, wenn
du eine andere Frau küsst?"
Er dachte nach, ohne den Blick von ihrem zu lösen.
"Ja, das ist okay", nickte er schließlich. "Es ist wunderschön,
dich zu küssen. Aber das hat nichts mit Daria zu tun. Ich liebe
sie und werde sie nicht betrügen. Ein Kuss... nun, das ist für
mich kein Betrug. Das kann ich ihr sogar erzählen."
Sie forschte in seinen Augen. Felix legte allen Nachdruck in
seinen Blick. Um sie zu überzeugen. Und auch sich selbst.
"Was ist mit dir?", fragte er, um davon abzulenken, und
streichelte sie zwischen den Schulterblättern.
"Von einem Kuss könnte ich Bernd auch berichten." Ihr Grinsen
zeigte einen düsteren Anstrich, so als ob sie sich beinahe
darauf freute. "Also geht es wohl in Ordnung."
"Das ist gut. Sehr gut sogar."
Sie küssten sich erneut. Bewusst. Fast feierlich. Wie um eine
Absprache zu besiegeln, einen geheimen Vertrag. Doch rasch stahl
sich eine hungrige Komponente hinein. Felix forderte, und sie
folgte. Ihr Mund wurde weich, öffnete sich. Seine Zungenspitze
traf auf Wärme, auf ihren Atem, auf etwas Glattes, Nasses.
Mit einem Urlaut hängte sie sich an ihn und sperrte die Kiefer
auf, als wollte sie fallende Regentropfen trinken. Er nahm
Besitz von ihrer Kehle, drang mit der Zunge tief in die warme
Höhle, forschte nach der ihren, lockte, versprach, spielte. Ihre
Zähne rieben aneinander, gruben sich in Lippen, ihre Leiber
arbeiteten, drängten. Seine Hand lag auf einmal auf dem unteren
Ende ihrer Wirbelsäule, die sich schlangenähnlich bog. Unter den
Fingerspitzen spürte er den Saum ihres Höschens, und den Ansatz
der doppelten Wölbung darunter. Mit hundertprozentiger
Sicherheit hätte sie nichts dagegen, wenn er sie noch tiefer
packen würde, noch mehr spüren von diesen erregenden Formen und
dem verlockenden Tal dazwischen...
"Oh Gott", schluckte sie und kämpfte um Atem, eine Hand auf
seine Brust gelegt. Ihr Blick flackerte verhangen, erfüllt von
dem Feuer, das er vom ersten Augenblick an in ihr vermutet
hatte.
"Zu viel?", fragte er. "Oder noch auf der guten Seite?"
"Ja. Ich meine... nein. Nicht zu viel." Sie lächelte mit etwas
Mühe. "Nur... ungewohnt. Unerwartet."
"Nochmal?"
"Mhm."
Diesmal nahmen sie sich mehr Zeit. Eine Serie von Küssen, manche
zart, manche gierig. Sie leckte seine Unterlippe, er drängte die
Zungenspitze in ihren Mundwinkel, was sie erschauern ließ. Dann
wanden sie die Zungen umeinander, schmeckten den Speichel des
anderen, tranken sein Aroma. Die ganze Zeit wichen ihre heißen
Körper keinen Millimeter voneinander. Die Zeit verlor ihre
Bedeutung, die Welt zog sich zurück, bis es nur noch sie beide
gab in der Leere der Unendlichkeit ...
"Oh?" Sie lauschte, alarmiert. Da hörte er es auch. Das Murmeln
und Lachen im Foyer war verstummt.
"Das Seminar geht weiter." Mit einem Seufzer löste sie sich von
ihm.
"Scheiß auf das Seminar", knurrte er. "Das ist nutzlos, ich
lerne nichts Neues dabei. Du auch nicht, oder?"
"Nein. Aber wenn wir jetzt beide fehlen, dann wissen alle, was
los ist."
Etwas heulte auf in ihm. Ein Dinosaurier, dem die Beute zu
entwischen drohte. Er bezwang sich und ließ seine Arme sinken.
"Gut. Dann du zuerst. Ich komme in einer Minute nach, ja?"
"Okay." Sie küsste ihn rasch und wandte sich zur Tür.
"Moment." Er legte ihr die Hand auf den Arm. "Spaziergang? Nach
dem Mittagessen?"
Sie überlegte.
"Gut."
Das Lächeln, mit dem sie hinaus schwebte, reichte aus, um ihn
die komplette folgende Unterrichtseinheit von innen her zu
wärmen.
