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Sabrina las wie jeden Samstag die Wochenendausgabe ihrer
Tageszeitung. Draußen fiel ein leichter Herbstregen. Nach einem
ausgiebigen Frühstück genoss sie die Lektüre. Früher war sie auf
ihre Eltern sauer, wenn sie sich an den Samstagvormittagen nicht
mit Ihr, sondern mit diesen blöden Zeitungen beschäftigt hatten.
Später hatte sie ihre Eltern ob dieser Marotte belächelt.
Sabrina lebte inzwischen seit über einem Jahr in ihrer eigenen
Wohnung. Sie hatte sich nach dem Abitur gegen ein Studium
entschieden und zunächst eine Lehre als Rechtsanwaltsgehilfin
begonnen. Studieren konnte sie dann ja immer noch und das Geld,
das sie verdiente, hatte ihr eine gewisse Unabhängigkeit
verschafft. Endlich konnte sie sich die lange ersehnte eigene
Wohnung in der Innenstadt leisten. Sie war zwar winzig, aber ihr
eigenes Reich.
Und hier hatte sie mit dem nötigen Abstand auch plötzlich
verstanden, was ihre Eltern am Zeitungslesen fanden. Nach einer
Woche mit zielgerichteten Tätigkeiten sich endlich einmal
ziellos treiben zu lassen. Das traf es jedenfalls für am Besten:
Ziellos treiben lassen. Insbesondere hatte sie Spaß, durch die
Kleinanzeigen zu stromern. Stromern, dass war der Ausdruck, den
sie für sich dafür gefunden hatte. Stromern, wie auf einem
Trödelmarkt, nur größer. Immer wieder war sie fasziniert davon,
welches Spektrum hier angeboten wurde. Es war wie ein Spiegel
des Lebens. Vom Fahrrad über Kochtöpfe bis hin zu Haustieren.
Noch spannender waren aber die Dienstleistungen. Was hier nicht
alles angeboten wurde: ordinäre Handwerk- oder Putzdienste, aber
auch Alleinunterhalter für Veranstaltungen oder Studenten die
einem zuhause die eigenen Lieblingsgeschichten vorlasen. Was das
wohl für Typen waren. Gerne hätte sie mehr über die
Lebensumstände dieser Menschen gewusst. Was trieb sie dazu,
diese Dinge zu tun? Geldmangel, oder Spaß an der Sache? Leider
war sie bislang noch keinem dieser Anbieter persönlich begegnet
und somit hatte sie auch keine Gelegenheit gehabt, es
herauszufinden.
In ihrem Umfeld gab es nur diese statten Vorstadtkinder, denen
alles nachgetragen wurde. Wie auch ihr. Ein Glück war sie da
jetzt raus, endlich im richtigen Leben. Obwohl ihre Gedanken
inzwischen soweit abgeschweift waren, hielt sie plötzlich inne.
Was stand da? "Wecke Deine Lebensgeister". Das klang
interessant:
Wecke Deine Lebensgeister, lass Dir Deine Blockaden lösen und
die Energie wieder durch Deinen Körper fließen. Meine Massage
wird Dich dabei unterstützen Höhen zu erreichen, die Dir bislang
verborgen geblieben sind. Melde Dich unter Tel.: xxx.
Sofort musste sie an ihre Freundin Biggi denken, die mit ihr in
derselben Kanzlei arbeitete. Das war doch genau das, was Biggi
nach Ihrer Trennung von ihrem Michael fehlte. Seit fast einem
Monat war sie zu nichts mehr zu gebrauchen. Zudem hatte sie
nächste Woche Geburtstag. Diese Wundermassage wäre doch das
ideale Geschenk. Kurz entschlossen griff sie zum Telefon und
rief die angegebene Nummer an.
