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Erotikgeschichte zum Thema:  Romantische Geschichten

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Der normale Wahnsinn

 

Als hätte ich einen doppelten Marathon hinter mich gebracht, so dermaßen schmerzen mir Beine und Gelenke. Hab ich überhaupt noch Füße? Sie schmerzen nicht, sie sind fast taub. Ich sollte mir einen Kilometerzähler besorgen. Und das an einem Sonntag, am ersten Advent. Wie jedes Jahr zur Adventszeit zweifle ich über die Wahl meines Berufs. Entweder ist man beseelt von unschlagbarem Enthusiasmus - oder einfach bescheuert. Ich glaube, ich bin ein bescheuerter Enthusiast.

Bewaffnet mit einer Flasche Wein und einem Glas lasse ich mich in den Sofasessel gleiten. Der Lederbezug quietscht, als mein Ledergürtel gegen die Rückenlehne scheuert. Mit einem Fuß kann ich nach dem Hocker angeln und endlich meine Beine hochlegen. Ich hab das Gefühl, ich muss den Hocker noch näher heranziehen, weil meine Beine kürzer geworden sind.

Was war das für ein Tag! Die Leute haben gekauft, als würden morgen alle Geschäfte einheitlich in einen unbefristeten Streik treten.

Gluckernd entlässt die Flasche den bis dahin wohlbehüteten gelbgoldenen Rebensaft in mein Weinglas. Im Schein der Lampe drehe ich das Glas. Kleine Unebenheiten im Kelch brechen das Licht. Ich bin zu faul und stelle die Flasche einfach neben mir auf den Boden. Den ersten Schluck rolle ich genüsslich mit der Zunge im Mund hin und her. Der Stress fällt wie ein nasser schwerer Wintermantel von mir ab, den man im Flur einfach achtlos abstreift und danach nur noch in eine heiße Wanne eintauchen will. Ein herrliches Gefühl. Auch die Stille. Der Wein rinnt mir die Kehle hinunter und hinterlässt in meinem Mund ein feines Aroma von Pflaume, Waldbeere und Erde. "Besinnliche Zeit", murmle ich vor mich hin. Aber die findet wahrscheinlich gerade woanders statt. Nochmals nippe ich am Glas und stelle es auf der anderen Seite vom Sessel auf den mit Backsteinen ausgelegten Boden.

Zwar fallen mir die Augen zu, aber ich döse mehr; lasse meine Gedanken ihren eigenen Weg finden. Wie ein Blatt in einer seichten Herbstbrise auch seinen Weg findet, wenn es eben noch goldbraun im Sonnenlicht am Ast leuchtete und nun einen letzten Abschied winkt.

Ich sehe mich auch an jenem Sonntag im September des letzten Jahres. Mildes Frühherbstwetter, weißblauer Himmel und die ersten Blätter an den Bäumen zeigten, dass die Natur sich ganz langsam auf die nächste Jahreszeit vorbereitete. Hier im Norden, zwischen Eutin und Neustadt an der Ostsee, war seit je her meine Heimat. Jeden Tag nahm ich als Geschenk. Ob Wind, Regen oder Sonne; mich faszinierte schon immer die für mich einmalige Landschaft dieser Gegend. Hier war ich zu Hause und doch ständig im Urlaub. Jede Jahreszeit hatte ihren ganz eigenen Zauber.

Nach einem guten Frühstück drehte ich meine Runde. Knirschend gab der Kies auf dem Vorplatz unter meinen Sohlen nach. Gerne ging ich über diesen Platz bis zu der Stelle, wo die Zufahrt hinter der dichten Rotbuchenhecke in einer Biegung zur entfernten Landstraße führte. Erst wenn man hier ankam, eröffnete sich einem die ganze Schönheit dieses Fleckchens Erde. Von hier genoss ich gern den Charme meines kleinen alten Resthofs. Manchmal meinte ich, er duckte sich unter den mächtigen Kronen der Kastanien, Eichen und Buchen.

Links das alte Wohnhaus, was mir nun als Heim diente. Viele fleißige Hände von Freunden halfen mit, es wieder bewohnbar zu machen. Wie ein Kind sich an die Mutter schmiegt, stand rechts davon der ehemalige Kuhstall. Das in die Jahre gekommene Holztor mit Rundbogen hatte ich durch eine eigens geschmiedete Doppelflügeltür mit großen Fenstern und kleineren eingesetzten Eingangstüren ersetzt. So fiel genügend Licht in den Verkaufsraum ein. Durch den Laden konnten die Kunden in die Glasbläserei sehen. Der frühere Schweinestall lehnte sich als drittes Gebäude im Bunde an die andere Seite der ehemaligen Behausung des Milchviehs; er beherbergte heute die Kunstschmiede. Wer hier zusehen wollte, musste vor der Tür warten. Dort ging es laut und auch nicht ganz ungefährlich her. Ein Freund hatte mir das antik wirkende Schild mit der Aufschrift "GlasSchmiede" vor neun Jahren zur Eröffnung geschenkt. Heute bewunderte ich mich manchmal selbst für den Mut, dermaßen euphorisch mein eigenes Geschäft mit nur 24 Jahren zu eröffnen. Meine Eltern verstarben, als ich gerade meine Meisterprüfungen bestanden hatte, und hinterließen meiner Schwester und mir ein beträchtliches Erbe. Doch es lief vom ersten Tag an gut. Vielleicht hatte ich mit meiner Eigenwilligkeit genau das getroffen, was die Leute suchten.

Im Laufe der Zeit hatte ich mir auch meine Mitarbeiter zusammengesucht; oder sie wurden mir einfach auf den Hof gezerrt.

Von Anfang an unterstützten mich meine Schwester Renate und eine Schulfreundin von ihr, Lea. Sie halfen im Laden aus. Renate war mittlerweile verheiratet und Mutter zweier reizender Kinder. Lea hingegen war immer irgendwie auf Männersuche. Ich passte zwar auch in ihr Beuteschema, aber sie nicht in das meine. Sie war mir schlicht zu dürr, darüber hinaus eben auch nicht treu. Und wenn ich mir irgendwann mal eine feste Partnerin suche wollte, dann eine die zu mir passte und ich zu ihr. Liebeleien oder Sexabenteuer waren noch nie mein Ding. Und mein Leben fand überwiegend hier statt. Leas in Discos und auf Partys.

Von meinem ehemaligen Lehrbetrieb zum Glasbläser konnte ich Heidrun übernehmen. Sie war es auch, die mich vor zwei Jahren auf Stefanie aufmerksam machte. Diese beiden konnte ich mit Gold nicht aufwiegen. Kleine und kleinste Figuren sorgten im Verkaufsraum nicht selten für staunende "Sieh mal hier" und einfach nur "Ohs". Stefanie hatte sich auf Figuren aller Art spezialisiert, Heidrun auf alles, was wächst und blüht. Aber auch vor großen Objekten schreckten sie nicht zurück.

Kurt kam zu mir, wie die Jungfrau zum Kind. Er stand vor ungefähr sechs Jahren in der Tür und sagte: "Tach, ich bin Kurt und Kunstschmied. Ich suche Arbeit." Ich antwortete damals: "Moin, ich bin Stefan, mir gehört der Laden. Dann mach mir mal nen Fahrradständer von 1850. Du hast drei Tage Zeit." Er blubberte zurück: "Ich bin Kunstschmied. Du kriegst ne Rose für deine Freundin." Nach drei Tagen hatte ich eine halb geöffnete filigrane Rosenblüte und einen Fahrradständer, um den sich eine Rosenranke windete. An jenem Abend reichte ich ihm die Hand und sagte: "Freunde nennen mich Ben." Kurt brachte dann irgendwann Hinrichs mit. Bei dem hatte ich von Anfang an das Gefühl, er wartete nur darauf, endlich mal sein Talent auszuleben. Und so war es dann auch.

Um meinen Hausputz sorgte sich Ruth einmal in der Woche.

Ich hatte mich als Schmied auf Figuren und Gegenstände für den täglichen Gebrauch spezialisiert. In der Glasbläserei machte ich mir einen Namen für ausgefallene Vasen, Obstteller und Schalen. Auf Sonderbestellung auch ganze Menü- und Trinksets.

Versonnen ging ich über den knirschenden Kies zurück und schloss schon mal den Laden auf. Die großen Touristenströme waren seit Anfang des Monates merklich zurückgegangen und im Geschäft standen nun die, die entweder bereits das Rentendasein genossen oder keine Kinder hatten und deswegen außerhalb der Schulferien ihre Erholung suchten; ebenso Familien mit Kleinkindern. Außerhalb der Saison öffnete ich sonntags erst ab 14 Uhr.

Dumm war nur, dass Renate krank im Bett lag und Lea für drei Wochen Urlaub hatte. Ich musste also an jenem Tag sprichwörtlich den Laden alleine schmeißen. "Soll wohl gehen", dachte ich so und schaltete die Sicherungen der Beleuchtung ein. Als würden die Leute es wissen, rollten gleich vier Wagen auf den Kiesplatz vor dem Haus. Ein Kleinwagen, zwei Mittelklassemodelle und ein Nobelschlitten. Ich war baff. Lange genug machte ich ja nun den Job, dass ich auch schon in etwa einschätzen konnte, wer was für wie viel kaufte. Aber in dem ganz gehobenen Preissegment der Automarken lag ich bisher immer falsch. Entweder kauften die den halben Laden leer; oder klauen das, was sie haben wollen. Schlicht frech und ergreifend dreist. Doch bisher waren wir immer ohne Polizei und Anzeige ausgekommen. Vielleicht lag es an meiner "Hausordnung", einem ausgedienten Zehnkilo Schmiedehammer, der deutlich sichtbar am Tresen lehnte und eben jenes Wort auf dem Stiel eingebrannt bekommen hatte.

Der ältere Herr mit dem teuren Wagen wusste genau, was er wollte. Zwei Schalen und einen Obstteller. Dazu passend eine Vase. Großzügig rundete er sogar den zu zahlenden Betrag nach oben auf und war nach nur zehn Minuten wieder draußen. Eigentlich hätte ich wieder zusperren können. Die betriebswirtschaftliche Seite war für den Tag bereits gedeckt.

Das eine ältere Ehepaar ging nach einem Rundgang wieder, das andere kaufte zwei Metallfiguren und wünschte mir sogar noch einen erfolgreichen Tag. Das kam auch nur selten vor.

Aus dem kleineren Auto waren zwei jungen Frauen ausgestiegen. Zwillinge. Ein Aussehen wie das andere. Überhaupt nett anzuschauen und diesmal genau mein Beuteschema. Sie unterschieden sich nur in der Farbwahl der Bekleidung, selbst der Look war identisch. Ich beobachtete sie, wie sie durch den Laden schlenderten und hier und da einzelne Stücke begutachteten. Etwa Mitte zwanzig, etwas über einssiebzig groß und anmutende äußere Erscheinungen. Schlank und doch fraulich. Ihre lichtblonden Haare trugen sie offen. Als hätte die nahe Ostsee Pate gestanden, so umschmeichelten sie in Naturwellen die aparten Gesichter und flossen in seidigem Glanz über die Schultern, hinab bis etwas über die Schlüsselbeine, um sich dort in kleinen Deltas auf dem Stoff der Tops und sonnengebräunter Haut zu verlieren.

"Darf ich behilflich sein?", bot ich an und ging um den Tresen herum auf sie zu. Natürlich auch, um mir diese beiden näher anzusehen. Seit meiner Jugend pflegte ich diese Passion, schöne Frauen jeglichen Alters aus der Nähe einfach nur zu betrachten. Und hier hatte ich sogar einen guten Grund, mich diesen durchaus ansprechenden Geschöpfen zu nähern.

"Ja - äh - weiß ich nicht", stotterte die eine aufgeschreckt. Ihre rehbraunen Augen fesselten mich mit nur einem flüchtigen Blick. Sanftmut, Wärme und der Hauch nach einer mir nicht bekannten Sehnsucht ließen sie mich noch einmal ansehen. Doch in ihnen stand auch Furchtsamkeit.

Ihre Schwester meinte: "Mir schon. Machen Sie das alles selber?" und ihr grüngelber Scharfblick sah mich sehr forsch an; als durchbohrte mich ein Dolch.

Ich musste mich von diesen Blicken lösen. So gleich sie sich auch äußerlich waren, unterschiedlicher konnten sie nicht sein. Bereitwillig spulte ich also meinen schon hundertfach erzählten Text runter und erklärte, dass ich Angestellte habe und auch ab und an Kurse anbot. Sowohl schmieden als auch Glasbläserei.

Die beiden guckten sich an und gackerten plötzlich irgendwie dümmlich.

Mir war nicht klar, was sie dazu veranlasst haben könnte, doch mit ihrem albernen Getue waren sie von der Liste der interessanten Frauen auch schon wieder gestrichen. "Hühner", dachte ich, gab mich jedoch weiter interessiert, sie zu beraten. Wie sagte mein alter Lateinlehrer doch immer wieder gern: "Pecunia non olet - Geld stinkt nicht." Zwar hatte ich immer eine Verbindung zu meinen Stücken, aber ich konnte mir leider auch nicht aussuchen, in wessen Hände sie einmal übergehen würden.

"Wann bieten Sie denn Kurse an?", fragte die Zweite nun wieder sehr ernst.

"Ich inseriere in der Zeitung dafür. Manchmal auch auf Anfrage, wenn Firmen einen Betriebsausflug machen oder so", sagte ich und beobachtete die Erste, wie sie bedächtig eine Schale in der Hand drehte, sie ab und zu auch gegen das Licht hielt.