-----
Der Waldweg schlängelte sich in regellosen Kehren den Hügel
empor. Kerstin packte einen Ast und zog sich über einen
Baumstumpf. Sie war froh, dass ihr Magen nicht mehr von den
leckeren Knödeln akzeptiert hatte. Die Mittagspause war nicht
allzu lang, und sie wollte sich nicht beschwert fühlen, sondern
leicht, beschwingt, und lebendig.
Hinter ihr stapfte Felix. Sie hörte seine schwereren Tritte auf
dem Laub und nahm seine Präsenz wahr. Sie lächelte versonnen.
Wer hätte gedacht, dass ihre erste Weiterbildung im neuen Job in
so eine Richtung führen würde? Sie konnte seinen harten Mund
immer noch spüren, wenn sie sich mit der Zunge über die Lippen
fuhr.
Wortlos erklommen sie die Höhe. Von Kerstin aus hätte das ruhig
so weitergehen können, als stilles, gemeinsames Erlebnis. Doch
schon nach wenigen Minuten erreichten sie den höchsten Punkt des
Hügelchens. Hier erstreckte sich eine frisch gerodete
Fichtenschonung. Baumstämme waren zu Stapeln aufgeschichtet,
zwischen den Wurzeln blühten aufgeschossenes Unkraut und junge
Triebe. Von irgendwo her ertönte das Hämmern eines Spechts.
Sie blieb stehen und nahm die Ruhe des Waldes in sich auf. Felix
trat hinter sie und legte die Hände auf ihre Schultern. Sie
spürte die Frage darin.
Sollte sie?
Ach, zum Teufel!
Mit einem Seufzen lehnte sie sich gegen ihn und genoss die
Stärke und Stabilität, die er ausstrahlte. Er strich an ihren
Armen hinab und verschränkte die Hände vor ihrem Bauch. Sie
fühlte sich geborgen und behütet. Als er sie auf die Haare
küsste, da legte sie den Kopf zur Seite und erzitterte jedes
Mal, wenn seine Lippen sie hinter dem Ohr oder am Hals
berührten. Dennoch verhinderte die Stimmung zwischen ihnen das
Abgleiten in eine neue, wilde Knutscherei. Es gab Wichtigeres zu
klären, das spürten sie beide.
"Also? Wie soll es nun weiter gehen?", stellte er die
entscheidende Frage, ein warmer Hauch an ihrem Ohrläppchen.
"Ich habe keine Ahnung." Sie seufzte tief und rieb sich an
seiner Brust.
"Bleibt es dabei? Nur Freunde? Kein Betrug?"
"Denke schon." Sie wollte nicht darüber nachdenken. Nur spüren,
nur sein. Ein zweiter Seufzer.
"Dann sollten wir klären, wo der Betrug beginnt", sagte er und
knabberte an ihrer Schulter. Sie kicherte nervös.
"Küssen ist kein Betrug, soweit waren wir schon, ja?"
"Ja." Sie horchte den Worten nach. Stimmte das? Vermutlich.
"Umarmen anscheinend auch." Er drückte sie fester an sich. "Was
ist denn zum Beispiel damit?"
Seine rechte Hand löste sich von ihrer Mitte und strich in
Zeitlupe höher. Über ihre Rippen, und weiter. Sie sog die Luft
tief in die Lungen. Ihre Brust fühlte sich plötzlich irrsinnig
sensitiv an. Als er den unteren Rand berührte, wäre sie fast in
die Höhe gehüpft.
Stattdessen zwang sie sich zur Ruhe und blickte an sich
herunter. Sah zu, wie er leicht um die Rundung strich und dabei
eine warme prickelnde Spur in ihrem Fleisch zog, bis seine
Finger voll um ihren Busen lagen und sanft drückten.
"Hhh..."
Kerstin erschauerte und drängte ihm entgegen, musste es tun. Er
schloss seinen Griff fester. Eine Fingerspitze wanderte am Rand
der Brustwarze entlang, die sich fantastisch hart und groß
anfühlte und sich durch das Kleid abzeichnete wie eine Kirsche
unter dem Stoff. Sie stöhnte und presste sich an ihn, ihr Becken
bewegte sich von selbst. Sofort reagierte er, und sie spürte die
Härte seines Schwanzes am Po.
Oh Gott, sie führte sich ja auf wie eine läufige Hündin! Aber es
war einfach zu schön, die Augen zuzumachen, sich diesen
forschenden Berührungen hinzugeben und der Schwere in seinen
Atemzügen zu lauschen. Der lustvolle Tanz auf dem Vulkan hatte
ihn genauso in seinen Bann gezogen wie sie selbst.