Nach dem vierten Klingeln nahm jemand am anderen Ende ab und
meldete sich mit: "Norbert!" Sonst nichts. Die Stimme klang
angenehm sanft und tief. "Ja Hallo, hier ist Sabrina Volmer. Ich
habe ihre Anzeige in der Wochenendzeitung gelesen und wollte
mich erkundigen, was so eine Massage kosten würde." " Ich
verlange kein Geld. Wenn ich mich entschließe eine Massage zu
machen, ist das ein Geschenk an den anderen Menschen. Bevor ich
mich entscheide, treffe ich mich mit diesem Menschen und beide
Seiten prüfen, ob die Schwingungen zueinander passen."
Kein Preis? Prüfen ob die Schwingungen passen? Sabrina war
verwirrt. "Ja also, ich wollte diese Massage ja eigentlich
meiner Freundin zum Geburtstag schenken." "So etwas mache ich
nicht." Die Antwort war sanft aber bestimmt. Sabrina war
enttäuscht, wollte sich aber auch nicht so schnell abwimmeln
lassen. "Gibt es da nicht doch eine Möglichkeit? Meine Freuden
würde bestimmt sehr von Ihrem Angebot profitieren." "Weist Du
denn überhaupt, was in genau mache?", kam die Gegenfrage. Er
hatte das Du ganz selbstverständlich benutzt und damit sofort
eine gewisse Vertrautheit geschaffen. "Na, massieren halt", gab
Sabrina lahm zurück. Tatsächlich hatte sie sich keinen Gedanken
über die Art der Massage gemacht. Typisch, dachte sie. Immer
lasse ich mich von schönen Worten verleiten, ohne nach dem
Inhalt zu fragen. Nach einem kurzen Zögern sagte Norbert
schließlich: "Also, wenn Du wirklich so großes Interesse haben,
mache ich Dir folgenden Vorschlag: Wir treffen uns und wenn wir
auf einer mentalen Ebene verstanden haben, kannst Du noch einmal
über Deine Frage nachdenken. "Ja gut, aber das müsste schon echt
bald sein. Meine Freundin hat nächste Woche schon Geburtstag."
"Wie wäre es mit heute Nachmittag, um zwei im "Schwarzen Café"?"
Sabrina war ein wenig überrumpelt, antwortete jedoch nach einem
kurzen zögern mit ja. "Gut, dann freue ich mich, Dich persönlich
kennenzulernen." "Ja, ich auch. Ach halt noch, ganz kurz. Wie
erkenne ich Dich denn?" "Du wirst mich schon erkennen", gab
Norbert zurück, verabschiedete sich und legte dann auf.
Ratlos blickte Sabrina auf das Telefon. Das schien ja
aufwendiger zu werden, als gedacht. Außerdem hatte sie jetzt
auch noch eine Verabredung mit einem Wildfremden, der von
Schwingungen und mentalem Verständnis sprach. Und dann auch noch
erwartete, dass sie ihn erkennen würde, ohne ihn vorher jemals
gesehen zu haben. Aber was tat sie nicht alles für ihre liebe
Freundin Biggi. Jetzt war es bereits 11:00. Einkaufen musste sie
auch noch. Seufzend legte sie die Zeitung weg und begann den
Frühstückstisch abzuräumen. Danach sprang sie unter die Dusche
und ging einkaufen.
Um Punkt 14:00 saß sie im "Schwarzen Café". Der Regen hatte
gegen Mittag zum Glück immer weiter nachgelassen und hatte
schließlich ganz aufgehört. Da das Café nicht weit von ihrer
Wohnung entfernt war, konnte sie die paar Schritte zu Fuß gehen.
Das war ihr auch sehr recht. Sie war nervös wie ein Teenager bei
der ersten Verabredung. Irgendwie hatte dieser Norbert es
geschafft sie nicht nur neugierig sondern auch nervös zu machen.
Und spazieren half bei ihr immer am Besten gegen Nervosität.
Inzwischen hatte aber die wohltuende Wirkung der Bewegung
nachgelassen. Unruhig blickte sie immer wieder auf die
Eingangstür. Sie fragte sich wohl zum hundertsten Mal, wie
dieser Norbert wohl aussehen wird und ob sie ihn erkennen würde.