"Wird sowas auch ge ... geblasen", gluckste sie aus heiterem Himmel komisch und lief schlagartig rot an. Die Ernste gackerte auch sofort wieder los.

Jetzt wusste ich, woher der Wind wehte. Solche Mädels hatten komischerweise immer sehr zweideutige Gedanken. Je dunkler die Haarfarbe wurde, umso ernsthafter waren sie. Das war meine Erfahrung aus den letzten Jahren. Klar gab es auch da ein paar Ausreißer, aber nur sehr Vereinzelte. Diese jungen Dinger musste ich loswerden. Sowas ging für mich schon immer sehr schnell und schmerzlos. "Wollen Sie?", fragte ich noch aufrichtig.

"Was?", zog sie die Augenbrauen hoch und stellt die Schale zurück ins Regal. Von Albernheit war jedoch keine Spur mehr in ihrem Ausdruck. Es kam nicht oft vor, dass mich ein Mensch verwirrte, hier war ich mir aber nicht mehr sicher.

Trotzdem antwortete ich frech: "Einen blasen?", drehte mich um und ließ die jungen Dinger stehen. Bisher stapften dann solche Subjekte meist wutschnaubend aus der Tür und ich sah sie nie wieder.

Bisher.

Die Erste faszinierte mich zwar, aber Zwillinge bekam man grundsätzlich nur im Doppelpack. Und auf die grüngelbe Schwester würde ich gern verzichten. Warum wusste ich auch nicht. War es ihr Blick? Irgendetwas an ihr war mir unsympathisch.

"Jetzt? Hier? Sofort?", rief die Zweite hinter mir her.

Ich drehte mich um und sah in zwei Giftsprühende Augen. Die Sanfte hatte den Blick zu Boden gerichtet. War es ihr womöglich peinlich, wie sich das entwickelt hatte? Ungeachtet dessen polterte ich abfällig: "Nee. In der Werkstatt. Hier doch nicht", und rückte die Lücken der verkauften Gegenstände zu.

"Dann eben da", keifte sie weiter.

Mir wurde das jetzt zu blöd. Mit wenigen großen Schritten war ich wieder bei ihnen und baute meine fast zwei Meter und 89 Kilo vor ihnen auf. "Passt mal auf, Mädels. Das hier ist seriöse Handwerkskunst. Was ihr unter blasen versteht, habt ihr mittlerweile unmissverständlich erklärt. Aber weder bei noch mit mir. Klar? Mit solchen Kindereien bringt ihr mich nicht in Verlegenheit. Und jetzt raus."

Jegliche Farbe verschwand aus ihren Gesichtern. Wie geprügelte Hunde zogen sie mit gesenkten Häuptern von dannen. Die war ich zum Glück los.

Eigentlich hätte ich die Öffnungszeiten noch bis 18 Uhr gehabt. Den kindischen Vorfall hatte schon längst nicht mehr in meinen Gedanken, denn seit über einer Stunde stand ich mir hier die Beine in den Bauch und skizzierte, was ich vielleicht noch an dem Abend mal mit Glas und Metall in Kombination ausprobieren wollte. Diese Idee verfolgte mich schon seit Wochen, aber ich hatte bislang noch keinen Ansatz gefunden. Heute - plötzlich war er da. Ich verriegelte die Tür, hängte das Schild "bin in der Werkstatt" rein und schaltete teilweise das Licht aus. Besser war es, potentielle Kunden nicht mit unbekannter Abwesenheit zu vergraulen.

In der Schmiede feuerte ich die Esse an und zog mich um. Dann suchte ich mir ein passendes Stück Metall und legte es in die Glut. Für meine Idee musste ich sowieso erst einmal den äußeren Rahmen schaffen. Immer wieder kontrollierte ich das Werkstück und endlich konnte ich es bearbeiten. In gleichmäßigen Schwüngen ließ ich den Hammer auf das Metall schlagen. Fingerspitzengefühl galt selbst in diesem robusten Beruf als unersetzlich. Der Amboss sang, ich hatte meinen Takt und war in Gedanken dabei, das Stück weiter auszuformen.

Das Metall war zu kalt geworden und musste zurück in die Glut.

"HALLO!", rief es mir unerwartet aus der offenen Tür zum Hof hinterher. Ich drehte mich um und traute meinen Augen nicht. "Das ist ja der Hammer", knurrte ich leise vor mich hin. "Was macht ihr denn schon wieder hier?", rief ich zurück.

Ohne Antwort kamen die beiden Blondinen auf mich zu. Die Ernste sagte schüchtern: "War doof, wie wir uns benommen haben. Wir wollen uns entschuldigen." Die Scheue wagte erst gar nicht, vom Boden aufzusehen.

Mir war ja schon viel passiert, aber das noch nicht. "Angenommen", brummte ich halblaut. "Und jetzt?", wollte ich wissen.

"Na ja, ... das ... das war's eigentlich schon", sagte die Ernste und plötzlich sah mich ihre Schwester doch an und fragte: "Können wir vielleicht einen Augenblick zugucken?"

"Spinnst du, Brit? Wir können hier nicht einfach stören!", wies sie ihre Schwester recht barsch zurecht.

"Ist aber dreckig hier", ignorierte ich die Rüge, "und laut auch. Auch nicht ganz ungefährlich."

"Ja, das haben wir schon vorn an der Tür gehört. Schade", sagte Brit etwas enttäuscht, wohl auch ob des derben Rüffels ihrer Schwester.

"Aber bitte, wenn ihr wollt", zuckte ich mit den Schultern, "geht aber ein Stück zurück. Dahinten sind Mickymäuser. Setzt die besser auf." Beide starrten mich fragend an. "Hörschutz", zeigte ich in die Richtung. "Die Dinger da, die aussehen wie Kopfhörer." Ich hätte nie gedacht, dass die beiden tatsächlich die dreckigen Dinger anfassten, geschweige denn aufsetzten. Ich rüttelte an meinem Werkstück und beobachtete, wie sie auf einigermaßen Distanz stehen blieben. Ich konnte weitermachen. Als ich zum Hammer griff, musste ich laut loslachen und erntete Blicke, die absolut nicht verstanden, was mir gerade durch den Kopf geschossen war. Doch ich konzentrierte mich jetzt auf meine Arbeit. Ein Schlag daneben und ich musste korrigieren. Eine undankbare Aufgabe. Ein Funke spritzte beim ersten Schlag und aus dem Augenwinkel sah ich noch, wie das kleine Stückchen glühender Schlacke zielsicher die linke Brust von Brit fand.

Augenblicklich sprang sie schreiend ein Stück zurück und wollte das loswerden.

"Finger weg!", brüllte ich sie an, ließ alles fallen, griff zum Eimer und kippte ihr einen Schwung Wasser direkt vor den Latz. Sie jaulte immer noch. Tat auch weh, wusste ich selber. Aber das nasse Shirt offenbarte unmittelbar, dass sie nichts drunter trug. Trotz der Situation schaute ich noch mal verstohlen hin. Rundungen, etwas mehr als eine größere halbe Grapefruit, hervorgetretene Brustwarzen, die wohl gern das Top durchbohrt hätten, ob der kalten Dusche nach Luft zu schnappen. In jeglicher Beziehung mein Traummaß einer weiblichen Brust. Trotzdem war es für heute mit der Arbeit vorbei. Brits Schwester war auch etwas nass geworden. Ich legte die Schürze ab und sagte: "Legt die Mickeys einfach hin. Kommt mit rein. Ich hab drinnen was gegen Brandwunden." Wie zahme Fohlen trotteten sie hinter mir her. Brit schniefte immer noch, weil es weiterhin brannte. Ich konnte es nachempfinden. Ihre Schwester spendete Trost, so gut es eben ging. "Ich wasch mir nur eben die Finger. Geht einfach weiter durch. Da ist die Küche. Setzt euch hin. Aber nicht an der Wunde rumfummeln!", stieß die Tür zum Gästeklo mit dem Fuß auf und reinigte meine Hände gründlich.

"Schöne Scheiße", maulte Brit weinerlich. "Immer passiert mir sowas", jammerte sie ein wenig theatralisch.

"Ich bin Stefan", reichte ich beiden erst mal die Hand und ein sauberes Handtuch. "Ihr seid Brit und?"

"Alena", beantwortete sie meine Frage und reicht mir auch die Hand.

"Brit, du hast ein Stück Schlacke eingefangen. Das Ding hat dein Oberteil und deine Haut ramponiert. Aber es hat sich wahrscheinlich in die Haut eingebrannt; das hat glühende Schlacke leider so an sich. Da wird eine Narbe bleiben. Darf ich mal?"

"Was?", riss sie ängstlich ihre Augen auf.

"Mir das ansehen. Du kannst auch ins Krankenhaus nach Eutin fahren. Aber die machen nix anderes. Die pulen das mit einer Pinzette raus, kippen Desinfektion drüber, nen Tupfer mit schmerzstillender kühlender Salbe, Pflaster drauf und das war's. Wenn du nichts machst, eitert das in drei bis vier Tagen raus und du hast noch mehr Spaß", ließ ich sie erfahrungsgemäß wissen.

Sie wirkte wie vor den Kopf gestoßen.

Alena hingegen brauste entsetzt auf: "Du willst, dass meine Schwester das Top auszieht und dann an ihrer Brust rumfummeln?"

"Ausziehen oder zumindest so hinziehen, dass man drankommt. Dran rumfummeln? Ich? Nee. Nicht ich. Das machst du. Ich hol in der Zwischenzeit ..."

"Ich hab sowas noch nie gemacht. Wenn da was zurückbleibt in der Wunde, was ist dann?"

"Dann eitert es raus", sagte ich lakonisch, weil ich dachte, dass ich das schon erklärt hätte.

Brit war verstört. Sie sammelte wohl gerade allen Mut zusammen. "Hast du sowas schon mal gemacht?"

"Ich bin Schmied. Das ist bei uns fast an der Tagesordnung. Nicht immer an solch delikaten Stellen, aber einmal pro Woche fängt einer was ein. Meiner Schwester hab ich auch schon was aus dem Dekolleté geholt. Meinem Altgesellen ..."

"Keine Einzelheiten bitte", winkte Brit ab und mit einem Schwung saß sie mit nacktem Oberkörper in meiner Küche. Meine Vermutung wurde bestätigt. Nahtlose Bräune auf formvollendeten Rundungen, die ohne BH auskamen; und doch Geschenke der Natur, die es verdient hätten, sie aus weichem spitzenbesetzten Stoff allabendlich mit Wonne zu befreien.

"Rück mal da an die Terrassentür", sagte ich so gelangweilt wie möglich, als wäre es das Normalste der Welt, dass halbnackte Schönheiten bei mir in der Küche zuhauf rumsitzen würden.

Mitsamt dem Stuhl positionierte sie sich im Licht.

Ich war derweil zur Schublade gegangen und hatte mein kleines Notbesteck geholt. Länger als ich es eigentlich wollte, sah ich ihr wieder in die Augen. Scham und Angst hielten sich in etwa die Waage. "Nicht erschrecken. Ist kalt und brennt etwas", sagte ich leise und sprühte eine Desinfektionslösung auf die Wunde. Zischend sog sie die Luft ein und eine Gänsehaut überzog ihren Körper. Wie aus dem Nichts reckten sich ihre kleinen Knospen aus den zartrosa Vorhöfen der Brüste empor, als wollten sie noch die letzten Strahlen der durchs Fenster einfallenden Herbstsonne erhaschen. Auf ihren schlanken Armen standen die weißblonden Härchen wie Soldaten. Nur durfte mich das alles nicht interessieren und schon gar nicht ablenken. Trotzdem genoss ich es still für einen Wimpernschlag lang. Anschließend zog ich mir neue Einmalhandschuhe über und desinfizierte auch die Pinzette ordentlich. In der einen Hand eine Lupe in der anderen die Pinzette kniete ich vor dem Mädchen nieder und stütze mich mit den Ellenbogen auf ihre Oberschenkel. "Keine Panik", wirkte ich mit gedämpfter Stimme weiter beruhigend auf sie ein und betrachte die Wunde genauer; einen halben Fingerbreit oberhalb dieses samtenen rosa Kranzes auf dem Gipfel dieses Hügels des Wohlgefallens. "Einigermaßen Glück gehabt", konnte ich ihr selbst erleichtert mitteilen, "es steckt fast senkrecht drin und ich kann es rausziehen. Hier Alena. Sie es dir selbst an", reichte ich ihr die Lupe und rückte ein Stück zur Seite.

"Bleibt da was zurück?" Sorgenvoll blickte mich Brit an.

"Von der Schlacke nichts. Die Stelle sieht später aus, wie eine vergrößerte Pore", erklärte ich ihr. "Wenn es jetzt ein wenig ziept, ist das normal. Das kommt, weil es eingebrannt ist. Keine Sorge", und bevor sie sich innerlich auf den Moment vorbereiten konnte, hatte ich es auch schon herausgezogen. "Halt mir mal deinen Zeigefinger hin", und ich legte ihr den Übeltäter auf die Fingerkuppe; er war etwas größer als ein Sesamkorn. Unsere Blicke trafen sich noch einmal für einen kurzen Moment. Doch nicht so, wie noch vor einer Minute.

"Den hebe ich mir auf", kam es erleichtert, fast beschwingt.

