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Die Hotelrechnung versuchte Corbinian bei der Abreise vor mir zu
Verbergen. Nicht weil sie exorbitant Teuer war. Sondern weil
dort zwei gesonderte Posten auftauchten. Er verstand es ja
nicht, als ich an der Rezeption nochmal auf Russisch nachfragte
und mit gleichgueltiger Mine Aufklaerung erfuhr. Roomservice
Massagen, externe Dienstleistung. Ich kicherte in mich hinein.
Das ging also auch ohne Fremdsprachenkenntnisse. Er war also
doch noch ein Mann, wenn er gleich zweimal Damenbesuch empfing.
Und rechnete es ihm wirklich hoch an, dass er sich mir
gegenueber so absolut korrekt und anstaendig benahm.
So wurde schliesslich wieder der Mast gelegt, die "Lotte" auf
einen Langholztransporter Verladen und mit Balken verkeilt. Die
robuste Rumpfkonstruktion erfuellte auch hierzu ihren Zweck. Die
Tarife dort waren endlich bezahlbar, fuer den Landtransport fast
900km in zwei Tagen durch Karelien nach Belomorsk verlangte der
Fahrer weniger als als eine Bahnfahrt vom Bodensee an die Ostsee
fuer eine Familie kosten wuerde. Fuer ihn waren es zwei
Monatsgehaelter.
Bei der Uebernachtung auf halber Strecke in einem sehr einfachen
Hotel waren sich die beiden Maenner trotz unterschiedlicher
Sprache schnell einig. Sie zogen Abends nocheinmal ohne mich los
und kamen erst zum Fruehstueck ins Hotel zurueck, schlichen sich
durch einen Seiteneingang. Natuerlich tat ich so als wisse ich
von nichts, obwohl ich beider Zimmerschluessel an der Rezeption
haengen sah. Obwohl Corbinian lila Lippenstift an seinem Hemd
hatte. Wieder kicherte ich in mich hinein. Maenner. Alle gleich
auf der ganzen Welt.
Corbinian staunte. Ueber die Preise und wie ich alles geregelt
bekam. Ich jedoch war gluecklich, dass mir das Nordkap erspart
blieb, die Barentssee und die Karasee sollten meinen Magen
spaeter noch genug abfordern. Corbinian hingegen wurde jeden Tag
aufgeschlossener. Seine Murrigkeit schwand zunehmend. Trotz der
Strapazen wirkte er 10 Jahre juenger als zu Beginn der Reise am
Chiemsee. Waren es seine Aufgaben und Erlebnisse als Kapitaen
oder sind die Masseurinnen in Russland so sehr viel Kompetenter
als in Deutschland?
In Belomorsk musste ein Kran gefunden werden, der fuer die
"Lotte" stark genug, oeffentlich Zugaenglich war und auch noch
tatsaechlich Funktionierte. Wobei Vodka auch hier ein
Universalorganisations-, Heil- und Reparaturmittel war. Wieder
auf der See machten wir gute Meilen, obwohl die See sich
wirklich Rauh zeigte und wir mehrmals wegen dem stuermischen
Wetter Pausen einlegen mussten. Es begann sich abzuzeichnen,
dass wir es schaffen koennten, bevor der fruehe Winter unser
Vorhaben verhindern wuerde. Oberhalb dem Polarkreis blieb die
Sonne gerade noch lange genug Oben, wir nutzten sogar ein wenig
die Dunkelheit um Vorwaerts zu Kommen, wechselten uns in
Sinara´s 4-Stundenrhythmus ab.
Corbinian wurde ein fuersorglicher Grossvater, genoss sichtlich
das kindische Spiel mit dem Saeugling, wenn sie Wach war. Dann
nach endlosen Tagen mit haeufigem "Fischefuettern" vom Seegang
ueber die Reeling fuhren wir in ein breites Delta ein. Endlich
wieder Binnen. Wir waren im Fluss Jenisej angelangt. Anfangs
unter Segeln, spaeter nur noch mit Motor. Die Ufer waren
gesaeumt von verkommenen Bauwerken, die Armut wirkte
bedrueckend. Die kleinen Wellen waren nun geradezu Laecherlich.
Der Geruch kam mir seltsam Bekannt, Vertraut vor. Im Himmel
bildeten Zugvoegel schon grosse Schwaerme, wir sollten uns
Beeilen.
Dann irgendwann auf dem ruhigeren Fluss wollte Corbinian wissen
wie ich mir das mit der kleinen Sinara Vorstellte. Und wie ich
mir meine Zukunft vorstellen wuerde. Trotz langem Ueberlegen
fand ich keine echte Antwort. Zuerst ging es einmal nur darum
moeglichst schnell von diesem bedrohlichen Deutschland weg zu
Kommen. Jetzt waren wir weg, jetzt mussten neue Ziele definiert
werden. Fuer Sinara machte es erstmal keinen Unterschied, wo sie
Aufwachsen wuerde. Sie kann durchaus in einem kleinen Dorf gross
werden. Trotzdem bleibt sie deutsche Staatsangehoerige. Wenn sie
12 oder 14 ist kann sie wie ich damals selber entscheiden, wo
sie weiter Leben oder Ausbildung machen moechte, ob sie zu ihrem
Vater will, wenn der sich dann noch an sie erinnern kann. Hoffte
dass mein Ex-Mann den Unterhalt erstmal nicht einstellen wuerde,
bis ich von der Miete aus meiner Wohnung leben koennte.
Es wurde immer schwieriger zu Navigieren. Die Papierkarte war
Alt und Ungenau. Das Satellitenteil kannte diese verlassene
Gegend nicht. Je weiter wir in das Landesinnere kamen um so mehr
schien die Zeit stillzustehen. Genauso hatte ich alles in
Erinnerung, als ich vor 32 Jahren dieses Land verliess. Damals
dachte ich fuer Immer. Wenige Menschen standen am kargen Ufer.
Meistens Angler im Nirgendwo. Jedoch ausnahmslos alle winkten
Freundlich zu uns herueber. Nichts wirkte Fremd auf mich. Es war
als waere ich nie wirklich Weg gewesen. Als kaemen wir gerade
von einem Segeltoern auf der See zurueck. Wir mussten nun jede
der raren Einkaufsmoeglichkeiten nutzen. Jeder den wir trafen
wunderte sich warum wir unter Deutscher Flagge liefen, ich aber
ihre Sprache, fast schon ihren Dialekt sprach. Tief im Herzen
fuehlte ich: Heimat.
Die Erleichterung und die Erschoepfung wich immer mehr einer
inneren Angespanntheit. Vorfreude. Nervositaet. Wie wuerde es
werden? Wen wuerde ich noch kennen? Wo koennten wir Wohnen? Zur
Not erstmal sicher auf der "Lotte". Wer wuerde mich noch
Erkennen? Wer von meinen Verwandten lebte noch? Seit meine
Eltern verblichen waren hatte ich keinen Kontakt mehr zu meinen
Wurzeln. Nachts ankerten wir ausserhalb der Fahrrinne, zu
Gefaehrlich erschienen uns trinkende Horden junger Maenner in
trostloser Bekleidung in den seltenen Hafenstaedten. Corbinian
fand den Weg, die Abzweigung mit der Satellitennavigation rein
nach Positionsdaten, ich fragte zur Versicherung zweimal nach
bei jedem Halt. Der Fluss Angara verbreiterte sich zu einem See,
mein Herz schlug jeden Tag schneller.
Dort. Vor Freunde huepfte ich Umher, dass die "Lotte" leicht zu
schwanken begann. Da ist es. Ich erkannte die verfallene Mauer
des kleinen Hafens wieder, in dem wenige kleine Motorboote mit
dem sowjetischen Einheitsaussenborder der Jaeger und Fischer
duempelten. Das Wasser im Hafen selbst war zu Seicht fuer
unseren tiefen Kiel, wir machten an einem rostigen Oelfass als
Bojenersatz fest. Noch bevor wir Ueberlegen konnten wie wir ans
Ufer kaemen setzte sich eine alte Frau in ein Ruderboot und
ruderte muehsam zu uns herueber. Schnell sammelten sich mehr
Menschen an der Mauer. Zu selten verirrte sich eine in ihren
Augen so imposante Segelyacht hierher. Sie kannten nur das
rostige Versorgungs- und Postschiff und eine Faehre, welche in
der eisfreien Zeit regelmaessig kamen.
Wer bist du, was willst du? fragte uns die alte Frau mit einer
Mischung aus Angst und Neugierde, als das Ruderboot polternd an
unseren Rumpf stiess. Ich bin Renate Sowienochkova, ich gehoere
hierher. Kindchen, rief sie vor Freude, natuerlich kannte sie
meinen Namen sofort, komm herunter, lass dich Druecken! Soll ich
an Bord warten, fragte Corbinian? Nein, antwortete ich, wir
waren lange genug auf dem Boot, jetzt wirst du Gastfreundschaft
geniessen, das hast du so bestimmt noch nie Erlebt. Ich stieg
zuerst in das schaukelnde Boot, wurde sofort stuermisch
Gedrueckt. Corbinian gab mir Sinara hinab, kletterte erstaunlich
behende fuer sein Alter zu uns, wurde ebenfalls umarmt. Schon
auf dem halben Weg rief sie laut ans Ufer: Ratet mal wer da
kommt? Unsere kleine Renate ist zurueck!
