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Inselwelt - Teil 1

 

Wie alles anfing

Langsam stieg die Sonne über den Horizont und schickte ihre wärmenden Strahlen in den neuen Tag. Unter ihr eine endlos scheinende Wüste von Wasser. Blau lag der Ozean da und wirkte aus der Entfernung bewegungslos. Doch aus der Nähe betrachtet, wandelte sich das Bild. Leichte Wogen überzogen die Oberfläche unter der sich das Getier des Wassers tummelte. Ab und zu brach sich eine Welle und weiße Gischt stieg in den Himmel auf, während sich ganz kurz, zwischen den feinen Tröpfchen ein kleiner, aber gut zu erkennender Regenbogen zeigte. Möwen kreischten in Azur blauen Himmel und sahen wie geschwungene weiße Linien aus. Ihre heiseren Rufe schallten gegen die Meeresoberfläche und wurden von ihr zurückgeworfen. Delfine durchbrachen die Oberfläche und schnellten vor reinem Übermut in die Luft, drehten sich dabei um die eigene Achse und fielen dann zurück, um mit einem klatschen wieder im Wasser zu versinken. Vielleicht waren auf der Suche, suchen den Schwarm Fische, der ihr Frühstück werden sollte.

Noch hatten sie ihn nicht gefunden und schossen darum weiter auf der Suche nach Futter durch das Wasser. Nicht lange und sie verschwanden im Nichts und hinterließen wieder die Monotonie, die sie durchbrochen hatten. Vielleich waren sie aber auch auf der Suche nach etwas mit dem sie spielen konnten. Übermütig würden sie vielleicht eine Schildkröte finden und sie immer wieder mit der Schnauze anstubsen, um zu sehen wie sie darauf reagierte. Oder sie würden andere Artgenossen treffen und den Tag mit ihnen verbringen.

Nicht weit von hier weg, gerade noch in Sichtweite, war etwas anders zu erkennen. Es hob sich nur ganz flach aus dem Wasser, war daher kaum wahr zu nehmen. Erst wenn man näher darauf zu kam wurde einem klar, was man gesehen hatte. Zwei Inseln erhoben sich aus dem Meer und erst beim näheren hinsehen erkannte man, dass es eigentlich eine war, deren Landmassen aber nur durch einen schmalen Felssteg verbunden waren. Außerdem waren ihre beiden Bestandteile für sich gesehen vollkommen unterschiedlich. Während die eine sich nur wenig aus dem Wasser erhob, wurde die andere von einem kegelförmigen Berg dominiert. Überhaupt schien diese Seite der Insel nur aus dem Berg zu bestehen der aber an den Flanken seltsam aussah. Irgendwer oder eine Laune der Natur hatte terrassenförmige Abstufungen in den weichen, fasst schwarzen Boden gegraben. So war fast die ganze Südseite davon bedeckt während die Nordseite davon vollkommen verschont geblieben war.

Dagegen sah die andere Hälfte ganz anders aus. Flach und eher sandig. Nur war der Sand fast genauso schwarz wie der Boden am Berg. Es mischte sich nur ein Grauton mit hinein und gab dem ganzen ein etwas düsteres Aussehen.

Zuerst war kein Leben zu entdecken. Nur die sich an der Küste brechenden Wellen rauschten den nur langsam ansteigenden Strand hoch, dabei rissen sie die schwarzen, kieselgroßen Steinen immer wieder mit und rundeten sie dabei ab, zermalmten sie dann mit der Zeit.

Ach hier war außer dem kreischen der Möwen und dem rauschen der Wellen nichts weiter zu hören. Alles lag friedlich da und machte einen eher tristen Eindruck. Kein Baum gab Schatten, nur niedrige Büsche neigen sich Landeinwärts. Sie beugten sich den vorherrschenden Windrichtungen und wuchsen schief und krumm. Dazwischen nur halbhohe Gräser und so gut wie kein Unterholz. Eher karg lag alles da und lud nicht gerade dazu ein, zu verweilen.

Das änderte sich auch nicht wenn man die ersten Schritte Landeinwärts wagte. Allerdings war der Boden nur noch an den Stellen schwarz, an dem er nicht überwuchert wurde. Und diese Stellen waren nicht einfach irgendwelche Flecken, sondern schlängelten sich auf unnatürlich gerade weise durch das dichter werdende Dickicht. Es war von dornenbewehrten, nur hüfthohen Büschen durchsetzt, die von daraus hervorsprießenden hohen Gräsern überragt wurden.

So konnte man etwa zweihundert Schritte weit gehen, während sich der immer wehende Küstenwind in dem Dickicht verfing und es vollkommen windstill wurde. Eine bedrückende Stille umgab einen und wenn man weiter ging, bemerkte man wie die aufgehende Sonne die unbewegte Luft aufheizte. Nicht lange und es wurde fast unerträglich warm und man sehnte sich wieder an die See zurück, wo einem eine kühlende Briese den Schweiß von der Haut blies und einen abkühlte.

Doch wenn man weiter ging, öffnete sich plötzlich die pflanzliche Wand und man traf auf offenes Gelände. Erst hier konnte man sehen, dass doch zumindest eine denkende Kreatur die Umwelt zu seinem Nutzen veränderte. Man traf auf hüfthohe Mauern die den Boden in sechseckige Parzellen unterteilten. Bienenwabenförmig angeordnet waren sie aus unzähligen Steinen verschiedener Größe aufgeschichtet worden.

Sie waren sicher schon sehr alt, denn sie waren teilweise von großen, fast weißen, fleckartigen Flechten überzogen, die sich vom schwarz der Steine deutlich abhoben. Nur ab und zu wurde das Muster unterbrochen, wenn anscheinend etwas ausgebessert worden war. Dies waren die ersten Lebenszeichen die man zu Gesicht bekam.

In den Sechsecken selber war auch zu erkennen, dass in die Natur eingegriffen worden war. Mannigfaltige Arten verschiedener Pflanzen wurden angebaut. Sowohl grüne Blätter waren zu erblicken unter denen sich langsam Knollen entwickelten, genauso wie Ähren verschiedener Kornsorten, die sich ohne Wind kein wenig bewegten. Doch auch hier war nichts von denen zu sehen, die dieses wabenförmige Muster angelegt hatten. Erst wenn man weiter ging, immer an den Feldern vorbei, konnte man nach einer Weile, am Ende des Weges einige runde Hütten entdecken, die sich kam von der Umgebung unterschieden. Sie waren sehr flach und aus dem Gestein der Umgebung gemacht worden. Nur die Dächer wurden aus den Gräsern fabriziert, die zwischen den Büschen wuchsen.

Unmengen von ihnen mussten geschnitten und zu Garben gebündelt werden. Dann wurden sie mit anderen Gräsern kunstvoll zusammengeknotet, welches eine Art Flechtmuster ergab. Erst dieses Geflecht wurde dann als Dach genutzt, was aber in der Mitte ein Loch aufwies, aus dem bei einer Hütte ein feiner Rauchfaden aufstieg.

Erste wenn man näher heran kam, wurde einem bewusst, dass die Hütten gar nicht rund waren, sondern sechseckig. Wabenförmig baute man Wand an Wand und erreichte dadurch eine große Struktur, die im Inneren wieder einen sechseckigen Innenhof frei ließ. So standen mehrere dieser Gebilde relativ dicht beieinander und boten wenig Angriffsfläche gegen den hier wieder herrschenden Wind. Selbst ein heftiger Sturm würde den einzelnen Hütten nichts anhaben können, dazu stützte sich die Struktur viel zu gut gegenseitig. Nicht umsonst hatten Bienen die gleiche Bauweise seit Millionen Jahren perfektioniert.