Eine Kontrolle mit der Lupe sorgte auch bei mir für Erleichterung. Keine Überreste.

"Alena, hier ist Salbe und da Pflaster." Ich stand auf und wandte mich ab. Etwas in mir begann, zu arbeiten. Ich wusste nur nicht was. Es war ein warmes und sehr angenehmes Gefühl.

"Warum? Das kannst du doch auch machen", hörte ich Brit sagen. Als ich mich umdrehte, traf mich zum wiederholten Male ihr Blick. Und er war nicht nur erwartungsvoll.

"Hey, langsam Mädchen. Ihr seid zu zweit", ließ ich sie mit deutlichem Nachdruck in der Stimme wissen. In mir schürte es sich langsam zu einem Aufruhr der Sinne und ich musste mich sehr zusammennehmen.

"Glaubst du, ich mach da was draus?" Augenblicklich standen Entsetzen und Vorwurf gleichermaßen in ihrem Gesicht.

"Glauben nicht. Aber ich fass deine Brust nicht an. Entweder deine Schwester oder du selber", erklärte ich sachlich.

Alena kümmerte sich um sie und reichte ihr anschließend das nasse Oberteil. "Na, das war ja ein sehr aufregender und spannender Nachmittag", sagte sie deutlich entspannt, als ihre Schwester wieder verhüllt war.

"Seht zu, dass ihr in trockene Klamotten kommt. Ihr holt euch sonst den Tod", und ich ging schon mal vor, um sie zur Haustür zu begleiten.

"Danke", zwinkerte Brit mir in einem unbeobachteten Moment sehr merkwürdig aber auch irgendwie alles sagend zu.

"Bitte. Keine Ursache. Das nächste Mal kommt ihr aber in Arbeitskleidung", musste ich dann doch schmunzeln. Irgendwie fiel eine Anspannung von mir ab, als der Wagen nicht mehr zu sehen war. Andererseits hatte ich immer noch die wortlosen Gespräche mit Brit im Kopf.

Nach dem Tagesabschluss der Kasse brütete ich im Büro über der Aufgabe, wie ich das morgen alles bewerkstelligen sollte. Kurz hatte ich mit Renate telefoniert. Der Anruf ließ mich nicht unbedingt gelassener werden. Eine Woche war sie krankgeschrieben. Sie war sogar extra beim Notdienst, weil es ihr so schlecht ging. Und sie ging eigentlich erst zum Arzt, wenn sie den Kopf unterm Arm trug. Ich hatte zwei Auftragsarbeiten, die zum kommenden Wochenende fertig sein mussten. Meine Leute schafften das nicht, die hatten andere Sachen zu tun. Und der Blick auf die Uhr verriet mir außerdem, dass ich bald ins Bett musste; fast 21 Uhr. Aber die Sorge um das fehlende Ladenpersonal bereitete mir schon Kopfzerbrechen.

Plötzlich klingelte es an meiner privaten Haustür. Kurz überlegte ich, ob mir eine Verabredung mit einem meiner Kumpels durch die Lappen gegangen war, aber mir fiel niemand ein. Also schlurfte ich müde zur Tür und wollte nicht glauben, wer da vor mir stand. "Brit", versuchte ich einigermaßen gefasst und freudig zu sagen.

"Hallo", kam es eher schüchtern. Aber es schwang auch noch irgendetwas anderes in ihrer Stimme mit; es klang fast ein wenig unheilvoll. "Darf ich?", und sie deutete an, dass sie reinkommen wollte. "Äh ... ja ... öh ... komm rein", stammelte ich und sah verwundert zu, wie sie sich an mir vorbeischlängelte und zielstrebig in die Küche ging. "Was wird dass denn jetzt", fragte ich mich still und schloss kopfschüttelnd die Tür. "Brit, was ist denn los?", wollte ich nun meinerseits wissen, als ich ihr bewusst gegenüber Platz genommen hatte. Ihre gesamte Verfassung war mit einem Wort zu beschreiben: niedergeschmettert.

"Alena und ich haben uns gekracht. Aber so richtig", polterte es ohne eine Sekunde Verzögerung aus ihr heraus.

"Ja und? Was hab ich damit zu tun?", war ich schier erstaunt, dass sie mir das erzählte. Als sie aber sprühte: "Wegen dir natürlich!", musste ich doch im ersten Moment schlucken. "Ah ja?", zog ich verwundert die Augenbrauen hoch, "wegen mir?" Das kam auch für mich sehr überraschend. "Und was kann ich eurer Meinung nach da jetzt dran tun?"

Sie atmete einmal tief durch und dann sprudelte sie plötzlich los. "Wir kommen aus der Nähe von Osnabrück. Im Internet haben wir deine Seite mehr durch Zufall gefunden. Alena ist Goldschmiedin und ich Glasmalerin. Dein Bild war uns irgendwie sympathisch und wir wollten dich einfach mal kennenlernen. Dass das so blöd gelaufen ist, konnten wir ja auch nicht ahnen. Vor ein paar Tagen waren zwei Frauen in deinem Laden. Da sind wir einfach wieder gefahren. Wir dachten, du kannst uns was zeigen, wie man Glas bläst und ob ich damit was anfangen kann, als zweites Standbein oder so. Alena interessiert sich für die Schmiede. Auf dem Weg vorhin in die Ferienwohnung ging der Zoff aus heiterem Himmel los. Sie hatte mich angeschrien, ich hätte dich ja schon fast nuttenhaft angebaggert. Außerdem würde nur sie dich kriegen, wenn du noch zu haben bist. Ich hab ihr gesagt, dass du das ja wohl selbst entscheiden wirst und sie nicht immer meinen muss, dass sie alles bekommt, was sie will. Sie würde ja nur mit den Männern ins Bett wollen und sie dann fallen lassen. Und ein Wort ergab dann das Andere. Meinen letzten Freund hat sie mir auch ausgespannt. Aber nur, weil sie es nicht ertragen hat, dass ich einen habe und sie nicht. Als er sich dann von mir getrennt hatte, hat sie ihn auch abblitzen lassen. Nur, um mich zu ärgern. Das war vor einem halben Jahr. Aber wir haben uns wieder vertragen und dann diesen Urlaub gemeinsam geplant. Nun sind wir gerade mal vier Tage hier und schon haben wir uns wieder in den Haaren. Dabei haben wir drei Wochen gebucht. Stefan, ich halt das nicht mehr aus. Die ewigen Zankereien und der ständige Neid versauen mir den ganzen Urlaub. Sie sagt, ich soll mir doch eine andere Unterkunft suchen, wenn es mir nicht passt; und dass sie die Ferienwohnung schließlich von ihrem Geld bezahlt hat. Dabei habe ich ihr die Hälfte schon überwiesen. Doch sie pocht darauf, dass sie es bezahlt hat, und will mein Geld noch heute zurücküberweisen. Nur, damit sie mich unter Druck setzen kann. Die zieht das auch gnadenlos durch. Zum Glück sind wir mit meinem Wagen gefahren. Mit dem bin ich jetzt auch hier. Und ich hab auch alle meine Sachen mitgenommen. Ein Hotel hab ich auf die Schnelle nicht gefunden. Und jetzt sitz ich hier und weiß nicht weiter."

Ich fühlte mich im ersten Moment, wie vor den Kopf geschlagen. Und dann sah ich, wie erst eine Träne und mit einem Mal kleine Rinnsale über ihre Wangen liefen. "Schöner Mist", rutschte mir so raus und überlegte, was ich nun mit dieser Brit anfangen sollte. Renate war krank und Lea nicht da. Wohin mit einer jungen Frau, die ohne Bleibe ist? Bei mir wäre Platz gewesen, aber ich war auf sowas schlecht bis gar nicht vorbereitet. Kumpels hier übernachten zu lassen war noch nie ein Problem. Die waren robust und rustikal. Aber Brit? Auf einen Versuch musste ich es trotzdem ankommen lassen. "Ich hab zwar ein Gästezimmer, aber das ist recht spartanisch. Und ein extra Bad kann ich dir auch nicht anbieten. Ich kann dir das Telefonbuch geben. Dann kannst du ja mal in der Umgebung die Hotels anrufen", bot ich alternativ an.

"Hab ich ja schon", heulte sie und schniefte, "aber die verlangen Preise, die ich nicht bezahlen kann. Über hundert Euro die Nacht wollen die haben; und das ist nicht drin."

Irgendwie hatte ich Mitleid. "Was nun?", aber die Antwort auf diese Frage überließ ich ihr besser.

"Am besten, ich fahre einfach nach Hause. Soll Alena doch sehen, wie sie ohne Wagen zurechtkommt", reagierte sie bockig und schnäuzte sich.

"Mal halblang", bremste ich sie, "in dem Zustand sollte man nicht mehr so weit fahren. Wie gesagt, ich hab nicht viel anzubieten. Das hier ist ein Junggesellenhaushalt. Meine Haushaltshilfe kommt einmal in der Woche. Ich hab dafür keine Zeit und auch keine Hand."

"Besser, als im Auto zu schlafen", lächelte sie und ein kleiner Hoffnungsschimmer leuchtete in ihren Augen.

"Na gut. Dann komm mit rauf. Guck es dir aber erst an, bevor wir alles hochtragen", sagte ich sehr bestimmt und ging vor. "Mein Tag beginnt auch schon früh. Um fünf Uhr", ließ ich sie ebenfalls gleich wissen. "Gegen sieben beginnt die Werkstatt - und auch die Schmiede."

"Kein Problem", kam es eher nur leise, doch ich konnte in ihrem Ausdruck lesen, dass es doch eines war. Sie indes wollte nur raus aus dem Zoff. Und das auch unter solchen Umständen.

"Ich wollte es nur gesagt haben", betonte ich trotzdem noch einmal.

Nach kurzer Begutachtung schleppten wir ihre Habseligkeiten in das Zimmer und gingen nochmals in die Küche. Dort erklärte ich ihr, dass sie sich um mich nicht kümmern müsste. Ich würde mich auch nicht um sie sorgen können. Kurz zeigte ich ihr, wo sie was finden konnte, wenn sie morgen frühstücken wollte, und dass sie dann alles in die Spülmaschine einzuräumen hatte. Und plötzlich schoss mir eine Idee durch den Kopf. "Eigentlich kommst ja wie gerufen", und legte ihr meine Misere mit Renate und Lea in kurzen Sätzen dar. "Wenn du mir da ein wenig Unterstützung leisten kannst, wäre das ausgesprochen großzügig."

Ihre Miene erhellte sich schlagartig. "Natürlich!", kam es, ohne einen Moment zu zögern. "Wann öffnet ihr denn?", wollte sie auch sofort wissen.

"Um neun; und dann bis halb eins. Dann nochmals von zwei bis sechs."

"Das mach ich", sie wirkte wie ausgewechselt.

Es war fast zehn. Ich musste ins Bett. "Wenn du noch fernsehen willst, dann ..."

"Danke, nein. Ich hab ein Buch dabei. Außerdem bin ich müde, wenn ich ehrlich bin."

Das brauchte sie nicht betonen. Sie sah nicht nur das aus, sondern richtiggehend fertig. Ich war auch schlafbedürftig. Als ich im Bett lag, kamen mir mit einem Male die aberwitzigsten Gedanken. Völliger Blödsinn und total abwegig. Obwohl nun eine junge Frau im Haus war, schlief ich trotzdem ein. Lea hatte ja auch schon ein paar Male hier geschlafen, wenn es nach der Inventur oder einer spontanen Sommerparty spät geworden war. Daher war mir das nicht ganz so fremd. Nur lag ein paar Wände weiter eben nicht Lea.

Als um kurz nach fünf der Wecker mich aus dem Schlaf holte, rauschte im Bad das Wasser. Also schlurfte ich nach unten, um Kaffee anzusetzen und auf Klo zu gehen. Bei meinem Weg durch die Küche haute es mich fast aus den Latschen. Der Tisch war gedeckt, ein Frühstücksei sogar, und Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee zog mir in die Nase. Ich wollte es erst nicht glauben; und doch sah ich es mit eigenen Augen. "Die hat nen Knall", dachte ich gerade so, als sie fix und fertig angezogen in die Küche kam. Ihr "Guten Morgen", lächelte sie mir in einer Frische entgegen, dass es mir um mein Morgenmuffeldasein erstmals im Leben peinlich war. "Morgen", versuchte ich einigermaßen entspannt und ausgeschlafen zu sagen, aber es blieb nur ein Versuch.

"Na, ist wohl doch zu früh für dich", lachte sie ein wenig keck. "Das Bad ist frei", nickte sie in Richtung der Tür.

"Mhm", murrte ich immer noch müde und schlurfte wieder zurück. An meinem morgendlichen Rhythmus konnte auch Brit nichts ändern und ich saß um meine Uhrzeit am Tisch. "Warum bist du so früh hoch?", musste ich dann aber doch fragen.

"Warum nicht?", und sie wirkt ein wenig verlegen. "Vielleicht, um ... ach, weiß auch nicht." Plötzlich schoss ihr die Röte ins Gesicht.

Ich dachte mir einfach meinen Teil und sortierte meine Gedanken für den Tag. "Was willst du machen, bis der Laden aufmacht?", interessierte es mich, nun schon wacher.

"Bügeln?", zuckte sie mit den Schultern und sah mich fragend an. "Genug Wannen stehen ja im Flur oben rum", stellte sie treffsicher fest. Wie selbstverständlich goss sie mir Kaffee in den Becher.

Das ging meiner Meinung nach doch etwas zu weit. "Willst du hier die Hausfrau spielen?"