Es dauerte drei Stunden, bis wir begleitet von einer riesigen
Gruppe nach einer Wohnung sehen konnten. Mein Elternhaus stand
noch, allerdings stark heruntergekommen, teilweise Gepluendert.
Zerbrochene Scheiben. In der Kueche das Monster von Holzofen,
dessen eiserne Platte im Winter immer knackend Gluehte. Ein
wenig Geschirr. Viele Spinnweben. Maeuse. Huehner. Trotzdem es
unendlich viel Arbeit versprach war erstmal ein Anlaufpunkt
gefunden. Die ersten Wochen schliefen wir eben weiter auf dem
Boot. Wenn uns die anderen ueberhaupt liessen. Ich stand da, mit
Sinara auf dem Arm den Traenen der Erleichterung nahe, blickte
mich im schalen Licht um, erkannte alles wieder. Nichts hatte
sich veraendert. Corbinian sah alles praktischer, sprach schon
Laut aus was alles gemacht werden muesste.
Ein grosser und schlanker, sportlicher Mann mit erschreckend
schlechten Kleidern und Zaehnen kam zoegernd in das
herabgekommene Haus. Doswidania Renate, wie Schoen du geworden
bist! sagte er, schuechtern eine Muetze in den kraeftigen
Haenden knautschend. Bist du zurueck? Entschuldigen sie bitte,
wenn ich sie nicht kenne, antwortete ich etwas peinlich
Beruehrt, ich sollte sie wohl kennen? Der Mann grinste, eilte
aus dem Raum, rupfte hektisch einige Kraeuter und duerre Blumen
vor dem Haus, stellte sich mit dem bemitleidenswerten Strauss
wieder vor mich: Renate, willst du meine Frau werden?
Piotr! Ich drueckte dem ueberraschten Corbinian grob die kleine
Sinara in den Arm, sprang dem schlanken Mann mit Wucht um den
Hals, dass ich ihn fast niedergerissen haette. Mein guter Piotr.
Jetzt erkannte ich ihn. Mein bester Freund in der Kindheit,
genau den gleichen Antrag mit genau dem selben erbaermlichen
Blumenstrauss hatte er mir vor vielleicht 32 Jahren schon mal
gemacht, als ich mich traenenreich von ihm Verabschiedete, bevor
ich mit meinem schweren Koffer zur Faehre eskortiert wurde. Ich
kuschelte mich gluecklich an seine stahlharte Brust, er liess
schuechtern, verwundert, teilnahmslos die Arme haengen.
Corbinian, das ist Piotr, damals mein Nachbarsjunge und bester
Freund zugleich. Meine Freude war nicht geheuchelt. Ich war
ehrlich froh ein Stueck meiner Kindheit wiederzubekommen.
Um das Abendessen brauchten wir uns nicht zu Kuemmern. Neben
anderen lebte mein juengster Onkel Bruno noch, er war so etwas
wie der Dorfvorsteher. Selbstverstaendlich lud er uns zum Essen
ein, dazu die restliche verbliebene Verwandschaft und einige
Weitere, die mich noch kannten. Das Essen war Reichlich und
Lecker. Vom Wodka musste ich Corbinian abraten, falls er sein
Augenlicht noch etwas brauchte. Ich sollte erzaehlen, kam kaum
zur Ruhe. Spaeter am Abend dankte ich Corbinian dass er mir so
sehr geholfen hatte, fragte ob er jetzt nach Hause oder noch ein
bisschen Urlaub, sich von den Strapazen Erholen wollte vor
seiner Rueckreise. Corbinian zuckte nur unschluessig mit den
Schultern. Du musst dir das rechtzeitig ueberlegen, Corbinian.
Auf jeden Fall bevor der Winter kommt, ich lachte ihn Gluecklich
an und drueckte ihm Dankbar einen Kuss auf die Wange. Du bist
aber so lange Willkommen wie du bleiben willst.
Erst spaet in der Nacht, das heisst frueh am Morgen loeste sich
die Gesellschaft auf, Corbinian und ich wurden jeder mit einer
groben Decke auf jeweils ein Sofa bugsiert. Die erste Nacht seit
Wochen ohne schwanken und schaukeln, ohne Brechreiz. Dafuer mit
Muecken, endlos Muecken. Augenblicklich schlief ich ein,
drueckte Sinara fest gegen meine Brust. Traeumte von meinen
ersten Schuljahren im Dorf. Wie ich verunsichert war, weil in
der Schule immer so ganz anders gesprochen und geschrieben wurde
wie bei uns Zuhause, denn meine Grossmutter und meine Mutter
wurden als "Kriegsbeute" von dem garnicht mehr so grossen
Grossdeutschland hierher Verschleppt. Vielleicht so Alt wie ich
und Sinara heute sind. So schliesst sich ein Kreis wieder.
Der naechste Morgen kam viel zu frueh, Sinara und Corbinian
hatten ihren Rhythmus, hier konnte Corbinian auch wieder
buchstaeblich mit den Huehnern aufstehen. Der alte Mann draengte
mich, wir muessten uns um ein Quartier kuemmern. Fruehstueck gab
es nur fuer Sinara, sonst waren alle vom Fest noch voellig
Ueberfressen. Auf dem Weg zu meinem Elternhaus schwoll unsere
kleine Gruppe sogleich wieder an, endlich war mal etwas los im
Dorf. Am meisten freute ich mich Piotr zu sehen. In meinem
Elternhaus diskutierten Bruno, Piotr und mit meiner
Uebermittlung auch Corbinian darueber Was Wie gemacht werden
sollte. Eine lange Materialliste wurde erstellt. Der alte
Corbinian wurde sehr hoeflich und mit grosser Achtung behandelt,
was ihn sichtlich aufbluehen liess.
Dann fragte Corbinian durch mich an Bruno als den Ortsvorsteher,
ob es denn fuer ihn auch ein Haeusschen gaebe, wenn er laenger
bleiben wolle. Ich war genauso Ueberrascht wie Bruno, niemand
wollte hier sonst freiwillig Bleiben. Aber Bruno war
Hilfsbereit. Wie alle Menschen hier. Er wuerde sich Erkundigen,
welche der verlassenen Haeuser keine Erben mehr haben. Er
koennte sich dann eines Aussuchen und Anektieren, muesste es
eben Reparieren. Er solle ihm vier Tage Zeit geben um gruendlich
Nachzuforschen, nicht dass dann jemand erscheint um sein
renoviertes Haus zu Beanspruchen. Ich fragte Bruno, wer die
besten Handwerker im Dorf waren, ob er sie fragen moechte, mir
beim Renovieren des Hauses zu Helfen. Ich wuerde 40 Rubel
(umgerechnet etwa 3 Euro, das ist ein wirklich guter Lohn in
dieser Gegend) die Stunde bezahlen. Nun, einer der besten
Holzwuermer hier waere sowieso Piotr und fuer dieses Geld werden
sich die Maenner gegenseitig auf der Baustelle auf die Fuesse
treten.
So kam es dass ich schon am gleichen Tag noch vor dem Mittag auf
der "Lotte" einen kleinen Rucksack fuer mich und Sinara packte,
um in der naechsten Stadt Material zu Beschaffen, meinen
erwachsenen Kindern in Deutschland die langen Briefe zu
schicken, welche ich in den endlosen Tagen auf See verfasste um
alles zu Erklaeren, wo genau sie welche Unterlagen finden
wuerden, welcher der Nachbarn meinen Wohnungsschluessel fuer sie
Bereithielt. Dass sie mein Auto und den ehemaligen Liegeplatz
der "Lotte" im Hafen verkaufen sollten, die Wohnung vermieten.
Seltsam, der Bodensee war auf einmal wirklich Weit weg, nicht
nur Geographisch. Dann brauchte ich hier noch ein Bankkonto, um
Geld transferieren zu Koennen. Corbinian wollte auf der "Lotte"
und im Dorf bleiben, sich Umsehen. Piotr kam mit auf die
"Lotte", war sichtlich Beeindruckt als er Erfuhr dass Corbinian
das alles selber gebaut hatte. Ein Boot, welches es sogar
buchstaeblich mit Kind und Kegel ueber die Barentssee schaffte.
Und dennoch Innen so Behaglich ausgestattet war.
Ich rechnete mit Einer, hoechstens Zwei Uebernachtungen, bis
alles geregelt war. Es wurden Zehn. Wir fuhren mit dem
klapprigen Bus (wahrscheinlich immer noch der gleiche wie vor 32
Jahren) fuenf Stunden lang in die Kreisstadt.
Selbstverstaendlich kam Piotr zur Unterstuetzung mit. Wie
damals, als er mir keinen Meter von der Seite wich. Sofort
fuehlte ich mich auch wie Damals. Geborgen. Beschuetzt. Auf dem
Fest war Piotr alleine gewesen, deshalb fragte ich ihn waehrend
der langen Busfahrt nach seiner Frau und ob er Kinder habe, von
was er im Alltag so lebe. Er sei Jaeger und Handwerker. Dann
senkte Piotr traurig seinen Kopf und meinte es gaebe nicht viele
Frauen hier im heiratsfaehigen Alter, er wohne noch bei seinen
Eltern, hatte noch garkeine feste Freundin. Den letzten leisen
Satz verschluckte fast der Motorenlaerm: Vielleicht habe ich ja
auch immer auf Dich gewartet. Den Rest der Fahrt schwiegen wir
Beide. Nur Sinara meldete sich, hatte Hunger. Aber Niemand im
Bus stoerte sich daran, dass der Saeugling diskret aus der
Quelle genaehrt wurde, hier war das voellig Selbstverstaendlich.