Vielleicht hatten es sich die Bewohner des Dorfes auch bei den Insekten abgeschaut. Auf der anderen Seite war es eine universelle Form, die jedem einfallen konnte. So gesehen eine Erfindung oder Entdeckung, die immer auf einen wartete und man sie nur erkennen musste.

Außer dem aufsteigenden Rauch war aber auch hier nichts zu entdecken, was darauf deuten konnte, dass sich hier irgendjemand aufhielt. Dazu war es vollkommen still. Kein Laut drang einem an die Ohren, und keine Bewegung war zu entdecken, als wenn alles verlassen worden war. Plötzlich und ohne sofort erkennbaren Grund. Vielleicht waren die Einwohner nur vor den stärker werdenden Sonnenstrahlen geflüchtet und hielten sich alle in ihren Hütten auf oder waren gar an einen anderen Strand gegangen, um sich abzukühlen.

Erst wenn man an der ersten Hütte vorbei ging, konnte man ab und zu vereinzelte Stimmen hören und zwischendurch ein vielstimmiges Gemurmel, was mal aufgeregt und dann wieder ruhig klang. Doch von diesem Platz aus war nichts zu verstehen. Erst wenn man sich weiter auf die Stimmen zubewegte, wurden sie deutlicher und man konnte einzelne Worte verstehen.

Ein paar Schritte weiter, wenn man um eine Ecke bog, erhob sich ein kleiner Hügel der künstlich wirkte. Er erhob sich vielleicht einen Meter höher als der Rest der Umgebung und bestand aus hunderten sechseckigen Basaltsteinen, die man in gleicher Höhe aneinander gestellt hatte. Dann hatte man die Oberfläche poliert. Dabei konnte einem in den Sinn kommen, wie lange die Bewohner dafür gebraucht hatten.

Den harten Basalt hier her zu schleppen und ihn dann auch noch in beobachteter Weise weiter zu verarbeiten, musste Jahre gedauert haben. Musste eine Aufgabe gewesen sein, welches von großer Ausdauer geprägt war. Wie viel Schweiß musste geflossen sein, bis es so aussah, wie es sich jetzt präsentierte.

Wenn man das Gebilde von oben betrachtete wurde einem erst bewusst, dass sogar die Anlage in sich ein regelmäßiges Sechseck bildete, an dessen sechs Ecken jeweils eine Basaltsäule von sicher vier Metern Höhe stand, die mit aus Pflanzenfasern geflochtenen Seilen verbunden waren. Sie bildeten wiederum einen stabilen Unterbau um wiederum Pflanzenmatten zu tragen, die darübergelegt als Sonnenschutz dienten.

Jetzt wurde auch klar, woher die Einwohner die Form ihrer Hütten hatten. Nicht Bienenwaben waren die Vorlage gewesen, sondern diese seltene Gesteinsart, die nur unter bestimmten Bedingungen so kristallisierte. Woher sie sie allerdings hatten, war nicht sofort klar. Auf diesem Teil der Insel gab es sie jedenfalls nicht. Sie mussten also vom anderen Teil stammen.

Der auf dem Podest stärker wehende Wind ließ die Matten leicht schaukeln. Dadurch rieben sie leicht aneinander und erzeugten ein leises Rauschen, was aber kaum zu hören war. Wesentlich deutlicher waren jedoch die Stimmen, die jetzt gut zu verstehen waren.

Es saßen sicher fünfzig leicht bekleidete Menschen darauf und waren leidenschaftlich am diskutieren. Wobei sich schnell erkennen ließ, dass es gewisse Unterschiede zwischen den Rednern gab. Die Stimmen der älteren zählten anscheinend mehr. Sie fielen stärker ins Gewicht als die der jüngeren, wobei eine Geschlechtertrennung nicht zu erkenne war. Sowohl die Stimmen der Frauen hatten die gleiche Gewichtung wie die der Männer, nur das Alter machte den Unterschied. Die Alten wurden als Ratgeber und Weise hoch geachtete und ihr Wort lag schwer. Trotzdem wurde jeder gehört der sprechen wollte und so manches Mal, wenn ein jüngerer das Wort ergriff wurde er mit dem Nicken der Alten bestätigt.

Allerdings hatte man den Eindruck, dass das Ergebnis der Besprechung schon fest stand, man beriet nur noch die Feinheiten. Hier war dann aber doch Handlungsbedarf und man stritt über Kleinigkeiten. Der Grundsatz stand fest.

Seit Tagen war eine Veränderung auf der Insel vorgegangen. Auf diesem Teil war es kaum zu spüren, aber auf dem anderen Teil umso stärker. Mehrmals am Tag ging ein leichtes schütteln durch den Boden, was an sich nichts besonders war, denn es kam immer wieder einmal vor. Niemand regte sich darüber auf, nur war man manchmal nicht darüber erbaut, dass dadurch immer wieder einige der Feldmauern umfielen. Das bedeutete zusätzliche Arbeit und das erfreute keinen der Einwohner.

Doch seit letzter Zeit wurden diese Erschütterungen häufiger und kräftiger aufgetreten. Waren zuerst nur die Feldmauern umgestürzt, so war beim letzten Mal eine der Hütten eingestürzt. Zum Glück war die Hütte schon lange nicht mehr bewohnt und war daher in einem schlechten Zustand. So kam zumindest niemand zu Schaden. Aber es wurde als eine Warnung aufgefasst. Als nächstes konnte eine bewohnte Hütte einstürzen.

Auch wenn die Steine, aus denen diese gebaut waren leicht und weich waren. So würde eine ganze einstürzende Mauer Leben in Gefahr bringen.

So saßen fast alle Bewohner auf dem Versammlungsplatz und beratschlagten was zu tun sei. Woher die Erdstöße kamen war klar. Sie kamen vom Berg auf der anderen Hälfte der Insel. Er war nie wirklich ruhig gewesen. In seinem Inneren grummelte es immer und ab und zu stieg aus seiner kreisrunden, nach innen gewölbten Spitze weißer Rauch auf.

Immer wenn er das tat, sagten die Einwohner, dass es Rahani sei, die Göttin des Berges. Manche meinten dann scherzhaft und hinter vorgehaltener Hand, dass sie schlecht geschlafen hätte. Andere drückten es noch krasser aus und meinten, dass sie wohl etwas Schlechtes gegessen hätte und sie jetzt an Blähungen litt. Das Ergebnis sei der aufsteigende Rauch, der wirklich nicht sonderlich gut roch. Eher an faule Eier erinnerte.

Aber das sagte keiner wirklich laut. Nach der Meinung der meisten anderen war die Göttin über irgendetwas erzürnt und die Versammlung war einberufen worden, um zu beratschlagen, was zu tun sei. Keiner aus der Runde konnte allerdings erklären, was Rahani nicht gefiel. Eigentlich befanden alle, dass es nicht an ihnen lang, wenn sie grollte. Trotzdem war es kein Zustand auf Dauer. Immerhin konnte jemand verletzt werden oder schlimmer und das musste verhindert werden.

Also beriet man was zu tun sei. Da keiner der jüngeren es je erlebt hatte, dass der Berg sich so verhielt, waren sie ratlos. Nur die Ältesten konnten sich an etwas Ähnliches in ihrer Kindheit erinnern. Sie waren jetzt gefragter denn je, denn sie hatten noch erlebt, was die Menschen vor vielen Jahren dagegen getan hatten.