Meine Frage war wohl etwas zu vorwurfsvoll gestellt, denn mit weit aufgerissenen Augen starrte sie mich mit einem Male verängstigt an. "Nein!", kam es so bange, als hätte ich sie bedroht.

Besänftigend strich ich ihr kurz über den Handrücken. "Entschuldige. Das war nicht so gemeint. Lass uns frühstücken", versuchte ich die Situation zu entspannen.

Während wir aßen, hingen wir unseren Gedanken nach. Es war schon ein komisches Gefühl, morgens nicht allein am Tisch zu sitzen.

Es war auch lange her, dass Renate und ich gemeinsam um diese Uhrzeit hier saßen. Ich versuchte mich zu erinnern; das musste bestimmt fünf Jahre her sein. Die Große war nun vier und die Kleine zweieinhalb. Süße Mädels.

Ich schielte auch ab und zu zu Brit rüber. Sie schien ebenfalls weiter weg zu sein. Versonnen starrte sie schon eine Zeit lang die Wurst an. Eine ausgesprochen hübsche, nein, bezaubernde junge Dame. Die Haare zu einem flüchtigen Wirbel hochgesteckt, ein paar Strähnchen hingen in kleinen Spiralen an den Schläfen herab. Milde Züge und wache braune Augen, an denen ich mich nicht sattsehen konnte. Ihre feinsinnige und liebevolle Art konnte ich in ihrem Gesicht ablesen. Zierliche Augenbrauen, fast weißblond ausgeblichen. Eine schmale, ein wenig spitz zulaufende Nase, zartrosa weich geschwungene Lippen. Wenn sie lächelte oder lachte, zierten ihre Wangen kleine Grübchen. Ihr schlanker Hals ließ das Muskelspiel erkennen. Schmale Schultern, die bei mir eine Art Beschützerinstinkt auslösten. Feingliedrige Finger, denen ich zutraute, dass sie sehr zärtlich sein konnten. So wie ich es ihr überhaupt zutraute, fürsorglich und anschmiegsam zu sein. Ich schreckte aus meinen eigenen Fantasien hoch.

"Was ist?" Brit zuckte auch kurz zusammen und wirkte irritiert.

Ich fühlte mich, als sei ich in eine Falle geraten. Ich konnte ihr ja wohl unmöglich meine Gedanken preisgeben. "Ach, nix besonderes", versuchte ich noch halb abwesend zu sagen.

Doch die weibliche Intuition war selbst um diese Uhrzeit anscheinend schon auf und vor allem - hellwach. "Sicher?", traf es mich mit einem Augenaufschlag, der mich verunsicherte.

Ich ging nicht weiter darauf ein, weil ich um diese Zeit keine Lust hatte, ihr Rede und Antwort zu stehen. Sie war mein Gast und ich hier zu Hause. Redete ich mir zumindest ein.

"Ich hab's trotzdem gesehen", sagte sie nach einer ganzen Weile halblaut.

"Wie? Was?", holte sie mich zurück. Meine Gedanken waren in den vergangenen Minuten tatsächlich beim Tagesablauf gewesen. Jetzt wusste ich im ersten Moment gar nicht, was sie wollte.

"Ich hab's gesehen", wiederholte sie nur.

"Was?", ich war mir keiner Schuld bewusst.

"Na ja, deine Blicke", und ihre Wangen bekamen wieder diese niedliche rosa Färbung.

Ich schluckte. "Frauen!", schoss es mir durch den Kopf und fühlte mich das zweite Mal an diesem Morgen nicht sonderlich wohl in meiner Haut. Entweder war ich total aus der Übung oder ein Vollidiot. Wohl eher ein Trottel. Außer "Schlimm?" fiel mir auch nichts Passendes ein.

Sie lächelte. Sie lächelte mich einfach an, legte mir ihre Hand kurz auf meinen Handrücken und schüttelte nur ganz sachte den Kopf und ließ mich wieder los. Was hätte ich in dem Moment gegeben, ihre Hand noch eine kleine Weile länger spüren zu dürfen.

Irgendwie schämte ich mich ein wenig, sie heimlich betrachtet zu haben. Andererseits genoss ich ihre Anwesenheit und natürliche Schönheit. Ich mochte sie einfach gern anschauen. Warum also nur verstohlen? Warum nicht einfach so? Ich tat es einfach. Was war schon dabei? Sie beantwortete meinen Blick. So wie ich die ihren, erforschte sie meine Augen. Bildete ich es mir etwa nur ein? Doch dann legte sie wieder ihre Hand zurück auf meine. Diesmal ganz weich. Sie strich mir sanft über meine raue Haut. Es war keine Fantasie, wir näherten uns an und dann waren wir dicht voreinander. Ein letzter fragender Blick von uns räumte letzte Zweifel für diesen Moment aus. Sie schloss die Augen. Nur eben berührten sich unsere Lippen. Ich war wie elektrisiert. Und doch schenkte sie mir einen zarten Augenblick.

Wieder sahen uns wieder an. Diesmal anders. Ihre braunen Seelenfenster glänzten im Schein der Lampe.

Ein lautes Krachen beendete abrupt unseren Hauch einer Zärtlichkeit.

"Die Werkstatttür", sagte ich leise, "mein Altgeselle. Kurt Friedrichs. Nicht erschrecken, wenn er gleich reingepoltert kommt", konnte ich noch erklären, als die Tür aufging und sein bassiges "Moin" wie eine hohle Bowlingkugel durch den Raum rollte. "Moin", antwortete ich, doch Kurt blieb wie angewurzelt in der Tür stehen. Er starrte Brit an, als würde E.T. persönlich bei mir am Tisch sitzen.

Mit heftigem Kopfschütteln glotzte er mich blöd an und blubberte: "Ich komm noch mal rein", weg war er; aber nur kurz, um nochmals die Tür ganz vorsichtig aufzumachen und um die Ecke zu schielen. "Moin", flüsterte er jetzt nur noch.

"Blöder Clown, du", lachte ich ihn an. "Brit, der ist so. Mach dir nichts draus. Wenn der erst mal seine zehn Kilo in der Hand hat, kann man mit ihm auch reden", grinste ich dreist in seine Richtung.

"Sach an", und er sah uns wechselnd irgendwie irritiert aber auch ebenso amüsiert an. "Du? Um die Uhrzeit? Mit ner Frau? Mit ner hübschen Deern sogar?", zog er die Worte in seiner besten Hamburger Manier durch die Küche.

"Kurt, halt die Klappe", ordnete ich mit leicht gelangweilter Oberlehrerhaftigkeit an. "Hol dir nen Kaffee und setz dich hin. Mach das, was du jeden Morgen machst. Hier sitzen, Kaffee trinken und mir komprimiert den Inhalt der Bildzeitung erzählen. Mach alles so, wie jeden Morgen. Geht das wohl?"

Er grinste wie ein Honigkuchenpferd. "Kloor. Dat lett sik maken."

Es dauerte nicht lange und meine Mannschaft war versammelt. Kurt setzte noch die obligatorische Kanne Kaffee auf und alle warteten gespannt, dass ich nun was von mir gab. "Darf ich vorstellen? Sie ist Brit. Renate ist krank und fällt bis wenigstens kommenden Samstag aus. Lea hat Urlaub und ist seit zwei Tagen bereits auf Korsika. Also hab ich sie gestern in einer Art Eileinstellung engagiert." Ich konnte sehen, wie ihr Tonnen Steine vom Herzen fielen. "Brit ist Glasmalerin, kommt aus Osnabrück und macht hier eigentlich Urlaub", fügte ich nur der Wahrheit wegen an.

Allein die Tatsache, dass sie so halb vom Fach war, ließ die Gesichter sofort wesentlich entspannter aussehen. Meine Mannschaft stellte sich selbst vor und ich räumte währenddessen den Tisch ab. "So! Mädels, Jungs, ich bezahl euch nicht fürs Quatschen. Und ab", wie jeden Morgen scheuchte ich sie aus der Küche, wenn ich meine Tagesplanung an diesem Tisch komplettierte. Nur Brit bekam ich da nicht unter. Sie konnte eigentlich noch bis wenigstens Viertel vor neun ausruhen oder lesen. Ich musste um acht los zur Bank und Wechselgeld holen. Noch hatte ich über eine Stunde Zeit, meinen Bürokram zu machen.

"Danke", sagte sie leise, stand auf und gab mir einfach so ein Küsschen auf die Wange. Auf meine Nachfrage, was sie jetzt machen wollte, lächelte sie einfach entwaffnend und sagte: "Bügeln."

Ich konnte nicht anders, ich musste lachen. "Dann mach, wenn es deine Erfüllung ist."

Der Tag flog buchstäblich dahin.

Einmal nur musste ich mit in den Verkaufsraum und ihr bei einer Beratung zur Seite stehen. Die restliche Zeit hatte sie alles allein bewerkstelligt. Selbst als ich zum Mittag in die Küche kam, hatte sie irgendwie und irgendwann Essen gekocht. Aber nicht nur für zwei Personen. Die ganze Belegschaft wurde kurzerhand abgefüttert. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Selbst der Tagesabschluss der Kasse lag vorbereitet auf dem Tresen.

Abends saßen wir recht abgekämpft im Wohnzimmer. "Na?", fragte ich, "schaffst du das wohl die eine Woche?"

"Warum nicht? Das ist zwar was ganz anderes, aber es macht mir wirklich viel Spaß." Ihre Antwort kam sehr ehrlich bei mir an.

"Warum meldet sich deine Schwester eigentlich nicht", das hatte ich schon den ganzen Nachmittag vor, sie zu fragen.

Als hätte ich bei ihr einen Schalter umgelegt, verlor ihr Gesicht jegliche Freude. "Sie hat mich auf dem Handy angerufen. Und sie ist stinksauer, weil ich den Wagen habe. Aber das Geld konnte sie mir nicht überweisen, weil sie ihre Unterlagen fürs Onlinebanking natürlich nicht dabei hat. Wie es weitergeht, weiß ich auch noch nicht." Sie sah nicht nur besorgt aus. "Ich hab irgendwie Angst vor ihr." Und bei diesem Satz konnte ich es auch sehen.

"Brit, ihr seid immerhin Schwestern. Da gibt es auch in dem Alter manchmal Streit", versuchte ich einigermaßen besonnen zu sagen. "Meine Schwester und ich sind auch nicht immer einer Meinung. Das ist normal."

"Ja, das sagst du. Aber wir wohnen auch zu Hause in einer WG zusammen. Und sie hat mir Sachen an den Kopf geworfen ... ich weiß nicht, wie ... ", und wieder rollte eine erste Träne.

"Gibst du mir mal bitte dein Telefon?", bat ich ruhig. Auch wenn mich das im Normalfall nichts anging, hier wollte ich versuchen, als eine Art Mentor einzuschreiten. Wortlos reichte sie mir das Handy. Aus der Anruferliste fischte ich mir den Namen raus und rief an.

"Na du blöde Schnepfe. Komm gefälligst wieder her", keifte es mir aus dem Apparat entgegen.

"Guten Abend", sagte ich betont ruhig und entspannt. Wie erwartet, blieb es still auf der anderen Seite. "Ich denke, wir sollten uns mal in Ruhe unterhalten", redete ich in meiner gewählten Art weiter, "denn so ist das keine Basis."

Alena hatte sich wohl von diesem kleinen Schock erholt, denn sie giftete sofort los: "Die kann mich hier aber nicht einfach sitzen lassen. Die hat gefälligst ..."

"Gar nichts hat sie gefälligst", schnitt ich ihr das Wort ab. "Denn so, wie du redest, ist es eher Gossensprache. Bitte sage mir aus deiner Sicht, was zwischen euch vorgefallen ist. Deine Schwester ist dabei völlig egal. Ich will deine Meinung. Die aber sachlich. Bitte", forderte ich sie mit Bestimmtheit auf.

Was sie mir dann erzählte war im Prinzip nichts Neues. Nur eben aus der anderen Perspektive. Die ganze Vorgeschichte mit dem Freund erfuhr ich auch am Rande. Zwar gingen da die Ansichten auseinander, aber ich konnte mir mein Bild machen. Als Alena mit ihren teilweise trotzdem beleidigenden Äußerungen und Erklärungen am Ende war, wollte ich wissen: "Wem von euch gehört denn der Wagen?"

"Ihr. Ich hab kein Auto. Ich brauch auch keins. Ich hab noch nicht mal einen Führerschein. Trotzdem ist das unfair", zickte sie immer noch.

"In gewisser Weise ist das von Brit unfair, ja. Aber sie ist dir aus dem Weg gegangen. Bezeichnend war für mich auch schon, wie du dich am Telefon gemeldet hast. Klar, du bist sauer. Aber du kannst nicht einfach über die Menschen bestimmen wollen, wie es dir in den Kram passt. Weder über deine Schwester und schon gar nicht über mich. Für deine Schwester ist der Urlaub eh gelaufen. Du hast die Wohnung wahrscheinlich für den Rest der Zeit sowieso für dich. Da ich weiß, wo die Wohnung liegt, kann ich dir sagen, dass dort alle 20 Minuten ein Bus fährt. Zwar nicht bis spät in die Nacht, aber du kannst fast überall hinkommen. Von meiner Werkstatt und dem Laden hältst du dich besser fern. Ihr solltet euch beide erst mal runterkühlen. Und komm nicht auf die Idee, irgendwelchen Blödsinn anzustellen. Du bist erwachsen, also verhalte dich auch so. In den nächsten Tagen melde ich mich wieder. Solange ist Brits Telefon aus. Gute Nacht," beendete ich das Telefonat, ohne auch nur noch eine Silbe von ihr hören zu wollen. Wie angekündigt, schaltete ich das Handy aus. "Hier. Die wird hoffentlich in sich gehen", reichte ich es ihr zurück.