Wir kamen spaet an, ein Hotel war schnell Ausgesucht. Es gibt
nur Eines. Dafuer Preiswert und ausreichend Sauber. Wir bekamen
ein Doppelzimmer. Selbstredend. Ich dachte keinen Moment
darueber nach, wie oft hatte ich neben Piotr geschlafen. Als
waere ich niemals Fort gewesen. Die erste Nacht schlief ich noch
voll Bekleidet sofort Erschoepft ein. Am naechsten Vormittag
Baustoffhandel. Bank, die Kreditkarte auslutschen, Post, eine
russische SIMkarte, welche in unserem Dorf eh nicht
funktionieren wuerde, Friseur, auch fuer Piotr. Fuer uns Beide
Zahnarzt. Piotr wehrte sich mit Haenden und Fuessen. Er war noch
nie beim Zahnarzt. Ja, das sieht man. Deswegen.... Und deswegen
dauerte es noch 9 weitere Tage. Ich war wie immer nach 15
Minuten fertig. Piotr tat mir leid, er wurde furchtbar
Geschunden, seine Backen waren voellig Verschwollen. Klaglos
stand er es durch. Wie damals, da konnte ihn auch ein
gebrochener Arm nicht stoppen.
Am elften Tag fuhren wir Zurueck. Schwer Bepackt. Geschlafen
hatte er die Tage vor Schmerzen sicher wenig, oder war es vor
Aufregung? Zum Einschlafen hatte ich immer seine Hand gehalten,
wollte ihn damit Troesten und Beruhigen. Oder wollte ich nur
damit die Zeit zurueckholen? Um die kleine Sinara kuemmerte er
sich Vorbildlich. Ich durfte sie nicht einen Meter selber Tragen
in dem Tuch vor dem Bauch. Sinara fuehlte sich wohl mit Ihm.
Wenn wir nicht endlos in der Zahnklinik sassen waren wir
Einkaufen. Moebelhaus fuer das minimum Notwendigste. Warme
Bekleidung fuer mich und Sinara, neue Bekleidung und Schuhe fuer
Piotr, etwas Hausrat. Richtiges Essen im Restaurant gab es nur
fuer mich, Piotr bekam viel Mitleid der Angestellten und etwas
pueriertes Gemuese oder Suppe. Es war ihm sichtlich sehr
Unangenehm, dass ich alles bezahlte. Er kannte nicht das
Kaufkraftgefaelle, wie ausgesprochen Billig das alles fuer einen
Mitteleuropaeer hier ist, wahrscheinlich auch besser so.
Das Gesicht war mit Kaeltepackungen am Abschwellen. Im Dorf
angekommen staunten alle. Piotr war mit passender Garderobe,
gutem Haarschnitt und frisch Rasiert zum stattlichen Mann
geworden, die Frauen sahen ihm Interessiert nach, auch in der
Kreisstadt war das schon so. Nur Lachen konnte oder wollte er
noch nicht. Sei es vor Schmerzen, sei es weil er noch nicht
registriert hatte, dass er jetzt wieder ohne Scham ein Laecheln
zeigen konnte. Ich durfte bereits bei der Ankunft laecheln, als
ich all die Fortschritte schon an meinem Haus sah, Unrat war
komplett weg, alles Gefegt, morsche Fensterstoecke und Tueren
ausgebrochen, der Kamin neu aufgemauert. Laecheln, trotz all der
Aufgaben die mich hier noch Erwarteten. Am Abend konnte ich
sogar laut Lachen, als ich erfuhr wie und mit wem Corbinian die
letzten Tage verbrachte. Privatsphaere gibt es wenig in einem
solchen Dorf.
Magdalena passte gut zu Corbinian. Zwar auch schon Pensionaerin,
aber sicher 10 Jahre juenger wie Corbinian. Etwas Drall und
Mollig, aber alles fest. Mit dem obligatorischen langen weiten
Rock und Kopftuch aus dem ein fester grauer Zopf bis an den Po
reichte. Roten Baeckchen. Einer gigantischen Oberweite.
Magdalena war wie ich Deutschstaemmig, konnte sogar noch die
notwendigsten Brocken der Sprache. Nutzte ihren Sprachvorteil
schamlos aus, um sich gegen andere Bewerberinnen durchzusetzen.
Corbinian war hier ein gefragter Mann. Arbeitsfaehig, gepflegt,
trank nicht und in ihren Augen unvorstellbar Reich, wenn er sich
so ein Boot leisten konnte. Sie wussten nicht dass es meine
"Lotte" ist, aber ganz sicher waere er auch Zuhause am Chiemsee
eine gute Partie gewesen. Magdalena bot ihm voellig
"Uneigennuetzig und Selbstlos" ihr Gaestezimmer an, bis er nach
Hause wollte oder selbst ein Haus fand. Ich verabschiedete mich
fuer den Tag von Piotr mit einem vorsichtigen Kuss auf den Mund,
dankte ihm fuer seine Hilfe und bewunderte ihn fuer seine
Tapferkeit. Er roch aus seinem Mund wie nach frischem Kaugummi.
Ich schlief dann alleine mit Sinara auf der komfortablen, sanft
schaukelnden "Lotte", halbwegs sicher vor den gefraesigen
Muecken.
Auf der Baustelle ruhte erstmal die Arbeit. Corbinian und ich
mussten mit dem halben Dorf immer wieder ueber den See segeln.
Die Frauen waren beeindruckt ueber die gemuetliche, wohnliche
Athmosphaere unter Deck, die Maenner von der edlen Technik,
nutzten die Zeit auf dem Wasser um zu Angeln. Piotr war nun
immer dabei, schirmte mich Unauffaellig aber doch Merklich von
Annaeherungsversuchen anderer Maenner ab. Selbst das hatte sich
nicht geaendert. Seine Art wirkte nicht aufdringlich, nein, es
wirkt wie ehrliche Fuersorge. Ein Mann der sich um mich zuerst
als Menschen und dann als Frau bemuehte.
Vier Tage spaeter kaempfte sich ein heiser heulender Lastwagen
die enge und holperige Strasse durch das Dorf. Das bestellte
Baumaterial und die Moebel kamen. Unmengen Holzplatten und
Latten, Schrauben, gelbe Glaswollerollen, dicke Teerpappe,
Gasflaschen, Farben, Fliesen, Sanitaerporzellan, eine Zisterne
zum Eingraben, Fenster, Tueren, ein ganz grosses Bett und ein
ganz kleines mit Matratzen, ein altertuemliches Sofa, Tisch und
Stuehle fuer die Kueche, zwei grosse Kleiderschraenke,
Bettwaesche, etwas Werkzeug und einfache Maschinen, starke
Gaslaternen und gemuetliche Petroleumlampen. Meine wichtigste
Erwerbung: Etliche Quadratmeter feines Mueckengitter.
Am Bodensee waere ich jetzt voellig Ruiniert gewesen. Hier
schluckte ich nur einmal trocken, als ich dem Fahrer das
restliche Geld in die Hand zaehlte. Hoffte dass meine Kinder
bald mein Auto verkaufen koennten. Zwoelf kraeftige Haendepaare
ersetzten einen Gabelstapler zum Abladen. Ich wollte ehrlich
Helfen. Aber Corbinian und Piotr schickten mich immer wieder
weg, ich wuerde nur im Weg umstehen. Und mein Zuhause wuchs.
Taeglich. Zehn Maenner waren eigentlich immer auf der kleinen
Baustelle. Manchmal auch deutlich mehr. Das Haeuschen wurde
wieder zu dem als was ich es in Erinnerung hatte. Vielleicht
sogar besser. Denn mein Vater konnte keinen Lastwagen mit
Baumaterial kommen lassen.
Direkt hinter dem Haeusschen wurde mein ganzer Stolz wieder
aufgemauert, das was ich in Deutschland immer so vermisst hatte.
Eine kleine Saunahuette, mit rundem, spitzem Dach aus dem oben
in der Mitte ein rostiges Ofenrohr hinausragte mit einem Pilz
gegen Regen obendrauf. Der grosse hoelzerne Zuber innen war noch
vollstaendig erhalten, nach laengerem Waessern waren die
Holzschindeln soweit aufgequollen, dass sie auch wieder Dicht
waren. Die Feuerung im gemauerten Ofen funktionierte noch. In
meiner Kindheit gab es noch den klassischen Badetag, meistens
Samstag Abend und die ganze Familie hatte Platz in dem heissen
Wasser. War das immer ein Spass gewesen. Unter der Woche diente
das Teil zum Waeschewaschen.
Und dann zogen wir ein. Ich war Gluecklich. Es war alles so
geworden wie ich es mir Vorstellte. Etwas Baumaterial und
Werkzeug war verlustig. Natuerlicher Schwund in dieser Gegend,
den man schon beim Einkauf beruecksichtigt. Mit neuen, dichten,
isolierten Fenstern und Tueren. Mueckengittern! Mein Haeuschen
ist klein genug um es Heizen und Unterhalten, gross genug um mit
einer Familie darin leben zu Koennen. Nur mit welcher Familie?