Dem Berg und damit Rahani war geopfert worden und die Alten wussten auch noch wie, denn die älteste der Alten war dabei gewesen. Sie versuchte sich daran zu erinnern, nur leider war es schon so lange her und sie war geistig nicht mehr auf der Höhe. So wurde es schwierig heraus zu bekommen, was wirklich geschehen war. Nur bruchstückhaft setzte sich alles wieder zusammen. Erst dann gingen die Diskusionen wirklich los. Jeder wollte etwas dazu sagen und hatte seine eigene Meinung.

So ging die Beratung einen ganzen Tag lang und am Abend war man immer noch nicht zu einer Lösung gekommen. Es wurde erst jäh beendet, als der Boden wieder zu wanken begann und selbst die stabilen Steine unter ihnen wackelten. Ein grollen durchlief den Boden und veranlasste die Bewohner ihre Köpfe einzuziehen, denn einzelne Matten lösten sich und fielen auf sie nieder. So heftig war er noch nie gewesen und machte jetzt die Zweifler mundtot. Eigentlich war auch alles geklärt, nur ein oder zwei Kleinigkeiten standen noch offen, aber das war jetzt nicht mehr so wichtig. Die Menschen wollten zu ihren Hütten und nachsehen, ob noch alles in Ordnung war und so löste sich die Versammlung schneller auf als geplant.

Der nächste Morgen begann mit hektischem treiben. Menschen liefen durcheinander und es wurden Gegenstände gesucht und gefunden. Zum Schluss standen fast alle lauffähigen Männer und sechs Frauen in der Mitte des Dorfes. Alle hatten etwas gemeinsam. Sie hatten ein Bündel dabei, welches sie auf dem Rücken trugen in dem sich noch etwas wärmeres zum anziehen befand und etwas zu trinken und essen. Sonst brauchten sie nichts weiter, sie wollten schon am nächsten Tag wieder zurück sein.

So ausgerüstet begab sich die Gruppe, die fast ein Drittel der Bewohner darstellte, auf den Weg Richtung Berg. Sie sollten Rahani in die Augen sehen und ein Opfer darbringen. Die restlichen Bewohner begleiteten die Gruppe noch ein Stück des Weges, bis sie den Rand des Dorfes erreichten. Erst hier blieben sie zurück und sahen den anderen hoffnungsvoll aber zugleich fröhlich nach, denn sie waren zuversichtlich, dass alles den nächsten Tag vorbei war. Dann konnten sie wieder ohne Sorge leben, dass ihnen, wenn sie schliefen, etwas auf den Kopf fiel. Rahani würde die Opfer annehmen, davon waren sie überzeugt. Die Göttin würde gar nicht anders können.

Zurück blieben die Kinder, Alten und Frauen. Nur einer der jungen Männer konnte nicht mit. Er hatte sich sein Bein gebrochen und war sehr unglücklich darüber, nicht mit zu können. Sie hätten ihn nicht die ganze Zeit zu tragen vermögen. Einmal davon abgesehen, dass sie es auch gar nicht gemacht hätten. So weit ging ihr Tatendrang nun auch nicht.

Die Gruppe ging langsam und vergnügt auf den Berg zu der langsam aber sicher größer wurde. Sie alle waren hier schon gewesen, denn der Berg lieferte ihnen die Basaltsteine, die sie so nötig brauchten. War das Gestein doch härter als alles was sie kannten. Es eignete sich nicht nur dazu den Versammlungsplatz zu bauen. Denn außerdem wurden zum Beispiel die Mahlsteine daraus gemacht. Das andere schwarze Gestein eignete sich überhaupt nicht dazu. Wollte man auf ihm Getreide mahlen, zerbröselte er sofort und das Mehl verdarb, da zu viele kleine Steinchen dazwischen gerieten.

Es war ein sehr begehrter Rohstoff, leider zu schwer um alle Hütten damit zu bauen. Der Weg vom Berg bis zum Dorf war einfach zu weit und beschwerlich. Die Steine waren außerdem nicht in so großer Fülle vorhanden. Sie wurden nur aus der einen Seite des Berges geschlagen, denn nur hier hatten sie die perfekte Form und waren so hart, wie sie benötigt wurden. Dazu hatte man mit der Zeit Terrassen angelegt und kam so besser an sie heran. Sonst bot der andere Teil der Insel nicht viel. Sie bauten zwar hier auch einige unempfindliche Gemüsesorten an, aber nur wenige, denn sie hielten hier ihre Ziegen, die an dem Berg und an seinem Sockel noch genug zu fressen fanden, um zu überleben. Dumm war nur, dass sie es manchmal auch auf die Terrassen schafften und sich am Gemüse satt fraßen. So lohnte es sich eigentlich nicht. Außer Ziegen und viel Buschwerk gab es nicht viel.

Die Gruppe erreichte nach zwei Stunden die Stelle, die aus den eigentlich zwei Inseln eine machte. Eine schmale Landbrücke zwischen den beiden Eilanden verband sie und bei Ebbe konnte man trockenen Fußes zur anderen laufen. Kam die Flut, kam man zwar auch herüber, musste sich aber gefallen lassen, nass zu werden, denn höhere Wellen schafften es hinüber.

Die Landbrücke war schmal, nur zehn Schritte an der dünnsten Stelle aber fünfhundert Schritte lang, aber es reichte vollkommen, um bequem hinüber zu kommen. Trotzdem wartete die Gruppe, dass die Ebbe vollkommen war, und so saßen sie noch eine Weile da und unterhielten sich vergnügt. So manch einer von ihnen sah die ganze Sache eher locker. Sie nahmen alles nicht ganz ernst denn sie glaubten nicht an die Göttin, waren aber der Meinung, dass es nicht schaden konnte, bei der Sache mitzumachen. Es war für sie mehr eine Art abenteuerlicher Ausflug.

Zwei Stunden später war die Ebbe dann auf ihrem niedrigsten Stand und sie machten sich auf, um hinüber zu kommen.

Sie hatten die Steinbrücke fast hinter sich gelassen, als die Erde wieder zu beben begann. Nicht so heftig wie zuletzt, aber gut zu spüren. Dabei hörten sie zum ersten Mal ein leises knacken, was aus dem härteren Gestein der Brücke drang. Es hörte sich so an, als wenn die Steine aneinander rieben und sich dabei gegenseitig brachen.

Sie hatten keine Angst davor, beeilten sich aber trotzdem auf die andere Seite zu kommen. Etwas unheimlich war es schon und es konnte nicht schaden, dem aus dem Weg zu gehen. Schnell erreichten sie die andere Seite und atmeten erleichtert auf. Natürlich nur für sich ganz alleine und leise. Man wollte doch vor den anderen nicht als Angsthase dastehen. Doch es war schnell vergessen und sie machten sich weiter auf den Weg.

Drei Stunden später standen sie am Fuß des Berges und sahen ehrfurchtsvoll nach oben. Erst hier wurde ihnen wieder klar, wie groß der Berg eigentlich war. Mächtig, schwer und dunkel stand er da. Viele dachten, dass er sicher schon von Anbeginn der Zeit dort stand und sie sahen demutsvoll hinauf. Doch sie wollten nicht dort unten stehen bleiben.

Sie machten sich auf, den beschwerlichen Weg hinter sich zu bringen. Sie stiegen zuerst zu den Terrassen auf die im Süden des Berges lagen. Zumal es den Vorteil hatte, dass die Sonne länger für sie schien. Es war wärmer und sie würden nicht so schnell frieren, denn weiter oben würde es sicher kälter werden.

Kaum hatten sie die Terrassen hinter sich gelassen, wurde es beschwerlicher. Kein Weg führte weiter nach oben und überall lag lockeres Geröll herum. So manches Mal hatten sie den Eindruck, als wenn sie mehr zurückrutschten, als sie vorwärts kamen.