"Ich glaube nicht", schniefte sie leise. "Die bringt es fertig und fährt mit der Bahn nach Hause und schmeißt alle meine Sachen weg." Wie ein Häufchen Elend hockte sie da.

"Na komm! Nun geht deine Fantasie aber wirklich mit dir durch."

"Nee, ganz bestimmt nicht!", und bei diesem Satz bekam sie einen kalten Blick, der nichts Gutes erahnen ließ. "Vor Wut hat sie schon mal mein Notebook genommen und es auf den Boden krachen lassen. Nur, weil sie ihren Willen nicht gekriegt hat. Ich hatte noch nicht mal was damit zu tun."

"Scheiße", rutschte es mir raus und ich begann, meine Gedanken neu zu sortieren. "Warte eben", und holte mein Telefon aus dem Büro. "Bist du sicher, dass sie das fertigbringt? Ganz sicher?"

Die Angst stand nicht nur in ihren Augen, als sie zaghaft nickte.

"Und es kann nicht sein, dass ..."

"Die überfällt die blinde Raserei", heulte sie plötzlich los. "Ich fürchte mich vor ihr, Stefan. Ich hab echt Angst."

Noch war ich einigermaßen wach, und mit ein paar Tassen Kaffee würde das auch noch besser werden. Nachdenklich knetete ich mein Kinn und meinte: "Ich lege dir jetzt einfach mal meine Überlegungen aus. Ich glaube dir. Aber wir wissen nicht ob, und wenn, wann es außer Kontrolle gerät. Es gibt derzeit wenig Möglichkeiten, dein Hab und Gut zuretten. Außer, ich organisiere jetzt ein paar Sachen und wir fahren in einer Stunde mit dem Firmensprinter los. Dann könnten wir mitten in der Nacht in Osnabrück sein. Wir könnten ein paar Stunden schlafen und dann deine Sachen aus der Wohnung schaffen. Was hast du überhaupt?", fiel mir zum Glück noch ein.

"Mein Zimmer. Bett, Schrank. Eben, was in einem Zimmer so drin ist. Der Rest gehört Alena. Ich hab ein Zimmer, sie zwei. Bad und Küche ist nicht viel. Aber wo willst du damit hin?"

"Tja, das ist eben das Problem", stöhnte ich weiter grübelnd und schlug das vor, was mir so spontan in den Sinn kam: "Nachbarn? Deine Eltern? Oder ..."

"Vergiss die Nachbarn", schluchzte sie verzweifelt, "und unsere Eltern wohnen in Passau."

"Was ist denn wirklich wichtig von dem, was du hast." Jetzt wollte ich es genau wissen.

"Meine Anziehsachen, Notebook und Drucker. Bettzeug. Um die Matratze wäre es schade. Die ist fast neu", und sie zählte die Liste weiter auf.

Ich änderte meinen Plan. "Brit, nun beruhige dich doch erst mal. Alena wird noch schmollen - oder zur Besinnung kommen. Jedenfalls fährt heute kein Bus mehr bei ihr. Eine Taxe kostet bis nach Eutin wenigstens 80 Euro. Wir machen Folgendes. Wir fahren morgen früh zu deiner Schwester. Aber mit meinem Wagen. Dann werde ich sie mir noch mal Aug in Aug zur Brust nehmen. Sollten wir sie morgen nicht antreffen, können wir mit dem Wagen los und sehen, was wir retten können. Jetzt noch aufbrechen, nur auf einen Verdacht hin, ist mir zu wage. Reicht das für dich?" Ich vermutete, ihr war in dieser Situation alles recht. Verstört kauerte sie mit angezogenen Beinen im Sessel und rieb fröstelnd über ihre Arme. "Komm, Brit, lassen wir es nicht zu spät werden. Morgen der Tag kann lange dauern."

Nach dem Frühstück erklärte ich meinen Angestellten die veränderte Situation. Stefanie würde sich um den Laden kümmern. Die anderen hatten ihre Aufgaben. Gegen neun fuhren wir los und trafen Alena an, als sie gerade den Tisch abräumen wollte.

"Da bist du ja endlich!" Wie eine speiende Cobra fuhr sie ihre Schwester ohne ein freundliches Wort einer Begrüßung an.

"Brit. Du gehst bitte sofort wieder in den Wagen!", ordnete ich an und trat ohne Einladung in die Wohnung, schob Alena einfach auch hinein und schloss die Tür. "So, jetzt reden wir mal Tacheles", drückte ich sie auf ihren Stuhl am Frühstückstisch. "Wie du mit deiner Schwester umgehst, ist nicht normal. Hast du irgendein Problem?"

"Die brauch jemanden, der ihr sagt, wo es langgeht. Die kann doch nix alleine."

"Das ist nicht DIE sondern immer noch Brit. Klar?", wurde ich jetzt laut. "Dann lass mich mal hören, was sie nicht kann."

"Ach, Brit ist nur lieb. Solange es Hausarbeit ist oder um ihre Glasmalerei geht, klappt alles. Den Rest muss ich machen. Da kommt sie mit nichts zurecht. Dann muss ich immer alles für sie machen. Sowas eben alles", maulte sie mürrisch und sprühte schon fast wieder zornig.

"Also ein blondes Dummerchen in deinen Augen", provozierte ich sie direkt.

"Ich bin auch blond. Aber nicht doof", rechtfertigte sie sich.

"Ich hab nicht gesagt doof, sondern dumm", stelle ich klar.

"Nee, aber ...", wollte sie gerade wieder explodieren.

"Hör zu, Alena", erstickte ich ihren Ausbruch im Keim, "ihr seid beide auf hundertachtzig. Jede für sich. Ich halte es wirklich für eine gute Lösung, wenn du dich hier wieder auf ein Normalmaß runterschraubst. Brit kühle ich bei mir ab. Mit Arbeit. Wenn ihr euch jetzt zusammen aussprechen wollt, wird alles nur noch schlimmer. Lasst euch drei oder vier Tage Zeit. Die Andere nicht sehen und nicht hören. Auch möglichst nicht an sie denken. Mach einfach dein Ding; was auch immer du machen willst. Du bist hier einigermaßen mobil und kommst überall hin. Ich biete dir auch an, dass wir beide zusammen einen Tag lang irgendwo hinfahren. Ich will nichts von dir und auch nichts von Brit. Kannst du dir vorstellen, dass es etwas Ruhe in die Sache bringt, bevor wir uns dann zu dritt an einen Tisch setzen?" Ich hatte sie zwar bevormundet, aber es erschien mir momentan die einzige Möglichkeit zu sein, sie irgendwie miteinander zu versöhnen. Aber ich hatte sie belogen. Doch ich musste diese Notlüge benutzen.

"Ja", antwortete sie kleinlaut. "Ja. Ich denke, das ist eine gute Idee."

Ich versuchte ihr in die Augen zu sehen, sie wich jedoch aus. Darum hakte ich nochmals nach: "Alena. Wirklich? Und du versprichst mir, keinen Blödsinn anzustellen?"

"Ja", aber meinem Blick hielt sie immer noch nicht stand.

"Gut. Dann fahre ich jetzt wieder zurück und wir treffen uns am Samstag. Ich hole dich ab. Wenn du vorher mit mir reden willst, ist hier meine Mobilnummer." Zum Abschied reichte ich ihr die Hand, doch sie ging nur widerwillig darauf ein.

"Wir fahren", sagte ich fest überzeugt, als ich zu Brit in den Wagen stieg.

"Wohin?" Sie hatte sich noch nicht beruhigt, wirkte verstört und ängstlich.

"Nach Osnabrück. Ich traue ihr keinen Meter über den Weg. Entschuldige, wenn ich das so sage, aber sie ist mir nicht geheuer. Hast du deine Schlüssel dabei?"

"Ja, ich hab alles. Aber was ist mit deiner Arbeit? Das geht doch vor", sorgte sie sich.

"Zerbrich dir nicht meinen Kopf. Ich kann auch noch abends arbeiten. Ich störe höchstens nur dich, doch damit musst du dann mal ein paar Tage leben. Mach dir lieber Gedanken, wo in deiner Nähe ein Baumarkt ist. Wir brauchen Umzugskartons. Du kannst deine persönlichen Sachen alle hier reinkriegen, davon bin ich überzeugt. Auf deine Möbel musst du dann mal verzichten", legte ich ihr weiter aus, während ich zielstrebig die Autobahn ansteuerte.

Viel redeten wir nicht mehr, obwohl die Fahrt lang war. Glücklicherweise floss der Verkehr auch in den Baustellen zügig. Am Zielort loste sie mich direkt vor einen Heimwerkermarkt und wir erstanden ein Zehnerpack Kartons. Noch auf dem Parkplatz baute ich den Wagen zu einem geräumigen Lastesel um. Wenige Handgriffe, und die drei Einzelsitze waren weggeklappt.

Eine recht freundliche Wohnung erwartete mich. Dass hier nur Mädchen lebten, sah sogar ich auf den ersten Blick. Geschmackvoll und über all verspielte Dekoration. Doch ich konnte es nicht genießen und trieb Brit zur Eile an. Ich hatte keine Begründung; einfach das, was man bezeichnete, es im Urin zu haben. Während sie besonnen und doch zügig packte, schleppte ich die Matratze ins Auto. Bei etwas über zwei Meter Ladelänge in meinem SUV war das zum Glück kein Problem. Vorsichtshalber spannte ich das Gepäcknetz hinter den Vordersitzen und konnte die ersten Kartons runterwuchten. Schlag auf Schlag ging es zügig voran. Nach etwas über einer Stunde standen nur noch die Möbel im Zimmer.

Ich musste an meinen Ausdruck "Dummerchen" denken. Dabei war sie wirklich lieb. Das sagte ja auch ihre Schwester; meinte das aber sicherlich nicht so, wie ich es empfand. Brit war intelligent, stets um andere besorgt und lieb; sich selbst hielt sie zurück. Dazu war sie einfach das, was ich mir unter meiner Traumfrau immer vorgestellt hatte. Nicht nur an den Äußerlichkeiten machte ich das fest. Wenn sie in meiner Nähe war, war es irgendwie ein wenig wärmer.

Ich schleppte weiter Kartons und suchte einen Weg, ihr etwas Freundliches zu sagen, aber in der Situation konnte ich es nicht. Es kam mir jedoch dann vor, sie auszunutzen oder die Situation auszunutzen. Vielleicht ergab sich ja eine Möglichkeit in ein paar Tagen, wenn etwas Ruhe eingekehrt war. Ihre letzten Teile verschwanden im letzen Karton. Maßarbeit. Noch zwei Klappkörbe mit etwas persönlicher Deko und sie war fertig. Sprichwörtlich.

"Das hab ich mir gedacht", keifte eine bekannte Stimme hinter mir, als ich gerade die Kofferraumklappe zumachte. "Heimlich die Bude leerräumen!"

"Moment", stellte ich mich ihr in den Weg, "du hast mir versprochen, keine Sachen zu machen. Aber du konntest mir ja noch nicht einmal in die Augen sehen. Darum bin ich mit Brit los. Und wie ich sehe, hat mich mein Gefühl nicht getäuscht."

"Ich bin nur los, weil sie mir in der Werkstatt sagten, du wärst den ganzen Tag weg. Und Brit wäre mit dir weg. Da gab es nur diese eine Möglichkeit", schrie sie mich zornig an.

Aus ihrer Handtasche lugte eine Ecke der Fahrkarte. Ehe sie auch nur reagieren konnte, hielt ich das Stück in der Hand. "Und was ist das?", zielsicher zeigte ich auf das Verkaufsdatum. "Gestern!", schnaubte ich wütend, "gestern hast du dir schon die Karte gekauft und wolltest uns heute in Sicherheit wiegen. Hinterlistig und heimtückisch bist du. Berechnend. Deswegen konntest du mir heute auch nicht in die Augen sehen und mir nicht wirklich die Hand geben. Alena, das war's ja dann wohl." Abfällig warf ich die Karte zu Boden und drehte mich um.

"Bleib hier, du Miststück", zeterte sie schreiend, griff augenblicklich nach Brit und zerrte an ihr herum.

Jetzt platzte mir der Kragen. Auch wenn ich bisher meine Kräfte gut im Zaum hatte, ein Schmid konnte nicht nur zuschlagen. Der konnte auch beherzt zupacken. Und ich packte zu. Während ich Alena auf Abstand hielt, flüchtete Brit ins Auto. Noch ein letztes Mal nahm ich mir dieses Scheusal ganz dicht vor Augen: "Ein Ton noch oder eine Handbewegung gegen deine Schwester oder mich und du wirst es bitter bereuen!", knurrte ich sie leise an, "sehr bitter. Und wage es ja nicht, irgendwelche Sachen von ihr anzufassen!" Ich stieß sie von mir weg und stieg ebenfalls zügig ein. Der Fausthieb, der mein Auto treffen sollte, schlug ins Leere.