Jetzt aber galt es Vorraete fuer den Winter anzulegen. Holz,
Kohlen und Torf zum Heizen, Obst und Gemuese einkochen. Fleisch
und Fisch wuerde man von den Jaegern im Winter frisch kaufen
koennen. Erstmal war ich Abgelenkt. Und von Piotr sorgsam
behuetet, beschuetzt.
Aber war es noch dasselbe, Kumpelhafte wie frueher? Hatten wir
nicht laengst unsere alten Rollen wie selbstverstaendlich
abgelegt? Gingen wir nicht laengst miteinander um wie ein Paar?
Hatte nicht Piotr schon laengst die Verantwortung fuer Renate
und Sinara uebernommen? Sah er nicht laengst die attraktivste
Frau im Ort, vielleicht in der ganzen Umgebung in ihr? War nicht
Piotr der unauffaellige aber stets praesente Mann neben ihr, den
sie sich immer gewuenscht hatte? Der fuer sie da war, Sie
unterstuetzte? Der sie zuerst als Menschen sah, nicht als
Objekt? Der frueher schon immer vorbehaltlos fuer sie da war?
Was verband die beiden Heute? War das noch tiefe Freundschaft
oder war das schon laengst mehr geworden? Ganz sicher mehr von
seiner Seite aus. Sie konnte es schlecht Deuten wegen seiner
schuechternen Zurueckhaltung. War er nicht wirklich der Mann,
den sie sich immer wuenschte? Der vielleicht unbewusst schon
damals ihr Bild von einem Mann praegte? Diese Gedanken liessen
mich nicht mehr los, beschaeftigten mich fast taeglich.
Und taeglich wuchsen wir weiter zusammen. Alle Drei. Wurden wie
eine kleine Familie. Innerlich waren wir uns voellig nahe, fast
wie Geschwister. Piotr kam jeden Tag auf Besuch zu uns, wenn er
nicht auf der Jagd oder beim Arbeiten im Nachbardorf war. Wir
beruehrten uns oft, nahmen uns meist an der Hand wenn wir
gingen. Auch so wie frueher. Piotr war immer noch sehr
schuechtern. Aber ich konnte ihn einfach nicht mehr als den
besten Kumpel Piotr sehen. Er ist ein ansehnlicher Mann. Gross,
unglaublich kraeftig und geschickt im Alltag, sensibel und
liebevoll im Umgang mit Sinara und mir. Piotr achtete nun sehr
auf Koerperpflege, das bemerkten neidvoll alle Frauen im Ort. Er
behandelte mich wie nie zuvor ein Mann. Ich denke wirklich ich
bin seine Traumfrau. Zumindest behandelt er mich so.
Im Grunde wohnte er schon bei mir. Jedoch Abends schlief er bei
seinen Eltern. Ich weiss nicht auf was wir warteten. Er war
schuechtern, haette nie von sich aus einen Schritt weiter
gewagt. Ich war aengstlich, diesen momentanen schoenen Zustand
zu zerstoeren, hatte Angst nach dem naechsten Schritt waeren wir
enttaeuscht und ich haette dann meinen besten Freund verloren.
Bis - ja bis sich durch die neugewonnene Freiheit und innere
Ruhe und Sicherheit auch wieder meine Hormone meldeten. Es war
jetzt so wie ich es mit immer wuenschte. Ein kleines einfaches
Haeuschen. Mein eigenes Haus. Ein Platz wo ich hingehoerte. Und
ein wunderbarer Mann, der mich frueher schon auf Haenden trug,
als dies noch nicht Hormonell bedingt war. Piotr liebte mich
schon immer. Als Mensch. Erst als bester Kumpel, als sich die
zarten Hormone in der Jugend zu regen begannen wurde ich ihm
entrissen. Jetzt wieder zuerst als Mensch. Er sagte er hatte
noch keine Frau und ich glaube ihm das. Er war noch nicht
Versaut von Beziehungsstress und schlechten Erfahrungen. Piotr
hatte noch seine Ideale und Traumvorstellungen. Und ich wollte
wieder einen Mann haben. Koerperlich. Trotzdem ich sehr Behutsam
sein wollte mit ihm.
Jeden Abend brachten wir nach dem Essen gemeinsam Sinara zu
Bett, spielten noch etwas Karten, empfingen Nachbarn oder
Freunde, verarbeiteten Fische oder Kleingetier welches Piotr
anschleppte. Puenktlich um 9 uebermannte ihn eine Unruhe und er
zog sich seine schweren Stiefel in der Kueche an. Ich brachte
ihn zur Tuere und umarmte ihn kurz. So wollte er es auch an
diesem Tag.
Ich legte noch einen halben Eimer Kohlen in den schweren Ofen
nach, liess Piotr auf seine Umarmung warten. Still, geduldig
beobachtete er mich. Ich ging zur Tuere, er wollte Hinterher,
offensichtlich enttaeuscht ob der verweigerten Umarmung. Dann
hob ich den massiven Eisenriegel in die Haken. Laesst du mich
noch raus, Renate? Jetzt haengte ich mich an seinen Hals, musste
mich wie immer maechtig strecken. Musst du denn noch raus,
Piotr? Warten deine Frau und Kinder auf dich? versuchte ich zu
scherzen. Der Schuechterne war jetzt etwas verwirrt. Aber du
weisst doch Renate, dass ich nur zu meinen Eltern gehe. Wolltest
du denn dass Frau und Kind auf dich warten, Piotr? Hmmm, ja, das
waere schon schoen, die zaghafte Antwort. Ich bohrte weiter: Und
wenn ich auf dich warten wuerde? Wuerdest du mich dann warten
lassen? Nein, ganz bestimmt nicht, versicherte er eilig. Aber
jeden Abend laesst du mich wieder warten? Schulterzucken. Sind
wir denn nicht schon lange eine kleine Familie, Piotr?
Ich kuschelte mich an seine stahlharte Brust. Er atmete hektisch
und aufgeregt. Instinktiv spuerte er die veraenderte Stimmung zu
den Monaten davor. Nimmst du mich auch in den Arm? Nur sehr
zoegerlich legte er seine grossen Haende in meinen Ruecken. Wie
fuehlt sich das fuer dich an, Piotr? Wieder Schulterzucken.
Schoen halt. Gibst du mir einen Kuss, Piotr? Ich nahm den Kopf
in den Nacken und schloss meine Augen, wartete ob und wie er
sich trauen wuerde. Der heisse Atem war schon bald zu Spueren,
nicht jedoch seine Lippen auf meinem Mund. Die Spannung
knisterte im ganzen Raum. Ich spuerte deutlich seine Anspannung,
im Moment tendierte er wohl eher zur Flucht.
Um ihm den momentanen Druck zu Nehmen liess ich ihn los und
schob ihn ruecklings auf einen Kuechenstuhl, auf welchen er hart
plumpste. Bleibst du noch ein bisschen bei mir, Piotr? Er nickte
stumm, ich bueckte mich und zerrte ihm die schweren Stiefel
wieder von den Beinen. Bevor er Aufstehen konnte setzte ich mich
schnell auf seinen Schoss, mit meinen Beinen nach hinten und
umarmte ihn wieder, jetzt waren beide Gesichter auf gleicher
Hoehe. Du hast Angst vor mir, Piotr? Nicken. Du hast Angst etwas
falsch zu machen? Wieder Nicken. Lass es doch einfach geschehen,
wenn ich es nicht wollte haette ich dich gehen lassen? Nicken.
Unendlich langsam naeherten sich unsere Gesichter, diesmal
schloss er die Augen, wartete aufgeregt was auf ihn zukommen
wuerde.....
Raaaabaeh..... Sinara begann aus dem hinteren Raum zu kraehen,
sie schlief im Moment noch in meinem grossen Bett, Piotr hob
mich an und stellte mich in den Raum, war wahrscheinlich froh
ueber die Fluchtmoeglichkeit, stuermte sehr viel eiliger wie
sonst zu Sinara, hob sie aus dem Bett. Sie fuehlte sich voellig
geborgen bei Piotr, in seiner Naehe verstummte sie immer sofort.
Liebevoll legte er sie bald wieder unter die dicke Daunendecke,
wollte aus dem Raum in die Kueche zurueck. Doch in der Tuere
stand ich.
Bitte Piotr, bleib! Und was soll ich morgen meinen Eltern sagen?
sein letzter zaghafter Protest. Ich musste schmunzeln. Noch nie
hatte ein Mann protestiert, wenn ich ihn bat bei mir zu bleiben.
Ich ging wieder auf Piotr zu, nahm seine Haende und kuschelte
meinen Kopf an seine Brust. Sag ihnen dass wir jetzt zusammen
sind, das glaubt doch im Grunde eh schon jeder im Ort. Keine
Antwort diesmal, wir standen wohl noch ewig so in der Tuere und
sein Herz raste in der Brust, dass mein Kopf staendig in
Bewegung blieb.