Dann begann der Berg plötzlich wieder zu grummeln. Sie spürten das leichte vibrieren unter ihren Füssen und sahen besorgt nach oben. Und gut, das sie es taten, denn auf einmal kamen einige größere Steine von oben den Berg herunter gerollt. Sie hatten genug Zeit die Route zu erkennen, der sie folgten und konnten ihnen ausweichen. Wären sie getroffen worden, hätte es zumindest Verletzte gegeben.

Einige begannen zu murren. Waren sie doch auf dem Weg der Göttin zu opfern und was tat sie? Sie bewarf sie mit Steinen. Das konnte so nicht richtig sein und war gegen jede Gastfreundschaft. Was sie also davon halten sollten, war ihnen nicht klar. Wollte sie gar kein Opfer oder war das, was sie vorhatten nicht richtig? Sie wussten es nicht. Trotzdem mussten sie es versuchen. So konnte es nicht weiter gehen.

Währenddessen begann die Sonne langsam zu versinken. Ihre Strahlen wärmten schon lange nicht mehr so gut wie noch vor wenigen Stunden. Die Schatten wurden länger und ein leichter Wind kam auf, der sich langsam verstärkte.

Als sie endlich die Geröllhalden verließen und auf festem Boden standen, machten sie eine kurze Rast und zogen sich wärmere Kleidung an. Außerdem aßen sie einen Happen, denn sie waren schon lange unterwegs. Dazu kam der ungewohnte Aufstieg der an ihren Kräften zerrte. So manch einer von ihnen war inzwischen gar nicht mehr von der Mission überzeugt. Die Beine taten weh und sie wünschten sich wieder zurück ins Dorf. Aber das mussten sie jetzt durchstehen. Keiner wollte dem anderen die Chance geben über ihn zu lachen oder gar schlimmeres. Sogar die sechs Frauen, die mitgekommen waren, hatten es bis hier geschafft, es hätte ihre männliche Ehre verletzt jetzt aufzugeben. Also hieß es Zähne zusammenbeißen und durch. So weit war es nicht mehr und wenn sie sich beeilten würden sie den Gipfel erreichen, bevor es dunkel wurde. Bei vollkommener Dunkelheit war es nicht mehr schaffen, denn sie würden nicht mehr sehen, wohin sie traten. Dafür war das Gestein viel zu dunkel.

Also brachen sie wieder auf und quälten sich jetzt, um einiges langsamer, den Weg weiter nach oben. Dabei konnte sie ihr Ziel schon sehen. Der Gipfel war zum greifen nah und sie würde ihn noch erreichen, bevor es zu dunkel wurde. Dazu strengten sie sich noch einmal doppelt an.

Und richtig. Die Sonne war gerade dabei und schickte ihre letzten Strahlen über den Horizont, als sie den schmalen Rand des Gipfels erreichten. Hier blieben sie erst einmal tief durchatmend stehen, denn die Luft war hier oben dünner als unten und das atmen war schwerer.

In diesem Augenblick versank die Sonne unter dem Horizont und tauchte den Abendhimmel in ein tiefes rot, für das die oben angekommenen allerdings keine Augen hatten. Direkt vor ihnen öffnete sich ein fast schwarzer Schlund. Er war kreisrund und hatte nur einen schmalen Grad auf dem sie standen. Wenn man sich über den Rand beugte und in die scheinbar unendliche Schwärze blickte, konnte man es am Grund tiefrot leuchten sehen. Dabei sah es aus, als wenn einen ein glühendes Auge ansah, welches immer wieder seine Form änderte. Es schien zu fließen, verwirbelte immer wieder und stand dann wieder still. Manchmal hörte man zudem ein fauchen, was von dort zu kommen schien. Es klang bedrohlich, wie eine Warnung. Eine Warnung nicht zu nah zu kommen, was allerdings auch keiner von den anwesenden vor hatte. Keiner wäre auf die Idee gekommen hinab zu steigen, um es sich genauer anzusehen. Hatte die Göttin sie doch schon mit Steinen beworfen. Was würde einen erst dort unten erwarten? Sicher nichts Gutes.

Es wurde dunkler. Die Nacht brach schnell herein und die ersten Sterne leuchteten am Himmel, während sie sich funkelnd weiter bewegten. Es hieß, dass sie die Seelen längst verstorbener seien, die sich im Leben immer redlich verhalten hätten und nun auf die Erde blickten, um den Menschen auch in der Nacht Sicherheit zu geben. Hatte man sich nichts zuschulden kommen lassen, beschützten und wachten sie über einen. Genau diese Sterne gaben der Gruppe wieder die Sicherheit die sie brauchten. Es konnte nichts passieren, da waren sie sich jetzt sicher.

Sie standen noch eine Weile zusammen denn sie wartete ab, bis es vollkommen dunkel war. Dann fanden sie sich in sechs kleineren Gruppen zusammen. Immer eine Frau und fünf Männer standen beieinander, so wie die alten es ihnen mit auf den Weg gegeben hatten. Erst dann trennten sie sich und liefen nach rechts und links auseinander. Nur eine Gruppe blieb stehen wo sie war.

Die fünf anderen Gruppen liefen den Kraterrand entlang. Nach etwa dreißig Schritten blieben zwei der Gruppen stehen. Nur die drei verbliebenen liefen weiter. Dann nach etwa weiteren dreißig Schritten blieben wieder zwei Gruppen stehen. Die letze blieb dann nach weiteren dreißig Schritten stehen, genau gegenüber der ersten. So bildeten sie auf dem Kraterrand ein Sechseck. Dann standen sie noch eine kleine Weile still da.

Die Nacht war vollkommen Mondlos und die Dunkelheit fast vollkommen. Nur die jetzt hell leuchtenden Sterne gaben ihr weiches Licht auf die sich bietende Szene. Die sich auf dem Berg befindenden Menschen konnten sich gegenseitig eher erahnen als sehen, zu dunkel war es. Außerdem war der Wind eingeschlafen. Nicht ein Lufthauch regte sich und das war in der Höhe ungewöhnlich. Es war fast absolut still, nur ein leises Fauchen aus dem tiefen Schlot des Vulkans drang an ihre Ohren. Man konnte den Berg atmen hören. Rahani lebte dort unten, davon waren sie jetzt vollkommen überzeugt.

Dann grummelte wieder der Boden. Kleinere Steine lösten sich vom Kraterrand und rollten sowohl an der Außenseite herab, als auch in den Schlot. Doch schon nach wenigen Schritten wurden sie von der Dunkelheit verschluckt. Nur wenn sie dann gegen einen anderen Felsen stießen, hörte man ein klackendes Geräusch, was dumpf klang und von sehr tief unten herauf zu klingen schien.

Dies war dann gleichzeitig das Signal für die Umstehenden. Sie begannen mit der Zeremonie in dem sich die Frauen ihrer Oberbekleidung entledigten. Mit nacktem Oberkörper knieten sie sich direkt an den Kraterrand und hoben ihre Arme mit nach oben gedrehten Handflächen in die Höhe. Dann blieben sie einen Moment in dieser Haltung. Erst jetzt begannen sie zuerst leise zu singen. Es war eine bestimmte Tonfolge, einfach aber eingängig. Sie wurde immer wiederholt erklang in der gleichen Geschwindigkeit. Dabei begannen sie sich langsam mit ihre Oberkörper von einer Seite auf die andere zu bewegen, um dann in leicht kreisende Bewegungen zu verfallen.

Währenddessen entledigten sich die Männer ihrer gesamten Bekleidung und stellen sich in einem Halbkreis hinter die Frauen die jetzt lauter wurden. Ihre Stimmen, die zuvor noch einen weichen Klang gehabt hatten, klangen jetzt rauer. Ihre vorher ebenso weichen Bewegungen wurden eckiger. Es sah so aus, als wenn Zuckungen durch ihre Körper liefen.