Ich fuhr einfach drauf los. Neben mir saß ein heulender und völlig aufgelöster Engel. Doch noch musste ich zusehen, außer Reichweite zu kommen. Ein paar Straßenecken reichten da nicht aus. Stur folgte ich den Anweisungen meines Navigationssystems. Rauf auf die Autobahn und sofort den erst besten Parkplatz wieder runter. Ich schoss aus dem Auto und zerrte Brit fast heraus. Ich musste sie in die Arme nehmen, ihr Halt und Geborgenheit geben. Ihr einfach zeigen, dass nun alles in ihr zur Ruhe kommen konnte. Sie hatte ein Teil ihres Lebens dagelassen. Aber das waren nur Sachen. Ihre Seele, die musste jetzt lernen, dass diese Tyrannei ein Ende hatte. Nur sehr langsam fand sie ihr Gleichgewicht. Wortlos standen wir die ganze Zeit da. Und ebenso schweigsam stiegen wir auch wieder ein. Vielleicht ahnte sie ja, was ich für sie empfand. Sie jetzt aber auch noch damit zu überschütten, das konnte ich nicht.

Als wir bestimmt schon über hundert Kilometer gefahren waren, kam ein ganz leises "Danke" bei mir an. Ich sah kurz zur Seite und ich sah meine Brit lächeln. Seit geraumer Zeit stumm und dann dieses liebe Lächeln. Ich tastete nach ihrer Hand und führte sie zu meinem Mund. Auf jede Fingerkuppe gab ich ihr einen kleinen Kuss. Worte traute ich mich nicht, zu sagen.

Sie war ruhiger geworden. "Aber was mache ich mit meiner Arbeit?", fragte sie mit einem Male unvermittelt. "Irgendwann ist doch mein Urlaub zu Ende."

"Tja Brit", wie sollte ich ihr helfen? "Lass doch jetzt einfach die Zeit ins Land gehen. Mach dir doch nicht schon wieder neue Gedanken", riet ich ihr und tastete noch einmal nach ihrer Hand. "Wie sieht es aus mit einem Kaffee und einem Happen essen? Da vorn kommt eine Raststätte", mir knurrte wirklich der Magen und erste Müdigkeit setzte nach all der Anspannung auch ein.

"Oh ja. Was essen wäre nicht verkehrt."

Wir fuhren raus. Einen Moment saßen wir noch schweigend im Wagen und sahen uns an. Braune Augen, die unermessliche Wärme und Güte ausstrahlten, erforschten mein Gesicht. Suchten sie etwas darin? Als würden wir uns ohne Worte verstehen, stiegen wir beide aus. Ich war mir nicht sicher, ob ich es durfte, doch ich wollte ihr wenigstens zeigen, dass ich mich als ihre Stütze anbot. Zart aber bestimmt ergriff ich wieder ihre Hand und drückte sie sanft.

Plötzlich blieb sie stehen und hielt mich schweigend zurück. Wieder sah sie mich mit diesem Blick an, der mich so tief berührte. "Ich mag dich, Stefan."

Sie sagte diese Worte mit einer Zärtlichkeit, dass es mir die Sprache raubte. Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten. Nur ein Schritt und ich stand dicht vor ihr. Wir wussten es beide in diesem Moment. Es war nicht nur ein Mögen. Aber wir hatten vielleicht noch Scheu, es uns zu sagen. Ob es daran lag, dass wir uns erst so kurz kannten? Wir uns sicher waren, es aber doch für eigentlich unmöglich hielten nach so kurzer Zeit? Vorsichtig schloss ich sie in meine Arme. Sie aber klammerte sich fast an mich. Mir war klar, dass das alles noch in ihr arbeitete. Aber das war es nicht allein. Wir sahen uns noch einmal kurz an und unsere Lippen verschmolzen.

Kurz bevor wir wieder einstiegen, umarmte ich sie noch einmal, diesmal fester. Ich war mir sicher. Es war keine Liebelei, kein Mitleid, kein Beschützerinstinkt. Sie schaute mich abwartend, aber auch immer noch ein wenig verängstigt an. Ich zögerte und doch musste ich es ihr jetzt sagen. "Brit, ich mag dich nicht nur. Ich habe mich ... verliebt ... in dich", und verschloss ihren sinnlichen Mund mit einem weichen Kuss.

Als wären wir eins geworden, standen wir eng beieinander. Nur sehr langsam versiegten ihre Tränen. Doch wir ließen uns nicht los, küssten uns wieder und wieder.

Brit sog erbebend die Luft ein und blickte mich innig verliebt an. "Ich hab dich auch sehr lieb, Stefan. Lass uns weiter fahren", sie stockte kurz und ihre Augen verrieten wieder etwas Unsicherheit. Trotzdem sagte sie leise: "Lass uns nach Hause fahren, Stefan."

Ich musste schmunzeln, aber ich fühlte, dass es mein zu Hause ist und das ihre werden konnte, wenn sie die zurückliegende Zeit verarbeitet hatte. "Brit, du bist Willkommen", ließ ich sie weich wissen und öffnete die Tür, um sie einsteigen zu lassen.

Noch lagen einige Kilometer und sicherlich anderthalb Stunden vor uns. Sie war aber immer noch sehr schweigsam. Ab und an sah ich zu ihr, doch sie wirkte fast ein wenig verträumt. Hin und wieder trafen sich unsere Blicke. Irgendwann war ihr Kopf ein wenig zur Seite geneigt und sie eingeschlafen. Ein friedliches Bild. Und selbst jetzt noch strahlte sie Sanftmut und Wärme aus. Ich hatte es nicht mehr eilig und klemmte mich kurz vor Lübeck einfach hinter einen LKW. Wir kamen sowieso erst nach Ladenschluss zu Hause an. Ich stockte bei dem Satz; "zu Hause", holte ich es mir noch einmal ins Bewusstsein. "Wir werden zu Hause sein", dieser Satz hämmerte plötzlich in meinem Schädel.

Sehr behutsam fuhr ich das letzte Stück Landstraße und bog im Schritttempo auf den Hof. Mir verschlug es fast die Sprache. Alle Angestellten waren noch da, obwohl sie seit Stunden Feierabend hatten. "Schau mal", küsste ich sie wach. "Willkommen bei uns zu Hause", flüsterte ich und musste einfach noch einmal ihre weichen Lippen liebkosen.

Verschlafen blinzelte sie mich aus kleinen Augen an. "Das hast du schön gesagt", schnurrte sie leise und beantwortete meinen Kuss.

Meine, unsere Haustür ging auf und die Mannschaft starrte wie gebannt zu uns.

Noch einmal tauschten wir eine kleine Zärtlichkeit aus.

Kurt stapfte auf den Wagen zu und machte die Heckklappe auf. "Wurde ja auch Zeit", kam sein Geblubber durch Kartons gedämpft bei uns an.

Wie ein Blitz sprang sie plötzlich aus dem Wagen und flitzte nach hinten. "Was wurde Zeit, Kurt?", stellte sie ihn resolut zur Rede.

Ich war überrascht, dass sie auch so sein konnte. So zierlich; und dann solch ein Auftreten.

"Na ja", wirkte er für einen Atemzug erschrocken, "dass ihr nach Hause kommt", und dann hörte ich ihn lachen. Kurz darauf quiekte Brit auf und er rief laut: "Mädchen, du gehörst doch hierher! Glaubst du, ich bin blöd!?" Nur wenig später stapfte er mit zwei gestapelten Kartons auf dem Arm ins Haus. Alle packten mit an und waren danach verschwunden.

Kurt hatte man noch nie etwas vormachen können. Er war ein ungehobelter, aber umso liebenswürdigerer Holzklotz. Seine Frau hatte manchmal auch ihre liebe Not mit seiner Art, aber sie hielt es schon über dreißig Jahre bei ihm aus. Man konnte ihm auch nie böse sein. Er war einfach so.

Ein sehr ereignisreicher Tag war zu Ende und wir sehr früh nach einem schnellen Abendbrot auf dem Weg ins Bett. Im Vorbeigehen zu meinem Schlafzimmer musste ich feststellen, dass von den drei Wannen Bügelwäsche nicht ein Stück mehr übrig war. Und als ich die Tür aufmachte, lagen da fein säuberliche Stapel auf meinem gemachten Bett, die nur darauf warteten, in meinem Schrank zu verschwinden. Einmal mehr war ich nur überrascht. "Dummerchen", kam es mir wieder in den Sinn und ich musste den Kopf schütteln. Sie war alles, aber das niemals.

Am nächsten Morgen war das Frühstück wieder fertig und Brit angezogen, als ich in meinem Tran in die Küche schlurfte, um den Kaffee anzusetzen.

"Langsam solltest du es gelernt haben", lachte sie mir liebevoll entgegen. "Mach dich fertig, ich warte auf dich", umarmte mich flüchtig und gab mir einen Kuss auf die Wange.

"Brit, du bist einmalig", musste ich lachen.

"Das hoffe ich doch", und dann sah sie mit einem Male wieder traurig aus.

"Nein!", jetzt nahm ich sie ganz fest in die Arme. Ich konnte ihre Gedanken lesen. "Das ist vorbei. Du bist einmalig. Du bist du und Alena ist Alena. Ihr seid zwei völlig verschiedene Menschen. Auch wenn euch Äußerlichkeiten verbinden - Du bist du." Sanft küsste ich sie auf die Stirn. "Lass dich nicht mehr davon beeinflussen. Wie sie jetzt ihr Leben lebt, muss sie wissen. Wenn du ... dein Leben ... hier ... mir ...", durfte ich das überhaupt aussprechen?

"Stefan, ich möchte, ja. Aber jetzt mach dich bitte fertig und lass mir noch die paar Minuten." Liebevoll schickte sie mich nach oben.

Unser Tag begann wie der vorherige. Nur, dass auch meine Haushaltshilfe Ruth mit am Tisch saß. Bevor ich überhaupt was sagen konnte, hatte Kurt sie schon mit den Worten: "Ruth, bliv ruhig. Dat is Brit, Ben sin Fründin, 'n seuten Meeken", empfangen. Damit war das ebenfalls geklärt.

Nachdem die Leute ihre Arbeit aufgenommen hatten, fragte mich Brit: "Warum nennen dich eigentlich alle Ben?"

"Ganz einfach, weil mein zweiter Vorname Benjamin ist. Zwar ist der Rufname Stefan, aber seit je her sagen alle Ben. Wer das mal angefangen hat, weiß ich auch nicht."

"Ja dann, Ben", lachte sie mich an, gab mir noch einen schnellen Kuss und meinte: "Los, du wirst hier nicht fürs Rumsitzen bezahlt. Dein Büro wartet."

Doch ich hielt sie noch einen kurzen Moment zurück. "Bleib bitte nochmal sitzen. Ich möchte gern was mit dir besprechen." Und schlagartig stand wieder eine leichte Panik in ihrem Ausdruck. "Bitte sieh mich nicht immer so an. Ich will dir nichts. Du musst vor mir keine Angst haben. Ich möchte dich nur um etwas bitten."

"Stefan, das braucht noch etwas", klang es dennoch unsicher.

"Ist gut. Es ist sehr lieb, dass du dich so um mich sorgst. Aber meine Leute haben ihr Mittag dabei. Außerdem kostet das auch Geld, was ich verdienen muss. Du darfst dich hier gern einleben und auch zum Mittag kochen. Aber wenn du es eher zum Abend schaffst, ist es unser aller Trott. Ich kenne das nicht anders. Ich hab mir immer erst was am Abend gekocht."

Sie setzte sich aufrecht hin und nahm mich direkt ins Visier. Ihre Furcht war verflogen und hatte einer Bestimmtheit Platz gemacht, die mich sehr erstaunen ließ: "Dann werden sich ab heute zwei Dinge in deinem Leben ändern. Ich kaufe ein und koche mittags. Ich habe deine Vorräte gesehen. Gesund hast du bisher nicht gelebt."

Ich konnte nur nicken. Sie hatte ja recht. Dosen und Tiefkühlkost war nicht unbedingt das Optimum. Aber ich verteidigte mich trotzdem. "Salat hab ich mir jeden Tag frisch gemacht."

"Den Salat hab ich auch gesehen", verdrehte sie die Augen. "Deine Kaninchen haben den aus dem Käfig gescharrt."

"Woher weißt du, dass und vor allem wo ich Kaninchen habe?", war ich mehr als erstaunt.

"Hallo? Als ich auf meinem Zimmer gebügelt habe, hab ich die Ställe gesehen", lachte sie. "Du kennst dein Haus wohl nicht sonderlich gut?", setzte sie neckend nach.

"Ja ja. Schon gut", erhob ich meine Hände und gab mich geschlagen. "Dann mach ich mich mal an die Arbeit. Komm aber bitte nicht auf die Idee, Ruth arbeitslos zu machen. Das wäre dann auch meine einzige Bitte heute." Ich stand auf und ging ins Büro.

Und kaum, dass ich dort saß, stand sie auch schon wieder in der Tür. Mit einem leichten Singen in der Stimme meinte sie: "Deinen Kaffee hast du vergessen", und stellte mir den Becher auf den Schreibtisch. Plötzlich saß sie auf meinem Schoß und hatte ihre Arme um meinen Nacken geschlungen. Mein Herz tat einen Sprung. Kurz musterte sie mich wieder; liebevoll, sehnsüchtig und sprach mit weicher Stimme: "Ich mach das gern für dich und für uns. Wenn du es so willst, kümmere ich mich diese Woche hauptsächlich erst einmal nur um das Geschäft. Nächste Woche ist deine Schwester hoffentlich wieder da. Doch dann möchte ich mich mehr um den Haushalt kümmern. Es reicht nicht, dass Ruth nur einmal in der Woche hier ist. Wenn es tatsächlich das ist, wovon ich hoffe, dass es das ist, möchte ich nicht nur neben dir leben. Stefan, ich möchte mit dir leben. Ich weiß, das ist alles sehr schnell gegangen in den letzten Tagen und Stunden. Doch ich weiß auch, dass ich dich nicht mehr hergeben möchte, egal, was auch passieren mag. Ich liebe dich nicht nur. Ich will dich. Für immer."