Nach einer gefuehlten Ewigkeit loeste ich mich, fuehrte ihn an
der Hand in der Kueche an die Spuele. Es gibt nur eine extra
kleine kalte Toilette, gebadet wird in der Saunahuette hinter
dem Haus, die Hygiene wird an der Spuele mit erledigt, dazu ist
der Kasten darueber geteilt in Haushaltsartikel und
Toilettenartikel und mit einem Spiegel versehen. Ich oeffnete
das linke Tuerchen, nahm einen Becher, eine frische Zahnbuerste,
eine Dose Rasierschaum und mehrere Einmalrasierer heraus. Das
ist fuer dich, Piotr. Das wartet schon geraume Zeit auf dich.
Den Schaum und die Rasierer wuerde er mit meinen Beinen, Armen
und der Muschi teilen muessen, aber damit wollte ich ihn jetzt
nicht auch noch ueberfordern.
Das war wirklich lustig, wie wir nebeneinander Zaehne putzten,
er dann jedoch wieder unschluessig neben mir stehen blieb und
sich nur zoegerlich an der Hand in das kleine Schlafzimmer
fuehren liess. Voll bekleidet legte er sich unter die Decke,
darauf bedacht dass er die kleine Sinara nicht weckte. Ich zog
mich an der offenen Tuere langsam ganz aus, war mir sicher dass
er mich im fahlen Schein der Petroleumlampe in der Kueche genau
beobachtete. Dann kuschelte ich mich auch unter die Decke an
seinen Ruecken, zog sein grobes Hemd mit einer Hand aus der Hose
und schluepfte mit der kalten Hand auf seinen behaarten Bauch,
wo ich sie regungslos liegen liess.
Nun wagte er es kaum zu Atmen. Ich jedoch fuehlte mich so wohl
wie schon lange nicht mehr neben einem Mann, so geborgen, es war
so vertraut als waeren wir schon immer zusammen gewesen, schlief
deshalb schnell ein. So wie Piotr am naechsten Morgen aussah
hatte er jedoch keine Minute geschlafen. Er sah mich an als ich
die Augen aufschlug. Geht´s dir gut, Piotr? Jetzt laechelte er
und streichelte zaghaft mein Gesicht.
Im Nachhinein denke ich war es genau richtig so gewesen. Wir
hatten ja so oft schon nebeneinander geschlafen, aber diesmal
war es anders. Obwohl im Grunde nichts war, so waren wir jetzt
ein Paar. Auch wenn es fuer die meisten Leser laecherlich
klingen mag, diese Nacht hat alles veraendert. Als Piotr mein
Haeusschen nach dem Fruehstueck verliess machte er am Gartentor
so einen kleinen Luftsprung und kickte die Hacken zusammen. Ja,
es war tatsaechlich etwas anders.
Am Nachmittag wusch ich zuerst in der Saunahuette die Waesche,
legte dann nochmal im Saunaofen ordentlich Kohlen nach und
brachte Sinara spaeter zu ihren Hilfsgrosseltern Magdalena und
Corbinian, die sie wie immer bereitwillig aufnahmen. Natuerlich
hatte es sich herum gesprochen, dass Piotr zum ersten Male bei
mir geschlafen hatte. Natuerlich grinste mich Magdalena
erwartungsvoll an, wollte einen detaillierten Bericht hoeren.
Und natuerlich tat ich geheimnisvoll und schwieg, ganz einfach
weil es ja nichts zum Erzaehlen gab, was aber natuerlich niemend
geglaubt haette.
Gerade haengte ich die letzten Waeschestuecke in der Saunahuette
auf die Leine und liess ueber einen langen dicken Schlauch den
Zuber wieder mit klarem Wasser vollaufen, als ich Piotr rufen
hoerte. Hier bin ich Piotr, in der Huette! Grinsend bog er ums
Hauseck, einen ganzen Sack Kohlen laessig unter den Arm
geklemmt. Guetiger, was war dieser Mann kraeftig, ich staunte
immer wieder. Er lehnte den Sack vor der Huette an die Wand,
umarmte mich kurz und kraeftig. Dichter Rauch quoll aus dem
rostigen Ofenrohr, wurde vom eisigen Wind sogleich verwirbelt.
Schoen ist es geworden, dein Saunahaus, er trat anerkennend
Nickend in den kleinen voellig ueberheizten Raum.
Dabei wusste er das, schliesslich hatte er die Saunahuette mit
aufgebaut. Dann sah er die feine Unterwaesche an der Leine
haengen, rieb pruefend den zarten Stoff zwischen seinen Fingern.
So schoene Sachen traegst du, Renate? Ich hab noch viel
schoenere Sachen, tat ich geheimnisvoll, aber die darf nur mein
Mann sehen. Wir kicherten. Baden wir? Ich pruefte mit der Hand
die Wassertemperatur im Zuber. Piotr sagte zu meiner eigenen
Ueberraschung ganz sponten zu, begann seine Jacke abzulegen. Bis
er sich offensichtlich erinnerte: Ich sagte Wir! Jetzt wurde er
ploetzlich wieder schuechtern.
Ich drehte mich einfach um, tat so als waere alles ganz
selbstverstaendlich, entkleidete mich im letzten Licht des Tages
durch das kleine truebe Fenster. Alles war still, nur der Ofen
knackte von der Hitze der Kohlen. Dann stieg ich ohne ihn weiter
zu Beachten in den grossen Zuber. Was ist, Piotr? Frueher bist
du auch immer zu mir in den Zuber gestiegen, jetzt wirst du
Maedchenhaft? Ja frueher, da war auch alles Anders, murmelte er
kaum hoerbar in seinen nichtvorhandenen Bart.
Das Wasser hatte gerade schon ertraegliche Temperatur, eine
halbe Stunde wuerde es wohl noch dauern bis es wohlig warm
wurde. Das liebte ich am meisten, das stetige erhoehen der
Waerme. Am ansteigen des Wasserspiegels merkte ich sofort, dass
Piotr mittlerweile auch den Weg ins Wasser fand. Wir plauderten
belanglos ueber Alltaegliches, ueber die Herkunft seiner Kohlen
und ich scherzte mal wieder was fuer ein Organisationstalent er
doch waere. Mit so einem Mann musste man ganz sicher niemals
Verhungern und Erfrieren. Draussen und Drinnen war es nun
vollstaendig Dunkel.
Seifst du mir den Ruecken ab, Piotr? Natuerlich haette ich das
auch mit der langen Buerste machen koennen, aber ich wollte dass
er mich beruehrt. Wollte seine kraeftigen Haende auf meiner Haut
spueren, wollte dass er die schuetzende Entfernung im grossen
Zuber aufgeben musste. Wollte ihn an Beruehrungen, an
koerperliche Naehe gewoehnen. Es war so schoen, endlich mal
einen Mann zu treffen, der noch nicht so satt und masslos, vom
wahllosen Konsum von Pornos verroht war sondern ungespielt
wirklich schuechtern und fuer den eine nackte Frau etwas ganz
besonderes ist.
Seine grossen Haende wuschen mir zaertlich Ruecken, Achseln und
Nacken, sorgsam darauf bedacht meinem Po oder den Bruesten nicht
zu Nahe zu kommen. Dann hoerte er auf, als er sein Werk
vollbracht glaubte. In der Dunkelheit ertastete ich erst
Shampoo, dann seine Hand, in welche ich die Flasche drueckte.
Haare! Ich tauchte kurz im waermer werdenden Wasser unter,
setzte mich dann so dass mein Po seinen Oberschenkel beruehrte.
Aaach war das schoen, wie er meine Kopfhaut massierte, immer
wieder die langen Haare durch seine Haende gleiten liess, als
haette er nie etwas anderes gemacht. Nochmal! Zweimal! Ich
wollte nicht dass er aufhoert, drueckte meinen Po fester gegen
seinen Oberschenkel. Ich haette das noch ewig so haben koennen.
So, jetzt bin ich dran! Nachdem er nur zoegerlich gehorchte
drueckte ich seinen Kopf mit aller Kraft kurz unter Wasser.
Lachend und Prustend tauchte er wieder auf und ich begann
zaertlich erst Kopf, Gesicht, Brust, seine starken Schultern und
seinen Ruecken ausgiebig zu Waschen, um seinen Ruecken zu
erreichen musste ich um ihn herum greifen, dabei drueckte ich
meine vollen schweren Brueste an seinen Oberarm. Ich genoss ihn
zu Beruehren, er war sehr angenehm anzufassen, schlank,
muskuloes, wohlproportioniert. Aufstehen! Er zauderte, suchte
nach Worten. Ob der Dunkelheit nicht sichtbar, aber dem knistern
in der Luft nach fuehlbar. Aufstehen! Ich hob ihn an seinem Arm
an, bis er zoegernd gehorchte. In der Mitte war stehen durch das
spitze Dach moeglich, nur vor dem heissen Ofenrohr musste man
auf der Acht sein.
Ich begann an den Waden, die Beine hinauf liess ich mir
besonders viel Zeit, musste mich vor ihn hinknien um seinen Po
erreichen zu koennen. Dabei stiess seine hart erigierte Latte
gegen meine Wange, ich nahm den Kopf etwas zur Seite, Drueckte
meine Brueste sanft gegen seine Oberschenkel. Knetete sanft
seine absolut strammen Pobacken, sehr viel laenger als fuer die
Hygiene notwendig war. Es war aber fuer meinen Seelenhaushalt
wichtig. Dann der Bauch, wieder die Brust. Als ich mit seifigen
Haenden nach seinem harten Penis griff drehte er sich erschreckt
um. Piotr, was ist? Ich weiss nicht. Hast du kein Vertrauen zu
mir, Piotr? Doch schon, Renate. Also, dann dreh dich wieder um.