"Betrügst du deinen Mann, wenn du dich so von mir streicheln
lässt?", schnurrte seine Stimme an ihrem Ohr. Die andere Hand
hatte sich ebenfalls auf ihren Busen gestohlen, er umspielte die
beiden Halbkugeln, die sich anfühlten, als wollten sie den BH
sprengen.
"Nein", schluckte sie, ohne nachzudenken. "Das ist noch auf der
guten Seite der Grenze."
"Gut. Das ist nämlich wunderschön." Damit packte er stärker zu,
klemmte die Nippel zwischen zwei Fingerspitzen und rieb. Kerstin
riss den Mund auf und keuchte in langen Schlucken. Intensive
Hitze schoss in ihren Unterleib.
Sie drehte den Kopf und sah ihm über die Schulter in die Augen,
ohne etwas von der Lust zurückzunehmen, die unter seiner
Berührung in ihr aufflammte. Seine Raubtierpupillen glitzerten
seltsam hart. Dieselbe Gier brannte darin, die sie selbst
erfüllte.
"Was wäre, wenn ich dir jetzt das Kleid aufmache, den BH
wegschiebe, und dich auf diese süße Brust hier küsse?", raunte
er und drückte zur Erläuterung seine Fingerspitzen in den
rechten Hügel. "Wenn ich diesen harten Nippel küsse und in den
Mund nehme? Daran sauge? Dich vielleicht beiße, ganz zart?"
Sie konnte nicht antworten. Nur eine Art Winseln entrang sich
ihrer Kehle. Es wurde vom Stakkato ihres Keuchens in kurze Töne
zerhackt. Der Wald schien sich um sie zu drehen, genauso wie der
Rest der Welt. War das noch auf der guten Seite? War das schon
Betrug? Was würde Bernd sagen, wenn sie ihm davon berichtete?
Wie würde sie sich fühlen bei dem Ausdruck, der dann in seinen
Augen stand? Doch seltsam... Bernds Gestalt blieb vage, sein
Gesicht verschwommen...
"Und was, wenn ich dich auch hier anfasse?" Seine Stimme war nur
noch ein Hauch. Eine Hand wanderte tiefer, über ihre fliegende
Bauchdecke, bis die Fingerspitzen in den oberen Rand ihres
Venushügels drückten. Weiter ging er nicht, und dafür war sie
dankbar. Sie hätte nämlich die Beine auseinandergenommen und
sich an seinem Griff gerieben wie eine notgeile Schlampe. Sie
wäre endgültig in den Krater gestürzt und hätte sich von der
Lava umschmeicheln lassen...
"Oder"... er fasste nach ihrer Hand und schob sie zwischen sich,
auf den heißen Hügel in seiner Jeans... "was, wenn ich dich hier
ins Gras lege, ganz nackt, und wir ficken?"
Das letzte Wort riss sie aus ihrer Trance. Sie blinzelte, um die
klebrigen Fäden im Kopf loszuwerden. Hier verlief die Grenze,
das spürte sie. Ebenso wie die Dankbarkeit, dass er ihr die
Grenze gezeigt hatte. Genauer gesagt: Dass er ihr erlaubte, sich
im Vorfeld klar zu werden, was sie tun wollte und was nicht.
Wenn er es einfach getan hätte, dann wäre ihr das wesentlich
schwerer gefallen.
Sie seufzte und schloss die Finger, fühlte nach dem harten
Umriss mit dem Pochen darin. Dann ließ sie los und drehte sich
in seinen Armen. Sie legte Felix beide Hände um den Nacken und
küsste ihn zärtlich.
"Ich würde mich wahnsinnig gern von dir hier auf dem Boden
durchnehmen lassen", flüsterte sie und rieb den Bauch an ihm.
"Das wäre toll, das weiß ich. Aber das wäre nicht mehr gut. Es
wäre auf der falschen Seite der Grenze. Echter Betrug."
Er nickte ernst. "Und alles andere?"
"Hm!"
Sie zwang sich zum Nachdenken. Was war mit dem Streicheln, dem
Küssen? Eine Erinnerung kam hoch wie eine Luftblase aus der
Tiefsee.
"Ich hatte das schon mal", murmelte sie. "Noch in der Schule,
mit meinem ersten Freund. Einmal war ich alleine auf einer
Party, direkt nach dem Abi. Ich hatte schon was getrunken und
war ziemlich von der Rolle. Da war dieser Typ, ich weiß nicht
mal mehr seinen Namen. Jedenfalls haben wir auf der
Hollywood-Schaukel gefummelt wie die Verrückten."