Noch bevor ich darauf etwas antworten konnte, verschloss sie meinen Mund mit einer Leidenschaft, die ich ihr bis dahin nicht zugetraut hatte. Als hätte sie die inneren Ketten gesprengt, drängte sie sich begierig an mich. Ich hatte gar nicht den Mut, sie ebenfalls so stürmisch zu umarmen, aber ihr Feuer sprang nur Sekunden später auf mich über. Für eine kleine Weile ließen wir diesen Flächenbrand sich unkontrolliert ausbreiten.

Wir sahen uns wieder an. Ich meinte fast, die lodernde Glut in ihren Augen zu erkennen. "Brit", raunte ich noch leicht benommen, "du machst das schon alles richtig." Noch einmal küsste ich sie zart, dann holte uns der Alltag ein. Das Telefon klingelte.

Der Tag war anstrengend. Ich musste meine Kunden mit der Auftragsarbeit vertrösten. Die gestrige Zeit aufzuholen war nicht machbar. Zwar murrten sie, doch mit einem Preisnachlass, der mir nicht wehtat, stimmte ich sie wieder gnädig. Stunde um Stunde stand ich an der Esse und dem Amboss. Das liebevoll angerichtete Essen schlang ich nur so rein, damit ich nicht noch mehr Zeit verlor. Obwohl schon längst alle gegangen waren, stand ich nach acht immer noch in der Werkstatt. Mehr Zeitverzug konnte ich mir einfach nicht leisten. Doch auch ich hatte meine Grenzen. Gerade legte ich die Schürze ab, als Brit nach dem Rechten sah.

"Ich dachte schon, die hätten dich hier in Eisen gelegt", lächelte sie mich an. "Abendbrot ist fertig."

Sie sagte das wieder mit einer Selbstverständlichkeit, dass es mir schon fast peinlich war.

"Ist was?", sie musste meine Gedanken wieder einmal mehr geahnt haben, denn mein "weiß nicht" ließ sie nicht durchgehen. "Stefan", und sie nahm mich, so schmierig und dreckig, wie ich war, einfach in den Arm, "alles ist in Ordnung. Ich sage es dir auch noch einmal. Ich möchte für dich da sein. Und ich wünsche mir sehr, dass du auch für mich da bist."

Unser Abend war kurz und mir fielen auch fast die Augen zu. Ich wollte nur noch unter die Dusche und dann ins Bett. Doch sie sagte, ich müsse noch zwei Faxe im Büro durchsehen. Die wären am späten Nachmittag gekommen. Also trottete ich mit meinem heißen Tee ins Büro und machte Licht. Adrenalin pur schoss mir durch die Adern. Ich erkannte meinen Schreibtisch nicht mehr wieder. So aufgeräumt war der noch nie. Und auf der frisch polierten Lederunterlage lag auf einer roten Serviette ein Herz aus Glas, dazu ein feingliedriges Metallkettchen. Daneben ein einfaches Blatt Papier. In geschwungener Handschrift las ich: Mein Herz ist sehr zerbrechlich. Die Kette kann es halten - oder aber gefangen nehmen. Sie kann es an dich binden - oder aber zerstören. Es liegt an dir. Ich lege dir mein Herz in deine Hände. Ich liebe dich wirklich von ganzem Herzen. Brit

Ich ließ mich langsam in den Stuhl gleiten. Mein Blick verschwomm. Ihre Worte vom Morgen wurden wieder lebendig, sie bekamen eine ganz neue Bedeutung. Ich musste den Becher hinstellen und mir die Augen reiben. Das, was ich da las, war nicht nur eine Liebeserklärung. Vorsichtig nahm ich das Herz in die Hand. Und erst dann entdeckte ich das, was uns zusammengeführt hatte. Eingelassen in der Mitte dieses Herzens war der Splitter, den ich ihr entfernt hatte. Von der Brust, hinter der ihr Herz auch für mich schlug. Ich konnte nicht mehr hier nur sitzen. Bedacht legte ich es zurück und sauste in die Küche, doch sie war schon nicht mehr dort. Auch im Wohnzimmer nicht. Mit großen Sprüngen nahm ich drei Stufen der Treppe auf einmal und lauschte, als ich oben war. Doch auch im Bad schien kein Licht mehr. Mit pochendem Herzen klopfte ich an ihre Tür, doch es blieb stumm. Wo war sie? Wo war meine Brit, die mir das anvertraute, was ich nicht mehr hergeben wollte? In jedes Zimmer sah ich, bis ich zuletzt meine Schlafzimmertür öffnete.

Das zweite Bett war bezogen. Und darin schlummerte - Brit, eingekuschelt in ein Daunenbett. Wie Goldfäden schimmerten ihre Haare auf dem Kopfkissen. Auch wenn ich immer noch nicht umgezogen war, schlich ich zu ihr und küsste sie. Ein leises Knurren und ihr "geh duschen und komm ins Bett" war Aufforderung genug.

Ich kam aus dem Bad ins Zimmer und nur noch meine Nachttischlampe war an. Leise schlich ich zu meinem Bett und suchte meinen Schlafanzug. Und wieder knurrte sie: "Leg dich hin und mach Licht aus." Mir rauschte vor Aufregung das Blut in den Ohren. Mein Puls dröhnte wie donnernde Trommelschläge.

"Gute Nacht", flüsterte ich in die Dunkelheit, doch das Beben in meiner Stimme konnte ich nicht unterdrücken.

Es raschelte auf meinem Laken, kurz darauf erreichten mich weiche zarte Finger und umfassten mein Handgelenk. Sie deuteten an, nicht so weit wegzubleiben. Nur sehr zaghaft ließ ich mich von ihnen führen. Ein Schauer der absoluten Erregung rauschte mir den Rücken herunter, als ich ihre Haut berührte. Nicht irgendwo. Sie hatte meine Fingerspitzen zu ihrer linken Brust geführt, meine Hand ganz über diesen weichen Hügel gelegt. Ihr Herz schlug heftig von innen dagegen. Der eben noch samtige Gipfel brachte die kleine Knospe hervor. Sie legte ihre Hand auf die meine und drückte sie unter genussvollem Brummen fest darauf. Mir wurde bange.

Verlangend gurrte sie: "Ich sag dir schon, wenn es wehtut. Fester", und erschauderte wohlig, wie ich ihr Fleisch walkte. Ihr Wunsch nach mehr hatte die Glut vom Morgen zu einem erneuten Feuer entfacht. Und auch mich setzte sie augenblicklich in lichterlohe Flammen.

Ich verließ ihre Brust, legte meine Hand auf ihren Rücken und zog sie zu mir; ebenso kam ich ihr auch entgegen. Unsere Münder fanden im Dunkeln zueinander. Ein brennender Kuss; heiße Zungen, die miteinander rangen. Glühende Hände, die den anderen Körper nahe dem Siedepunkt brachten. Schnaufend pressten wir uns aneinander, umklammerten uns; und doch gönnten wir uns mit Fingerspitzen und Krallen jede Zärtlichkeit.

Langsam strich ich ihren Rücken hinab, knetete sie oder verwöhnte nur mit meinen Fingerspitzen, brachte ihre Gefühlswelt mehr und mehr in Wallung. Fast hechelnd ging ihre Atmung. Als würde sie um Erlösung flehen, mischte sich ein leises Wimmern darunter. Wie eine Raubkatze krallte sie sich an meinen Schulterblättern fest. Ihr Körper schüttelte sich. Ich hatte das Ende ihres Rückens erreicht, zog meine Fingerkuppen durch die kleine Kuhle am Ende der Wirbelsäule und breitete meine Hand streichelnd ihr über ihre Backen aus. Mit leichtem Druck presste ich sie gegen mich, ließ ihr Raum, sich an mir zu reiben. Meine Härte drückte uns gegen die Bäuche. Ihren flauschigen Schatz scheuerte sie immer gieriger daran. Ich war bis zum Bersten gespannt. Die Lust, es endlich zu spüren, war schier unendlich und zum Greifen so nah. Meine Hand verließ ihren festen Po, wieder zog ich nur meine Fingerspitzen über die kleine Vertiefung, als ich ihren Oberschenkel erreichte. Sie winkelte das Bein an, legte es auf mein Becken und ließ den Fuß hinter meine Kniekehle fallen.

"Fass mich an", presste sie stöhnend aus. "Fühl mich. Nimm mich!"

Sanft streichelte ich mich auf die Innenseite, näherte mich ihrem Schatz. Erster Flaum, weiche Härchen, feuchte weiche Haare. Daunenweich. Ich ließ meine Finger über ihre Lippen des höchsten Genusses gleiten und verharrte eine kurze Weile. Nur mir gönnte ich diese Berührung. Doch ich merkte, wie sie ihr Becken nach hinten schob, mir Raum gab, sie endlich zu fühlen, sie zu berühren, zu verwöhnen. Ein Finger versank zwischen den samtenen Wölbungen der Lust. Sie gaben bereitwillig nach, empfingen ihn, die Stelle zu liebkosen, aus dem ihr Quell floss.

Sie erbebte, als ich über die Stelle des letzten Geheimnisses strich. Doch mein Ziel lag noch nicht hier. Ekstatisch schrie sie auf und zuckte in höchster Erregung, wie ich ihre kleine Perle erstmals berührte. Hingebungsvoll umgarnte ich dieses kleine Ende, entlockte ihr neue Töne.

"Komm in mich", presste sie zitternd aus, "ich will dich. Ich will dich jetzt!"

Ich fasste zwischen ihren Beinen durch, entfernte mich ein kleines Stück von ihr und ließ meine Eichel durch ihre Nässe fahren. Plötzlich nahm sie ihr Bein wieder zurück und klemmte meine Männlichkeit ein. Mit sanftem und doch energischem Drängen rollte sie mich auf den Rücken und kam auf mir zu liegen. Sofort weitete sie sich wieder, stützte ihre Knie neben mir ab und dirigierte meine Spitze nur mit ihrem Becken vor ihre verborgene Rose. In kleinen Stößen presste sie leise gellend ihre Geilheit raus, als sie mich einließ, ich sie fast Millimeterweise ausfüllte. Ihren Mund gegen meine Schulter gedrückt, quiekte sie im Takt ihres rasenden Atems. Doch sie schob sich selbst tiefer. Meine Furcht, ich könnte ihr mit meiner Größe Schmerzen bereiten, verflog im Nu. Doch dann wehte sie plötzlich, riss ihren Kopf hoch. Ein verzerrtes "AH! AU!" füllte den Raum.

Ich wagte kaum noch zu atmen, dabei war ich nur mit meiner Spitze halb in ihr versunken. Sie keuchte, hielt sich bei mir fest und wirkte benommen. Bevor ich begriffen hatte, stemmte sie sich hoch, ließ ihr Gewicht einfach auf mich fallen und schrie schmerzerfüllt auf. Ich rauschte in sie und ein erneuter Aufschrei ließ sie erstarren. Sie fiel zurück auf meine Brust, ihre Stirn stützte sie gegen meine Schulter. Heftig blies mir ihr Atem ins Ohr, als sie sich langsam entspannte, ihre Wange auf meiner Schulter lag. Wasser benetzte meine Haut.

Erst jetzt verstand ich. Es war für mich, wie in einem Traum. Meine Traumfrau hielt ich in den Armen, die mir ihre Liebe, ihr Herz und ihr letztes Geheimnis schenkte. Mir liefen die Tränen. Sie hatte sich mir vollends überlassen. Ich umarmte sie fest, suchte ihre Lippen und konnte ihr nur einen Kuss geben. Doch sie beantwortete meine Liebe, die ich ihr gab.

Ihre Tränen des Schmerzes und unsere der Liebe waren getrocknet. Das Gefühl, mit ihr vereint zu sein, war unbeschreiblich. Langsam begann ich, mich in ihr zu bewegen. Und ich nahm sie mit auf die Reise ins Land der Erfüllung.

Eng umschlungen wogen wir im Einklang, wie auf Schwingen. Küssend, streichelnd. Ihre weichen Brüste schmiegten sich an mich, die harten Krönchen darauf schienen sich in meine Haut bohren zu wollen. Unser Takt wurde schneller. Wieder vernahm ich ihr stoßweises Wimmern und Gurren. Es war zu viel für mich. Meine Lenden und Hoden verkrampften sich.

"Brit!", keuchte ich, "oh Brit! Oh ... ich ..."

"JA!", stieß sie mir entgegen, ihr heißer Atem schien meine Haut zu verbrennen, "Stefan ... ja ... Ben ... KOMM!", und sie explodierte urplötzlich wie ein Vulkan. Ihre Fingernägel bohrten sich in meine Oberarme. Am ganzen Leib zitternd und zuckend, selbst überwältigt ob der Heftigkeit ihres plötzlichen Orgasmus. "Du darfst ... komm", presste sie zwischen zwei Atemzügen aus.

Wie ein Bär, der seine Beute mit den Pranken hält, packte ich ihr Becken, hob sie ein wenig an und trieb in immer wilderen Stößen in sie. Und plötzlich schleuderte ich mein Magma in ihre heiße Kammer. Brummend, ächzend, stöhnend.