Wie zur Antwort grollte der Berg wieder. Ein leichtes vibrieren ließ die kleinen Steinchen auf dem Kraterrand hüpfen und es erklang ein raschelndes Geräusch, was allerdings fast augenblicklich von einem starken Fauchen übertönt wurde. Ebenso hatte sich das glühende Auge auf dem Grund des Kraters vergrößert. Das sah allerdings keiner, denn die Frauen hatten ihre Augen geschlossen und die Männer standen zu weit vom Abgrund weg. Der einzige Unterschied war, dass die Körper der Frauen eine größere Wärmestrahlung traf. Doch sie waren zu sehr mit ihrer Rolle beschäftigt, dass sie es gar nicht bemerkten. Und wenn, dann hielten sie es für den Atem von Rahani.

Die ganze Zeit lang standen die Männer mit geschlossenen Augen da und bewegten sich nicht. Nur vom schwachen Licht der Sterne angestrahlt sahen sie eher wie kurze Säulen aus, die um die Frauen standen. Doch das änderte sich jetzt.

Wie auf ein geheimes Zeichen hin, begannen sie sich mit einer Hand zu streicheln. Sie strichen über ihre langsam erigierenden Schwänze, die auf die Frauen zielten. Zugleich waren sie so ausgerichtet, dass jeder Schwanz über Kreuz zu einer der anderen Gruppen zeigte. Hätte man jetzt in jeder Richtung einen Strich gezogen, hätte sich ein Spinnennetzartiges Muster ergeben, was den gesamten Krater überspannt hätte. Alles hatte seine geometrische Ordnung um die Göttin des Berges zu erfreuen. Schließlich hatte sie auch die Basaltsteine geformt. Sie mochte es also und man war bemüht ihr zu gefallen.

Nicht lange und die Männer standen mit steifen Ruten da, während der Berg fast unmerklich zu leuchten begann. Das Auge aus der Tiefe war wieder größer geworden und das rötliche glühen wurde intensiver. Es war bereits so hell, dass es schon die Oberkörper der Frauen erreichte. Diese, heller als die sie umgebenden Steine, bekamen einen rötlichen Ton der sie aufleuchten ließ. Ebenso wurde die Wärmestrahlung intensiver. Doch auch das wurde noch nicht bemerkt.

Das Singen der Frauen wurde noch etwas lauter und es veränderte sich in der Tonart. Mehrere raue Laute, die direkt aus den Kehlen der Frauen zu kommen schienen, zerrissen die Nacht. Es klang drängender, flehender als zuvor, vielleicht auch mit einer Spur von Forderung.

Dann brach es auf einmal ab und die Frauen verneigten sich in Richtung des Kraters während die Männer immer weiter ihre Schwänze steif hielten. Sie strichen nur leicht aber regelmäßig darüber.

Wieder bebte die Erde. Dies wurde als Antwort gedeutet und die Frauen drehten sich nun einmal um die eigene Achse, so dass sie jetzt mit dem Rücken zum Abgrund knieten. Sie hoben ihre Oberkörper wieder an, streckten diesmal aber ihre Hände nicht gen Himmel, sonder streckten sie nach vorne aus, wo die Männer standen. Diese hatte sofort damit aufgehört sich zu liebkosen.

Jetzt wanderten die Hände der Frauen abwechselnd von einem zum anderen Stab, welche sich ihnen schon steif entgegen streckten. Zarte Finger umschlossen sie und rieben sie gefühlvoll weiter. Dazu erklangen wieder leise die beschwörenden Töne aus ihren Mündern.

Der Berg kam indessen gar nicht mehr richtig zur Ruhe. Fast ohne Unterlass rasten immer wieder kleine Erdstöße durch ihn hindurch. Dazu fing es überall an zu knacken. Ein knacken wie sie es schon auf der Brücke gehört hatten. Es klang bedrohlich, war zum fürchten, aber die Menschen auf dem Krater nahmen es als Antwort von Rahani. Sie deutete es als Zustimmung und setzten ihre Zeremonie fort. Dabei störte sie es nicht einmal, dass das Leuchten und die Wärme langsam aber stetig zunahmen. So wurden nun die Leiber der Männer immer stärker von dem rötlichen Licht erhellt und sie hoben sie von dem dunklen Gestein und der finsteren Nacht ab, so dass es aussah, als wenn sie aus sich selber zu glühten.

Die Frauen wurden schneller. Ihre Hände wanderten immer wieder von einem zum anderen, reizten sie mehr und mehr und begannen jetzt damit, leicht an ihnen zu ziehen. Die Männer konnten gar nicht anders als noch einen halben Schritt näher treten.

Hatten sie zuvor noch Abstand voneinander gehabt, so standen sie jetzt so dicht nebeneinander, dass sie sich berührten. Ein lebender Halbkreis ohne Lücken dazwischen.

Dann beugten sich die Frauen auf einmal vor und öffneten ihre Münder. Ihre Köpfe erreichten die Schwänze zu ihrer rechten. Dann schoben sie ihre Köpfe weiter vor und ließen die zuckenden, dicken Eicheln zwischen ihre Lippen gleiten.

Nur wenige Liedschläge später glitten sie weiter hinein und wurden von sich darum schlängelnden Zungen begrüßt. Währenddessen kümmerten sich die Hände der Frauen weiter um die anderen wartenden Luststängel, bis ihre Münder sich zum nächsten bewegten.

Noch hielten die Köpfe still. Doch wenig später bewegen sie sich immer schneller werdend vor und zurück, reizten die Männer weiter und weiter, ließen aber sofort von ihnen ab, wenn erste Zuckungen durch die Schwänze liefen oder sich sogar der Geschmack von Liebeswasser einstellte. Dann zogen sie sich sofort wieder zurück und kümmerten sich um den nächsten.

Sie gingen die Reihe immer wieder ab wobei sie genau darauf achteten jeden soweit zubringen, dass er kurz davor seinen Höhepunkt zu erreichen. Und das ging eine ganze Weile so. Sie warteten auf ein Zeichen. Rahani sollte ihnen zeigen, dass sie für das Opfer bereit war.

Rahani ließ sich Zeit. Sie wartete mit der Antwort und die Menschen hatten schon die Befürchtung, dass sie etwas nicht richtig machten. Aber dann begann die Erde von neuem zu beben. Doch diesmal war es anders. Es begann nicht plötzlich wie sonst, sondern war zuerst nur so etwas wie ein leichtes kribbeln unter den Füssen, steigerte sich dann aber immer weiter. Zugleich stieg die Wärme an und es wurde heller. Rahanis Auge war noch einmal gewachsen. Es war zu einem See geworden in dem sich geschmolzenes Gestein umwälzte. Kühlte es an der Oberfläche etwas ab, wurde es dunkler, wurde aber von nachdrängender Lava zerrissen und wieder in den See gezogen.

Von dem bekamen die Menschen aber nichts mit. Selbst die steigende Wärme, die sich langsam zur Hitze ausdehnte wurde nicht wahr genommen. Zu sehr waren sie in ihrem Ritual gebunden.

Hätte man weiter vom Berg weg gestanden hätte man jetzt sehen können, wie ein rötlicher Lichtschein gen Himmel stieg und zugleich kleine Punkte am Kraterrand beleuchtete.