Felix grinste und nickte ihr aufmunternd zu.
"Am nächsten Tag habe ich es Timo gebeichtet und dabei total
geheult. Zuerst war er sauer. Aber dann hat er gelacht und
gesagt, wer eine hübsche Freundin hat, der muss es wohl
aushalten können, dass sie auch andere Jungs anzieht."
Ein leises Lachen von ihm, seine Finger auf ihrem Rücken.
"Und wird dein Mann das auch so entspannt sehen können?"
"Keine Ahnung." Sie starrte ins Leere. "Wichtig ist, wie ich es
sehe, oder?"
"Schätze schon. Fummeln ist also okay, miteinander schlafen
nicht."
"So ähnlich..."
Nun, etwas abgekühlt, konnte sie besser nachdenken. Ja... sie
hatte nicht den Eindruck, mit ein wenig Streicheln ihre Ehe zu
gefährden. Das würde Bernd ihr verzeihen. Das würde sie sich
selbst verzeihen.
"Und wie steht es mit dir?", fragte sie und streichelte seinen
Haaransatz.
"Ähnlich, denke ich." Nun war es an ihm, zu seufzen, und an ihr
vorbei zu gucken. "Ich will in keinem Fall mit Geheimnissen oder
Lügen in die Ehe gehen. Also werde ich Daria alles erzählen
müssen, was immer wir tun. Ein Flirt und Schmusen, das kann ich
vertreten. Eine letzte Dummheit vor der Hochzeit, sozusagen.
Wenn wir richtig Sex haben würden, dann wäre das... etwas
anderes."
"Gut, dann sind wir uns ja einig." Sie lächelte, erleichtert
über den Konsens. Und gleichzeitig ein wenig traurig.
"Schätze ja." Er grinste und drückte ihr einen Kuss auf die
Stirn. "Gut so?"
"Sehr gut." Kerstin schmiegte sich an ihn. "Es ist viel zu
schön, dich zu spüren, als dass ich damit aufhören könnte."
"Ich weiß genau, was du meinst."
Der Kuss zog sich so sanft in die Länge wie der Sandstrand an
einer einsamen Insel. Sie genoss das Spiel ihrer Zungen und
ebenso den Griff, mit der er eine Pobacke umfasste und ihre
Kehrseite erforschte. Jetzt, nach dieser Klärung, fühlte sie
sich leicht und befreit. Jung. Mit einem stillen Kichern drückte
sie sich auf die Zehenspitzen, damit er sie noch besser anfassen
konnte. Felix brummte und packte begeistert zu, nahm die straffe
Form in die Hand. Die unverschämte Berührung fachte die Glut in
ihrem Schoß erneut an. Sie keuchte ihm in den Mund und machte
keinen Hehl aus ihrer Erregung. Die neue Offenheit zwischen
ihnen steuerte einen ganz eigenen Kitzel bei.
"Meine Güte! Was sollen wir nur tun?", murmelte sie zwischen
zwei Küssen.
"Wir verbringen die Nacht zusammen, und beschränken uns auf
Streicheln und Küssen", kam es sofort von ihm. Aus seiner Stimme
sprach dieselbe Begierde, die in seinen Fingern saß.
"Was?", blinzelte sie.
Felix hielt inne und sah erstaunt drein.
"Ich dachte, das hätten wir besprochen. Wir werden nicht
miteinander schlafen. Alles andere ist okay."
"Aber..." Sie biss sich auf die Lippen und verstummte. So
konkret hatte sie bisher nicht gedacht. Ihr Kopf drehte sich
wieder, dieses Bild überforderte sie. Hastig sah sie auf die Uhr
an ihrem Handgelenk.
"Oh, die Pause ist gleich vorbei. Wir müssen zurück." Sie machte
sich los.
"Kerstin, warte!" Er hielt sie um die Taille fest und sah ihr
eindringlich in die Augen. "Ich will dich nackt in meinem Bett.
Ich will dich streicheln, und küssen, und lecken. Endlos lange,
überall. Ich will dich so sehr spüren, wie es nur geht, ohne zu
vögeln."
Sie gaffte ihn an, brachte kein Wort heraus.
"Ist es auch das, was du willst?", drängte er.
"Ich..."
"Sag schon. Bitte!"
Sie atmete tief durch und drängte den Schwindel zurück.
"Ich muss darüber nachdenken", sagte sie. "Wir sprechen heute
Abend darüber, ja?"
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