Die Tür war schon einige Male aufgegangen, aber entweder es
waren Pärchen, oder einzelne Frauen. Nur einmal war ein
einzelner Mann hereingekommen. Sabrina hätte sich fast unter den
Tisch geschmissen. Es war so ein schmieriger Typ mit einem
dümmlichen Gesicht der sich offensichtlich maßlos überschätzte.
Davon kannte sie weiß Gott genügend. Zu ihrer großen Erleichtert
sah sie ihn dann aber kurz darauf mit einem Gesichtsausdruck,
den er bestimmt für ein Siegerlächeln hielt, auf ein blondes
Mäuschen zufliegen. Na, das war ja noch mal gut gegangen.
Dann trat endlich wieder ein einzelner Mann durch die Tür.
Sabrina wusste sofort, dass es Norbert war. Er hatte langes,
schwarzes Haar, das in leichten Locken über seine Schulter fiel.
Er trug eine weiße, weite Hose und eine schwarze Lederjacke. Da
die Jacke offen war, konnte man darunter ein weißes
Stehkragenhemd erkennen. Er schien Anfang dreißig zu sein und
hatte eine schlanke, sportliche Gestalt, die von seiner Kleidung
unterstrichen wurde. Sein Blick traf auf den Ihren und wie
selbstverständlich trat er auf sie zu. "Hallo Sabrina. Schön,
dass es geklappt hat." "Hallo", antwortete Sabrina nervös.
Er setzte sich zu Ihr an den Tisch und sah sie einen Augenblick
ruhig an. Ohne die sonst in solchen Situationen üblichen
Höflichkeitsfloskeln über das Wetter und ähnliche Dinge kam er
sofort zur Sache. "Du interessierst Dich also für eine Massage,
die Deine Lebensgeister weckt. Warum?" Trotz dieser etwas
abrupten Eröffnung des Gesprächs fühlte sie sich nicht
überrumpelt. Es trug eher zu der überraschenden Vertrautheit
bei, die sie schon bei ihrem Telefonat gespürt hatte. "Na ja,
eigentlich dachte ich dabei ja eher an meine Freundin", gab sie
zurück. "Ich habe Dir ja schon gesagt, dass ich das so nicht
mache. Trotzdem hast Du Dich hier mit mir getroffen. Was also
interessiert Dich?" Er sprach ruhig und mit einem sanften
Lächeln, aber Sabrina spürte, dass sie sich hier keine
ausweichenden, oder unklaren Antworten leisten konnte. Er würde
sich sonst vermutlich sehr höflich, aber auch schnell von ihr
verabschieden. Das stachelte ihren Ehrgeiz an. Sie suchte nach
einer passenden Antwort. Was sie hier eigentlich wollte war ihr
selbst nicht ganz klar. Zum Glück kam gerade der Kellner und
verschaffte ihr etwas Zeit zum nachdenken. Sie bestellte einen
Milchkaffe, Norbert einen Tee. Als der Kellner den Tisch wieder
verlassen hatte, sah Norbert sie wieder neugierig an.
"Du hast recht. Zuerst ging es um ein Geburtstagsgeschenk für
meine Freundin. Aber das Telefonat mit Dir hat mich neugierig
gemacht. Ich wollte den Menschen kennenlernen, der Fremde
massiert ohne dafür Geld zu verlangen; wollte wissen was in
treibt. Ist es nur ein Hobby, oder steckt da noch mehr
dahinter?" Wieder sah er sie einen Augenblick an bevor er
antwortete. "Ich massiere keine fremden Menschen. Deshalb treffe
ich mich ja vorher mit ihnen. Wenn bei diesem Treffen kein
Interesse entsteht, den anderen wirklich kennenzulernen, kann
auch keine Verbundenheit entstehen. Ohne Interesse und
Verbundenheit, macht es auch keinen Sinn sich nahe zukommen. Er
wäre dann eine rein körperliche Erfahrung und damit ohne Wert
für mich. Wenn ich aber dieses Interesse und diese Verbundenheit
spüre und dieses Gefühl auch auf der anderen Seite gespürt wird,
gibt es kein fremd sein mehr."