Das leichte Kribbeln des Bodens verstärkte sich zu einem Beben welches wieder alles vibrieren ließ. Immer mehr Steine lösten sich von den Flanken des Bergs und stürzen nach unten. Andere fielen in den Kratersee und ließen glühende Lava aufspritzen wenn sie eintauchten. Gase drängten nach oben durch die Blasen entstanden, die auf der Oberfläche mit einem jetzt hörbaren Geräusch platzten.

Diese ganzen Umstände sahen die Menschen als Zeichen. Es war so weit. Rahani wollte ihr Opfer und sie waren dazu bereit es zu geben.

Noch einmal nahmen die Frauen die Schwänze in dem Mund und reizten sie jetzt so weit wie es nur ging, ohne dass sie kamen. Sie schmeckten schon austretenden Tropfen, die zäh an den Spitzen klebten.

Mit einem Mal ließen die Frauen los und beugten ihre Oberkörper leicht nach hinten, dann ließen sie ihre Köpfe nach hinten sinken. Zugleich öffneten sie ihre Münder soweit es ging und warteten mit geschlossenen Augen. Sie waren selber zu Rahani geworden. Standen an ihrer Stelle und erwarteten die Opfer.

Die Männer hatten wieder Hand an sich gelegt und vollendeten jetzt, was die Frauen begonnen hatten. Es bedurfte nur wenige Handschläge um zum Höhepunkt zu kommen.

Während der Vulkan immer mehr bebte und es sich so anfühlte als wenn er darauf wartete, begann er immer lauter zu fauchen. Heiße Gase schossen aus dem Schlot und stiegen Kerzengrade auf, da kein Wind sie ablenkte.

Gleichzeitig ging es bei den Männern los. Fast gleichzeitig begannen die Schwänze zu spritzen. Durch die starke und lange Reizung hatte sich viel in ihnen gesammelt und das brach jetzt mit einer Urgewalt aus ihren heraus, wie es zugleich aus dem Schlot brach. Heiß und weiß schoss es mit hohem Druck heraus und traf gut gezielt, die weit offen stehenden Münder der Frauen.

Weiter pumpten sie es aus sich heraus, so dass sogar der zweite Strahl noch sein Ziel erreichte. Rahani sollte so viel von dem kostbarsten bekommen, wie sie hatten. Sie sollte das Wasser des Lebens erhalten, etwas anders Kostbares hatten sie nicht.

Weitere Schübe traten jetzt schon weniger stark aus und benetzten die nackten, ebenso nach hinten gelehnten Oberkörper. Sie verteilten sich auf den Brüsten und Bäuchen. Liefen dann langsam nach unten, wurden aber von den Händen der Frauen aufgehalten, bevor sie auf den Boden tropften. Sie verrieben sie auf ihren Oberkörpern bis sie vollkommen damit bedeckt waren und davon glänzten. Gleichzeitig schluckten sie alles herunter, was sich in ihren Rachen gesammelt hatte. Zum Schluss leckten sie sich noch die Lippen ab und zogen auch den letzten Rest in ihren Mund.

Lippen schlossen sich wieder, Zungen erkundeten den gesamten Mundraum und spülten jeden noch so kleinen Rest durch die Kehle und Speiseröhre.

Erst jetzt trat langsam Ernüchterung ein. Rahani wurde nicht ruhiger. Das Opfer hatte ihr anscheinend nicht genügt oder es war falsch gewesen. Die Menschen nahmen erst jetzt wahr, wie heiß es inzwischen bei ihren auf dem Kraterrand geworden war. Sie sahen ängstlich in den Kratersee der immer noch zu steigen schien. Es würde nicht mehr lange dauern bis er den Rand erreichte.

Sie bekamen Angst. Alle liefen zusammen so schnell sie konnten und in dem Moment als sie sich trafen. Grollt es noch einmal. Diesmal so stark wie noch nie. Sie mussten sich gegenseitig festhalten um nicht zu stürzen. Dabei wäre beinahe einer von ihnen in den Krater gefallen. In letzter Sekunde wurde er von einer helfenden Hand gehalten.

Dieses Beben löste etwas aus was sie nie vermutet hätten. Eine Flanke des Bergs bekam auf einmal einen Riss der sich zu einem Spalt und dann zu einem Loch ausdehnte. Tiefer als der Kratersee zog er sich durch die Seite und die Lava begann sich durch das Loch zu ergießen. Nichts konnte es aufhalten. Es lief den Berg herunter und steckte alles in Brand was auf seinem Weg war. Dabei kroch es langsam in die Richtung aus der die Menschen gekommen waren. Die Richtung beibehaltend floss es zuerst noch recht langsam, dann aber schneller werdend herunter.

Unter anderen Umständen sicher ein faszinierendes Schauspiel, aber jetzt für die Menschen nur noch erschreckend. Eine Urgewalt war ausgebrochen gegen die sie vollkommen machtlos waren. Hilflos mussten sie zusehen wie es langsam aber sicher ihren Rückweg abschnitt. Am Fuß des Bergs wurde der Strom langsamer, kroch aber doch weiter. Was die Menschen auf dem Berg allerdings nicht mehr sahen, dafür waren sie zu weit davon entfernt.

Sie versuchten sich in Sicherheit zu bringen. Konnten es vor Hitzestrahlung auf dem Kraterrand nicht mehr aushalten und stiegen erst einmal wenige Meter weiter herab. Hier erreichte es sie nicht mehr und sie zogen sich ihre mitgenommenen Sachen wieder an.

Die Stimmung war schlecht. Zum einen war ihr Opfer anscheinend nicht sonderlich gut angekommen, auf der anderen Seite hatten sie einfach nur Angst. Angst vor dem was noch kommen könnte. Sie wussten nicht was das sein könnte, aber es würde auf alle Fälle nicht gut sein. Davon waren sie überzeugt.

Dazu kam, dass sie nicht ahnen konnten, was sonst noch geschehen war.

Beim dem letzten großen Beben war nicht nur die Flanke des Bergs aufgerissen sondern die Brücke, auf die die Lava zufloss, existierte nicht mehr. Sie war auseinander gebrochen und im Meer versunken. Somit waren sie zweifach von ihrem Rückweg abgeschlossen, denn die Lava kroch weiter auf die Stelle zu an der einmal die Landbrücke gewesen war und ergoss sich hier mit lautem zischen ins Wasser. Weiße Rauchwolken stiegen hoch auf und das Wasser begann an verschiedenen Stellen zu brodeln. Es würde sehr lange dauern, bis das Gestein hier soweit abgekühlt war, um es gefahrlos zu betreten. Und wenn es dann soweit war, würde es einem auch nichts mehr nutzen. Die Brücke war unwiederbringlich versunken.

Wie also wieder hinüber kommen. Fünfhundert Schritte waren nicht viel. Schwimmen konnten die meisten, nur gab es jetzt dort zwei Hindernisse.

Die Gezeiten drängten sich zwischen den jetzt zwei Inseln hindurch und würden jeden Schwimmer mit sich reißen. Nur während des höchsten und niedrigsten Stands der Tide würde die See für eine kurze Zeit keine Strömung haben. Dann wäre es durchaus möglich hinüber zu schwimmen. Allerdings hatte das einen gewaltigen Haken.

Die Inseln waren weit und breit die einzigen im Ozean. Hier konzentrierte sich das Leben, nicht im offenen Wasser. Das wussten nicht nur die, die Schutz oder Nahrung an den Inselsockeln suchten, sondern auch ihre Jäger. Wo Beute da Jäger. Haie waren hervorragende Jäger und ein schwimmender Happen der so einfach zu erlegen war wie ein Mensch, war schon eine Versuchung wert. Alle auf der Insel wussten es. Darum gingen sie so gut wie nie Wasser, höchstens bis zu den Knien denn selbst im hüfthohen Wasser, etwas weiter draußen war man nicht sicher. Gerade hier lauerte der Tot und nicht nur einer von ihrer Sippe war schon ein Opfer geworden. Darum ließen die Bewohner es und schwammen wenn überhaupt nur in dem kleinen See auf der Insel, der ihnen als Süßwasserspeicher diente.