Nachdem er nicht gehorchte griff ich mit einer seifigen Hand
zwischen seine Beine hindurch und kraulte sein Saeckchen, mit
der anderen Hand wusch ich so scheinbar Medizinisch als moeglich
seinen Penis, streifte seine Vorhaut zurueck, umkreiste mit der
Handflaeche sanft die pralle Eichel. Sein Schwanz kam mir im
Dunklen recht gross und dick vor, pulste und pochte von den fuer
ihn absolut neuen Beruehrungen. Dann schob ich die Vorhaut ueber
die Eichel zureuck und massierte die Spitze sanft durch die
Vorhaut hindurch. Ab jetzt war es nicht mehr Waschen, ab jetzt
war es spielen. Aber er liess es wort- und regungslos geschehen,
nur der Schaft pochte immer wilder, die Pobacken und
Oberschenkel zuckten zunehmend Unkoordiniert.
Meine linke Hand massierte seinen vollen Hodensack, mit dem
Daumen ritzte ich immer wieder seinen Damm, die rechte Hand
Begann langsam aber kraeftig seine Vorhaut ueber die pralle und
zuckende Eichel Vor und Zurueck zu bewegen. Gefaellt dir das,
Piotr? Ja. Nach einer Weile: Das ist wunderschoen, Renate. Das
konnte ich auch spueren, denn das Zucken nahm ekstatische
Ausmasse an, je fester und schneller ich ihn wichste. Ein
letztes Aufbaeumen, dann schoss er mit einem gehemmten Stoehnen
seinen Saft in die Dunkelheit, ich wichste noch langsam weiter,
bis der grosse Penis langsam schlaff wurde. Komm, setz dich
wieder zu mir ins warme Wasser, Piotr.
Diesmal liess er sich nicht lange bitten. Er lehnte sich
erschoeft an die hoelzerne warme Wand des Zubers, ich kuschelte
meinen Kopf an seine starke Schulter, mit der linken Hand
untergehakt, mit der rechten seinen Bauch streichelnd. Er
schnaufte lange sehr schwer. Irgendwann kam aus der Dunkelheit
die leise Frage: Woher kannst du das so schoen, Renate? Ich
wollte ihm nicht seine Illusionen zerstoeren, sein Weltbild
schief ruecken, erklaeren wie oft ich im Leben schon einen
Pimmel auf diese oder andere Weise bearbeitet oder gelutscht
hatte. Ich habe es eben jetzt ausprobiert, Piotr. Das schien ihm
noch nicht ganz zu reichen, ich ahnte er holte nochmal Luft fuer
eine weitere Frage. Die ich aber gnadenlos abwuergte indem ich
mich vor seine Brust drehte und seinen Kopf zu meinem hinabzog,
seinen Mund mit einem innigen Kuss verschloss. Jetzt wehrte er
sich nicht mehr dagegen. Die Fragerei war auch beendet.
Wir kuessten uns erst mit geschlossenen Lippen, er mit
gespitzten Lippen, war merklich etwas Unbeholfen. Lass locker,
Piotr! hauchte ich ihm leise in einer kurzen Pause zu. Dann
wurde es schoener. Er begriff schnell. Saugte an meiner Lippe,
erwiederte den Kuss wie ich es ihm Anbot, oeffnete neugierig die
Lippen als meine Zunge Einlass begehrte. Aus dem ersten
zoegerlichen Kuss wurde bald ein wildes Geknutsche. Er sabberte
noch ein wenig, war aber ansonsten wirklich sehr gefuehlvoll und
liess sich instinktiv leiten. Dieses wilde Knutschen liess
meinen Unterleib durchbluten, ich spuerte meine Muschi immer
bereiter, verlangender Dafuer zu werden. Ich wollte ihn.
Richtig. Jetzt.
An meinem Ruecken spuerte ich seinen Penis wieder hart werden.
Er war auch wieder bereit. Fuer etwas was er wahrscheinlich noch
nicht kannte, sein Koerper sich jedoch der genetisch bestimmten
Aufgabge stellte. Ich zog ihn an den Beinen etwas aus der
sitzenden Position heraus mehr ins Liegen, setzte mich ueber ihn
mit den Knieen gegen die hoelzerne Wand, hielt mich mit einem
Arm am Rand des Zubers fest, mit der anderen Hand richtete ich
seinen harten Pruegel aufrecht um ihn mir beim Niedersitzen in
die Muschi druecken zu koennen, liess meinen Unterleib dafuer
ganz Locker und Entspannt. Jaaahhhhh, war das schoen, senkte
mein Becken ganz ab, liess den grossen Pruegel in einem Zug in
meine so bereite Grotte gleiten, blieb dann regungslos Sitzen um
den ersten Augenblick richtig auszukosten, sogleich nahm ich den
Kuss wieder auf, drueckte meine volle Oberweite mit Kraft gegen
seine starke Brust, rieb meine harten Brustwarzen an ihm, ohne
den Kuss abreissen zu Lassen.
Seit Herz pochte wild, als wollte es aus dem Brustkasten
ausbrechen. Hilf mir, Piotr! hauchte ich ihm geil ins Gesicht.
Ich verstehe nicht, wie? Nimm deine Haende unter meinen Po, hilf
mir beim Anheben. Er konnte sich vielleicht noch nicht
Vorstellen, dass ich aus dieser unbequemen Position heraus
meinen Po von alleine auf ihm nur schwer heben konnte. Seine
kreaftigen Haende fassten vorsichtig meine Pobacken und er
unterstuetzte mich liebevoll beim Anheben und Absenken. Booahh,
war das schoen. Sein grosser Pruegel fuellte mich tief ins
innere aus, die Spitze beruehrte beim Absenken leicht meinen
Muttermund, der leise Schmerz jedoch fachte meine Geilheit nur
weiter an.
Seine kraeftigen Arme konnten mich voellig Problemlos anheben
wie er wollte, ueber seine Ausdauer machte ich mir in diesem
Punkt keine Sorgen. Ich war so gluecklich. Endlich waren wir ein
richtiges Paar. Er war in mir, tief in mir! Fickte mich. Schwer
liess ich mich immer wieder auf seinen Schoss plumpsen, immer
wieder klatschten Wellen ueber den Rand des Zubers auf den
Boden. Ja, ja, ja, stoehnte ich im Takt des Eindringes in mich,
nimm mich, nimm mich, nimm mich raunte ich ihm ins Ohr, lass
mich deine Frau sein mein Liebster! Ich - will - dei - ne - Frau
- sein keuchte ich mit jedem Stoss hinaus, ausser Sinnen vor
Glueck und Erregung. Ja Piotr, darauf habe ich gewartet, ja, ja,
ja, ja, warum haben wir nur solange darauf gewartet..... rieb
mit jedem Stoss auch meine schweren Brueste in der Dunkelheit an
ihm.
Ich wusste nicht wie weit er war, in dem Moment hatte ich nicht
die geistige Kapazitaet um das zu Erfassen. Seine kraeftigen
Haende griffen grob meine Pobacken und zogen mich nach unten, in
diesem Moment als die Eichel wieder meinen Muttermund beruehrte
spuerte ich das warme Sperma in mich fluten, ein leises Stoehnen
verriet seinen neuerlichen Hoehepunkt, was auch fuer mich zuviel
wurde. Jaaaaa, Piotr, Jaaaaaa, nicht aufhoeren, Jaaaaa....
schwer hopste ich noch ein paarmal auf seine Stange, zog mich
mit den Haenden am Zuberrand empor um mich danach mit mehr Kraft
auf seinen Schwanz druecken zu koennen. Es war ein wohliger,
glueckseeliger Orgasmus voller Emotion, ich begann vor Glueck zu
weinen.
Ich fuehlte mich so Verbunden mit meinem Freund. Nein, mit
meiner Liebe! Ich spuerte dass ich ihn wirklich Liebte, er war
mir emotional so nahe wie noch nie ein Mann zuvor. Ich war stolz
seine erste Frau zu Sein und wollte aus einem
ueberschwaenglichen Gluecksgefuehl heraus auch fuer immer seine
einzige Frau bleiben. Er war damals mein bester Freund, heute
sollte er mein bester Mann werden und bleiben. Erschoepft und
leise weinend sank ich mit schmerzenden Knieen auf seiner
schrumpfenden Latte zusammen, die aber Weich noch in mir blieb,
froh um die Dunkelheit. Froh keine Fragen beantworten zu
Muessen. Wahrscheinlich war er jetzt selber voellig mit der
neuen Situaton beschaeftigt. Wie singt doch dieser bekannte
Saenger? Tausend mal beruehrt..... alles war so Vertraut und
jetzt ist alles Neu.....
Ich wollte einfach nur endlos Kuscheln, ueber meine Brueste sein
klopfendes Herz, seine Naehe und Warme spueren.....