Der Kellner trat wieder an ihren Tisch und stellte die
bestellten Getränke auf den Tisch. Sabrina nippte an ihrem
Milchkaffe. Als sie die Tasse wieder abgestellt hatte nahm sie
das Gespräch wieder auf. "Gut, aber was treibt Dich dazu?" "Mich
interessiert die weibliche Seele, ihre Tief, ihre Kraft. Diese
Kraft versuche ich mit meiner Massage zu wecken, und wenn ich
sie befreit habe, verschafft mir das eine tiefe Befriedigung."
"Das klingt aber recht abstrakt", wand Sabrina ein. "Vielleicht
sollte ich Dir erklären, wie ich massiere, dann wird es Dir
vielleicht klarer. Zuerst muss die richtige Atmosphäre
geschaffen werden. Kerzen sind gut dafür, auch Räucherstäbchen
helfen. Ist Atmosphäre geschaffen, entkleidet man sich, setzt
sich gegenüber und verneigt sich voreinander. Dann setzte ich
mich zwischen die Beine der Frau und beginne sie zu massieren."
"Du meinst, Du sitzt nackt zwischen den Beinen einer ebenfalls
nackten Frau und machst nichts weiter, als sie zu massieren?"
"Ja", antwortete er ruhig. "Heißt das, Du erregst Dich an der
Lust, die Du verschaffst?" "Nein, mit Erregung hat das nichts zu
tun. Es geht hier um die Befriedigung, die man aus der Befreiung
der Lebensenergie zieht."
"Du spürst dabei keine...", sie suchte nach einem anderen Wort,
fand aber keines: "...keine Erregung?" Sabrina konnte es nicht
glauben. "Nein!" Wieder diese sanfte Bestimmtheit. "Was
massierst Du denn eigentlich? Ich meine, welche Körperteile?"
"Alle Körperteile. Alle verdienen Beachtung. Vor allem aber die
Chakren, die Zentren des Flusses der Energie." "Was sind denn
Chakren?", fragte sie verständnislos. "Komm, ich zeige es Dir.
Rück ein Stück vom Tisch ab. Gut so, und jetzt setzte Dich an
die Stuhlkante" Sie tat, worum er sie gebeten hatte.
Norbert setzte sich genau vor sie, wobei er mit seinen Beinen
die ihren öffnete. Sie saßen sich jetzt sehr dicht gegenüber.
"Es gibt insgesamt 7 Chakren", begann Norbert. "Hier", er
berührte mit einem Finger eine Stelle genau auf ihrem Kopf. Er
ließ seine Hand weiter wandern. Zunächst berührte er die Stelle
zwischen ihren Augen, dann die Mitte am unteren Ende ihres
Halses, die Stelle zwischen ihren Brüsten und die Region über
ihrem Magen. Jedes Mal markierte er die Stelle mit einem sanften
Druck seines Mittelfingers und einem: "Hier." In einer
fließenden Bewegung schob er dann seine Hand zwischen ihre Beine
und traf mit der Fingerspitze des Mittefingers exakt ihren
Kitzler. "Hier, und hier." Seine Hand lag jetzt genau zwischen
ihren Beinen und die Spitze seines Mittelfingers lag auf ihrem
Damm. Sabrina blieb fast das Herz stehen. Nach dem ersten
Schreck sah sie sich nervös im Kaffee um. Niemand schien etwas
bemerkt zu haben. Verlegen rückte sie wieder an den Tisch. Ihre
Chakren hallten noch von seinen Berührungen nach. Insbesondere
zwischen ihren Beinen breitete sich eine angenehme Wärme aus.
Sie hatte das Gefühl rot zu werden. Belustigt sah er sie an.
"Willst Du denn gar nicht wissen, wie ich massiere?" "Doch,
natürlich." "Warum probierst Du es dann nicht einfach aus? Du
bist neugierig, willst verstehen. Und Du interessierst mich.
Deshalb würde ich Dir gerne dieses Geschenk machen."