Sie lebten mehr vom Ackerbau und der Viehzucht, wobei das letztere sich eher auf die frei laufenden Ziegen beschränkte, die auf der Insel des Vulkans ihr Leben fristeten. Wenn es Fisch gab, dann nur welchen der geangelt oder mit den Händen im seichten Wasser gefangen wurde. Das war dann aber eher eine Nebenbeschäftigung, als ein wirklicher Broterwerb.

Eine Sache kam noch erschwerend dazu. Es hatte mit dem zu tun, wie sie überhaupt auf die Insel gekommen waren.

Eigentlich wusste das keiner mehr so genau. Nur die Alten kannten noch eine Geschichte darüber, die aber auch eine Erfindung sein konnte. Eins hatte sie aber, sie war nicht von der Hand zu weisen und da es keiner anders wusste, musste man sie glauben.

Vor vielen Jahren kamen die Großeltern der ältesten Alten von heute mit Booten auf die Insel. Sie waren von weit her gekommen und hatten alles mitgebracht was sie benötigen. Warum sie allerdings den weiten Weg angetreten waren, wusste auch keiner mehr.

Jedenfalls ließen sie sich auf der damals sehr dicht bewachsenen Insel nieder und begannen ein neues Leben. Der Vulkanboden war so gut, dass sie drei Ernten einfahren konnten. Somit herrschte kein Mangel. Doch die Bevölkerung wuchs und wuchs. Es war keine Not, wurden die Ernten zu gering, wurde neues Ackerland geschaffen indem man die Bäume fällte die man sowieso für den Hüttenbau benötigte. Nur lief es irgendwann alles aus dem Ruder.

Keiner merkte, wie sich die Begebenheiten auf der Insel langsam aber sicher zum Schlechten hin neigten. Es wurden mehr Bäume gefällt als nachwuchsen, was zuerst nicht so schlimm war, denn sie fühlten sich auf der Insel wohl und hatte nicht vor sie zu verlassen. So rotteten ihre Boote langsam dahin, die sie hergebracht hatten. Fischer waren sie ebenfalls nicht gewesen. Also kam auch keiner auf die Idee, dass etwas schief gehen könnte. Weiter ging der Raubbau an der Natur. Versuchten die jungen Triebe der nachwachsenden Bäume sich zu entfalten, wurden sie von den zahlhaften Ziegen verbissen. Nichts was den Tieren schmackhaft erschien blieb verschont. Nur das was zu trocken war, nicht schmeckte oder gar mit Dornen bewaffnet war, blieb über. So wuchs langsam ein verfilztes Dickicht heran, was kaum zu durchdringen war. Dies ließ aber auch keine Sprösslinge mehr durch.

Ein Baum nach dem anderen fiel. Mehr Menschen, mehr Ackerland. Ein Kreislauf der nicht zu stoppen war. Außerdem war das Holz leichter zu verbrennen um zu kochen, als das dornige Gestrüpp was überall wuchs.

Nur ein paar Jahre später waren fast alle Bäume verschwunden. Nur noch wenige standen da und harrten ihres Schicksals. Erst jetzt wurde den Menschen klar, was sie taten. Wussten aber nicht wie sie es ändern könnten.

Dann kam der Tag welcher wohl eine Art Schicksalstag wurde. Die Reste der verbleibenden Bäume bildeten einen Art kleinen Wald der sich noch gegen jeden Sturm und gegen jedes Unwetter gestemmt hatte. Die Bäume wuchsen zwar schon schief, aber nur die äußeren. Doch dann kam ein Sturm. Nicht irgendeiner, sondern ein bestimmter, von der Bevölkerung nur "der Sturm" genannt.

Der Wind peitschte über die Insel und riss alles mit sich. Windstöße von unheimlicher kraft rasten unaufhaltsam auf das Eiland zu und drückte gegen die Bäume.

Zuerst konnten sie noch stand halten aber schon bald lockerten sich ihre Wurzeln im weichen Untergrund. Die ersten fielen um und drückten jetzt noch zusätzlich mit ihrem Gewicht gegen die anderen. Immer mehr verkeilten sie sich ineinander, konnten sich dadurch aber auch gleichzeitig besser gegen den Wind behaupten, da sie eine feste Einheit bildeten. Doch genau das wurde ihnen zum Verhängnis. Auch wenn der Wind ihnen nichts mehr anhaben konnte, so kam jetzt auch noch ein Gewitter auf. Ein Gewitter von der Sorte die wenig Regen, aber viele Blitze brachten.

Wie der Zufall es wollte schlug einer der Blitze direkt in einen der vorderen, umgefallenen Bäume ein und fand sofort Nahrung. Der immer noch herrschende, starke Wind tat sein übriges. In wenigen Minuten raste eine Feuerwalze über den ganzen Wald und verwandelte alles was ihr in die Quere kam zu Asche. Kein Baum wurde verschont, dicht an dicht boten sie genau das an, was das Feuer benötigte.

Die Inselbewohner konnten nur machtlos zusehen, wie auch die letzten Bäume von der Insel verschwanden. Eine spätere Suche nach Setzlingen, die vielleicht noch irgendwo abseits standen, brachte keinen Erfolg.

Erst jetzt wurde den Mensch klar, dass sie auf der Insel gefangen waren. Zumindest so lange bis eventuell noch einmal ein Boot vorbei kommen würde. Das kam aber nicht. Bis zum heutigen Tag nicht.

Jetzt war guter Rat teuer. Die Bevölkerung hatte die größtmögliche Anzahl erreicht. Mehr konnte die Insel nicht ernähren, ohne dass sie hungern müssten. Also wurde ein Plan entwickelt wie zu verfahren wäre. Die einzige Lösung war zugleich die schwierigste. Es durften nur dann einer geboren werden, wenn ein anderer starb. Oder besser noch weniger. Eine zweite Schwierigkeit kam dazu.

Da die Bevölkerungszahl relativ gering war, wurde es sehr schneller erforderlich sich zu merken, wer mit wem wie weit verwand war. So entstanden mit der Zeit Pläne, wer mit wem zusammen sein durfte und wer nicht. Es beruhte also oft gar nicht auf Liebe oder Sympathie, sondern diente mehr dem Zweck wenn zwei sich zusammen taten. Trotzdem wurde es immer schwieriger die Balance zu halten zwischen Überbevölkerung und zu geringer Auswahl. Allerdings pendelte es sich mit der Zeit soweit ein, dass es keinem wirklich mehr schwer fiel. Das hatte auch einen Grund.

Warum genau wusste keiner so genau. Aber aus einer der Wildpflanzen konnte man einen süßen Saft gewinnen der nach einiger Zeit zu gären anfing. Es entwickelte sich Alkohol in recht hoher Konzentration. Doch das war gar nicht das, was daran so gut war. Der Trunk hatte noch eine nicht unerhebliche Nebenwirkung. Frauen wurden davon lediglich betrunken, bei den Männern passierte wesentlich mehr. Sie wurden nicht nur betrunken sondern nach dem Genuss einer höheren Menge für mindestens drei Monate zeugungsunfähig.

Das wiederum hatte zwei gewaltige Vorteile. Der erste lang auf der Hand. Man hatte ein Mittel gegen die Überbevölkerung gefunden, ohne das einer auf seine Lust verzichten mussten, denn das beeinträchtige es auf keine Weise.