Piotr? Nach einer gefuehlten Ewigkeit sprach ihn ihn an. Ja,
Renate? Meine Haut ist schon ganz schrumpelig. Ja Renate, lass
uns nach drinnen gehen. Muehsam erhob ich mich, verlor dabei
seinen Schrumpelmann aus der Muschi. Wie Pensionaere rappelten
wir uns aus dem nun sehr heissen Wasser in die voellige
Dunkelheit, liessen unsere Kleider wo sie waren, liefen Hand in
Hand voellig Nackt mit dampfenden Leibern die paar Meter durch
die bitterkalte Nacht ins Haus. Ich ging sofort zu Bett, Piotr
schob noch ein paar grosse unfoermige Brocken Kohle in den Ofen,
um die Glut ueber Nacht zu Naehren, dann wuerde das Aufstehen
nicht so schwer fallen.
Kurze Zeit spaeter kuschelte ich mich wieder an ihn, diesmal
unter der grossen dicken warmen Daunendecke. Sein Sperma
vermischt mit meinem Saft sickerte aus meiner strapazierten
Muschi, rann innen am Oberschenkel und hinten in der Falte
zwischen Po und Oberschenkel ins Laken hinab. Wir schliefen
beide wohl sofort gluecklich und erschoepft ein. Jetzt waren wir
wie Mann und Frau. Eine kleine Familie.
Zwei Tage spaeter musste ich beim abnehmen der Waesche in der
Saunahuette laut Lachen, wurde nochmal an unseren ersten
gemeinsamen Abend im Waschzuber erinnert. Eine gewaltige Ladung
getrockneten Spermas verteilte sich an der hellgelb gestrichenen
Wand und auf einem BH an der Leine. Das also war sein erster
Schuss in die Dunkelheit gewesen....
Die naechsten Wochen aber nicht sein letzter geblieben.....
Eines Tages im Herbst, es waren die ersten Schneeflocken ueber
die Flechten und Moose gebreitet, das Leben begann sich langsam
in die Lethargie des langen strengen Winters zu Entschleunigen.
Corbinian hatte immer noch kein eigenes Haus, wohnte jetzt fest
mit seiner Magdalena zusammen, dafuer erstrahlte deren Haus in
neuer Pracht. Der alte Mann konnte einfach nicht ruhig sitzen.
Und er lachte wieder oft. Hatte das eine oder andere Kilo
zugenommen, es stand ihm gut. Corbinian denke ich war wohl
verliebt, auf jeden Fall aber gluecklich. Er wurde Umsorgt, war
Geachtet, seine Handwerkskunst geschaetzt. Keine Maschine und
kein Motor die er nicht zum Laufen brachte. Er hatte den ersten
selbstgebauten hydraulischen Brennholzspalter in der ganzen
Umgebung, obwohl die meisten mit Torf oder Kohle heizten, eine
alte Schubraupe wurde dafuer ausgeweidet.
Von den anderen Maennern im Dorf war Corbinian ein wenig
gefuerchtet, weil er immer fuer alles von den Frauen als
Beispiel hingestellt wurde, wie wenig er doch Trank und wie
Fleissig er doch immer war. Corbinian haette sich mit seiner
Rente sicher bequem zuruecklehnen koennen. Jedoch hier tankte er
Stolz, Anerkennung und Selbstvertrauen aus seiner Arbeit, er war
wieder ganz der Landwirt und Werkzeugmacher, der er Zeit seines
Lebens gewesen war. Neuerdings auch wieder verwoehnter Mann im
Haus. Die "Lotte" stand zum Ueberwintern auf einer alten
rostigen Lore ueber vom dicken Eis verkruemmten Schienen,
bedeckt von einer schweren Lastwagenplane, zu Sowjetzeiten
wartete darauf immer die kleine Faehre auf den spaeten
Fruehling.
Rechtzeitig vor dem Winter waren wir nochmal kurz in der
Kreisstadt, um beim Zahnarzt alles Pruefen zu Lassen, die
noetigsten Einkaeufe und Vorraete zu Beschaffen. Piotr
begleitete mich Natuerlich wie immer. Schneefrei brauchte der
Bus 5 Stunden, bei Schnee faehrt man mit dem Schneemobil bis zu
9 Stunden. Wenn man denn eines hat und das Benzin dazu bezahlen
kann. Corbinian fragte mich vor der Abfahrt, ob ich ihm
Medikamente mitbringen kann. Lange druckste er herum, voellig
untypisch fuer ihn wollte er nicht mit der Sprache direkt
herausruecken. Du Renate, da gibt es so Pillen, na du weisst
schon, nur fuer Maenner, du weisst schon, naja, damit sie eben
wieder Maenner sind, so blaue Pillen eben..... na ja, wegen
seiner Magdalena eben. Ich unterdrueckte mit Muehe ein Grinsen,
ersparte ihm weitere Peinlichkeiten. Freute mich die ganze Fahrt
darueber, dass er wieder Lebensfreude fand. Die kleine Sinara
blieb inzwischen bei Corbinian und Magdalena, den gewissenhaften
Hilfsgrosseltern, welche sich immer regelrecht um das Kindchen
rissen. Bei der Kaelte sind die Strapazen fuer den Saeugling
einfach noch zu Gross.
Als wir spaet Abends aus dem Bus ausstiegen, war ein seltsamer
Tumult im Dorf, ein teurer Gelaendewagen stand vor meinem Haus.
Ich stellte mich im schalen Licht der Autoscheinwerfer schwer
Bepackt mit Tueten und Kartons hinter die Menschentraube vor
meinem Gartentuerchen, versuchte ueber die Schultern zu Blicken.
Dort standen vier Maenner, zwei davon laut diskutierend und wild
Gestikulierend. Der eine war mein Onkel Bruno. Als mich zwei
Frauen hinter sich erkannten, nahmen sie mich zur Seite und
schoben mich Verdeckt ins Haus gegenueber, Piotr blieb stehen.
Dort konnte ich der lautstarken Unterhaltung hinter dem Fenster
folgen. Der eine, der mit Bruno sprach war anscheinend ein
Sprachmittler, der immer wieder leise zu den anderen Beiden in
teuren Pelzmaenteln sprach, die aber mit dem Ruecken zu mir
standen. Leise tuschelten mir die Frauen zu, dass es um mich
ginge.
Die Maenner wuessten genau dass ich hier waere, denn unten am
Hafen stand die "Lotte" auf einer Lore, auch wenn sie abgedeckt
ist saehen sie das genau. Ich wusste nicht wie lange sie schon
stritten, Bruno schien endgueltig genug zu Haben. Da er der
Bekleidung nach gerade von der Jagd kam griff er hinter sich und
nahm ein achtlos an der Hauswand lehnendes Gewehr zur Hand. Ich
erschrak. Das Gewehr war ein Ueberbleibsel aus der Zeit, wo
Bruno vor vielen Jahrzehnten noch fuer die Sowjets Dienst
leisten musste in Afghanistan. Bruno hielt das Gewehr in einer
unmissverstaendlichen Geste, sprach Laut und Deutlich zu den
Maennern. Das ist Briederrrchen Dragunov. Du weisst, ein
Scharfschuetzengewehr. Selbst wenn diese Frau tatsaechlich hier
sein sollte, dann ist sie jetzt eine von Uns.
In Afghanistan lernte er mit Dragunov Umzugehen, auf 430m linkes
oder rechtes Auge auszuwaehlen. Siehst du letztes Haus da hinten
- ein Kopf wandte sich zum Ortsausgang, zwei Koepfe schauten
nichtwissend - das sind 300m, da schaffe er einen Kopfschuss im
Auto selbst waehrend der Fahrt. Bruno haette gehoert, dass die
gesuchte Frau im naechsten Ort gesehen worden sein soll, das ist
80km noerdlich. Wenn sie jetzt nicht fahren, dann haenge er sie
Eigenhaendig alle drei neben dem Fisch auf die Leine zum
trocknen, sie sollten jetzt wirklich besser Verschwinden. Dann
erkannte ich erstmal die andere Sprache: Der Sprachmittler sagte
zu den anderen zwei Maennern auf Deutsch, dem Ortsvorsteher
taete es aufrichtig Leid nicht helfen zu koennen und empfiehlt
ihnen in der naechsten Ortschaft noerdlich nachzufragen. Er
hatte es eilig, sehr Eilig. Bahnte seinen Weg durch die
Ansammlung, hechtete ins Auto. Immer noch konnte ich die beiden
anderen Maenner nicht erkennen, sah sie nur von Hinten oder den
Leuten verdeckt. Der Sprachmittler war auch der Fahrer, fuhr
schnell. Viel zu schnell und tief in seinen Sitz hinab gekauert.
Die Ansammlung loeste sich nur langsam auf und als ich ueber die
Strasse ging sahen mich alle Neugierig und Erstaunt an. Was war
los, Bruno? Nichts. Nur ein Missverstaendnis, eine Verwechslung.
Er schulterte sein Gewehr und schlenderte die dunkle Strasse
hinab. Auch die anderen Anwesenden konnten oder wollten nichts
sagen. Ich war Verwundert und Verunsichert, Piotr hingegen
draengte mich unsere Tueten zu leeren und Sinara wieder zu
holen. Der Alltag fing meine Gedanken wieder ein.