Es gab den Himmel auf Erden.

Stürmisch, liebend vereint und ineinander ruhend küssten wir uns hingebungsvoll. Wir bebten immer noch vor Aufregung und nur langsam abebbender Ekstase.

Mit einem tiefen Seufzer wich ihre Anspannung. "Ich liebe dich", flüsterte sie so leise, dass es fast im Rascheln der Bettdecke unterging.

Auch ich kam langsam von dieser wunderbaren Reise wieder an. "Brit", raunte ich mit heiserer Stimme, "ich werde dein Herz gut bewahren. Ich will dich auch - für immer." Ich empfand eine große innere Ruhe; als wäre ich vorher rastlos auf der Suche gewesen. Unsere Wege hatten zusammengefunden.

In enger Umarmung drehten wir uns auf die Seite; von den Fittichen der Nacht bedeckt, ließen wir uns in Morpheus' Arme sinken.

Als hätten wir nur ein paar Minuten geschlummert, weckte uns der junge Tag.

Was für ein Gefühl, am Morgen im Bett samtene Haut zu fühlen und das, was mir lieb und teuer geworden war, wachzuküssen. Ich beobachtete meine Liebste, wie sie mich aus ihren noch kleinen Augen ansah. "Guten Morgen, mein Liebling", schnurrte sie leise und genoss meine Zärtlichkeiten. "Ich glaube, ich muss duschen", kam es kaum wacher. "Ich klebe ein wenig."

"Nicht nur du", musste ich schmunzeln, doch ich hatte auch eine Frage, nein, viele Fragen. Aber wieder einmal war sie mit ihrem Instinkt schneller. Der schien weit vor ihr aufzustehen.

"Ich nehme nicht die Pille, falls du das fragen willst", und strich sich eine müde Strähne aus den Augen, "aber ich bin kurz vor meinen Tagen. Du brauchst also keine Angst haben, Stefan."

Hörte sie etwa meinen Steinbruch rollen? Obwohl ich mir in diesem Moment sehr gut vorstellen konnte, es mir sogar sehnlichst wünschte, sie als Mutter unserer Kinder zu sehen. "Und warum haben wir letzte Nacht ... obwohl du ...?", ich wagte nicht, es auszusprechen.

"Ja, bis letzte Nacht war ich noch Jungfrau", sagte sie sehr besonnen und bedeutungsvoll. "Ich habe dir aber mein Herz geschenkt. Mein Herz und meine Unberührtheit. Das gehört für mich zusammen. Ich habe noch nie einem Mann zuvor gesagt, dass ich ihn liebe. Du bist der Erste. Und es ist so, ja. Ich liebe dich. Und trotzdem müssen wir nun aufstehen, auch wenn ich dich gern noch einmal in mir fühlen möchte. Ich gehe jetzt duschen", sagte es, schlug die Decke zurück und stand nach einem flüchtigen Küsschen auf.

Ich genoss jede Faser, jeden Millimeter ihrer samtig, nahtlos sonnenverwöhnten Haut. Ein Körper; kaum dem Mädchenalter entwachsen und doch Frau. Als hätte sie ihre Jugend nie abgelegt. "Nimmst du mich mit?", fragte ich erwartungsvoll.

"Wohin?", schaute sie über ihre Schulter. Ihr goldenes Haar schimmerte im Schein der Lampe.

"Unter die Dusche?"

"Nimmersatt", lächelte sie mich an und streckte einladend ihre Hand aus. "Und du wolltest meine Brust nicht anfassen", zwackte sie mich in die Seite, als das warme Wasser über unsere Körper spülte.

"Warum nur die Brust, wenn ich die ganze Frau haben kann", konterte ich und umfasste ihr Gesicht vorsichtig. "Brit, es kommt mir alles noch so unwahr vor."

"Mir nicht", kam es sanft und trotzdem sehr überzeugend.

Die Tage verflogen, unsere Nächte waren teilweise heiß und auch zu kurz. Ihre Regel kam - zum Glück.

"Der Leichtsinn hat jetzt aber ein Ende", ließ sie mich wissen und legte die Packung mit der Pille auf den Tisch. "Noch möchte ich nicht Mutter werden, Stefan, aber sobald wie möglich."

"Hast du für mich auch noch ein Glas?", wispert es leise an meinem Ohr.

Ich schrecke aus meinen Gedanken hoch und sehe mich verwirrt um. Meine Liebste kniet neben mir und hält auffordernd ihr Glas hin. Ich angle nach der Flasche und gieße ihr ein. Wie ein kleines Kind krabbelt sie zu mir auf den Schoß und lehnt sich bei mir an. Wir sind beide kaputt von diesem Tag; aber auch unendlich glücklich.

"Was ist mit dir, Ben?", hebt sie kurz ihren Kopf und erforscht mein Gesicht.

"Müde", sage ich nicht ganz die Wahrheit und muss schmunzeln. "Weißt du, ich bin müde. Aber ich musste auch an etwas denken. Das muss ich dir eigentlich mal erzählen. Das war sogar ganz lustig damals. Weißt du, letztes Jahr im September war das. Da kamen nämlich mal zwei so junge Dinger in meinen Laden ... au", sie hat mir ohne Vorwarnung ihren Ellenbogen in den Magen gestoßen.

"Junge Dinger! Wie sich das anhört! Wie Flittchen!", ist sie entrüstet.

"Na ja. Betrachten wir es mal ganz neutral. Du hattest damals das Top an - ohne BH. Deine Schwester trug einen."

"Woher willst du das denn wissen?", klingt sie immer noch fassungslos, muss aber auch lachen.

"Ein Eimer mit Wasser bringt einiges ans Tageslicht. Kommt immer drauf an, wofür man das Wasser gebraucht", griene ich etwas listig und lasse meine Hand unter ihren weiten Wohlfühlpulli gleiten. Sie will etwas sagen, doch ich verschließe ihren süßen Schmollmund, möchte jetzt mit ihrer kleinen Zungenspitze spielen, mit ihr ringen. Sanft ziehe ich kleine Kreise über ihren flachen Bauch, krabble mit den Fingern hinauf, um meine Hand liebkosend über ihre festen und doch so nachgiebig weichen Brüste zu streichen zu lassen. Unser Kuss verstärkt sich, wird zu einem kleinen Kampf um die Vorherrschaft, meine Hand ruht auf ihrer linken Brust. Ihr Herz bollert von innen dagegen. Mein Spiel steigert sich und ich schiebe meine andere Hand mit unter den weiten Stoff, knete ihren zweiten Wolllusthügel so, wie sie es gern hat. Nur kurz unterbrechen wir den Ringkampf unserer Münder. Kehlig, von Geilheit und Gier besessen knurre ich: "Und ich will deine kleinen strammen Titten nicht erst auspacken müssen, meine Süße."

"Lustmolch", raunzt sie etwas gestreng, stellt das Glas auf den Tisch und hat mit einem Schwung ihren Pullover ganz ausgezogen. "Ich will zusehen, wenn du mich verwöhnst," und in ihren Augen flammt die Glut auf, "ich will dich sehen, wenn du mir am liebsten hemmungslos die Kleider vom Leib reißen willst. Mich nur noch nackt willst, um mich einfach nur noch zu nehmen." Mit einem Satz ist sie von meinem Schoß runter und steht vor mir. Rasend vor ungezügelter Lust sprengt sie ihre Hose auf und schiebt meine Finger auf ihr goldenes Dreieck. "Zieh mich aus! LOS!", und sie schiebt meine Hand kernig auffordernd zwischen ihre Schenkel, dass ich ihre Nässe fühlen kann. "Ich will dich! JETZT!", kommt bei mir in einer Triebhaftigkeit an, wie ich es schon manches Mal von ihr gehört habe.

Ich weiß, dass sie eine unendlich sanfte und anschmiegsame Frau sein kann; dass wir uns zärtlich einander hingeben können, und nach Stunden des Verwöhnens im Gleichtakt gemeinsam ineinander vereint den Weg zum Gipfel des Genusses hinaufschweben; um oben angekommen, in einmütiger Harmonie das Ziel unserer Liebe im Rausch der höchsten Erregung miteinander zu erleben.

Doch wenn sie vom reinen Verlangen nach ungezügeltem Sex gepackt wird, erwacht in ihr das Raubtier. So zierlich ihre Erscheinung auch sein mag, sie mutiert vom blonden Engel zum schwarzen Panther. Und diese Wildkatze ist jetzt in ihr erwacht.

Ohne Rücksicht, selbst nur vom Heißhunger nach ihrer Nacktheit angetrieben, zerre ich ihre Hose samt Slip bis zu den Knöcheln runter, packe ihre Backen und vergrabe meine Nase in ihrer Mitte. Meine Zunge drängt zwischen ihre Schenkel und will ihre empfindliche Perle reizen. Sie stützt sich auf meinen Schultern ab, strampelt sich selbst die Hose ganz aus und wirft sich rücklings auf das Sofa.

"Zeig mir, wie sehr du mich willst", ihre Augen sprühen Funken der Leidenschaft. Weit spreizt sie ihre Beine und zieht ihre Schamlippen auseinander. "Du willst mich!", röchelt sie lüstern. "Sie her!", fährt sie mich auffordernd an und zieht mit ihren Fingern durch die Nässe, dass es schmatzt.

Meine Sachen fliegen durch den Raum und ich knie mich nackt vor das Sofa. Ich will ihren Saft schmecken, sie mit meiner Zunge und meinen Fingern in den siebenten Himmel katapultieren und sie dann mit meiner Länge ausfüllen. Ich will in sie fahren, sie glücklich machen, ihre Wünsche von den Augen ablesen.

Doch sie schiebt mich weg. "Nimm mich endlich!", schreit sie mich brünstig an, "Steck ihn mir rein! Fick mich endlich, verdammt noch mal!"

So kenne ich sie kaum, dass sie es fast nicht mehr erwarten kann. Aber ihre Blicke, die sie mir schon den ganzen Tag zuwarf, ihre zarten Berührungen, die ich immer wieder genießen durfte. Jetzt gewinnen sie an Bedeutung. Hemmungslos und ohne Rücksicht weite ich ihre Mitte, sehe zu, wie mein mächtiger Schwanz immer tiefer in ihrer Höhle verschwindet, sie pfählt und aufspießt. "Ganz!", schreit sie hemmungslos, "lass dich gehen!"

Ich traue mich fast nicht, bis zum Ende in sie zu stoßen. Meine Größe ist länger als das, was sie aufnehmen kann. Und dann merke ich nur noch, wie sie ihre Beine hinter meinem Steiß verschränkt und es mich mit Macht in sie drückt. Unerbittlich hat sie mich in sich geschoben, ihr Innerstes gedehnt, bis mein Becken gegen ihren Po kracht. Sie schreit auf, lässt aber nicht locker, verkrampft fast ihre Beine und ihre Muskeln massieren in atemberaubender Geschwindigkeit meinen Mast. Ich kann mich nicht bewegen. Sie flattert mit ihren Fingern über ihre Klit, hat die Schamlippen weit auseinandergezogen und walkt ihre Perle. Dieser Anblick und das wahnsinnige Gefühl in ihr, was sie mit meinem Glied anstellt, bringt mich fast um den Verstand. Sie bäumt sich unter mir auf und lässt mit einem befreienden Schrei ihr Hochgefühl durch den Raum hallen. Ihre Beine lassen locker, ich darf mich an ihr laben und mich ganz meinem Gefühl hingeben. Doch ich will jetzt auch nur noch zum Ziel kommen, stoße in sie, denke nicht mehr darüber nach und krache immer wieder gegen ihren Po. Sie springt nochmals auf den Zug auf und zieht wieder ihre Lippen auseinander. "Knete mich!", giert sie verlangend. Und nur zu gern komme ich dieser Aufforderung nach. Es beginnt in mir zu brodeln und fast im selben Moment feuere ich den ersten Schuss ab. Immer wieder schiebe ich mich bis zum Anschlag in sie. Und beim letzten Schuss kommt auch sie noch einmal gewaltig.

Mir ist schwindelig. Was sie heute mit mir angestellt hat, war der Wahnsinn. Es gab ja schon die absonderlichsten Orte, wo wir einfach übereinander hergefallen sind, aber in dieser Härte hatten wir es noch nie getrieben. Langsam komme ich zu mir. "Was war los heute?", frage ich noch halb benommen.

Sie ist ebenso noch außer Atem. "Du weißt doch", lächelt sie und ringt ein wenig nach Luft, "was du mich vor ein paar Wochen mal gefragt hast", sie keucht immer noch leicht. "Und diesen Monat ...", kurz stockt sie und wirkt ein wenig verlegen, "diesen Monat beginnen heute wichtige und wunderschöne Tage." Ihr läuft eine Träne über die Schläfe und wird von ihrem seidigen leicht verschwitzten Haar aufgefangen. Sie schnieft und zieht mich zu sich runter. Samtig weich fahren ihre Lippen über meine Wangen; ihre Zungenspitze zeichnet meine Lippen nach. Stützend hält sie meinen Kopf mit ihren Händen und betrachtet mich eine kleine Weile. Sehr bedächtig kommen ihre Worte: "Stefan Benjamin Klaasen. Vor einem halben Jahr haben wir beide uns das Ja-Wort gegeben. Ich schenke es dir heute nochmals - aber auch mir. Dir - und mir - und unserem Wunsch nach einer Familie."

 

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