Das saß. Natürlich war sie inzwischen Neugierig. Aber ging das
nicht mal wieder alles ein bisschen schnell. "Reizen würde mich
das schon, aber wann und wo könnten wir das den machen. Morgen
bin ich schon verabredet und unter der Woche fehlt mir glaube
ich die Ruhe", antwortete sie zunächst ausweichend. "Warum nicht
jetzt? Du wohnst doch hier in der Nähe." Oh, jetzt sollte es
also noch schneller passieren. Was hatten ihre Eltern immer
gesagt: "Keine fremden Männer mit nach Hause nehmen."
Andererseits hatte sie von Norbert immerhin schon eine
Telefonnummer. Mehr, als von ein paar Andern, die sie in letzter
Zeit gelegentlich mit zu sich genommen hatte. Außerdem versprach
das zumindest interessanter zu werden, als der Durchschnitt
dieser One-night-stands. Da lief das Ganze ja meist auf ein
einfallsloses "Rein-raus-Spiel" hinaus. Nach einem kurzen Zögern
sagte sie schließlich ja.
Die Rechnung war schnell bezahlt. Norbert hatte darauf
bestanden, sie einzuladen. Sie traten auf die Straße hinaus und
zu ihrer Erleichterung war es noch immer trocken, auch wenn sich
am Horizont bereits die nächste dunkle Wolkenfront aufzog. Aber
bis zu ihr war es schließlich nicht weit und so machten sie sich
zu Fuß auf und verzichteten auf die U-Bahn. Schweigend liefen
sie nebeneinander her. Die Stille war aber nicht unangenehm, im
Gegenteil. Nach dem intensiven Gespräch war es angenehm seinen
Gedanken ein wenig treiben zu lassen. Es vertiefte die
Vertrautheit, die sich zwischen ihnen beiden entwickelt hatte.
Plötzlich blieb Norbert stehen. Sabrina lief noch zwei Schritte
weiter, bevor es ihr auffiel. Sie blickte zurück und sah ihn vor
einem Drogerieladen stehen. Wieder sah er sie mit seinem sanften
Lächeln neugierig an. "Hast Du denn ein schönes Massageöl
zuhause?", wollte er wissen. Sabrina dachte kurz nach. Nein,
hatte sie bis jetzt auch noch nie gebraucht. "Es geht zwar auch
mit jedem anderen Öl, aber ein schöner Duft hilft beim
Entspannen", sagte Norbert und ging in den Laden. Kurz darauf
kehrte er mit einer kleinen Tüte zurück. Schweigend gingen sie
weiter und erreichten schließlich ihr Haus.
Oben angekommen schloss Sabrina die Wohnungstüre auf und führte
Norbert in ihr kleines Reich. "Hübsch hast Du es hier", stellte
Norbert fest. Sabrina zeigte Ihm mit Stolz jeden Winkel. "Sehr
schön", sagte Norbert, als schließlich alles begutachtet war.
"Und jetzt lass uns Dein Zimmer etwas verändern. Hast Du
Kerzen?" Sabrina nickte. "Und dann brauchen wir noch etwas
weiches, worauf Du bequem liegen kannst." Das Lager für die
Massage bereiteten sie gemeinsam aus Decken und Tüchern. Dann
wurden die Kerzen geholt und entzündet.
"Gut", sagte Norbert zufrieden. "Was wir zusammen machen wollen,
ist ein Ritual. Deshalb müssen wir uns vorbereiten. Zieh Dich
aus und setzte Dich im Schneidersitz auf den Boden". Sabrina
tat, wie ihr geheißen. Ihr Herz schlug schnell. Auch Norbert zog
sich vollständig aus und setzte sich ihr gegenüber auf das
ausgelegte Lager. "Und jetzt lege Deine Handflächen vor Deiner
Brust zusammen und schließe Deine Augen. Entspanne Die und lass
Deine Gedanken treiben. Nach einer Zeit, die Sabrina wie eine
Ewigkeit vorkam sagte er schließlich: "Jetzt lege Dich auf den
Rücken."
Norbert kniete sich zwischen ihre Beine, legte ihre Schenkel auf
die seinen und begann sie sanft mit dem Öl einzureiben.