Bis, ja, bis 4 Tage spaeter wieder dieser teure Gelaendewagen in
Begleitung eines klapprigen blauen Schiguli (aehnlich wie ein
Lada) der Milizija vor meinem Haus hielt. Mein Herz blieb
stehen. Nicht wegen der Milizija, einen der Beiden kannte ich
von klein an, war mit mir schon in der Kinderkrippe. Nicht wegen
dem Sprachmittler. Die beiden fremden Maenner in den teuren
Pelzmaenteln waren Waldemar und sein Vater, mit denen ich zu
allerletzt hier gerechnet haette.
Die Milizijas gruessten mich gespielt Foermlich und Streng.
Fragten im Befehlston nach meinem Pass und meiner Tochter.
Waldemar und sein Vater folgten der Szenerie stumm und
ausdruckslos. Zwei Augenblicke spaeter kam ich aus dem
Hinterzimmer mit meinem dunkelroten Pass in der Hand und Sinara
am Arm, Waldemar wollte auf seine Tochter zustuerzen, wurde aber
von seinem Vater zurueckgehalten. Die Uniformierten
kontrollieren umstaendlich den dunkelroten Pass, raunten mir
leise auf russisch zu, es taete ihnen leid mich behelligen zu
Muessen, aber die Vorschriften.....
Hielten mir ein Schreiben von einem deutschen Gericht vor die
Nase. Kurz wandten sich alle zur Tuere, denn es rumpelten ein
zweites Mal schwere Stiefel ueber die Veranda, Bruno und Piotr
traten in die kleine Wohnkueche ein, stemmten provokativ die
Haende mit aufgekrempelten Aermeln in die Hueften, schickten mit
deutlichen Worten den Sprachmittler hinaus, der sich sogleich
Verschreckt durch sie nach Draussen zwaengte.
Jetzt wurde es auch Waldemar und seinem Vater Unwohl. Piotr nahm
kumpelhaft, aber nachdruecklich die beiden Milizijas bei der
Schulter und fuehrte sie an den Esstisch, stellte eine Flache
Selbergebrannten, frisches selbstgebackenes Brot, gekochten
Fisch mit Kartoffeln und dunklen Schinken auf die Platte vor
sie, wo schon fuer das Mittagessen eingedeckt war. Die drei
Maenner begannen laut zu Plaudern und die Teller zu Fuellen.
Bruno beobachtete alles aufmerksam mit aggressivem
Gesichtsausdruck. Was willst du, Waldemar? begann ich das
Gespraech. Meine Tochter! seine knappe Antwort. Es ist unsere
Tochter, antwortete ich energisch, und es faellt dir reichlich
Spaet ein.
Bist du darauf gekommen, dass dir Anna Maria kein Kind schenken
kann? Lass Anna aus dem Spiel, es geht jetzt um Uns. Nun mischte
sich Waldemars Vater mit ein: Ausserdem sind das Privathaus und
Teile der Firma schon kurz nach der Geburt auf Sinara
ueberschrieben worden. Achso, tat ich scheinbar Ueberrascht,
darum geht es euch? Um euer Geld? Ich sagte laut zu Sinara in
meinem Arm: Schau, dein Vater ist gekommen, weil er Angst hat du
betruegst ihn um sein Haus. Er denkt du hast seine Gene, meint
du Betruegst ihn um Geld wie er dich um seine Vaterpflichten.
Waldemar ging nicht darauf ein: Wir haben ein Urteil vom
Gericht, eine Beglaubigung von der Botschaft in Moskau und ein
Schreiben vom Jugendamt. Bis zur voelligen Klaerung musst du
Sinara nach Deutschland zurueckbringen. So, muss ich? Nein
Waldemar. Du verkennst die Lage. Du kannst nicht mehr fordern.
Du kannst Bitten. Wir koennen Kompromisse finden. Jetzt aber
nach meinen Spielregeln. Ich gab Waldemar seine Tochter in den
Arm. Sieh sie dir an. Hat sie ein Recht auf einen Vater? Was hat
sie Dir getan, dass du sie so schaebig vernachlaessigt hast?
Sinara sah ihren Vater aengstlich an, begann lautstark ihren
Unmut in den Raum zu kraehen. Bruno nahm das Kind auf, stiess
Waldemar mit dem Ellenbogen ruede von sich. Sofort verstummte
Sinara wieder. Waldemar begriff seine Lage, schwenkte um, fragte
wie es seiner Tochter und mir gehe. Sein Vater sah sich
angewiedert im Haeuschen um.
Ich erzaehlte Waldemar nun die Vorgaenge aus meiner Sicht
heraus, unter welchen Druck er mich setzte, dass ich sicher
nicht ganz Freiwillig hier war und wie erbaermlch er mich mit
Anna Maria hintergangen hatte, obwohl er wusste wie sehr diese
Schlampe mich schonmal enttaeuscht hatte. Wie ich dachte, dass
er anders waere, ein Herz und Gefuehl haette, nicht so Versnobt
wie sein Vater. Waldemar liess die Moralpredigt mit haengendem
Kopf ohne Unterbrechung ueber sich ergehen, sein Vater wollte
einige Male protestieren, wurde von Waldemar zurueckgehalten.
Alles, wirklich alles was mich das letzte halbe Jahr
beschaeftigte warf ich Waldemar an den Kopf.
Vielleicht nach 20 Minuten waren die drei Maenner am Tisch
gesaettigt, standen auf. Ein Milizija rief den vor Kaelte und
vielleicht auch etwas Angst schlotternden Sprachmittler herein,
der nur zoegerlich Eintreten wollte. Schliesslich liess der
Milizija an die beiden deutschen Maenner offiziell uebermitteln:
Sie koennen die ganzen deutschen Paesse und die deutschen Akten
nicht lesen, das sei kein kyrillisch. Da sie die Bewohnerin
Renate aber schon ueber vierzig Jahre kennen sind sie sich
absolut Gewiss, dieses hier sind nicht die Leute welche sie
suchen. Die Aehnlichkeit des jungen Mannes mit dem kleinen Kind
sei rein zufaellig. Es handele sich bestimmt nur um eine
Verwechslung. Sie sollten jetzt besser wieder zurueck nach
Deutschland fahren, sonst muesse man sie Verhaften wegen
Verleumdung und falscher Anschuldigungen.
Waldemar und seinem Vater klappten das Kinn nach unten, Bruno
grinste fies, Piotr drueckte jedem Milizija noch zwei Glaeser
eingelegter Fruechte in die Hand, begleitete sie freundlich zur
Tuere, klopfte ihnen Kumpelhaft auf die Schultern, baute sich
danach neben mir vor den Pelzmaenteln auf.
War das jetzt alles notwendig, Waldemar? fragte ich
Versoehnlich. Piotr langte Unauffaellig an eine Beintasche, ich
wusste dass er dort immer schon von klein an ein Jagdmesser
stecken hatte, damit wirklich virtuos umgehen konnte. So wird
das hier geregelt, Waldemar. Hier zaehlen Solidaritaet und
Freundschaft. Ich wuerde Sinara gerne mit dir Teilen, aber du
wolltest mich kaputt machen! Wenn du wirklich Interesse an
deiner Tochter hast dann kannst du ihr Briefe schreiben und sie
jederzeit im Urlaub hier unter Aufsicht besuchen. Wenn sie Alt
genug ist kann sie euch Besuchen kommen und danach selber
entscheiden wohin sie moechte. Bis dahin musst du einfach Geduld
haben. Ich nahm Piotr demonstrativ bei der Hand und lehnte mich
an seinen starken Arm. Waldemar sah die andere Hand von Piotr an
dem Messer und dessen entschlossenen Blick. Dieser Mann wuerde
sicher niemals freiwillig und schon garnicht Kampflos hergeben
was ihm ans Herz gewachsen war.
Der Sprachmittler redete auf die beiden ein, es waere jetzt
wirklich besser zu Gehen, der Wetterbericht waere auch nicht zum
Besten gemeldet. Waldis Vater ging grusslos, der Sprachmittler
zuckte kurz entschuldigend die Schultern und folgte. Waldemar
sah mich lange Tieftraurig an, bevor er sich abwendete und im
gehen Sinara nochmal kurz an der Wange auf Brunos Arm
streichelte. Draussen brummte der starke Gelaendewagen los.
Pffffff. Bruno fand als erstes seine Worte wieder: Wenigstens
ueber den Winter werden wir jetzt Ruhe haben. Piotr nahm Sinara
von Bruno, bedankte sich bei ihm fuer seine Unterstuetzung.
Bruno stapfte stolz nach draussen, murmelte in seinen Bart: Den
Affen haben wir aber mal gezeigt, wo der Hammer haengt. Dem
armen Maedchen so einen Schrecken einzujagen. Eine Schande, wenn
so die Deutschen sind. Kein Wunder dass sie den Krieg verloren
haben.... Seine Stimme verlor sich im Heulen des Windes...
Alles in Ordnung jetzt, Renate? Ja, dank Dir, Piotr. Du gehst
nach Deutschland zurueck? fragte Piotr aengstlich. Ein
entschlossenes Njet von mir. Vielleicht mal mit Dir zusammen in
den Ferien, wenn Sinara groesser ist. Auch Piotr schien jetzt
Erleichtert. Ich zog ihn am Kopf zu mir herab, kuesste ihn
leidenschaftlich auf den Mund. Jetzt Piotr, wo wir uns endlich
wiedergefunden haben gehe ich Nirgends mehr hin ohne Dich.
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