Der zweite, fast genauso große Vorteil lag darin, dass die Männer sich immer wieder volllaufen lassen konnten, ohne dass jemand etwas dagegen sagen konnte. Waren sie betrunken, taten sie nur etwas für die Allgemeinheit. Eine gute Ausrede um sich einen zu gönnen.

Tragisch war nur, dass sehr viele Männer der Droge Alkohol auf Dauer verfielen. Also mussten sich die Bewohner eines Tages zusammen setzten und darüber beratschlagen, wer überhaupt noch etwas davon bekommen sollte. Hier war der Plan wieder entscheidend und so wurde jedes Jahr unter den jungen Männern einige ausgewählt, die in der Blüte ihrer Manneskraft standen und die richtigen Voraussetzungen hatten. Die bekamen nichts. Sie sorgten mit den dazu ausgewählten Frauen für Nachwuchs.

Es war am Anfang nicht leicht dies durchzusetzen, aber es half nichts. Später merkte man sogar, dass es eine sehr gute Sache war, denn die Gemeinschaft der Insulaner sorgte gegenseitig für das Wohl aller. Keiner musste im Alter Sorge tragen zu verhungern, weil einen keine Nachkommen versorgten. Das taten alle zusammen.

Jetzt geschah noch etwas merkwürdiges was keiner so vorhergesehen hatte. Die Bevölkerung schrumpfte sogar. Niemand musste mehr Kinder haben und so kamen einige auf die Idee, dass man auch gut ohne auskam. Keinen Stress mehr mit den kleinen, keine langjährige Erziehung, nichts was einem die Ruhe zerstörte. Man konnte auch so glücklich sein. Dieser Trend hielt bis heute an und langsam wurde es eng. Man machte sich langsam schon Sorgen darum auszusterben. Die Lösung des Problems war noch nicht in Sicht.

Aber all diese kleinen und mittelgroßen Probleme versanken in der Bedeutungslosigkeit, wenn man über die jetzigen nachdachte. Der Berg und mit ihm Rahani hatten das Opfer nicht angenommen. Davon war man sogar im Dorf schon überzeugt. Immerhin hatte man in der Nacht die Erdstöße sehr gut wahrnehmen können und die Menschen waren aus ihren Häusern geflohen. Zwei waren dann auch tatsächlich eingestürzt. Dann hatte man zum Berg gesehen und sofort die lange, rot glühende Zunge den Berg herunterfließen sehen. Das konnte nichts Gutes bedeuten, darüber war man sich schnell einig. Außerdem machte man sich Sorgen darüber, was mit denen geschehen war, die gerade in diesem Moment auf dem Berg sein mussten. Angst ging um und einige der Frauen machten sich sofort fertig um in Richtung Berg zu laufen. Andere hielten es für reinen Wahnsinn und blieben lieber in der vermeintlichen Sicherheit des Dorfes.

Zehn Frauen machten sich am frühen Morgen auf den Weg. Sie überquerten die Insel und standen ein paar Stunden später erschöpft an der nicht mehr vorhandenen Brücke. Nur noch ein unüberwindliches Wasser befand sich dazwischen, auf dessen anderen Seite die glühenden Massen in die See flossen und tropften. Laut zischendes und brodelndes Wasser, dessen weißer Rauch hoch aufstieg, verhinderte weiter auf die andere Seite sehen zu können.

Also gingen ein paar nach rechts, die anderen nach links um eventuell aus einem anderen Winkel etwas sehen zu können. Aber auch das brachte auch keine neuen Erkenntnisse. Kein Mensch war auf der anderen Seite zu sehen.

Sie blieben bis zum Mittag, sahen dann aber ein, dass es nichts bringen würde, zumal sie keinen Proviant mitgenommen hatten. Also blieben zwei der Frauen dort die anderen machten sich auf den Weg zurück ins Dorf. Sie würden jemanden schicken der etwas zu essen und trinken brachte.

Sie wollten abwechselnd wachen. Wollten sehen ob auf der anderen Seite noch jemand lebte. Wenn ja würden sie sicher irgendwann am anderen Ufer zu sehen sein.

Der Gruppe auf der anderen Seite erging es nicht viel anders.

In der Nacht war es einfach zu dunkel gewesen um den Abstieg zu wagen. Darum warteten sie voller Angst an ihrem Platz und zuckten jedes Mal zusammen, wenn sich der Berg immer wieder schüttelte. Rahani war immer noch ungehalten und sich fürchteten sich vor ihr.

Noch größere Sorgen machten sie sich allerdings darüber, was wohl die anderen sagen würden, wenn sie ins Dorf kamen. Immerhin hatten sie die Göttin noch mehr verärgert. Zumindest nahmen sie an, dass sie schuld daran waren.

Erst als die Sonne aufging, wurde ihre Zuversicht wieder größer. Immerhin hatten sie die Nacht auf dem wütenden Berg überlebt und im Licht der aufgehenden Sonne, sah schon alles etwas anders aus.

Also machten sie sich vorsichtig auf den Weg um endlich nach Hause zu kommen. So schlimm konnte es gar nicht werden. Außerdem war der Proviant fast verbraucht und sie hatten Hunger und Durst.

Der Abstieg ging schneller als sie dachten. Besonders auf dem feinen Geröll kamen sie schneller voran als gedacht. Sie rutschten mehr als das sie liefen und mussten dabei nur aufpassen, dass nicht zu viele der Steine mit in Bewegung kamen.

Schneller als gedacht standen sie am Sockel des Bergs und wandten sich ihrem Weg zu. Doch schon nach kürzerer Zeit erkannten sie, dass es alles nicht so einfach wurde. Neben ihnen floss immer noch der Strom von Lava und ließ ihnen nicht viele Möglichkeiten, die Richtung selber zu bestimmen.

Trotzdem schafften sie es mit der nötigen Vorsicht in etwa an die Stelle zu kommen, an der sie zum anderen Teil der Insel übersetzen wollten.

Groß war die Überraschung, als sie merkten, dass es nicht ging. Aus einiger Entfernung erkannten sie, dass die Brücke nicht mehr existierte. Wie sollten sie nur auf die andere Seite kommen? Ihr Weg war abgeschnitten und selbst nach langem nachdenken kamen sie auf keine Lösung.

Dann entdeckten sie die beiden Frauen auf der anderen Seite die zu ihnen herüber winkten. Aber etwas anderes als zurückwinken konnten sie auch nicht tun. Erste Tränen flossen. Die andere Seite so nah und doch so fern. Verzweiflung kam hoch und sprang von einem Menschen zum anderen.

Die einzige Hoffnung die sie hatten war, dass den andern auf der andren Seite etwas einfiel. Ihnen kam keine wirkliche Idee.

Einige Zeit später begannen sie sich auf das zu besinnen, was sie tun konnten. Zuerst musste für Unterkunft, Essen und trinken gesorgt werden. Die erste Bestandsaufnahme ergab eine Menge Ziegen, etwas Gemüse und jede Menge Hitze zum garen. Eine Unterkunft musste noch gebaut werden. Woraus und wie wusste noch keiner. Nur einer erinnerte sich daran, dass es am Fuß des Berges eine Höhle geben sollte. Vielleicht war diese noch da. Damit hätte sich zuerst einmal die Sache mit der Unterkunft erledigt.

Also schickte sich die Gruppe an alles soweit zu erkunden, um wenigstens eine Zeit lang, ohne die auf der anderen Seite, überleben zu können. Auch sie ließen zwei von ihnen zurück, um eventuell Kontakt zu den anderen halten zu können. Wie immer der auch aussah. Aber alleine zu wissen, dass es auf der anderen Seite noch jemanden gab, war tröstlich.

 

 

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