Normalerweise war es nicht ihre große Leidenschaft, so in Öl
gebadet zu werden. Erstaunlicherweise störte es sie jetzt nicht.
Es trug jetzt sogar zu ihrer Entspannung bei. Vor Allem aber
hatte sie ein Gefühl der Geborgenheit. Hier ging es nur um sie.
Norbert hatte es immer wieder betont und so empfand sie es auch.
Sabrina streckte sich lang aus, schloss ihre Augen und versuchte
sich vollständig auf die Bewegung der Hände auf ihrem Körper zu
konzentrieren. Alles, was sie empfand war gut und es gab kein
Ziel. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich in einer
derartigen Situation nicht unter Druck. Plötzlich musste sie
kichern.
"Kitzle ich Dich", wollte Norbert wissen. Sabrina schüttelte den
Kopf. "Was ist es dann?" "Na ja, ist doch schon komisch. Ich
liege hier nackt herum, zwischen meinen Beinen kniet ein
ebenfalls nackter Mann und wir werden definitiv nicht
miteinander schlafen. Ich finde das schon einigermaßen grotesk."
"Nein, es ist gut. Entspanne Dich und konzentriere Dich nur auf
Deinen Körper. Lass die Anspannung aus Dir heraus fließen und
gib Dich hin." Die sanften Worte und die Bewegungen seiner Hände
ließen Sabrina nun doch immer tiefer in ihren Körper fallen. Die
Gegenwart von Norbert trat immer weiter aus ihrem Bewusstsein
heraus und schließlich gab es nur noch ihren Körper, der
massiert wurde.
Die Bewegungen konzentrierten sich zunächst auf ihren Schultern
und Arme. Sanft und doch kraftvoll wurden sie durchgeknetet.
Nach und nach, Sabrina hatte inzwischen jegliches Zeitgefühl
hinter sich gelassen, streiften die Hände auch ihre Brüste und
schließlich standen sie im Zentrum der Berührungen. Immer wieder
wurden sie umfasst, wurden die Knospen ihrer Brüste gedrückt und
massiert. Trotz ihrer Trance fiel Sabrina auf, dass sie bislang
noch keine Lust empfand. Komischerweise war die Massage zunächst
frei von einer sexuellen Komponente, sogar die Berührung ihrer
Brüste. Die Hände begannen weiter zu wandern, strichen über
ihren flachen Bauch und, wie zufällig, strichen immer häufiger
die Ausläufer einiger Bewegungen über die Innenseite ihrer
Schenkel und schließlich auch über ihre Scham. Plötzlich hielten
die Bewegungen inne und Sabrina spürte neues ™l auf ihren Körper
fließen. Warm und leicht tröpfelte es genau zwischen ihre Beine.
Dort wurde es verrieben und die Hände begannen nun die
Innenseite ihrer Schenkel intensiv zu massieren. Langsam
arbeiteten sie sich wieder hoch und erreichten schließlich ihre
Scham. Hier veränderte sich das Bewegungsmuster. Statt mehr oder
weniger großflächig zu streichen, wurden nun ihre großen
Schamlippen von je einer Hand zwischen den Fingern gerieben. Das
massierende Kneten begann am unteren Ende und bewegte sich dann
langsam nach oben. Dort angekommen, wurde das Kneten
unterbrochen, nur um dann an den kleinen Schamlippen erneut zu
beginnen. Wieder bewegte sich das Kneten nach oben. Als es
jedoch dieses Mal oben ankam, ging es nahtlos in eine neue
Bewegung über. Der Daumen und der Zeigefinger der einen Hand
nahmen den Schaft ihrer Klitoris zwischen sich und bewegten sich
auf und ab. "Fast wie bei einem Mann, der masturbiert"; flog ein
Gedanke an der Peripherie von Sabrinas Bewusstseins vorbei und
war auch schon wieder weg. Diese Stimulation blieb nicht ohne
Folge. Ein warmes Gefühl breitete sich in Sabrinas Bauch aus.
Ein erster, leiser Seufzer verließ ihren Mund.
Mit ihrer Reaktion wurde die zunächst langsame Bewegung etwas
schneller. Zusätzlich schoben sich Zeige- und Mittelfinger der
anderen Hand in ihre Scheide und bewegten sich auf und ab. Auch
diese Bewegung wurde schrittweise schneller. Sabrina begann vor
Lust zu keuchten und zuckten. Die Reibung der Finger in ihrer
Scheide war mittlerweile so intensiv, dass sie das Bedürfnis
verspürte zu pinkeln. Die Finger der anderen Hand rieben weiter
am Schaft ihre Klitoris und ließen dabei das Häutchen immer
wieder über die Spitze ihrer Knospe gleiten. Sie raste dem
Höhepunkt entgegen. Sie spreizte ihre Beine noch weiter, schob
ihr Becken hoch und reckte sich seinen Händen entgegen. Als die
Erlösung endlich kam, verlor sie beinahe die Kontrolle über ihre
Köperfunktionen. Schließlich hielt sie es nicht mehr länger aus
und entwand sich ihm dann durch eine Drehung zur Seite. Beinahe
hätte sie eben gepinkelt. Erschöpft und verwirrt blieb sie
liegen.
Als sie ein paar Augenblicke später die Augen öffnete, blickte
sie direkt in die Seinen. Er lächelte sie sanft an. "Geht es Dir
gut?", fragte er. "Ja." Das war allerdings etwas untertrieben.
Tatsächlich war es der intensivste Höhepunkt, den sie je erlebt
hatte. Ähnlich intensive Gefühle hatte sie weder mit einem
anderen Mann, noch mit sich selbst gehabt. Und da waren schon
ein paar ganz gute dabei gewesen. Aber sie war jetzt zu schlaff,
um darüber weiter nachzudenken oder gar sprechen. Norbert schien
das zu verstehen. Er lächelte sie noch immer sanft an. "Wenn Du
auf diesem Pfad weiter gehen willst, kann ich Dir auch zeigen,
wie Dir Deine Lust nicht die Energie entzieht, sondern Dir
Energie schenkt. Aber das ist nichts mehr für heute. Ich werde
Dich jetzt alleine lassen. Erhole Dich und dann kannst Du Dich
ja bei mir melden. Ich würde mich freuen."
Er stand auf und begann sich anzuziehen. Wieder war es genau die
richtige Reaktion. Am Rande ihres Bewusstseins hatte sich schon
die Befürchtung gemeldet, Norbert würde jetzt wohl trotz seines
gegenteiligen Bekundens doch mit ihr schlafen wollen. Sie hatte
seine Berührungen genossen, sehr sogar. Jetzt wollte sie aber am
liebsten alleine sein und in Ruhe über alles nachdenken. Aber
Norbert wollte gar nichts von ihr, zog sich sogar ohne
Aufforderung zurück. Sabrina sah ihm leicht verwirrt beim
Anziehen zu. Ihr Blick fiel auf sein Glied. Es war groß und
schön geformt, im Moment aber vollkommen schlaff. Hatte ihn das
etwa völlig kalt gelassen? Warum würde es ihn dann freuen, wenn
sie sich wieder bei ihm melden würde? Was für ein rätselhafter
Mensch, dachte sie noch verwirrter.
Norbert war inzwischen wieder vollständig bekleidet und nickte
ihr zum Abschied noch einmal lächelnd zu. Dann ging er ohne ein
weiteres Wort mit seinem federnden Gang auf die Tür zu. Ohne
einen Blick zurück trat er hindurch und zog sie leise hinter
sich zu. Sabrina beschloss einfach liegenzubleiben und hing noch
einen Moment ihren Gedanken nach. Sie dachte an Norberts Glied
und wie es wohl steif aussehen würde. Wie es sich anfühlte, in
ihr anfühlte. Und sie dachte an dieses merkwürdige Gefühl
pinkeln zu müssen. Mit diesen Gedanken driftete sie in einen
tiefen, entspannten Schlaf.
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